Das Geburtsrecht, Gott zu sein

II

Wir haben diesen menschlichen Körper erhalten, ein wunderbares Haus in dem wir wohnen, dafür gab Gott uns Diener, die uns helfen sollten; sie jedoch lehnen sich auf, und anstatt uns zu gehorchen und das zu tun, was wir möchten, ziehen sie uns nach außen. Welche Dinge kommen uns dabei in den Weg? Wohin ziehen uns unsere Sinne? – Zu den äußeren Vergnügungen. Für wen sind es Vergnügungen? – Für die Seele unter der Kontrolle des Gemüts, „jiva“ genannt. Solange wir nicht mehr Glückseligkeit und Freude erhalten als wir jetzt haben, können wir die äußeren Dinge nicht loslassen. Gott hat also Vorkehrungen getroffen.

Die äußeren Dinge, die Vergnügungen, die uns nach außen ziehen, können in zwei Kategorien eingeteilt werden. Die erste ist: schöne Landschaften und andere Schönheiten. Wenn wir eine schöne Landschaft oder irgendetwas Schönes sehen, wird unsere Aufmerksamkeit davon angezogen. Die zweite Kategorie ist anziehende Musik. Diese beiden Faktoren ziehen uns am stärksten nach außen. Doch Gott hat mehr Glückseligkeit, mehr Glück, mehr Freude und süßere Symphonien der Sphärenmusik. Alle Herrlichkeit und Schönheit liegen in uns – wenn wir nur wüssten, wie wir uns von außen zurückziehen können. Wir haben einen großen Schatz in uns.

Gott ist ein verborgener Schatz in uns, mit aller Schönheit, allen süßen Symphonien.

Doch wir wissen nicht, wie man sich nach Innen wendet, sich ganz von außen zurückzieht, um sich daran zu erfreuen. Das ist unser augenblicklicher Zustand. Als Menschen sind wir alle Eins. Nehmen wir folgendes Beispiel: In einem Haus lehnen sich zehn Dienerinnen gegen die Herrin auf, obwohl sie ihr eigentlich helfen sollten. Statt zu gehorchen, missachten sie jede Anweisung. Wie wird es in diesem Haus aussehen? Alles geht drunter und drüber. Gehorchen die Dienerinnen jedoch, ist das Haus sauber und ordentlich. Selbst im Dunkeln kann man sich darin zurechtfinden. Ist das aber nicht der Fall, was dann? Die Tische sind umgekippt, es ist chaotisch und dunkel und beim Gehen stolpert man über Sachen, die auf dem Boden liegen. Es ist kein Licht da, um etwas zu sehen. Das ist der tatsächliche Zustand in dem wir leben. Als erstes sagen uns die Meister, wie man die nach außen gerichteten Sinne kontrolliert. Sie sagen uns – und mehr noch – sie zeigen uns auch, wie man sich zurückzieht, und eine Verbindung mit all der Schönheit und Herrlichkeit erhält, die in uns ist. Am ersten Tag erhalten wir eine Verbindung damit, wenn wir lernen, wie man sich von außen zurückzieht, auch wenn es nur für kurze Zeit ist. Der erste Schritt ist schwierig.

Wie ich euch sagte, wird unser Inneres von so vielen äußeren Eindrücken überflutet, dass sie sogar in den Träumen wiederkehren. Wenn ihr euch zur Meditation setzt, werden ganz von selbst Dinge hochkommen, von denen ihr sogar niemals geträumt habt. Dies sind die vielen unzusammenhängenden Eindrücke, die ihr euer ganzes Leben lang in euch aufgenommen habt. Das ist die erste Schwierigkeit, die wir haben. Aus diesem Grund kommen die Meister und sagen uns, woher wir diese Eindrücke erhalten, wie wir sie kontrollieren können und wie wir es unterbinden können, weitere Eindrücke von außen in uns aufzunehmen. Als erstes müssen wir das Haus (des Körpers) betreten. Ich sage euch ehrlich, die Dienerinnen haben die Herrin in Fesseln gelegt! Die eine zieht sie hierhin, die andere dorthin. Das Ergebnis ist, dass es im ganzen Haus drunter und drüber geht und dunkel ist.

Was tut euer Meister, wenn ihr zu Ihm kommt? Er gibt euch diese Lehre und zeigt euch, wie man sich zurückzieht, wie eure Aufmerksamkeit von außen zurückgezogen wird, wie man das Laboratorium des menschlichen Körpers betritt. Er zeigt euch, wie die Aufmerksamkeit von den nach außen gerichteten Sinnen befreit wird und wie man sich eine Weile lang über den Körper erhebt und eine Verbindung im Innern erhält. Mit wem? – Mit Gott.

Was ist Gott? Gott ist Licht, Gott ist Leben, Gott ist Liebe. Ihr seht Licht; ihr erhaltet eine Erfahrung vom Licht, sei es mehr oder weniger. Ihr spürt Bewusstsein und fühlt euch ein wenig vom Körper getrennt. Ihr beginnt nun zu sehen. Jetzt sagen wir zwar: „Das ist mein Körper!“, doch praktisch haben wir uns noch nie vom Körper getrennt gesehen. Dann aber sagen wir wirklich: „Der Körper ist wie ein Mantel, den man ablegen kann!“

Gott ist Liebe und wir sind ein Tropfen vom Ozean aller Liebe.

Jene Liebe ist uns eingeboren. Sie keimt auf und wenn sie mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft, dem Licht- und Tonprinzip, in Verbindung kommt, fließt sie über. Das ist also unsere Lage, darin liegt das Leiden, das wir beseitigen müssen. Aus diesem Grund haben wir uns verschiedenen Gedankenschulen, die man Religionen nennt, angeschlossen und sie sind Mittel zum Zweck.

Wer sind wir? Wir sind Kinder des Lichtes unter der Kontrolle des Gemüts und der nach außen gerichteten Sinne. Wir sind so sehr mit dem Körper und den äußeren Dingen identifiziert, dass wir unser eigenes Selbst vergessen haben, ganz zu schweigen von jener großen Kraft in uns, die jeden von uns im Körper kontrolliert. Sonst könnten wir aus diesem Körper heraus. Doch das geht nicht. Die beiden Augen sind offen, die beiden Ohren, die beiden Nasenlöcher und der Mund; dennoch können wir den Körper nicht verlassen. Es liegt daran, dass eine kontrollierende Kraft in uns ist.

Was ist die Aufgabe eines Meisters? Und was ist Er? Äußerlich ist Er ein Mensch wie ihr: Er hat dieselben zwei Augen, zwei Ohren, zwei Hände, zwei Füße. Er spricht wie ihr, Er isst auch, um den Körper zu erhalten und führt Verpflichtungen auf der weltlichen Ebene aus, doch Er ist sich Seiner Göttlichen Natur bewusst. Er ist ein Bewusster Mitarbeiter des Göttlichen Planes, obwohl Er auf der Ebene der Menschen wirkt, um ihnen als Mensch zu helfen.

Wir müssen also die Täuschung oder Unwissenheit überwinden. Unsere Gedankenschulen oder Religionen entstanden mit dem Zweck, das Rätsel des Lebens zu lösen – um uns aus dem Netz der Täuschung oder des Vergessens zu befreien. Wir wissen nicht, wer wir sind. Ein kleines Kind weiß es besser als wir. Wenn ihr es fragt, wer es sei, öffnet es seine Augen, seinen Mund und zeigt zum Stirnbereich (dem Sitz der Seele). Wenn es erwachsen ist und ihr dann fragt, erhaltet ihr die Antwort: „Ich bin Herr So-und-so! Ich bin Christ! Ich bin Hindu! Ich bin Mohammedaner!“ Oder: „Ich bin Amerikaner! Ich bin Franzose! Ich bin Deutscher! Ich bin Inder!“ Wer ist der Mensch wirklich? Er ist ein bewusstes Wesen. Das haben wir jedoch vergessen. Wir entfernen uns so weit von unserem eigenen Selbst, dass wir es vollkommen vergessen.

Die Meister kommen, um uns das zu sagen. Sie sprechen uns als Mensch, auf der Ebene des Menschen an:

O Mensch, erwache!

Oder Sie sprechen auf der Ebene der Seele, des bewussten Wesens:

O Kinder des Lichts, erwacht! Ihr schlaft, ihr werdet vom Gemüt beherrscht, eure Aufmerksamkeit ist in der Welt zerstreut und hat sich damit identifiziert. Nach außen hin seid ihr wach, aber im Innern schlaft ihr. Die Gotteskraft ist bereits in euch, sie wartet auf euch. Eure Wahre Heimat ist die Wahre Heimat eures Vaters, des All-Bewusstseins, der All-Weisheit. Warum hängt ihr so an dieser materiellen Welt, an diesen äußeren Dingen? Sie werden euch nur für kurze Zeit gegeben. Der Körper besteht aus Materie und ändert sich jeden Moment des Lebens. Er ist die goldene Gelegenheit, die uns gegeben wurde, um uns selbst zu verwirklichen, um uns selbst und die kontrollierende Kraft zu erkennen, die uns in diesem Körper überwacht und auch das ganze Universum kontrolliert.

Alle Meister sagen das, jedoch mit verschiedenen Worten, die der Zeit, in der Sie jeweils kamen, entsprachen. Durch ein vergleichendes Studium der Religionen werdet ihr feststellen, dass es so ist. Religionen entstanden, um uns von all diesen Verwicklungen zu befreien, so dass wir uns selbst und Gott erkennen können. Sie waren Mittel zum Zweck. Die Schule oder Universität ist angesehen, an der viele Schüler oder Studenten den Abschluss oder einen akademischen Grad erreichen. Doch wir haben uns ihnen nur angeschlossen und das Ziel dabei vergessen. Weil wir der einen oder anderen Religion oder einem Land angehören, identifizieren wir uns damit. Es gab religiöse und patriotische Kriege, in denen Tausende und Millionen getötet wurden und noch immer geht das Töten weiter.