Beschützer und Schutz

III

Ihr mögt fragen: 'Ist dies alles die Wahrheit?', doch ihr könnt es durch eure eigenen Erfahrungen nachprüfen; und in vielen Briefen, die ich täglich erhalte, finden sich zahlreiche Berichte vom Schutz des Meisters. Da fuhr zum Beispiel ein Auto die Straße entlang, überschlug sich und stürzte einen sehr steilen Abhang hinunter. Die Schüler im Wagen dachten an den Meister, und das Auto kam von selbst wieder auf alle vier Räder zu stehen. Schüler, die an ihren Meister glauben, mögen viele gefährliche Dinge erleben und sind darüber erstaunt, wie sie gerettet und behütet werden. So etwas ereignet sich täglich. Werdet empfänglich und folgt Seinen Anweisungen unbedingt, auch wenn Er zeitweise erzürnt und ungehalten sein mag, denn Er hat ja diese schwierige Aufgabe übernommen und muss etwas aus euch machen. Ein Bildhauer wird einen Stein, der am Straßenrand liegt, aufheben und ihn mit dem Meißel bearbeiten, um Augen, Nase usw. herauszubilden, und schließlich entsteht ein Kunstwerk, etwas Wertvolles. Der Meister wird den Schüler zu etwas Unschätzbarem machen, und jene, die empfänglich sind, werden schneller vorankommen, unabhängig davon, wie lange sie diesen Pfad gegangen sind. Welchen Sinn hätte es, wenn der Stein mit dem Bildhauer zu streiten anfinge und sagte: 'Ich will nicht, dass mir eine Nase gemeißelt wird – ich will mein Gesicht nicht so haben.'? Er muss etwas daraus machen und Er tut es mit Großer Liebe.

Gelegentlich treten dem Schüler entsprechend den Schicksals-Karmas viele Schwierigkeiten in den Weg; und wer ist dann da, um ihn zu trösten und ihm Kraft zu geben, damit er sie durchzustehen vermag? Ein einziges Wort von einem Vollendeten Meister dringt ins Innerste des Herzens, wodurch es Kraft bekommt und die Bürde ertragen kann. Ich denke an die Zeit, als Pakistan entstand – ihr wisst, was damals geschah – ganze Familien starben, Freunde wurden getötet, viele Menschen verhungerten; selbst reiche Leute hatten Not und hungerten nach einem Stück Brot. Natürlich versuchten sie einander zu trösten, aber das Elend und der Schmerz gingen so tief, dass es nicht möglich war.

Als sie jedoch zu Hazur kamen, sagte Er:

Nun gut, verzweifelt nicht – Gott wird euch mehr geben,

und Er hob liebevoll Seine Hand zum Segen. Seine Worte waren wie lindernder Balsam für ihre offenen Wunden. Es ist wahr, dass dieser Aufmerksamkeit eine große Kraft innewohnt, und wenn einer hilflos ist und glaubt, es gebe keine Hoffnung mehr, wird er, wenn er sich dem Meister zuwendet, allen Schutz und Beistand erhalten.

Wenn zum Beispiel ein Kind vom Arzt wegen einer leichteren Sache operiert werden muss, fühlt es sich mehr behütet und sicherer, wenn es die Mutter auf ihrem Schoß hält, wo ihm ihre zärtliche Anteilnahme und Liebe helfen wird, seine Aufmerksamkeit von dem, was geschieht, abzulenken. Es gibt viele Schüler, die bei schweren Operationen ihren Meister als den Chirurgen sahen, Der den Eingriff vornahm. Das ist eine Frage der Liebe und des Glaubens an den Guru. Einige haben den Meister gesehen, wie Er mit einem liebenden und konzentrierten Blick neben ihnen stand; sie verloren ihre Angst und vergaßen die Operation völlig. Dies sind keine erfundenen Geschichten, sondern wirklich Tatsachen, die geschehen sind und noch geschehen. Es ist sehr notwendig, einen Lebenden Meister zu haben.

Guru Ram Das, der vierte Guru der Sikhs, sagt zu diesem Thema:

Sie, die es geboren hat, wird sich mit ihrer ganzen Kraft um das Kind kümmern, es mag im Haus sein oder draußen, doch sie sorgt sich um jedes bisschen.

Wie sich die Mutter mit ihrer ganzen Kraft selbstlos um das kleine Kind und all seine Bedürfnisse kümmert und nicht einmal an ihr eigenes Wohl denkt, wenn es notwendig ist, so trägt der Wahre Guru in allen Drangsalen des Lebens für den Schüler Sorge. Ist das Auge des Schülers weit genug geöffnet, wird er selbst sehen, wie er beschützt wird, und auch wenn er es nicht sieht, wird er weiter den Schutz erhalten. Macht sich das Kind schmutzig, stößt es die Mutter nicht weg; sie wäscht es sauber und zieht es liebevoll an sich. Wir sind vom Schmutz der Zeiten weltlicher Lebensweise bedeckt, und der Guru lehrt uns mit aller Liebe und Anteilnahme, wie wir uns einer Befleckung enthalten können.

Oft wird sie zurechtweisen, aber euch immer in Liebe ans Herz drücken.

Bewahrt die unschätzbare Gabe des Meisters selbst mit eurem Leben, denn sie wird in dieser Welt und in der nächsten bei euch sein. Einen Guru zu finden ist keine alltägliche Sache –, doch ich beobachte mit tiefer Sorge, dass viele Menschen keine Achtung vor ihrem Meister haben. Ein Kind kann seine Mutter und das, was sie für es getan hat, niemals vergessen; wenn irgendjemand die Liebe seiner Mutter vergisst, so ist das eine große Sünde. All die Segnungen, die der Guru gewährt hat zu vergessen, ist unverzeihlich.

Kabir Sahib sagt:

Dieser Seufzer wird nie mein Herz verlassen –, dass ich nichts für all das tun kann, was der Guru für mich getan hat.

Lasst mich bitte sagen, dass die Aufgabe des Gurus nicht leicht ist. Etwas aus dem Schüler zu machen, ihn selbständig zu machen, ihm ein neues Leben zu geben und ihn zu seiner Wahren Wohnstatt zu bringen – das ist Sache des Gurus. Vorträge zu halten oder schöne Reden zu führen ist nicht Seine Aufgabe. Seine Worte sollen den Schülern lediglich helfen, des tiefen Vergessens bewusst zu werden, in dem sie sich befinden – aber die Pflicht des Meisters ist eine des Schutzes.

O Herr, wir sind deine Kinder, aber in Unwissenheit.

Der Meister erweitert unser Verstehen, zunächst als Lehrer und dann, indem Er Sich um alles kümmert, was uns bedrückt, so wie man sich eines Kindes von klein auf annimmt, und wie eine Mutter auf alles, was wir tun, achtet. Ist das Kind größer geworden, weiß die Mutter, dass es von selbst zum Essen kommt, sobald es hungrig ist – doch kommt es einmal nicht, wird sie wieder überall nach ihm suchen. Wenn der Schüler nicht hört, wird der Meister zu anderen Mitteln greifen, um seinen Fortschritt zu beschleunigen; ist er jedoch klug und lernt eifrig, wird er durch eine einzige Geste viel verstehen, so dass er gründlich lernt und sich rasch entfaltet. Wenn der Schüler vom Satsang, aus Büchern und Botschaften nicht lernt, benutzt der Meister viele andere Wege, um ihn anzutreiben. Es gibt die indirekte Methode.

Baba Sawan Singh Ji rügte manchmal jemanden, wenn der tatsächliche Übeltäter ein anderer war, der in der Nähe stand.

Er sagte:

Das ist nicht in Ordnung – es sollte nicht wieder vorkommen,

und der Angesprochene fragte sich innerlich:

Was habe ich getan, dass Er das sagt?

und verstand nicht, dass die Worte indirekt einem anderen galten.