Das Gebet von Kabir

Dies ist das aufrichtige Gebet eines Ergebenen zu den Füßen des Herrn. Wenn er seine Mängel und Missetaten betrachtet, spürt er, dass Gott, vor Dem nichts verborgen bleiben kann, ihm nicht vergeben wird. Er schreckt vor dem Gedanken zurück, für seine bösen Taten zu bezahlen, wissend, dass die Strafe lang und schwer sein muss. In aller Demut wirft er sich dem Allmächtigen zu Füßen und bittet um Vergebung.

 

Herr, Du bist mein Vater.
Schenk' Beachtung meinem demütigen Gebet.
Viele Missetaten habe ich begangen,
Taten, die ich verborgen behielt vor anderen
Doch welche kein Geheimnis für Dich sind.
Lust und Begierde verdarben mein Gemüt,
Und so manches Unrecht habe ich begangen;
Ich blicke auf sie und mein Herz erschaudert
Vor Angst und Scham.
Allmächtiger Herr, ich flehe Dich an
Erkenne mein Gebet an:
Zuerst, gewähre mir Deine Gnade,
Dann bitte mich, Rechenschaft abzulegen
Für meine Missetaten.

Sagt Kabir: Mächtiger Herr!
Du bist mein Vater;
Ich habe jetzt Zuflucht genommen
Zu Deinen Lotosfüßen.
Bitte gewähre mir Deine Vergebung,
Dann bitte mich, Rechenschaft abzulegen
Für meine Sünden.

 

Kabir Granthavali 1, S. 156:357
Bāp rām sun binti mori 2

 

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Fußnote: 1) Im Folgenden zitiert als K.G. 2) Hindi-Gedichte werden in der Regel durch ihre erste Zeile identifiziert. Die ersten Zeilen in Hindi werden nach der Quelle des jeweiligen Gedichts angegeben.