Die Geschichte über Brahmas Suche nach seinem Vater – Niranjan

Kabir sagte zu Dharam Das:

Dharam Das, du bist mir sehr teuer. Verstehe meine Lehren und mit Entschiedenheit behalte sie in deinem Herzen. Brahma brauchte nicht lange, um dort hinzugelangen, da er seines Vaters Darshan verlangte. Er gelangte zu jenem Ort, an dem es weder Sonne noch Mond gibt – es gibt dort nur den Raum. Auf vielerlei Arten betete er und dann kontemplierte er über das Licht. Auf diese Weise vergingen viele Tage, jedoch hatte er immer noch nicht den Darshan seines Vaters. Er vergeudete vier Yugas in der Kontemplation über den Raum, dennoch hatte er immer noch nicht seines Vaters Darshan.

Adhya macht sich Sorgen um Brahma

Brahma hatte nicht den Darshan seines Vaters; meditierend im Raum, vergingen viele Yugas.

Seine Mutter war besorgt in ihrem Herzen,

"Wo ist mein ältester Sohn, Brahma? Wie kann ich weiterhin erschaffen? Wann wird er zurückkommen?"

Die Erschaffung von Gayatri

Ihren Körper rubbelnd, entnahm die Mutter Unflat und erschuf die Gestalt einer Tochter. Die Essenz von Shakti wurde mit ihrer vermengt, und der Name Gayatri wurde ihr gegeben. Gayatri verneigte sich vor ihrer Mutter, küsste ihre Füße und legte ihren Kopf auf ihre Füße.

Ihre Hände beide zusammenfaltend, machte Gayatri diese Anfrage.

"Höre, Mutter, zu meiner einzigen Frage: Weshalb erschufst du mich? Sage es mir, auf dass ich deinen Befehlen gehorchen möge."

Adhya sagte,

"Tochter, höre Folgendes: Brahma ist dein ältester Bruder. Er ist in den Himmel gegangen, um den Darshan seines Vaters zu haben. Geh’ und bring ihn zurück, nachdem du ihm verständlich gemacht hast, dass er niemals den Darshan seines Vaters haben wird. Er wird seine Geburt vergeuden über der Suche nach ihm. Was immer notwendig sein wird, ihn herzubringen, geh’ und tue es und bring’ ihn zurück."

Gayatri sucht nach Brahma

Kabir sagte dies zu Dharam Das:

Gayatri machte sich auf den Weg mit den Worten ihrer Mutter in ihrem Herzen. Das Mädchen mit dem zarten Körper ging voran, denkend an ihrer Mutter Worte.

Hymne

Nach dem Eintreffen dort sah sie den Weisen, dessen Augen geschlossen waren. Für ein paar Tage verweilte sie dort; dann dachte sie an einen Plan. 'Wie wird er aufstehen? Was ist nun zu tun?' Sich ihrer Mutter erinnernd, überlegte sie und überlegte – und stellte letztendlich einen Kontakt mit ihr her.

Adhya verrät Gayatri, wie sie Brahma aufwecken kann

Als Gayatri Adhya kontaktierte, erhielt sie diese Botschaft:

"Brahma wird nur erwachen, wenn du ihn berührst."

Somit tat Gayatri, wie ihr von ihrer Mutter gesagt wurde. Nach Betrachtung berührte sie seine Lotosfüße.

Das Erwecken von Brahma und sein Groll gegen Gayatri

Als Brahma erwachte und seine Aufmerksamkeit gestört war, wurde er aufgebracht und sagte,

"Wer ist dieser Sünder, dieser Schuldige, der mich veranlasst hat, meinen Samadhi abzubrechen? Ich werde dich verfluchen, weil du mich gestört hast in der Erinnerung an meinen Vater!"

Gayatri sagte,

"Zuerst kenne meine Sünde und dann verfluche mich. Ich sage dir die Wahrheit; deine Mutter hat mich geschickt, um dich zurückzubringen. Jetzt komm’ nun, schnell – verzögere nicht! Ohne dich, wer wird die Schöpfung ausbreiten?"

Brahma sagte,

"Wie kann ich geh’n? Ich hatte noch immer nicht den Darshan meines Vaters!"

Gayatri sagte,

"Du wirst seinen Darshan haben, doch nun komm’ schnell mit mir oder du wirst es bereuen."

Brahma will Gayatri dazu überreden, falsches Zeugnis abzulegen; Gayatri stellt eine Bedingung

Brahma sagte,

"Wenn du Zeugnis ablegen wirst dafür, dass ich das Haupt meines Vaters mit meinen Augen gesehen habe und meine Mutter davon überzeugen wirst, werde ich mit dir kommen."

Dies hörend, sagte Gayatri,

"Ich werde keine falschen Worte äußern; jedoch wenn du mein Verlangen erfüllst, mein Bruder, nur dann kann ich lügen."

Brahma sagte,

"Ich verstehe nicht. Erkläre dich; sei deutlich."

Gayatri sagte,

"Habe sexuellen Intercourse mit mir, und dann werde ich lügen und du wirst siegen."

Kabir fuhr fort und sagte zu Dharam Das:

Gayatri sagte,

"Selbstverständlich ist dies selbstsüchtig, jedoch sage ich dir, es zu tun, indem du es auffasst als eine tugendhafte, karitative Angelegenheit."

Dies hörend, dachte Brahma in seinem Herzen,

"Was soll ich jetzt machen? Wenn ich ihr gegenüber desinteressiert bleibe, wird es meiner Absicht nicht gedient haben – sie wird nicht bezeugen und meine Mutter wird mich beschämen. Ich erblickte meinen Vater nicht – keine meiner Absichten wird, über Sünde nachdenkend, vollendet sein. Ich muss mit ihr lügen!"

Brahma kopulierte mit ihr und die Entschiedenheit, den Darshan seines Vaters zu haben, verschwand aus seinem Gedächtnis. Beide waren gefüllt von Feuereifer, und an der Stelle von anständigen Gedanken kam ein mieser Intellekt.

Die Erschaffung von Puhupavati

Als Brahma Gayatri sagte, zu ihrer Mutter zu kommen, sagte sie,

"Ich habe eine andere Idee. Lass’ mich einen weiteren Zeugen erschaffen."

Brahma sagte,

"Gut. Tue, was immer nötig ist, damit Mutter es glaubt."

Dann überlegte Gayatri und, Unflat von ihrem Körper entnehmend, erschuf sie eine Tochter. Vermischend ihre eigene Essenz in ihre, nannte sie sie Savitri.

Als Gayatri ihr erzählte, sie solle sagen, dass Brahma den Darshan seines Vaters hatte, sagte Savitri,

"Ich weiß dies nicht. Ich werde einbüßen, wenn ich falsches Zeugnis ablege."

Dies hörend, waren alle beide sehr besorgt. Sie wussten nicht, was zu tun war. Gayatri versuchte, sie auf vielerlei Weise zu überzeugen, jedoch akzeptierte Savitri dies nicht.

Letztendlich äußerte Savitri diese Worte:

"Wenn Brahma mit mir kopulieren wird, werde ich lügen."

Gayatri sagte zu Brahma,

"Kopuliere mit ihr und beende unsere Arbeit."

Brahma frönte mit Savitri und auf diese Weise übertrug er mehr sündhafte Last auf sein Haupt.

(Savitri hat auch noch einen anderen Namen: Sie wird auch Puhupavati genannt.)

Alle drei begaben sich zu dem Ort, an dem ihre Mutter war.

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Veranschaulichung:

Gayatri: Eine weitere Hindu-Göttin, von vielen verehrt. Einer der Punkte des Anurag Sagar, welcher inmitten der Hindu-Tradition geschrieben wurde und sich nicht zuletzt an Hindus richtet, ist, den geringwertigen Status dieser Götter und Göttinnen aufzudecken und die Verehrung des Einen Wahren Gottes, des Höchsten Vaters, zu fördern. Heutzutage ist dies in den westlichen Ländern ebenfalls ein wichtiger Punkt geworden, da mit der gestiegenen Popularität der verschiedenen Yoga-Wege die Hindu-Götter und -Göttinnen auch in diesen Ländern sehr viel bekannter geworden sind und hier fälschlicherweise ebenfalls oft verehrt werden.

Sinngemäß trifft Kabir andernorts diese Feststellung:

Wenn jemand Bhairon – den König der Geister, der in Indien sehr populär ist – verehrt, wird dieser einen zu einem Gespenst machen.

Shiva reitet auf einem Ochsen und spielt auf einem Tamburin.

Wenn jemand Shiva verehrt, kann er ihm nur den Segen geben, welcher seiner Vorliebe entspringt. In einem späteren Leben wird er ein Ochse werden oder auf einem Ochsen reiten und ein Tamburin spielen.

Einst sagte Farids (1175–1265) Mutter diesem, als er noch ein kleiner Junge war, er solle sich still hinsetzen, dann werde er Gott treffen. Auf die Frage des Jungen, was er denn davon habe, antwortete sie, Gott werde immer etwas für ihn zurücklassen. Als er dann still saß, legte sie ihm ein Bonbon vor die Füße, das er dann fand, wenn er die Augen wieder öffnete. So animierte sie ihn, immer länger zu sitzen und nach Innen zu gehen. Als er dann länger saß, machte sie ihm durch ein wenig Aufmerksamkeit den Tonstrom hörbar. 

Wirkliche Meister haben nur eine Vorliebe – den Allmächtigen. Somit, welche Art von Segen wird man von Ihnen erhalten?

Natürlich Sat Naam!

Sich mit den Kindern zur Meditation hinzusetzen, ist eine Aufgabe der Mutter.

Savitri: Eine Hindu-Göttin.

Puhupavati: Ein weiterer Name von Savitri.