Kapitel III

Fragen und Antworten

Frage: Darf ich Dich unterbrechen und eine Frage stellen?

Kirpal Singh: Gerne, ich werde sie nach bestem Wissen beantworten.

Frage bezüglich Lichterfahrungen

Kirpal Singh: Dies geschieht auf dem Weg, wenn du dich über die verschiedenen Ebenen erhebst. Wie ich schon erklärt habe, ist Licht da – die Lampe brennt, doch sie ist von verschiedenen Hüllen bedeckt und so entsteht der Eindruck, es sei dort kein Licht. Wenn du eine Hülle abwirfst, dann siehst du ein wenig Licht; wenn du zwei Hüllen beseitigst, ist mehr Licht zu sehen; bei drei Hüllen noch mehr und so geht es weiter. Hast du bei der Meditation teilgenommen und Licht gesehen? Nein? Andere haben es gesehen!

Schüler: Ja!

Kirpal Singh: Es waren viele, nur zwei bis vier haben kein Licht gesehen, alle anderen von zirka dreihundert Teilnehmern sahen Licht. Es ist also ein ganz exakter Weg, so genau wie zwei plus zwei gleich vier ist. Es ist nur Jemand notwendig, Der den praktischen Weg kennt. Und dann müssen noch bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, zum Beispiel eine streng vegetarische Diät, keine Rauschmittel usw. Dann treten die Ergebnisse schneller ein. So gab es nur ein paar wenige, die nichts sehen konnten – alle anderen hatten eine Erfahrung.

Schüler: Bezüglich der verschiedenen Lichterfahrungen sagtest Du heute morgen, dass manche Menschen etwas aus ihrer Vergangenheit mitbringen.

Kirpal Singh: Das ist der Hintergrund – die, die einen guten Hintergrund haben, hatten etwas, um damit zu beginnen … nicht alle – aber einige. Doch sie wissen nicht, wie sie weiter fortschreiten können. Ich habe solche Menschen kennen gelernt. Sie sahen Licht und sind zum Augenarzt gegangen; manche hörten den Ton und gingen zum Ohrenarzt, um sich behandeln zu lassen. Manche Menschen haben einen entsprechenden karmischen Hintergrund, doch sie brauchen weitere Führung, um fortzuschreiten.

Schüler: Meister, Du hast erwähnt, dass wir in unserer Religion bleiben sollen, denn Christus lehrte dieselbe Methode, um Gott zu erreichen.

Kirpal Singh: Die Meister tasten die äußeren Formen der Religion nicht an, wie ich euch gesagt habe. Die Religionen wurden nur geschaffen, damit viele Menschen Nutzen daraus ziehen sollten. Solange es Menschen der Praxis gab, war dies auch möglich. Praktische Menschen werden gebraucht – doch wie viele gibt es, Die euch einen Auftrieb, einen Beweis davon geben können, sodass ihr mit eigenen Augen sehen könnt? Es sollte euch also etwas gegeben werden, ein Startkapital, sodass ihr mit der richtigen Hilfe und Führung weiter fortschreiten könnt und das Letzte Ziel erreicht, von wo Licht und Ton ausgehen.

Frage: Darf ich auch eine Frage stellen?

Kirpal Singh: Nur keine Bedenken! Ich bin auch ein Schüler des Lebens, wisst ihr – ich höre nie auf zu lernen. Der Mensch lernt und verlernt sein ganzes Leben hindurch. Ich war auch einmal ein Student wie ihr. Ihr werdet eines Tages meinen Platz einnehmen – unseren Platz – ihr seid die Hoffnung für die kommenden Generationen!

Frage: Wenn Jesus dasselbe lehrte, gibt es dann irgendeinen Hinweis auf Reinkarnation oder frühere Leben?

Kirpal Singh: Auch Christus gab Hinweise darauf. Und ich stehe mit dieser Ansicht nicht allein da, doch wir haben nicht die vollständige historische Überlieferung. Er erwähnt es an einigen Stellen. Doch warum sollten die, die einen Meister trafen, sich über Reinkarnation Gedanken machen? Sie werden nicht in diese Welt zurückkommen! Wenn Er die Menschen nach Hause bringen kann, warum sollten sie dann zurückkommen und wieder eine neue Inkarnation durchlaufen?

Dies ist nur für jene von Bedeutung, die solch einem Meister, dem Fleisch gewordenen Wort  nicht begegnet sind.

Diejenigen, die nach Hause zurückkehren, müssen nicht wiederkommen. Sie kommen nur oder werden nur gesandt, um die in den Kinderschuhen steckende Menschheit zu führen – sie kommen nicht als Gefangene.

Fragen unverständlich

Kirpal Singh: Ja, ja – es gibt Licht im Inneren – das gilt für jeden Menschen, selbst die Kinder können es sehen. Es muss nur ein wenig Auftrieb gegeben werden. – Das ist alles. Wo die Philosophien der Welt enden, dort beginnt die Wahre Religion, offen gesagt. Die Gemeinschaften oder äußeren Kennzeichen machen nicht die Religion aus – dies sind soziale Gemeinschaften, Geistesschulen. Es zeigt nur, dass wir uns einer bestimmten Geistesrichtung angeschlossen haben, um uns selbst und Gott zu erkennen.

Die grundlegenden Lehren sind dieselben – sie wurden von allen Meistern vertreten, doch wir haben sie leider vergessen, und das liegt daran, dass es an Menschen der Praxis fehlt. Die Meister kommen von Zeit zu Zeit, um das vergessene Wissen wieder zu erneuern.

Frage unverständlich

Kirpal Singh: Seht ihr, ich sage euch, natürlich wirkt Gott durch den Meister. Er ist das Wort. Wenn das Wort Fleisch wird, dann respektieren wir Ihn. Wir respektieren Ihn als Fleisch gewordenes Wort – das Wort ist der Meister, in Ihm offenbart Es sich. Er, Gott wohnt in jedem Herzen, doch wir achten Ihn in Dem, wo Er Sich offenbart. Der Mensch ist der Lehrer des Menschen. Nur ein Mensch kann als Lehrer wirken, nicht eine Stimme vom Himmel. Alle Meister kamen in der menschlichen Gestalt – Jesus, Mohammed usw. Der Lehrer des Menschen ist ein Mensch, Der euch auf eurer Ebene begegnet und wie ihr durchs Leben geht. Er hat jene Erfahrung gemacht und kann euch diese Erfahrung vermitteln, und ihr werdet es bestätigen. So kamen alle Meister in der Form des Menschen.

Die beste Schule ist die, aus der viele Studenten mit erfolgreichem Abschluss hervorgehen – ist es nicht so? Diese Geistesrichtungen sind Schulen, denen wir beigetreten sind, um Gott zu erkennen. Wenn sie viele Menschen hervorbringen, die Gott erkennen, kommt ihnen alle Ehre zu. Ich denke, aus Mangel an praktischen Menschen haben wir diese Lektion vergessen und deshalb kommen die Meister von Zeit zu Zeit, um diesen Aspekt zu erneuern, um uns das zu geben, was wir vergessen haben. Dankt Gott – und ich danke denen, die dieses Gespräch hier möglich gemacht haben!

Kirpal Singh
Chicago – 19. November 1972

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Anmerkung: Der Heilige Pfad der Meister bietet die Möglichkeit einer direkten Verbindung mit der Göttlichkeit im Innern, nachdem man sich über das Körperbewusstsein erhoben hat. Dieses Höchste, Grundlegende Prinzip unterscheidet den Heiligen Pfad von allen anderen Geistesschulen.

Zu diesem Thema weisen wir vor allem auf das Buch ‚Die Krone des Lebens‘ von Kirpal Singh hin.