Das Rätsel des Lebens

II

Die nächste Frage ist: Wo erhalten wir Verbindung mit der Naam-Kraft? Der Name – Naam – ist das kostbare Wasser des Lebens. Der Brunnen des Leben spendenden Wassers liegt im Körper. Die rettende Lebensschnur muss nicht von irgendwo außerhalb kommen, Sie ist bereits im Körper und erhält und belebt uns, genau wie Sie so viele Sonnensysteme im weiten Universum erhält. Nun ist die Frage, wo befindet sich Naam Innerhalb der menschlichen Form?

Es heißt:

Naam ist unsichtbar, unaussprechlich, da Es unbegreifbar ist. Aber Es mag gesagt werden, dass Es eine unermessliche, liebevolle Süße in sich birgt.

Dieses anziehende Naam ist mehr als zuckersüß. Wir können durch unsere eigenen Anstrengungen ohne Unterstützung keine Annäherung an Naam erreichen. Durch bloßes Wiederholen von Formeln und formelhaften Sprüchen aus den Veden, durch Yajnas und Pilgerfahrten, Fasten und Nachtwachen, durch Einhaltung von Riten und Ritualen können wir keine Verbindung mit Naam erhalten. Unsere sozialen Lehrer, die auch darauf zielen, ihren Anhängern die Liebe zu Gott einzuschärfen, waren nicht einmal in der Lage, uns so weit zu bringen, dass wir uns untereinander lieben. Mit all ihren großen Bemühungen, die auf Kenntnis der Schriften begründet sind, können sie uns das Gut nicht liefern, außer in der Form, dass sie zeitweise unsere Gemütsbewegungen und Gefühle erheben. Sie tappen selbst im Dunkeln und können uns nicht aus der Finsternis herausführen. Wenn die Führer der verschiedenen Bekenntnisse und Glaubensrichtungen untereinander streiten, können sie uns keine Lektion in Universeller Liebe und sozialem Wohlergehen erteilen. Dies sind die Menschen, die zu den schlimmsten Feinden der erwachten Seelen werden. Es war die jüdische Priesterschaft, die Jesus ans Kreuz brachte. Guru Nanak und Sokrates nannte man verdrehte Geschöpfe. Ihr könnt selbst sehen, was für üble Namen sie einem Gottmenschen geben.

Nanak sagt deshalb:

Wenige Glückliche erreichen die Meditation über den Wahren Namen.

Die Schriften haben ihren Wert, aber er ist nicht groß. Ein Gottmensch führt euch einfach und direkt zur Gotteskraft, und wenn die Verbindung einmal hergestellt ist, unternimmt Er alles, um euch Gottwärts zu leiten. Ohne das Wort bewegen wir uns im riesigen Rad des Lebens hoffnungslos und hilflos auf und ab.

Es heißt:

Das Schrecken erregende Meer des Lebens ist unbegrenzt und hat nichts, an dem man sich festhalten könnte; ohne Boot, ohne Bootsmann zum Steuern treiben wir endlos dahin.

In einer solchen Situation haben wir keine andere Hilfe, als die von Chit, Manas, Intellekt und unserem persönlichen Ego, und gerade die sind es, die uns von der Rettenden Lebensschnur entfernt halten und dazu beitragen, dass wir endlos dahintreiben. Gibt es kein anderes Heilmittel? Wir haben eines:

Das Wort ist das Schiff, und das fleischgewordene Wort ist der Kapitän, Der uns, wenn es Sein Wunsch ist, übersetzen kann.

Naam ist also das Einzige Mittel, mit dem wir sicher auf der anderen Seite anlegen können. Im Ramayana wird die Größe von Naam so beschrieben:

Das Unpersönliche und das Persönliche sind die beiden Formen von ‚Brahman‘, aber über beiden ist Naam, so wie ich es verstehe. Wie lang kann man die Größe von Naam beschreiben, nicht einmal Lord Rama kann den Wert von Naam angemessen rühmen.

Der berühmte Autor des Ramayana hat scharf getrennt zwischen Lord Rama und Ram-Narain, der alles durchdringenden Kraft.

In der gleichen Art sagt Nanak:

O Nanak, einer mag alle Bücher der Welt mit Hingabe lesen, einer mag über Seine Größe mit der Geschwindigkeit des eilenden Windes schreiben, trotz alledem kann niemand Seiner Größe gerecht werden.

Naam ist nach alledem der Name Gottes – die allererste Offenbarung des Namenlosen.

Wir alle wiederholen den einen oder anderen Seiner Namen, aber keiner kennt den Namen, keiner kennt die Bedeutung des Namens, niemand hat den Weg zu Naam gefunden.

Der Name ist etwas sehr Subtiles. Es ist die vibrierende Tonkraft der Wahrheit – das Heilige Wort –, und Es kann mit noch so vielen Worten nicht beschrieben oder besprochen werden. Durch die Gnade eines Gottmenschen kann man eine Verbindung damit erlangen. Der Guru oder Gottmensch wird in den Schriften Sacha Madshah genannt. Warum? Weil Er in Sich den Wahren Reichtum birgt, der ewig ist und nicht dem Verfall unterliegt wie weltlicher Reichtum.

Eine Trennung vom Wort, nur für einen Augenblick, bringt unbeschreibliche Leiden und den Verlust des Glücks mit sich. Das empfindet Guru Nanak und gleich Ihm alle anderen, die in ständiger Verbindung mit dem Wort sind. Und das ist unser aller Schicksal zu allen Zeiten. Warum sind wir ewiglich unglücklich? Einfach, weil wir keine wie auch immer geartete Verbindung zum Namen Gottes hergestellt haben – mit Seiner Kraft und Seinem Geist:

O Nanak, die ganze Welt liegt in den Wehen von Sorge und Leid, der allein ist glücklich, der in Seinem Heiligen Namen begründet ist.

Der Geist der Wahrheit ist unser Leben. Wir haben Ihn nie gekannt und noch weniger uns mit Ihm verbunden. Wir sind weit davon entfernt und treiben mit dem Strom der Zeit abwärts und nach außen. Und was ist das Ergebnis? Nur Unglück und Sorge.

Soami Ji Maharaj gibt die gleiche Erklärung für all unsere Not:

Ich weiß, du bist in arger Bedrängnis, von der Zeit an, wo du dich vom Tonstrom abgewandt hast und dich selbst an Gemüt und Materie verkauft hast.

Nanak erklärt weiter:

Die Zunge, die sich nicht in Dankbarkeit des Namens erfreut, hat kein Recht zu bestehen.

Er geht sogar so weit zu sagen, dass eine undankbare Zunge herausgerissen und in Stücke geschnitten werden müsste. Die Segnungen zu vergessen, die von Gott durch die Göttliche Kraft herabkommen, ist auf verbrecherische Weise abscheulich. Wenn wir durch den Geist und die Kraft Gottes in uns leben, müssen wir irgendwann einmal unsere Aufmerksamkeit dem Lebensimpuls zuwenden, der uns stützt und aufrecht erhält. Statt dessen gehen wir anders herum.

Wir sind in die Gaben Gottes verliebt und haben aber Gott vergessen. Und das Unbegreifliche ist, dass wir uns dessen, was wir tun, nicht bewusst sind.

Wir müssen am Ende die Welt verlassen. Wir haben für eine Weile eine Frist gewährt bekommen und es wurde für uns Lösegeld bezahlt. Wir müssen Ihm dankbar sein, dass wir eine menschliche Geburt erhalten haben. Die Verwirklichung dieser Wahrheit ist das Ein und Alles der menschlichen Existenz. Wenn wir es verwirklichen, ist es schön und gut. Wenn nicht, ist der Zweck des Lebens verfehlt.

Der physische Körper ist Verfall und Tod unterworfen, und wenn der Tod kommt, bereuen wir.

Was wir säen, werden wir ernten. All unsere guten und schlechten Taten halten uns in ewigen Banden. Wenn wir uns einmal über die Sinnesebene erhoben haben, kommen wir in Verbindung mit der Gotteskraft und dann endet all unser Wandern. Dies ist ein Weg, der aufwärts führt und unsere Sinne können uns nicht helfen, ihn zu erreichen. Es ist ein reines Geschenk aus dem Spirituellen Schatz des Gurus. König Janaka erhielt es von Ashtavakra und Sukhdev Swami von König Janaka. Der Eine war ein König und erhielt diesen Reichtum von einem – im weltlichen Sinne – armen Einsiedler, und der Andere, ein geborener Eremit und Sohn eines Weisen, Ved Vayas, hatte das gute Schicksal, zu diesem Spirituellen Schatz durch einen mächtigen König, Janaka, zu kommen. Daher spielt es keine Rolle, ob ein Gottmensch in einer Waldhütte oder in einem Königspalast lebt. Aber er muss ein Gottmensch sein und sich nicht nur als solcher ausgeben. Alles ist ein Geschenk des Vollendeten Meisters und ohne Ihn können wir keinen Zugang zur Spiritualität im Wahren Sinne des Wortes erlangen.

Mit einem Vollendeten Meister, Der uns auf dem Gottespfad führt, und mit vollkommener Hingabe an Ihn, kann man Gott leicht in seinem eigenen Hause enthüllen und den Fesseln entkommen, während man hier ist.

Niemand fordert euch auf, Heim und Herd zu verlassen und ein Waldbewohner zu werden. Während ihr in eurem Haus lebt, könnt ihr eine gewisse Zeit – zwei bis vier Stunden am Tag – für euer eigenes Selbst reservieren. Dies gehört auch zu eurer Arbeit und ich würde sogar sagen, es ist die wichtigste Arbeit, aber sie wird sehr vernachlässigt. Ein echter Reiter reitet gut mit beiden Füßen auf beiden Seiten fest im Steigbügel. Man muss Gleichgewicht zwischen der äußeren und der Inneren Welt halten. Bleibt, wo ihr auch immer seid. Bleibt in der sozialen Ordnung, der ihr angehört. Es besteht kein Anlass, eure Religion zu ändern. Vergesst nicht, Spiritualität ist keine Religion im herkömmlichen Sinne des Begriffes. Sie ist etwas Wirkliches und Ernsthaftes. Sie ist ein Prozess praktischer Selbstanalyse. Jeder ist willkommen, eine Erfahrung davon im Laboratorium seines Geistes zu erhalten. Jeder – Hindu, Moslem, Christ, Sikh, hoch oder niedrig, jung oder alt – kann aus der Wissenschaft der Seele Nutzen ziehen. Sie ist ein gemeinsames Erbgut und nicht ein Recht, das auf das eine oder andere Land, die eine oder andere Nation oder eine bestimmte Klasse von Menschen beschränkt ist. Man muss natürlich ein reines Leben führen und seinen Lebensunterhalt selbst verdienen, was die Vorbedingung für diesen Weg ist.

Nanak sagt:

Wer seinen Lebensunterhalt im Schweiße seines Angesichts erwirbt und seine Einnahmen mit anderen – den Armen und Bedürftigen – teilt, o Nanak, der ist geeignet, den geheimen Pfad kennenzulernen und wird sicherlich Zugang dazu erlangen.

Dies ist eine unerlässliche Bedingung für den Aspiranten. Auch für den Lehrer wird rechtes Leben und rechtschaffener Lebensunterhalt nachdrücklich betont.

Hüte dich vor einem, der sich selbst Guru oder ‚Pir‘ nennt und in Bezug auf seinen Unterhalt von anderen abhängt. Beuge dich nicht vor ihm.

Entschuldigt, wenn ich sage, dass auch die Spiritualität zu einem Geschäft herabgesunken ist, das von skrupellosen Personen für selbstische Zwecke ausgebeutet wird. Das ist der Grund, warum die Allgemeinheit der Menschen so weit kam, die Spiritualität zu hassen und ihr den Spitznamen ‚Guruschaft‘ zu geben. Und bis zu einem großen Ausmaß haben diese Menschen damit recht. Ihre bitteren Erfahrungen führten sie dazu, die Guruschaft zu verurteilen, und sie ziehen es vor, zu den Schriften Zuflucht zu nehmen, die, wie vorher gesagt, keine wirkliche Erfahrung vermitteln können. Wir brauchen Jemand, Der erklärt, Der die Wahrheit darlegt, wie es jeder andere, der ein wissenschaftliches Experiment vorführt, tun würde. Natürlich müsste es von jedem durchgeführt werden, bis eine erwachte Seele unser Inneres Auge öffnet und wir beginnen, die Wirklichkeit zu sehen.

In gewisser Beziehung ist ein ungebildeter Mensch in einer viel besseren Lage als ein gebildeter. Er nimmt die Dinge wenigstens durch Glauben an und beginnt das zu tun, was von ihm verlangt wird. Er vergeudet nicht seine Zeit mit dem Warum und Wofür dessen, was ihm gesagt wird. Es wird von ihm verlangt, hinauf zu steigen, und er fängt an, es zu tun. Im Gegensatz dazu wird ein gebildeter Mensch fragen, warum er das tun soll, wie weit er steigen soll und wo die Garantie dafür ist, dass er nicht herunterfällt. Das heißt aber nicht, dass wir blindlings irgendetwas annehmen sollten. Was ich sagen will ist nur, dass man die grundlegenden Prinzipien begreifen sollte und mit einem Glauben in den Versuch mit ihm beginnen sollte, um dann selbst die Ergebnisse zu sehen.

Man muss dem Wahren Einen dienen und nur ein würdiger Schüler kann das Unerkennbare erkennen. Das ist also unsere Pflicht. Wir müssen versuchen, ein Gurumukh – ein würdiger Schüler – zu werden. Wenn wir von der Gesellschaft eines Meisters den ganzen Vorteil haben wollen, müssen wir Ihm alles hingeben. Aber tun wir das?

Es heißt:

Die Gottsuchenden sind weit davon entfernt, Gott zu finden, sie verlieren Ihn gänzlich. Sie verlieren Ihn im Sturm, den das Gemüt entfacht.

Das denkende Gemüt und der urteilende Intellekt verursachen einen furchtbaren Sturm, der unsere Sicht umwölkt. Wir sind unfähig, durch den Staub zu schauen, den wir selbst aufwirbeln. Um eine richtige Vorstellung vom Ziel und dem Weg, der zum Ziel führt, zu bekommen, müssen wir zu einem in Gott ruhenden Heiligen gehen. Was sagt Er uns?

Wir kommen in die Welt und gehen aus ihr, entsprechend unserer Taten, und ernten, was wir säen. Der unsichtbare Befehl des Herrn kann nicht weggewischt werden, und es ist besser, Seinem Willen zu gehorchen.

Unsere Taten, ob gut oder schlecht, bringen ihre Belohnung und Folgen, je nach dem. Sobald ihre Triebkraft zu Ende geht, müssen wir auf die Erde zurückkehren. Gleich, wie unsere Taten sind, sie werden auf der Sinnesebene ausgeführt und wir werden unausweichlich von ihnen zurückgezogen. Eine Verbindung mit der Göttlichen Kraft macht uns Karma-frei – neh karma – und ohne Fesseln fliegen wir aufwärts zum Haus unseres Vaters. Aber leider sind wir erdgebunden und das Gesetz der Schwerkraft hält uns unten. Wir müssen uns über den Sog der Schwerkraft, der von Gemüt und Materie ausgeübt wird, erheben, um aus der Umklammerung all der materiellen und mentalen Zonen zu entfliehen. Das ist das rechte Verstehen, das der Meister vermittelt. Er nimmt uns heraus aus dem sich überdrehenden Kreislauf der materiellen Welt. Eine Erfahrung vom Leben des Geistes führt uns aus den materiellen und mentalen Welten hinaus.

So heißt es:

Ohne eine Verbindung mit dem Namen des Herrn gibt es kein Entkommen, und eine Verbindung mit dem Namen kommt durch den Meister. Der Name des Herrn ist ohnegleichen; es ist der Name, der alles erhält.

Wir wissen also, was Naam ist. Es ist nichts Vages oder Imaginäres. Es ist die wirkliche Kraft, die für die Erschaffung und Erhaltung des Universums verantwortlich ist. Es ist Dieselbe Kraft, die uns gleichermaßen erhält. Aber wir haben die Verbindung zu Ihr verloren. Das verlorene Wort kann nur durch die Hilfe eines Heiligen, Der das Personifizierte Wort ist, wiedergewonnen werden. Er führt uns hinaus über die religiösen Riten und Rituale, die Apara Vidya – Wissen vom Diesseits – darstellen und uns auf der Sinnesebene gefangen halten. Betrachtet die ganze Sachlage kühl und leidenschaftslos. Wenn ihr allein daraus entkommen könnt, gibt es nichts, was dem gleichkommt. Wenn nicht, könnt ihr getrost Hilfe bei Einem suchen, Der den Weg kennt. Leben kommt von Leben und Licht kommt von Licht. Der Gottmensch ist eine Grundvoraussetzung auf dem Gottespfad.

Nanak sagt:

Der Gottmensch ist mein alles, Er ist das Leben meines Lebens.

Der Atman ist eine Universale Kraft und ist sowohl unser eigener Lebensimpuls als auch der von Nanak. Der einzige Unterschied ist, dass Nanak als Erwachte Seele die Kraft sieht, während wir nichts von Ihrem Wirken wissen und auch nicht, was Sie ist und wie Sie wirkt.

Dieser Kraft bewusst, sagt Nanak:

O Gott, lass Deinen Willen vorherrschen, ungeachtet dessen, was ich denke und wünsche.

Wieder heißt es:

Ein Mensch, der im Innern verbunden ist, spricht immer aus der Inspiration und nicht aus sich.

Ähnlich beobachtet ein Moslem-Heiliger:

Was ein Gottmensch auch sagt, ist von Gott Selbst, auch wenn es so scheint, als kämen die Worte von Seinem Diener.

Was Gottmenschen äußern, stammt alles von der Ebene des Geistes. Wir dagegen werden von dem Feuer des Egoismus und der Verblendung verzehrt. Und wir werden von Habgier und Ichsucht hin- und hergerissen. Das gilt für jeden von uns. Eine Erwachte Seele hat den richtigen Überblick über die ganze Situation und betet:

O Gott, hab Mitleid mit der Welt, die verzehrt wird, rette sie, so gut Du es vermagst, denn es gibt keine andere Hilfe.

Als nächstes kommt ein Ausspruch von Nanak:

O Nanak, durch die Verbindung mit dem Wort gelangen wir in den Besitz aller Tugenden.

Im Gurbani werden die Begriffe Naam und Shabd gebraucht, um das Gleiche zu bezeichnen – die Kraft Gottes.

Über Shabd heißt es:

Es geschieht durch Shabd, dass die Schöpfung ins Sein kommt und sich auflöst, und wieder geschieht es durch Shabd, dass sie neu geschaffen wird und somit weitergeht.

Es gibt zwei Arten von Shabd: Eine ist die Stimme Gottes, die andere die Stimme des Menschen. Unsere Verbindung mit der Stimme Gottes erhalten wir nur durch einen Meister-Heiligen.

Das Wort ist die Essenz und muss praktiziert werden. Und man kann sich in der Gemeinschaft eines Heiligen damit verbinden.

Wir wollen noch einen kurzen Text von Dharam Das nehmen, einem berühmten Schüler von Kabir:

All die Bücher, einschließlich der Veden, sprechen von der gleichen Sache; ohne Namen ist alles sonst falsch und hat keine Bedeutung.

Es ist nicht eine Sache, über die man nur spricht, sondern Eine, die praktiziert werden muss und mit der man sich verbinden muss. Der Meister stellt einen Kontakt mit dem Tonstrom her, der bereits in euch ist, und gibt eine wirkliche Erfahrung davon. Er offenbart in euch, was Er in Fülle in Sich Selbst hat.

Dharam Das beklagt sein Los in der materiellen Welt und sagt:

O Herr, an welch furchterregenden Ort hast Du mich herabgeschleudert; das Reich ist ewig und für ‚Hansas‘ bereit, während diese Welt unter der Herrschaft von ‚Kal‘ steht.

‚Hansas‘ sind reine Geistwesen, die zwischen der Wahrheit und der Unwahrheit unterscheiden können.

Ich gehöre zu Deinem geistigen Reich und wundere mich, warum Du mich in dieses Weltengefängnis gesandt hast.

Ähnlich spricht ein Moslem-Heiliger:

O Geist, dein Wohnsitz ist im hohen Himmel, weh dir, dass du in eine Form aus Elementen gesteckt bist.

Wir haben in diesem Zusammenhang auch das Zeugnis von Soami Ji:

Dein Platz, o Seele, ist in der geistigen Welt, schande über dich, dass du erdgebunden bist.

Ihr könnt irgendeinen anderen Gottmenschen nehmen und ihr werdet die gleiche Aussage finden.

Nanak sagte an einer anderen Stelle:

O Herr, Du lebst im Himmel, während meine Wohnstatt im Staub der Erde ist.

Wenn wir in höhere Regionen gehen wollen, müssen wir dem Gemüt und der Materie Lebewohl sagen.

Lerne zu sterben, damit du zu leben beginnen kannst,

sagen die Evangelien.

Maulana Rumi legt auch große Betonung auf diesen Punkt:

O Freund, lerne zu sterben, bevor dich der Tod überkommt, denn das ist der einzige Weg, Ewiges Leben zu erlangen.

Das ist der Pfad der Meister und Sie alle sprechen auf die gleiche Weise.

Dharam Das betet daher:

O Gott, gewähre mir das Ewige Wort, das Du den ‚Hansas‘ gegeben hast. Durch die Verbindung mit dem Wort ist es möglich, dass ich nicht wieder in die materielle Welt kommen muss.

Dharam Das erklärt weiterhin die beiden Aspekte Gottes: den Persönlichen und den Unpersönlichen:

Die Welt ist das Zwischenspiel des Persönlichen und des Unpersönlichen, und wir treiben hilflos im Strom der Zeit.

Wir leben in der Dualität des persönlichen und des unpersönlichen Gottes. Wir sind uns nicht darüber klar, dass beide beigefügte Eigenschaften des Höchsten Wesens sind – das unser einziges Ziel ist. Wir müssen uns über die Gunas – Eigenschaften –, Nirgun – nicht beigefügte Eigenschaften – und Surgun – beigefügte Eigenschaften – erheben. Wir streiten unnötig über diese beiden Aspekte der Großen Kraft, die hinter beiden steht.

Jetzt etwas über den Sat Purush, den ursprünglichen, grundlosen Urgrund. Unser Letztes Ziel ist die Spirituelle Ebene, die über dem Bereich der Zeit liegt und daher nicht der Auflösung der großen Auflösung unterliegt. Der Satguru wird nie zufrieden sein, bevor Er nicht Seine Jivas zum Sat Purush geführt hat, Dessen Kraft in Ihm in Fülle und gänzlich wirkt:

Einer, Der begriffen hat und Eins ist mit dem ‚Sat Purush‘, ist ein Satguru. O Nanak, in der Gemeinschaft des Satgurus erreicht der Schüler die andere Seite und beginnt, Sein Lob zu singen.

Der Satguru ist es, der den Schüler die Kraft Gottes im Innern sehen macht. Nachdem man den Geist und die Kraft Gottes gesehen hat, beginnt man, sich damit – mit dem Heiligen Wort – zu verbinden. Jeder Lehrer hat seinen eigenen Zugang und seine eigene Reichweite im Reich Gottes und kann uns nur bis dorthin führen. Aber der Satguru, Der Eins ist mit dem Sat Purush, kann uns zur Höchsten Spirituellen Region bringen, die Sat Desh genannt wird und ewig und unaufhörlich besteht.

Trotz gebührender Ehrerbietung allen Lehrern gegenüber müssen wir prüfen, in welchem Ausmaß sie die Seele heraus aus dem Ich – Gemüt – auf unserer Reise zu Gott – Überseele – führen können. Einer, der sich nicht selbst überschritten hat, kann uns nicht über unser Selbst hinausführen. Wir besitzen nur wenige persönliche Zeugnisse der Großen Seelen. Was Sie sagten, wurde nachher von Ihren Anhängern gesammelt, und man kann sich daher nicht mit Sicherheit darauf verlassen. Es kann auch sein, dass die nachfolgenden Bewunderer etwas nicht verstanden haben, zum Beispiel Hinweise auf höhere Regionen, die vielleicht von den Mahatmas in Ihren Reden gemacht wurden. So haben wir kein Recht, über das Ausmaß ihrer Reichweite zu urteilen, wenn wir kein direktes Zeugnis von ihnen haben.

Daher sprach Nanak die Warnung aus:

Sag nicht, dass die Veden und die Schriften unrecht haben, wer ihnen nicht das rechte Gewicht gibt, mag selbst im Unrecht sein.

Lasst uns lernen, nach Innen zu gehen und die Mahatmas Selbst in der astralen Welt zu treffen. Wenn der Geist über den Körper steigt, kommt er in die astralen Bereiche und trifft die Bewohner dieser Ebenen und sieht selbst, wo Sie sind. Wenn man einmal im Geist dort ist, kann man von Angesicht zu Angesicht mit den entkörperten Geistwesen der Großen Seelen, Die bereits dort sind, sprechen. Es besteht keine Veranlassung, Vermutungen auszusprechen und unfreundliche Bemerkungen zu machen.

Dharam Das richtet nun mit folgenden Worten eine demütige Bitte an Gott:

O Herr, ich bete zu Dir mit gefalteten Händen; oh, bring mich zu meiner eigenen, ursprünglichen Wohnstatt.

Wieder und wieder kommen wir in diese Welt und wieder und wieder sterben wir. Es ist ein Bereich der Sterblichkeit, wo nichts beständig ist. Unsere Wahre Heimat ist woanders. Wir möchten in unsere Heimat zurückgehen, von wo wir gekommen sind. Diese Möglichkeit liegt in den Händen eines Vollkommenen Meisters. Da Er vollkommen ist, kann Er uns in das Land der Vollkommenheit führen. Obwohl wir durch die gleiche Kraft leben, die im Meister wirkt, sind wir uns Ihrer noch nicht bewusst, und deshalb unsere endlosen Wanderungen in die physische Welt:

Gefangen in der Täuschung, sind wir in die Täuschung verliebt, wir verbleiben allzeit inmitten von mentalen Halluzinationen.

Wir sind wie eine Spinne im Netz des Verhaftetseins gefangen, das wir selbst verursacht haben. Wir gehen hin, wo unser Herz ist. Diese Liebe zur Welt bringt uns immer wieder in die Welt. Wie können wir den täuschenden Anziehungen der Welt entkommen?

Der Meister erklärt uns die Kanäle, durch die das Gemüt ständig nach außen fließt. Er rät uns, diese Öffnungen zu verschließen, damit wir die unendliche Musik der Seele hören.

Wir müssen deshalb in den Strom dieser Musik – der Göttlichen Musik –, die von oben kommt, hineintauchen, um aufwärts zur Gottheit getragen zu werden. Wir müssen uns nach Innen wenden und uns von den nach außen führenden Sinnen zurückziehen. Auf diese Weise werden wir die mentalen Täuschungen in kurzer Zeit beenden.

Deshalb beten wir:

O Gott, schlage all meine Zweifel und Täuschungen nieder, damit ich einen Zustand vollkommener und erholsamer Ruhe erreiche.

Wir können diesen Zustand nur erreichen, wenn wir aus der Reichweite der drei Gunas – Tri-gun-atit – herauskommen. Solange wir uns im Bereich von Gemüt und Materie befinden, gehen wir nach außen. Der Meister befreit uns von dieser Ausdehnung und damit endet das Karussell der Geburten und Tode.

Jetzt kommen wir zum Abschluss der Dichtung von Dharam Das:

O Gott, nimm mich in Dein Reich, das Reich, das ewig, selig und voll Verzückung ist, denn Dharam Das möchte dem Rad des Lebens ein Ende machen.

All das ist notwendig, um aus dem Kreislauf der Geburten und Tode herauszukommen. Das sollte das Ziel aller menschlichen Bemühungen sein. Dharam Das hat uns in diesen wenigen Versen die gleiche Sachlage und den gleichen Vorschlag dargelegt, wie es Nanak in Seinem Psalm tat.

Alle Großen Weisen erzählen uns von dieser selben Sache. Und auch wir wünschen sie uns. Die sozialen Ordnungen sind unmateriell und desgleichen die religiösen Glaubensbekenntnisse und Anschauungen. Es besteht keine Notwendigkeit, eure Mitgliedschaften und Treue zu ändern. Es besteht keine Notwendigkeit, irgendwelche neuen Grußformen zu übernehmen. All diese Dinge sind gut für ihren Bereich. Wir müssen uns jedoch vorwärts arbeiten, und das ist nur möglich, wenn wir aufhören, uns auszudehnen.

Die Wirklichkeit ist in uns. Sie ist unser Wahres Leben. Mit der Hilfe einer Erwachten Seele können wir mit Ihr in Berührung kommen. Dies ist die älteste Wissenschaft. Sie gestattet keine Änderungen. Der einzige Unterschied liegt in der Annäherung, die einer erreicht hat. Jemand kann uns zu der Ebene führen, auf der er sich selbst befindet. Die Heiligen sind die Meister der Höchsten Ebene. Wenn ihr rechtes Verstehen erlangen wollt, werdet ihr zu Ihm gehen müssen. Seine Rede kommt von der Ebene der Seele und nicht von der des Gemüts und des Intellekts. Wenn ihr von Gott gesprochen oder von Ihm gehört habt, habt ihr sicher eine Art Heiterkeit erfahren. Ihr könnt euch also gut die Große Seligkeit vorstellen, die wir empfinden würden, wenn wir zu Ihm gehen könnten. Ihr müsst nur ein frommes Leben führen und euch eine Verhaltensweise aneignen, die ein Beispiel für andere sein sollte. Mit einem in allen Bereichen ausgeglichenen Leben könnt ihr die physische Zone leicht überschreiten. Kurz gesagt: Eine Verbindung mit der Rettenden Lebensschnur ist sehr notwendig, wenn ihr eure Seele retten wollt.

Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele.