Beschützer und Schutz

VII

Das ganze Auf und Ab des Lebens gleicht vorübergehenden Erscheinungen und sollte keine bedrückende Wirkung auf den Schüler haben. Das weltliche Leben ist voller Verwicklungen, und ohne sie ist das Dasein hier nicht denkbar. Mein Meister pflegte zu sagen, falls einer meinte, alle Dornen aus dem weltlichen Leben entfernen zu können, er Unmögliches glaubt; trägt er jedoch feste Stiefel, wird er sie nicht spüren. Feste Stiefel tragen heißt, im Schutz der Ausstrahlung des Meisters zu leben – nicht physisch, sondern durch Gedanken und die Aufmerksamkeit –, so sehr in Seiner Ausstrahlung zu sein und nie aus ihr herauszugehen. Nichts sollte daran etwas ändern.

Man kann so sehr in der Ausstrahlung des Gurus sein, dass selbst der Herr des Todes nicht nahe kommen kann. Als Beispiel will ich euch von einer Begebenheit erzählen, die ich in Lahore erlebte.

Dort war eine Frau, die aus meinem Dorf stammte, aber keine Schülerin war. Sie erkrankte schwer, und ihre Familie hatte schon viele schlaflose Nächte verbracht, um nach ihr zu sehen. Ich hörte, dass sie krank sei, und besuchte sie in Begleitung von Dalip Singh – später Kassenverwalter im Ashram. Ich sagte zu ihnen: Ihr habt so viele Nächte durchwacht und müsst müde sein – schlaft also heute nacht alle, und ich werde an ihrem Bett wachen.

Dalip Singh und ich saßen eine Weile zusammen. Sie war nicht initiiert, aber das machte nichts, und ich fragte sie: Wiederholst du irgendeinen heiligen Namen? Sie bestätigte es. Ich sagte zu Dalip Singh, er möge gehen und sich zur Ruhe legen und etwa um vier Uhr morgens wiederkommen; ich blieb weiter am Bett der sterbenden Frau. Wie ich geraten hatte, fuhr sie mit der Wiederholung der heiligen Namen fort, doch plötzlich sagte sie zu mir: Ein alter Mann ist da. Ich sah auf und erblickte ihn; er erklärte mir, dass sie seine Enkelin sei und er komme, um sie mitzunehmen, aber ich sagte ihm, dass er das nicht könne, solange ich hier säße. Er versuchte, so gut er konnte, die Seele aus dem Körper zu nehmen, aber ohne Erfolg, so dass er nach einigen Augenblicken wieder ging. Ich fragte die Frau, ob sie den alten Mann erkannt habe, und sie sagte: Ja, es war mein Großvater; er war ein sehr frommer Mann.

Nach einiger Zeit erschien Yama, der Todesengel, in der Tür. Ich sah ihn direkt an, und er lief fort – er konnte nicht einmal den Raum betreten. Er kam mehrere Male, konnte aber nicht hereinkommen. Dann erschien Dharam Rai, der Herr des Todes selbst, aber auch er konnte nicht in der Raum. Er sagte: Diese Seele gehört mir. Ich erwiderte: Ja, das stimmt, denn sie ist nicht initiiert, und ich weiß auch, dass du ihr nicht nahe kommen kannst, weil ich hier sitze. So solltest du besser zu meinem Guru gehen und Ihn fragen, was nun zu tun ist. Wenn Er dir die Erlaubnis gibt, diese Seele mit dir zu nehmen, werde ich gehen. Meine Freunde, seht nur, wie groß Naam ist! Dharam Rai verschwand, kehrte gleich darauf zurück und erklärte: Ich habe die Erlaubnis bekommen, die Seele zu nehmen. Ich sagte: Gut, nimm sie. Er antwortete: Ich kann sie nicht nehmen, solange du nicht gehst. Was immer hinsichtlich der beschützenden Kraft des Heiligen Naam geschrieben wurde, ist alles wahr, denn ich erzähle euch, was tatsächlich geschah. Dharam Rai sagte: Ehe du nicht gehst, kann ich diese Seele nicht nehmen. Ich fragte ihn: Welchen Nutzen wird sie davon haben, dass ich die ganze Nacht bei ihr verbrachte? Er sagte: Sie wird die Frucht davon erhalten, ehe irgendwelche anderen Belohnungen oder Schulden abgerechnet werden.

In dem Augenblick betrat Dalip Singh das Zimmer, und ich sagte zu ihm: Komm, Bruder, wir wollen diesen Raum verlassen, denn solange ich hier bin, kann sie nicht sterben. Als wir hinausgingen, bat ich ihren Mann, einigen bedürftigen Leuten in ihrem Namen etwas Geld zu geben, das sie noch schuldig war, damit ihr Geben und Nehmen ausgeglichen sei und sie den Körper verlassen könne. Dalip Singh und ich traten aus dem Raum, und im selben Moment war sie gegangen. Dalip Singh ist hier, ihr könnt ihn darüber befragen.

Wenn jemand, der Naam erhalten hat, irgendwo sitzt – das muss nicht notwendigerweise der Meister sein, sondern irgendeiner, der meditiert –, dann können sich Yama oder Dharam Rai diesem Ort nicht nähern. Was denkt ihr, was Naam ist? Es tut mir leid, aber ich muss sagen, dass ihr seinen Wert nicht zu würdigen wisst.

Wenn immer die Meister kommen, spricht die Welt von Ihnen schlecht; aber Gott nimmt Sich Ihrer an.

Die Welt hat die Meister immer beschimpft. Egozentrische Menschen werden um ihres eigenen Vorteils willen viele Dinge gegen Sie sagen, aber es gibt keinen, der dem Meister ein einziges Haar krümmen kann, wenn Er es nicht selber will, denn der Schutz Gottes ist undurchdringbar. Ist es nicht natürlich, dass der Herr Den beschützt, Der zu Ihm gehört? Eine gute Ehefrau übergibt sich ihrem Ehemann, der sich um ihre Bedürfnisse sorgt und sie beschützt, vollständig. Aber weltliche Beispiele sind unzulängliche Zerrbilder, verglichen mit dem Schutz des Meisters. Auch die Mutter, die eine so tiefe Liebe für ihr Kind empfindet, hat den selbstischen Gedanken, dass es sich um sie kümmern wird, wenn es groß ist usw. Ein Wahrer Guru will nichts von Seinen Kindern; Er empfindet nur Dankbarkeit, dass eine weitere Seele frei geworden ist und zu ihrer Heimstatt zurückkehrt. Er hat wirkliche Liebe für die Seele.

Bruder, glaube nicht, dass alles in deinen Händen liegt; alles ist bereits vorbestimmt.

Denkt nie auch nur einen Augenblick, dass der Mensch irgendetwas unter seiner Kontrolle hat. Die kontrollierende Kraft tut alles. Furcht, Tod, Hitze, Kälte usw. würden ihm ohne die Rückwirkung des Karmas niemals nahe kommen; und der Mensch hat keine Macht über sie, denn sie kommen, ohne dass es ihm möglich ist, sie aufzuhalten. Jemand mag plötzlich von einer Schlange gebissen werden und daran sterben; einen anderen ereilt der Tod, nachdem er ein sehr hohes Alter erreicht hat. Diese Dinge ergeben sich im Leben entsprechend dem früheren Karma eines Menschen. Wenn die Feder Gottes gemäß dem jeweiligen Karma aus der Vergangenheit dahingeleitet, hat der Mensch nichts mitzureden.

Ein solcher Name Gottes sollte täglich im Innern wiederholt werden, o Nanak, das würde einen von aller Bindung befreien. Seid an das Kostbarste im Leben gebunden, das mit euch hier und im Jenseits bleiben wird.

Wer kann euch mit Naam verbinden?

Im Guru offenbart Er Sich Selbst und teilt Shabd aus.

Johannes sagt uns:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.

Wahre Meister haben immer die ganze Menschheit ermahnt:

O Mensch, du hast diese physische Gestalt erhalten – verbinde dich daher mit Naam oder seiner Offenbarung im Menschlichen Pol, was dich jetzt und nach dem Tode beschützen wird.

Wer immer in dieser Welt Anspruch auf Wissen erhebt, wird von den Menschen gepriesen, die sich mit aller Kraft bemühen, an ihn zu glauben; während die Meister die Wahrheit selbst verkünden.

Der Guru und Gott stehen beide vor mir; zu wessen Füßen soll ich niederfallen? Ich bin voller Dankbarkeit für meinen Guru, durch Den ich entdeckte, wer der Satguru ist.

Gott Selbst wirkt im Guru, und diese Worte geben dem Dank Ausdruck, den man seinem Meister gegenüber haben sollte. Wir können Gott nicht wirklich erkennen oder preisen und ebenso wenig den Guru. Er ist zu dem alleinigen Zweck auf der Welt, die Seelen wieder mit Gott zu verbinden; und es ist ein großes Vorrecht, eine solche Persönlichkeit zu finden. Wenn ihr Ihm begegnet, dann folgt Seinen Geboten. Macht euer Leben so, wie Er es möchte – darin wird euer Erfolg liegen.

Er sagt:

Übt Bhajan und macht euer Leben keusch und rein.

Sein Schutz ist immer mit euch, haltet eure Aufmerksamkeit ständig auf Ihn gerichtet, und ihr werdet ein Wahrer Schüler des Meisters.