Beschützer und Schutz

II

Guru Nanak hat zu diesem Thema gesagt:

O Nanak, löse alle Verbindungen mit dem Unvollkommenen und suche einen Vollendeten Meister; sie werden noch zu deinen Lebzeiten von dir gehen, Er aber wird dich selbst nach dem Tode nie verlassen.

Auch Maulana Rumi erklärte, dass man den Saum vom Kleid eines Menschen ergreifen sollte, Der die Geheimnisse dieser Welt und des Jenseits kennt. Der Schutz durch eine solche Persönlichkeit kann nicht beschrieben werden, aber wer ihn erfährt, bewahrt das Wissen darum fest in seinem Herzen. Ein einziger Gedanke von Ihm ist sehr mächtig, denn Gott ist die Überbewusstheit. Er ist ein Teil des Schöpfers – ein Tropfen vom Meer allen Lichts. Bedenkt, mit einem Gedanken hat Gott die Welt erschaffen – aus Einem kam vieles in die Schöpfung. Wenn wir, die Seele, das Sprachrohr der Überseele werden, wie mächtig werden wir dann sein! Obwohl unsere Seele der Überseele gleich ist, wurde sie von Gemüt und Sinnen umgeben und in das Gerippe der physischen Gestalt eingeschlossen. Die Meister kommen wie die Mutter-Henne, um die Kinder aufzuziehen, was sehr notwendig ist, denn bevor sie nicht zu den Füßen eines Meisters sitzen und Seine Worte aufnehmen, können sie nicht von Neuem geboren werden – merkt euch das –, obwohl die Tatsachen des Lebens anfangs nur durch Worte übermittelt werden mögen – die einer neuen Welt, welche schöner ist als diese – And, Brahmand, Par Brahmand und Sat Lok oder Sach Khand. O Seele, du bist der Bewohner jenes Landes – warum hast du zugelassen, dass man dich hier gefangen hält?

Wenn wir die Worte des Meisters hören, beginnen wir langsam nachzudenken, und wir wollen wissen, was es sonst noch gibt. Wenn der Meister der Seele eine Verbindung mit dem Jenseits gewährt, hört sie es und antwortet.

Es gibt keinen Weg ohne Shabd, um diesen irdenen Topf zu verlassen.

Ihr könnt mit der Wiederholung oder Simran eine zielbewusste Konzentration erreichen, und ihr werdet mit gesammelter Aufmerksamkeit – Dhyan – zur Ruhe kommen; doch Shabd ist die einzige Kraft, die euch ins Jenseits bringen kann. Der Meister ist die Bewusstheit, die zum Sprachrohr der Allbewusstheit geworden ist; und ein einziger tiefer Blick von Ihm bei der Meditation kann das Bewusstsein nicht nur von einem, sondern wenn nötig, von Hunderten erheben. Mit einer solchen Persönlichkeit verbunden zu sein ist der rechte Raksha Bandan, der ansonsten lediglich einen weltlichen Brauch darstellt.

Welches sind die Verantwortlichkeiten eines Gurus, und was tut Er? Man braucht nur einmal gründlich darüber nachzudenken, und die Seele erschauert bei der Erkenntnis, wie weit Sein Schutz reicht. Dass die Verpflichtungen eines Gurus beträchtlich sind, verstehen die Menschen nicht. Sie sind voller Freude bei der Aussicht, selber Meister zu werden; erlaubt mir, das zu sagen. Jeder möchte ein Guru, Sadh oder Sant sein; und von diesen Gedanken fasziniert, vergisst er seine Pflicht sich selbst gegenüber und was er in Wirklichkeit werden sollte; dabei verschwendet er müßig seine wertvolle Zeit und macht das zunichte, was immer er erhielt. Aber der Meister fährt fort, den Schüler mit jedem Atemzug zu retten. Wenn immer Er initiiert, sät Er die Saat für ein neues Leben – so wie der Same in den Mutterleib gelangt und sich dann entwickelt.

Wie auch immer Gottes Worte kommen – Er bringt sie im Äußeren zur Kenntnis.

Er ist ein vollendetes Wesen – das Sprachrohr Gottes, der Bewusste Mitarbeiter, Der sieht, dass es Gott ist, Der in Ihm wohnt und alles tut. Diese Art von Meister sät die Saat der Aufmerksamkeit und öffnet einen Weg nach oben ins Jenseits, was eine neue Erfahrung bedeutet.

In früherer Zeit wurden in Indien die Meister, Welche die Initiation ins Jenseits gaben, Brahmanen genannt – die höchste Kaste –, aber heute gibt es nur noch die Kaste, und die Initiation ist lediglich ein Mantra, bloße Worte, nichts sonst. Der Raksha oder Schutz ist in Frage gestellt. Ihr seid gleich vom allerersten Tag an, da Er die Initiation gibt, in der Obhut eines Wahren Meisters; Er wird tatsächlich der Atem des Schülers. Baba Sawan Singh Ji hat immer gesagt, dass der Guru von dem Tage an, wo der Meister den Segen von Naam gibt, zusammen mit der Seele in ihm wohnt. Von eben diesem Augenblick fängt Er an, das Kind mit Liebe und Schutz zu formen, bis Er es schließlich in den Schoß der Überseele bringt. Bis zu diesem Zeitpunkt verlässt Er es nicht für eine Minute. Dieser Aufstieg mag ein, zwei oder drei Leben in Anspruch nehmen. Die Meister haben bis zu vier erwähnt, aber wenn wir empfänglich werden, kann es in einem Leben sein.

Gott wirkt im Meister, und wenn ihr auf diese Weise an Ihn denkt, dann wird euch gegeben, was immer ihr wollt. Der körperlichen Erscheinung nach sieht Er aus wie andere Menschen, aber Er ist nicht nur ein Mensch – Er wurde zum Menschen, um den Schatz Gottes an die Seelen auszuteilen.

Er ist Geburt und Tod nicht unterworfen. Der Wohltäter kam für die Seelen, um ihnen den Schatz der Ergebenheit zu vermitteln und sie wieder mit Gott zu verbinden.

Wie ein Vater den Lebenskeim gibt, so verleiht der Guru die Lebenskraft – das unvergleichliche Geschenk. Es sind viele Arten von Gaben da, aber die von Naam übertrifft alle anderen; und wenn der Meister sie euch gewährt hat, dann entwickelt Er sie in euch, da Er will, dass ihr die gleiche Stufe erreicht wie Er. Er möchte, dass ihr euch gleich Ihm der Glückseligkeit erfreut. Der Meister fährt fort, zu geben und zu beschützen, ob es der Schüler nun weiß oder nicht; denn er ist wie ein kleines Kind, das nie merkt, wie viel Sorgen und Kummer es seiner Mutter bereitet. Das Kind mag einen schlechten Charakter bekommen und vielleicht ein Spieler werden, doch die Mutter wird sich weiter um seine Bedürfnisse sorgen, damit es nicht zu hungern braucht.

Ein Kind denkt, dass es seine Mutter sehr gut kennt, aber welches Kind versteht das Herz einer Mutter wirklich? Wir glauben auch, dass wir unseren Meister kennen, aber wir können nur so viel wissen, als Er uns enthüllen will. Wir vermögen nur soviel zu sehen, wie unser Auge entwickelt ist. Um uns von der Wahrheit zu überzeugen, wird Er Sich uns auf verschiedenen Wegen nähern – als Bruder oder Freund, und uns gelegentlich im Wissen oder Verstand unterlegen scheinen. Er handelt jeweils in der Weise, die dem Schüler hilft, Vertrauen zu seinem Meister zu gewinnen. In dieser Tiefe der Demut offenbart sich Seine Größe. So gibt diese überragende Persönlichkeit der Seele die Wiedergeburt und verhilft uns allmählich dazu, so groß zu werden wie Sie. Es ist wahrlich ein unendlicher Segen, einen Lebenden Meister zu haben, Der gekommen ist, neues Leben zu geben.