Beschützer und Schutz

IV

Die Wege der Meister werden aus Mangel an Spirituellem Wachstum häufig nicht richtig verstanden. Zuweilen begehen die Schüler üble Taten – es ist sehr leicht zu fallen –, aber wenn sie zu Hazur kamen, zeigte Er ihnen besondere Liebe und sagte:

Es ist gut, dass du gekommen bist.

Diese besondere Aufmerksamkeit diente vor allem dazu, sie vor sich selbst zu bewahren, aber viele dachten törichterweise: 'Wenn wir sündigen, ist der Guru sehr glücklich über uns!' Es ist der Verstand, der uns irreführt. Zu unserem Glück ist die Absicht des Meisters immer dieselbe: dem Kind zu Hilfe zu kommen, damit es aufrecht stehen kann. Die Straße ist sehr lang, aber Er widmet jedem Einzelnen Seine Zeit; letztlich hat Er für jeden Große Liebe – was kann Er tun?

Wenn der Schüler, nachdem all diese Mittel versucht wurden, noch immer nicht versteht und nicht vorwärtskommt, hat der Meister noch andere Methoden, ihn auf dem geraden Weg zu halten. Erlaubt – aber wenn Er die Zügel straff zieht, windet sich die Seele vor Schmerz. Wenn das Kind nicht gehorcht und sein Leben vergeudet, schüttelt Er es heftig und obwohl es ein hoffnungsloser Fall sein mag, wird die nicht endende Liebe des Meisters seinem Herzen – gleich einer frischen Brise – Begeisterung einflößen. Bleibt ihr weiter zu Seinen Füßen, werdet ihr der Verwirklichung näher kommen.

Darum wird uns geraten:

Verlasst den Satsang nicht – was immer falsch gelaufen ist, wird sich von selbst wieder regeln.

Warum ist euer Zustand derzeit so schrecklich? Weil Gemüt und Sinne die Seele zu Boden drücken und ihr zu sehr nach äußeren Freuden lebt. Ihr hegt in eurem Herzen Groll gegen andere, ihr richtet euch gegenseitig zugrunde und beutet andere aus. Was kann euch in dieser Lage retten? Geht regelmäßig zum Satsang: den einen Tag werdet ihr denken, eine Sache ist in Ordnung, den nächsten glaubt ihr, etwas sei falsch, doch hört nicht auf, ihm beizuwohnen, dann wird sich euer Zustand von selbst bessern. Je gehorsamer ein Kind jedem Wunsch des Gurus gegenüber ist, desto schneller wird die Erlösung kommen.

Ein gewisser Mahatma namens Panap Das hat gesagt, dass ein Mensch drei Segnungen haben sollte: erstens die Gottes, zweitens die des Gurus und drittens die der eigenen Seele. Gottes Segnung habt ihr bereits erhalten: Er hat euch die menschliche Form gegeben; und einem Vollkommenen Meister zu begegnen ist Sein ganz besonderer Segen. Die Segnung des Gurus habt ihr empfangen, als Er euch die Wiedergeburt gab, indem Er euch über die Sinne erhob und wieder mit dem Tonstrom Innen verband, der euch zu der Quelle allen Lebens zurückbringen wird. Aber was ist mit der dritten Segnung, eurer eigenen? Worin besteht sie? Da ihr vom Meister die Erfahrung und Verbindung mit der Wahrheit erhalten habt, solltet ihr tun, was immer Er rät. Setzt die für euren Inneren Fortschritt erforderliche Zeit ein. Das ist euer eigener Segen. Wenn das Kind mit Interesse lernt, hat es auch von der Freude des Lehrers Gewinn.

Heutzutage werden die meisten Lehrer nur bezahlt, aber in meiner Schulzeit waren es Leute, die sich dafür einsetzten, das Menschsein in den Kindern zu fördern. War ein Kind erfolgversprechend, fragte der Lehrer nicht nach der Bezahlung und ließ es für zusätzlichen Unterricht zu sich nach Hause kommen. Wir suchten unseren Lehrer häufig in seiner Wohnung auf. Er hatte keine Wasserleitung, und so brachten wir ihm das Wasser in Eimern mit und machten ihm andere häusliche Arbeiten, einfach aus Liebe zu ihm. Er liebte uns und lehrte uns mit Liebe.

Es gibt Satsangis und nahe Satsangis. Mit einem nahen Satsangi meine ich einen, der mit dem Guru in nähere Verbindung gekommen ist. Diese Lehre ist für alle Kinder dieselbe, aber jene, die empfänglich werden, kommen dem Meister näher; sie erhalten besonderen Schutz. Obgleich sich Sein Schutz auf jeden erstreckt – alle erhalten Nahrung und essen dasselbe Brot – wird doch das Kind, welches hungriger ist, mehr Nahrung erhalten. O Herr, wir sind Deine unwissenden Kinder! Der Guru lehrt uns und erschließt uns einen Weg zur Bewusstheit. Heute tut ihr eine Sache, morgen etwas anderes; ihr seid wankelmütig, wollt immer neue Dinge und hört nicht auf, weiteres zu verlangen. Der Meister bewilligt alles, was ihr wollt, und bleibt in allem, was ihr tut, bei euch, aber ganz sacht fährt Er fort, euch zur Wahrheit hinzulenken, damit euer Interesse für sie immer stärker und kraftvoller wird. Wenn Er dieses fest verankert hat, bereitet Er euch ein neues Leben und bringt euch in eine neue Welt. Nun sagt mir, gibt es einen, der nicht gerne einen solchen Guru haben möchte?

Wenn euch die Welt den Rücken kehrt, steht euch der Guru zur Seite. Durch Wüste und Urwald, über Meere und Berge, in dieser Welt und der nächsten ist Er bei euch. In der anderen Welt wird der Guru Guru Dev – das Strahlende Antlitz des Meisters – genannt, das im Innern des Lichts erscheint. Das Gesicht eines Menschen kann Innen nicht erscheinen, einzig die Gotteskraft. Wenn der Guru Dev kommt, weiß der Schüler, dass er ein Wahrer Schüler geworden ist. Wenn ihr alle regelmäßig Tagebuch führen und alle Vorkommnisse ehrlich eintragen würdet, könntet ihr sehen, was für einen großen Schatz ihr anhäuft; aber wir hören den Rat des Meisters und vergessen ihn dann. Wir vergessen sogar das Thema des Satsang nach wenigen Minuten. Wie können wir da Erfolg erwarten?

Christus hat gesagt: Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote!

Des Satgurus Worte – diese Worte sind der Satguru.

Die Worte eines Meisters sind der Meister Selbst, und wer Seine Worte respektiert, wird ganz gewiss Erlösung erlangen. Gewöhnlich achten wir Ihn nur, wenn wir Ihn sehen, und wenn wir nicht in Seiner Gegenwart sind, tun wir, was das Gemüt von uns will; aber denkt daran, Er sieht jede unserer Handlungen. Unser Hazur sagte immer, dass wenn ein Mensch zum Meister kommt, Er ihn wie eine klare Glasflasche sieht und weiß, ob sie Saures oder Süßes enthält. Aber keiner erkennt, was hinter Seinem gütigen Gesichtsausdruck vor sich geht. Er ist völlig unergründlich und zeigt nicht, was Er in einem sieht, sondern wird ihn reinzuwaschen suchen. Manche denken, Er wisse nichts; aber Er gibt ihnen immer Seinen Schutz. Jenen Kindern, die sich in gefährlicher Lage befinden, schenkt Er besondere Beachtung – obgleich sie sehr oft annehmen sie hätten den Meister erfolgreich getäuscht. Welch eine Torheit ist das!