Die Gemeinschaft mit den Heiligen

Es heißt, dass in der Gemeinschaft eines Heiligen Gott dem Menschen näher kommt, da Gott Selbst durch Ihn spricht. Weil wir alle auf die eine oder andere Weise an die Schriften gebunden sind, zieht der Meister vollen Nutzen aus diesen verschiedenen Schriften, die Ihm bei Seiner Arbeit der Spirituellen Regeneration als Hilfsmittel gelegen kommen, um die verschiedenen Arten der Menschen in jedem einzelnen Fall auf dem Weg des geringsten Widerstandes richtig zu führen.

Ein Murshid-i-Kamil gibt Sich nicht damit zufrieden, bloß theoretisches Wissen zu vermitteln. Er gewährt eine praktische Erfahrung von dem, was Er sagt, und darin liegt Seine Größe. Einer, der auf der Ebene der Seele von dem, was er auf der Ebene des Intellekts behauptet, keine wirkliche Erfahrung gewähren kann, ist kein Meister im wahren Sinne des Wortes, und seine Worte können nicht ins Gewicht fallen und überzeugend klingen.

Ein Satguru ist wahrlich die Personifizierte Wahrheit, Gott im Gewand des Menschen. Seine Mission ist es, die menschlichen Seelen zur Wahren Heimat Seines Vaters – Sat oder der Wahrheit – zu führen, die Sach Khand oder Wohnstatt der Wahrheit genannt wird, die erste große Aufteilung, die nach Seinem Willen ins Sein kam und daher die Region des reinen Geistes ist, ewig und unzerstörbar.

Der Pfad der Meister ist eine erhabene Straße, die von der lediglich physischen, materiellen Welt in den rein Spirituellen Bereich, jenseits aller Dualität und Paare des Gegensatzes, führt.

Der Satguru sagt:

Bewegt euch in dem gewaltigen Meer der Lichtsubstanz, eure Vollendung liegt in euren Herzen. Geht weiter und immer weiter, bis keine Spur des Menschlichen mehr übrigbleibt. Die Lichtsubstanz kennt keine Grenzen.

Sein Pfad ist nicht der von Höllen und Himmeln, noch der von Mühen und Sorgen, sondern der einer Prachtstraße voller Blumen 'von himmlischen Lichtern und die Seele ergreifenden Melodien Göttlicher Harmonien übersät'; und darüber hinaus, kommt Er Selbst als ein zuverlässiger Freund und ein unfehlbarer Führer, in all Seiner Glorie in voller Strahlung, und begleitet die Pilgerseele in das Große Jenseits, weist sie in das Leben des Geistes ein, während Er weiter voranschreitet und die Schönheiten und die Mysterien des Weges erklärt, vor Fallen schützt und uns vor scharfen Biegungen und Wendungen, die auf dem Weg liegen, warnt.

Von Anfang an wird der Schüler gelehrt, wie man sich vom Körper zurückzieht und sich über das Körperbewusstsein in höhere Regionen erhebt. Der Innere Mensch muss sich von seiner groben körperlichen Umhüllung zurückziehen, so wie man ein Haar aus der Butter zieht; denn es ist, um die Ausdrucksweise der Neuplatoniker zu verwenden, die Seele im Lichtkörper, die sich erhebt, um das Selbst zu finden.

Die Manduka-Upanishad sagt uns:

Nicht mit dem Auge, nicht durch Reden, nicht durch die Sinne, nicht durch Härten, nicht durch religiöse Riten, Rituale und Zeremonien ist der Ungeteilte Eine zu erfassen, sondern durch heitere Weisheit sieht Ihn das reine Wesen in der Meditation.

So sagen die westlichen Gelehrten:

Wahres Glück kommt niemals über den Weg der Sinne, da es jenseits der Sinne liegt. Grenzenlose Freude kann uns nur zuteilwerden, wenn wir wissen, wie man sich über die Sinne erhebt und den erhabenen Blick ergreift, der dem Reinen gegeben wird.

Die Göttliche Weisheit ist, kurz gesagt, zusammengenommen die Wissenschaft und die Kunst der Seele, und nur ein theozentrischer Heiliger, Der in beidem bewandert ist, kann für uns das Rätsel des Lebens und des Todes lösen, indem Er uns eine Ersthand-Erfahrung von dem Tod im Leben gibt, und jenseits des geringsten Schattens eines Zweifels demonstriert:

Das Leben ist eine reine Flamme, und wir leben durch eine unsichtbare Sonne, die in uns ist. Was haben Leben und Tod mit Licht zu tun? Nach dem Ebenbilde Meines Lichtes habe Ich dich erschaffen. Die Relativitäten von Leben und Tod gehören zum kosmischen Traum. Erblicke dein traumloses Sein. Die Schöpfung ist sowohl Licht als auch Schatten, anders ist kein Bild möglich. Die Finsternis wird nur dann leuchtend und die Leere fruchtbar, wenn du verstehen wirst, dass du nichts bist. Erst am Berg der Verklärung wirst du die Offenbarung erlangen und die Verschmelzung von Himmel und Erde sehen.

Die Vollkommenheit zu verehren, ist die Höchste Bildung im Leben, und nur ein Vollendeter kann durch Übertragung Seines eigenen Lebensimpulses die Seele von ihren Fesseln des Gemüts und der Materie befreien und eine Vision der erhabenen Wirklichkeit gewähren. Derjenige, Welcher bei der allerersten Sitzung das Innere Auge mehr oder weniger für einen kurzen Blick des Heiligen Lichts des Himmels öffnen und das Innere Ohr für die Musik der Sphären erschließen kann, hat allein das Recht, ein Vollendeter Heiliger oder Wahrer Guru genannt zu werden.

Von einem solchen sagt Shankara:

In den drei Welten existiert kein bekannter Vergleich für einen Wahren Guru. Wenn von dem Stein der Weisen angenommen wird, dass er wirklich ein solcher ist, kann er doch nur Eisen in Gold verwandeln und nicht in einen anderen Stein der Weisen. Der verehrte Lehrer hingegen macht den Schüler, der zu Seinen Füßen Zuflucht nimmt, Sich Selbst gleich. Der Guru ist daher unvergleichlich, nein, überragend.

Guru Arjan, indem Er über Seinen Meister Guru Ram Das spricht, sagt:

Ich habe ganz Brahmand durchforscht, aber nicht einen gefunden, der meinem Meister gleichkäme.

Und schließlich sagte Er:

Hari (Gott) Selbst scheint mir die Benennung Ram Das angenommen zu haben.

In der Alltagswelt sind wir alle sehr geschäftig, wirklich sehr geschäftig, zu geschäftig, um an Gott zu denken, geschweige denn, die Gegenwart des Lebendigen Gottes zu praktizieren und ganz zu schweigen davon, in Seiner Heiligen Gegenwart zu leben. Wenn wir überhaupt in gelegentlichen Momenten von Ihm sprechen und reden, Ihn verehren und Ihm unsere Gebete darbringen, tun wir es nicht, um Ihn um Seinetwillen zu gewinnen oder um zu Ihm um unserer selbst willen zu gelangen, sondern nur, um Vergünstigungen von Ihm zu begehren und um eine leichte und schnelle Befreiung von unseren Schwierigkeiten zu erhalten und um den Problemen und Drangsalen zu entgehen.

Wenn wir es wiederum hin und wieder ernst mit Gott meinen, versuchen wir, Ihn in der irdischen Umgebung um uns herum, den schneebedeckten Gebirgshöhlen, im brennenden Wüstensand, den Tiefen der heiligen Seen und Flüsse zu finden, verehren Ihn in den Elementarkräften der Natur wie der aufgehenden Sonne, der leeren Weite oben, den Gewitterwolken, im Luzifer und im Vesper, und schlimmer noch, in Baumhöhlungen, in den Fischen des Meeres und den Vögeln der Luft; und es ist kein Wunder, dass wir Ihn trotz all unserer Bemühungen nicht finden.

Gott Selbst hat erklärt:

Ich bin so groß, dass Mich die ganze Welt nicht fassen kann, noch die Himmel Mir eine hinreichende Stütze bieten können, noch die Erde Mir einen Sitz bieten kann; aber so seltsam es dir erscheinen mag, wohne Ich im Herzen Heiliger Menschen. Wenn du Mich zu sehen begehrst, suche Mich dort, und du wirst Mich finden.

Kabir sagt uns ebenfalls:

Wie kannst du die Wirklichkeit finden, wo sie nicht ist? Suche das Wirkliche, wo die Wirklichkeit wohnt, ergreife Ihn, Der das Wirkliche kennt, Er wird dich auf der Stelle zu Ihm bringen.

Dies ist nun der Weg zur Selbsterleuchtung. Der Prozess, obwohl er scheinbar kompliziert und lang ist, wird durch die Gnade eines Vollendeten Meisters – Sant Satguru – vereinfacht. Er hält den Zauberstab bereit, das Sesam, öffne dich!, das den Zweck erfüllt und einen befähigt, Zugang zu dem zu erhalten, was unzugänglich ist.

Derjenige, Welcher über Sat Lok hinausgelangt, Er kennt den Unbegreiflichen und Unaussprechlichen. Die Heiligen leben im Namenlosen, der Sklave Nanak findet Frieden in Ihm.

Wir sehen also, dass man, wenn man lernen könnte, während des Lebens – einen freiwilligen Tod nach Belieben – zu sterben, immerwährendes Leben erlangt, frei vom endlosen Kreislauf der Geburten und Tode und Wiedergeburten. Daher singen die Heiligen Loblieder über einen solchen Tod über alle Maße und lehren uns, wie man die verschiedenen Ebenen übersteigt und wie man ins Jenseits gelangt und wie man das Königreich Gottes erlangt, welches unser Geburtsrecht ist, das uns nunmehr verlorengegangen ist. Es liegt in unserer Reichweite, wenn wir nur auf Sie hören, Ihre Lehren annehmen, Ihnen unablässig und mit bereitwilligem Gehorsam folgen.

Nach dem Tod hat jeder von uns blind in einen Zustand äußerster Not und Hilflosigkeit zu gehen. Die Schriften überall auf der Welt legen besonders hohen Wert darauf, den Grenzbereich zwischen Leben und Tod auf dieser Seite der Welt und dann zwischen Tod und Leben auf der anderen Seite zu überqueren.

Warum nicht schon während des Lebens dort Fuß fassen, wohin du nach dem Tod zu gehen hast?

Guru Nanak, Sri Rag M1

O Nanak, lerne zu sterben, solange noch Zeit ist, denn das ist wirklich ein echter Yoga.

Guru Nanak, Suhi M1

Stirb und bleibe der Welt tot, einen solchen Tod erfahre ich viele Male am Tag.

Kabir

Mit der Gnade des Meisters kann man das Gemüt beherrschen; indem du das Gemüt bezwingst, triffst du den Herrn mit Sicherheit.

Kabir

Sei tot, während du lebst, und sei furchtlos frei, mit einem Kompetenten Meister an deiner Seite wird es nichts zu bereuen geben.

Kabir

Du wirst reichen Gewinn erhalten, wenn du zu sterben weißt, ehe der Tod dich ereilt.

Bulleh Shah

Shabd oder der Ewige Lebensstrom ist die einzige Hilfe auf diesem Pfad: In Shabd sterben wir (gehen wir auf), in Shabd leben wir ewig ohne Todesfurcht, dies ist das Wahre Wasser des Lebens, das eine seltene Seele durch Seine Gnade erhalten kann.

Guru Amar Das, Sorath M3

Was gibt der Meister? Er manifestiert den Ewigen Tonstrom, der das Leben des Universums ist und in dem wir alle leben. Indem wir auf diesem hörbaren Lebensstrom treiben, können wir, während wir leben, nach Belieben die verschiedenen Ebenen der Existenz übersteigen und zurück in die physische kommen, wenn wir es so wünschen.

Ohne die Hilfe von Shabd kannst du nicht aus der irdenen Form entkommen. Es gibt keinen anderen Weg außer diesem.

Soami Ji

Erlösung oder immerwährendes Leben kann nicht durch Taten erworben werden, wie rechtschaffen und lobenswert sie an sich oder in den Augen der Welt auch sein mögen. Es ist bloß ein Geschenk der Gnade von einem Gottmenschen, in Dem die Kraft Gottes in ganzer Fülle wirkt.

Denn aus Gnade seid ihr selig geworden […] und das nicht aus euch; Gottes Gabe ist es; nicht aus den Werken, auf dass sich nicht jemand rühme.

Epheser 2:8-9

Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach Seiner Barmherzigkeit machte Er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.

Titus 3:5

Und ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden.

Apostelgeschichte 4:12

Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen,

Titus 2:11

und Seine Gnade wird auch in Zukunft erscheinen, solange Gott existiert und Seine Schöpfung weiter die Erde bevölkert.

Dies ist also der Weg zum Ewigen Leben, indem man im Lebensprinzip selbst lebt, immer in Verbindung mit dem Heiligen Wort, dem Willen Gottes – Hukam; und es gibt keinen anderen Weg als diesen, so sehr man es auch versuchen mag. Doch die Offenbarung des Gottesweges in den lebendigen Lebensschnüren Innen – dem Heiligen Licht und der Stimme Gottes – hängt einzig von der Gnade eines Gottmenschen ab, eines Heiligen, Der das Personifizierte Wort ist, 'Dem alle Dinge vom Vater übergeben sind' und von Dem es heißt:

Und niemand kennet den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

Matthäus 11:27

Immer wieder kommen Große Seelen in die Welt, um uns an unsere Wahre Heimat zu erinnern. Sie sagen uns mit deutlichem Ruf, dass diese Welt nicht unsere ursprüngliche Heimat ist. Wir sind hier nur für eine kurze Zeitspanne als Reisende in einer Karawanserei und müssen uns daher darauf vorbereiten, sie zu verlassen, und je eher wir das machen, desto besser wäre es. Wir müssen daher für das Königreich des Himmels arbeiten und das Ewige Leben erlangen.

Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.

Matthäus 6:10

Und von diesem Königreich heißt es:

Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch. Und dieser Körper ist wahrlich der Tempel des Heiligen Geistes, und der Heilige Geist wohnt darin.

Lukas 17:20-21

Darum ermahnen uns alle Weisen und Seher:

Der Ort, den du am Ende verlassen musst, hat dich am meisten gefesselt, wenig weißt du von dem Ort, an dem du für immer zu weilen hast.

Guru Nanak

Arsh (der Himmel) ist deine Wahre Wohnstatt, meine Seele, schäme dich, dass du in der irdenen Form verwickelt bist.

Shamas-i-Tabrez

Du, mein Herr, wohnst in Deinem Heimatland, während ich hier im Staub krieche.

Guru Nanak

Deine Stätte ist, wo die Erde nicht ist, weshalb hältst du an der Erde fest?

Soami Ji

Das menschliche Leben ist nur ein Hauch, warum nicht in Verbindung leben mit dem Ewigen Wort?

Kabir

Jene, Die Sich mit dem Wort verbunden haben, Deren Mühen werden enden, und Ihr Antlitz wird voll Glanz erstrahlen. Nicht nur werden Sie erlöst sein, o Nanak, sondern viele andere werden mit Ihnen die Freiheit finden.

Guru Nanak

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Quelle: Das gesamte Schlusswort, mit Ausnahme der Einfügung durch den Herausgeber, ist ein Auszug aus 'Das Mysterium des Todes – V. Was ist nach dem Tode?', von Kirpal Singh, 1894–1974.

Veranschaulichung:

Nur ein Vollendeter kann: Dies ist das wesentliche Kriterium und hat nichts mit Äußerlichkeiten zu tun. Die Wahren Gurumukhs und Khalsas lassen sich noch nicht einmal so nennen. 

Daher sollte jeder, der von einem unvollendeten sogenannten Meister oder in einer Organisation initiiert wurde, sich selbst aufrichtig die Frage stellen: Hat er Naam erhalten oder nicht?

Was gibt der Meister: Auch heute noch – zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts – kann jeder durch die Gnade des Einen Gottes und den durch unseren Meister Kirpal Singh wirkenden Gott diese Verbindung mit Naam erhalten.