Einzelheiten aus dem Leben von Kirpal Singh

Kirpal Singh

Geburt 

Es war der 6. Februar 1894. Der Frühling war in voller Blüte. Doch die Natur war zur Ruhe gegangen – die Vögel in ihre Nester und die müden Menschen nach des Tages Arbeit in ihre Betten. Es war die stille Stunde von etwa 9 Uhr einer kühlen Nacht, als das Ewige Wort Fleisch und Blut wurde und unter uns wohnte. Das muntere und hübsche kleine Kind mit dem Schein Göttlichen Lichts um Sich wurde in Sayyad Kasran, einem Dorf im Distrikt Rawalpindi geboren. Es wurde Kirpal oder der Gütige genannt, und dies traf zu, denn Er sollte die Große Ewige Quelle immerwährender Wonne und Ruhe werden. 

Der Name Seines Vaters war S. Hukam Singh – das heißt Träger des Göttlichen Willens oder Hukam –, und Seine Mutter war Gulab Devi – das heißt Göttin der Rosen. Der Sohn, Den sie gebar, kam, um das Wort des Allmächtigen zu verbreiten, so wie die Rose ihren Duft zur Sommerzeit. 

Charakterstärke 

Kirpal war ein sehr gehorsames Kind. Aber bei zwei Gelegenheiten erklärte Er sanft, doch bestimmt Seine Selbständigkeit. Er hatte die Gewohnheit, allen, die Er kannte, zu helfen, ganz gleich, in welchem Verhältnis sie zu Seiner Familie standen.

So rief Ihn einmal Sein Vater und sagte: 

Paul (Sein Kosename), unsere Freunde sollen auch deine Freunde sein, und unsere Feinde sollen auch deine Feinde sein.

Aber Paul erwiderte gelassen: 

Vater, eure Freunde sollen auch meine Freunde sein, aber es ist nicht nötig, dass eure Feinde auch meine Feinde sind, da eure Feindschaften auf Missverständnissen beruhen können. Das Leben ist zu kurz, und ich bin nicht gekommen, um Hass und Feindschaft zu haben. Ich habe Liebe für alle.

Er war wirklich immer allen ein Freund und ist es heute noch. 

Bei anderer Gelegenheit: S. Hukam Singh gelang es, für seinen Sohn Arbeit bei einer militärischen Ingenieur-Dienststelle zu sichern. So ging Kirpal zur Arbeit. Dort bot Ihm ein jemand eine Geldsumme an, damit Er die Rechnung der Firma desjenigen, der Ihm das Geld anbot, schneller bearbeiten würde als die anderen. Kirpal Singh wies das Bestechungsgeld mit dem Hinweis darauf zurück, dass Er schon ein Gehalt habe und die Summe nicht benötige; aber Er würde Sich bemühen, noch schneller zu arbeiten, damit auch die besagte Rechnung möglichst zügig abgearbeitet sei.

Abstinenz von Fleisch 

Seine Familie lebte nicht vegetarisch. Er hatte aber schon als Kind einen Widerwillen gegen Fleisch. Während Seine Brüder und Schwestern nach mehr verlangten, nahm Er überhaupt nichts davon. Er war mit Gemüse und Brot zufrieden. 

Sein Vater fragte: 

Paul, warum nimmst du kein Fleisch? Es würde dir gut tun.

Aber Er erwidert freundlich: 

Ja, Vater, aber ist es nicht totes Fleisch, und möchtet Ihr, dass ich aus meinem Körper einen Friedhof mache?

Das Kind hatte eben Seine eigene Art, und der Vater konnte nur lachen. 

Liebe für Bücher 

Seit Seiner frühen Jugend widmete Er die meiste Zeit dem Studium. Wenn Er einmal ein Buch angefangen hatte, hörte Er nicht mehr auf, bis Er es ausgelesen hatte. Sehr oft las Er die ganze Nacht hindurch und schlief kaum. Zu der Zeit gab es dort kein elektrisches Licht. So las Er mit Hilfe einer Öllampe. Da Sein Vater fürchtete, dass sich das allzu viele Studieren auf Seine Gesundheit auswirken könnte, sollte Paul um 10 Uhr zu Bett gehen. Doch Seine Liebe zu den Büchern war stärker. Es war im Winter, und Er ging zweifellos um 10 Uhr zu Bett, aber während alle glaubten, dass Er schliefe, las Er unter der Bettdecke weiter. Er las alle Bücher der Hochschulbibliothek während Seines zweijährigen Studiums dort. 

Der Zweck des Studiums 

Einmal kam ein Bischof in Seine Schule – eine Missionsschule – und fragte die Jungen nach dem Zweck ihres Studiums. Einer sagte, dass er ein großer Arzt werden wolle, ein anderer ein großer Rechtsanwalt, ein Dritter ein großer Ingenieur und so weiter. Doch als er Kirpal fragte, erklärte dieser, dass Er um des Wissens willen studieren wolle. Der Bischof war sehr beeindruckt und sagte Ihm eine große Zukunft voraus; und seine prophetischen Worte haben sich im Laufe der Zeit wahrlich bestätigt. 

Seine Fähigkeit 

Durch Sein ausgedehntes Studium war Er Seinen Klassenkameraden weit voraus. Bei einer Prüfung bekam Er einmal von einem Geschichtslehrer 95 von 100 Punkten, während der Nächstbeste nur 65 erhielt. Da protestierte der Letztere: 

Ich habe alle Fragen genau beantwortet und gab wortgetreu wieder, was uns aus den Lehrbüchern und in der Klasse darüber gesagt wurde; wieso bekomme ich nur 65 Punkte und Kirpal 95?

Der Lehrer sagte lachend: 

Es ist wahr, dass du alles gewusst hast, was das Lehrbuch darüber sagt und auch, was ich erklärte; aber Kirpal brachte viel mehr. Er gab auch die Ansicht aller großen Historiker zu diesen Fragen. Ich würde gerne 100 Punkte geben, gab Ihm aber nur 95, weil ich in einem Fach wie Geschichte nicht 100 Punkte geben kann.

Enthüllungen 

Seine ganze Jugend war voller Wunder. Oft erzählte Er, was Sich zur selben Zeit an einem anderen Ort ereignete und auch, was zukünftig geschehen werde. Als Er in die vierte Klasse ging, und eines Tages gerade über Seiner Aufgabe saß, stand Er plötzlich auf, ging zum Lehrer und sagte: 

Bitte erlauben Sie mir zu gehen, meine Großmutter liegt im Sterben. 

Der Lehrer erwiderte ungläubig: 

Es ist seltsam, dass du, während du hier bist, sehen solltest, dass deine Großmutter zu Hause stirbt. Das mögen Propheten können. Du solltest besser an deine Aufgabe gehen.

Doch kaum hatte er ausgesprochen, als ein Bote von Kirpals Haus kam, um Ihn zu der sterbenden Großmutter zu holen. 

Dienst an der Menschheit 

In Seiner Freizeit diente Er anderen. Er besuchte die Leidenden in Hospitälern, half ihnen finanziell und diente ihnen auf jede nur mögliche Weise – wenn nötig, reinigte Er sogar die Utensilien. Im Jahr 1919, nach dem Ersten Weltkrieg, herrschte im Land eine Grippe-Epidemie, die viel schlimmer war als die von 1957. Sie forderte so große Opfer, dass die Menschen in Todesangst vor einer Infektion waren und darum selbst Freunde und Verwandte verließen. Ungeachtet der Gefahr, in der Er Sich Selbst befand, organisierte Kirpal Singh einen Hilfsdienst und pflegte alle Opfer dieser Krankheit persönlich, um ihre Leiden in dieser Zeit der Not zu lindern, so gut Er es vermochte. 

Des Vaters Segen und Voraussage 

Im Alter wurde Sein Vater ernstlich krank. Kirpal Singh diente ihm voller Ergebenheit. Sein Vater, der äußerst zufrieden mit Ihm war, sagte eines Tages: 

Kirpal, ich bin sehr zufrieden mit dir! Hast du irgendeinen Wunsch; Reichtum, Kinder, Ruhm und dergleichen? Wenn der Segen der Eltern eine Wirkung hat, wird dir dein Wunsch bestimmt erfüllt werden.

Kirpal entgegnete: 

Wie Ihr wisst, habe ich kein Verlangen nach irgendeinem weltlichen Gewinn. Mein einziger Wunsch ist, die Vereinigung mit Gott zu erlangen.

Sein Vater, der am Stock einen kleinen Spaziergang machte, hielt plötzlich inne, dachte eine Weile nach und sagte dann: 

Du wirst Gott ganz sicher finden.

Eine große Entscheidung 

Nachdem Er Sein Examen bestanden hatte, stand Er einem großen Problem gegenüber: zu wählen zwischen einem weltlichen Ziel und dem Spirituellen Ziel. Nach einem harten tagelangen Kampf, bei der Er Herz und Sinn erforschte, entschied Er Sich für das Letztere. Seitdem verfolgte Er Sein Ideal – Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis zu erlangen – mit unnachgiebigem Eifer und fester Entschlossenheit.

Die Wandlung eines Räubers 

Während Er als stellvertretender Leiter der Heereskasse in Dera Ismail Khan arbeitete, stahl dort ein furchtbar aussehender Räuber jeden Tag eine Ziege, aber keiner wagte es, ihn zur Rede zu stellen. Seltsamerweise jedoch war der Mann sehr genau darin, die Räume Kirpal Singhs während Dessen Abwesenheit zu reinigen, und bald redeten die Leute darüber. 

Eines Tages, als Kirpal Singh früher als gewöhnlich zurückkam und den Räuber fragte: 

Bruder, warum machst du dir jeden Tag soviel Mühe um mich?

faltete er die Hände und erwiderte, 

Sardar Sahib, wenn ich Euch sehe, habe ich augenblicklich alle meine Sünden vor mir, und ich zittere von Kopf bis Fuß. Ich habe unzählige Verbrechen begangen in meinem Leben und viele unschuldige Menschen umgebracht. Kann einer wie ich es bin auch auf Vergebung hoffen?

Kirpal Singh tröstete ihn und sagte, dass die Tore der himmlischen Gnade selbst für die Schlimmsten geöffnet seien, wenn sie das Vergangene aufrichtig bereuten und ein neues Leben beginnen. Der Bandit war tief gerührt und befolgte den Rat. Er gab sein altes Leben auf und wurde ein gottesfürchtiger Mensch. 

Erste Begegnung mit Seinem Meister 

Bevor Er Hazur Baba Sawan Singh Ji in physischer Gestalt begegnete, hatte Er die Inneren Erfahrungen. Oft sah Er die Strahlende Form Seines Meisters, Welche Er für die Guru Nanaks hielt. Es war immer Sein inniger Wunsch, mit einem vollendeten Heiligen in Verbindung zu kommen, Der Ihm die rechte Führung und eine Ersthand-Erfahrung von der Wirklichkeit geben konnte. Seine ernsten Gebete in dieser Beziehung trugen endlich Frucht, als Er im Jahr 1924 Baba Sawan Singh begegnete. 

Von früher Jugend an hatte Er eine Vorliebe für Flüsse; und so wollte Er einmal im Jahr 1924 den Beas-Fluss sehen. Als Er aus dem Zug stieg, fragte Ihn ein Fremder ob Er den Heiligen von Beas besuchen wolle. Nachdem Er am Fluss entlang spazieren gegangen war, brachte Er dem Heiligen Seine Ehrerbietung dar. Und welch Großes Wunder: Er war der Mann, Den Er gewöhnlich in Seinem Innern sah. 

Seine Freude kannte keine Grenzen, denn endlich hatte Er einen Wahren Meister gefunden. Nach Augenblicken stillen Entrücktseins konnte Er nur stammeln: 

Warum haben Sich Eure Heiligkeit soviel Zeit gelassen, mich zu Euren Füßen zu leiten?

Und der weißbärtige Weise lächelte und sagte: 

Dies ist die rechte Zeit für unsere physische Begegnung.

Am nächsten Tag schrieb der Schüler an Seinen ältesten Bruder, der ebenfalls nach einem wirklichen Meister Ausschau hielt, dass Seines Lebens Suche vorüber war, da Er einer Großen Persönlichkeit begegnet sei, Die gleich Guru Nanak in aller Demut auf Erden lebte. 

Literarische Fähigkeit

Er besitzt die Gabe des Schreibens und führt eine gewandte Feder. Er hat erhebende Gedichte in Punjabi und Urdu verfasst. Sein in Punjabi geschriebener ‚Gurumat Sidhant‘ ist eine meisterhafte Darstellung vom Pfad der Meister in einem einfachen und klaren Stil. Er wurde unter Anleitung Seines Meisters Baba Sawan Singh Ji Maharaj geschrieben und unter dem Namen des Letzteren veröffentlicht. Darin wird die Spiritualität in all ihren Aspekten erörtert. Jedes Thema wurde eingehend behandelt und mit passenden Zitaten aus den Schriften aller Zeiten und Länder versehen. 

Der ‚Gurumat Sidhant‘ besteht aus zwei Bänden von ungefähr 2000 Seiten und ist ein wertvolles Lehrbuch über die Spiritualität, aus dem viele Menschen Nutzen gezogen haben. Für die Wahrheitssucher dient er als Große Schule der Spiritualität. Er birgt einen universalen Aufruf an alle, und die spirituell geladenen Worte senken sich tief in die Herzen der Aspiranten hinein. 

Zum Nutzen der Englisch sprechenden Welt hat Er eine Anzahl Abhandlungen und Bücher verfasst. Einige davon sind: ‚Kurzer Lebenslauf von Hazur Baba Sawan Singh Ji Maharaj,‘ ‚Mensch, erkenne dich selbst,‘ ‚Das Gebet – Sein Wesen und seine Methode,‘ ‚Spiritualität – Was sie ist,‘ ‚Naam oder das Wort,‘ ‚Krone des Lebens,‘ ‚Das Jap Ji ,‘ ‚Ein Großer Heiliger – Baba Ji Jaimal Singh – Von der Gottsuche zur Verwirklichung,‘ ‚Das Rad des Lebens,‘ ‚Gottmensch,‘ ‚Spirituelles Elixier,‘ ‚Das Mysterium des Todes‘ und ‚Morgengespräche‘. 

Ergebung in die Pflicht 

Einmal war Sein ältester Sohn krank, und sein Zustand verschlechterte sich, nachdem er eine Zeit lang gelegen hatte. Die Ärzte verloren jede Hoffnung. Sie rieten Kirpal Singh, mindestens für drei Tage Urlaub zu nehmen und am Krankenbett Seines Sohnes zu bleiben. Einer dieser Tage fiel auf einen Sonntag, an dem Er, wie es Ihm Sein Meister aufgetragen hatte, einen Spirituellen Vortrag in Amritsar halten sollte. Der Fügung Gottes vertrauend, setzte Er Sich über den Rat der Ärzte hinweg und fuhr trotz der kritischen Lage Seines Sohnes nach Amritsar. Nach dem Vortrag hatte Er großes Verlangen, Seinen Meister zu sehen, und fuhr daher nach Beas weiter. Unmittelbar nach Seiner Ankunft dort fragte Ihn der Meister nach dem Befinden Seines Sohnes. Als Er die Situation erläuterte, richtete Sich der Meister auf und schien in ernste Gedanken versunken zu sein.

Kirpal Singh bemerkte: 

Alle Sorgen weichen in Eurer Gegenwart. Wie kommt es, dass Ihr selbst so bekümmert scheint?

Der Meister antwortete: 

Wenn du deine Last auf mich wirfst, kann ich nicht anders, als sie zu tragen.

Abschied vom Dienst 

Nach 36 Jahren verdienstvoller Tätigkeit zog Er Sich im März 1947 vom Dienst zurück. Beim Abschied standen allen Tränen in den Augen. Er wurde von Seinen Beamten und Untergebenen in gleicher Weise geliebt und verehrt. Ein Moslem-Bote, der nur ein paar Tage bei Ihm war, jammerte und weinte beim Abschied. Kirpal Singh sagte, dass Er nie etwas von ihm gesehen habe, und warum er so traurig sei? Der Mann erwiderte, dass er es deshalb so sehr bedauerte, weil Er ihn als Mensch und Bruder achte, während ihn andere wie eine ganz niedrige Kreatur behandelten. Während Seines Dienstes wie in Seinem ganzen Leben zeigte Er Große Liebe für jene, die um Ihn waren. Es war Ihm bestimmt, von all jenen gesucht zu werden, die in Not waren. Durch Seine Worte der Weisheit und durch selbstloses Dienen gab Er den Leidenden Trost. Wer auch immer mit Ihm in Verbindung kam, war ergriffen von dem Heiligen Einfluss, der von Ihm ausging. 

Übertragung des Spirituellen Werkes 

Sein Meister, Baba Sawan Singh Ji, war einige Zeit leidend. Eines Morgens, am 12. Oktober 1947, fühlte Er Sich besser, rief Seinen geliebten Schüler zu Sich und sagte: 

Kirpal Singh! Ich habe alle andere Arbeit verteilt, aber ich habe keinen mit meiner Aufgabe der Naam-Initiation und dem Spirituellen Werk betraut. Das übertrage ich heute dir, damit diese Heilige Wissenschaft gedeihen möge.

Im Februar 1948, nachdem Er Sich erkundigt hatte, wie viele Menschen von Ihm initiiert waren, sagte Er wieder: 

Kirpal Singh! Ich habe die Hälfte deiner Arbeit getan und Naam an mehr als 150 000 Menschen gegeben; das Übrige hast du zu vollenden. 

Die letzte Begegnung mit Seinem Meister 

Am Morgen des 1. April 1948 hatte Er Gelegenheit, allein mit Seinem Meister zu sein. Demütig wandte Er Sich an den Großen Meister: 

Meister, Ihr steht über allen physischen Dingen, Krankheit und Leiden bedeuten Euch nichts. Wir aber, Eure armen Schüler, sind sehr betrübt beim Anblick Eurer scheinbaren Hilflosigkeit.

Da öffnete der Meister Seine Augen und schaute auf Seinen geliebten Schüler. Ein Göttliches Leuchten erfüllte Seine ganze Gestalt. Seine Augen strahlten im himmlischen Licht, das mild und zugleich durchdringend war. Ununterbrochen schaute Er in die Augen Seines Ergebenen, Der Sich in einer ungewöhnlichen Ekstase befand, die Seinen ganzen Körper durchdrang. Und am Tag darauf schlossen sich jene Augen, um sich nie mehr zu öffnen. 

Der Aufbau des Sawan Ashram 

Mit dem Staub von der Schwelle Seines Meisters legte Er den Grundstein des Sawan Ashram, der nach Seinem Meister Hazur Baba Sawan Singh benannt ist. Hazur wollte, dass ein allgemeiner Platz für alle Spirituell gesinnten Aspiranten, ungeachtet des Standes, der Rasse oder des Glaubens errichtet würde. Somit dient dieser Ashram nach der ausdrücklichen Anweisung Hazurs als allgemeiner Ort für Menschen aller Glaubensrichtungen. 

Ein Beispiel ist besser als eine Vorschrift. Der Meister übernimmt die Führung und zeigt Seinen Ergebenen in allen Lebenslagen den Weg. Er war das inspirierende Vorbild, als der Ashram erbaut wurde. Zu sehen, wie der liebevolle Meister mit einem Becken Mörtel auf dem Kopf Seinen Ergebenen bei diesem Dienst voranging, war ein Anblick für die Götter. Einziges Ziel dieses Ashram ist es, der gesamten Menschheit die Spiritualität in einer rein wissenschaftlichen Form zu übermitteln. Selbstreinigung, Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis werden auf praktische Weise gezeigt, damit alle Menschen, während sie in ihrer jeweiligen Gemeinschaft leben, dadurch Nutzen haben können. 

Die Reise nach Amerika 

Er gehört dem Osten und dem Westen, dem Norden wie dem Süden – nein, Er gehört weder dem Osten noch dem Westen, nicht dem Norden und auch nicht dem Süden. Er ist der Universale Mundschenk, und die ganze Welt ist Seine Schenke. Wo Er sitzt, ist ein Tempel, was Er spricht, ist Göttliches Gebot. Er ist für alle Menschen da, und als der Ruf aus dem Westen kam, reiste Er – am 31. Mai 1955 – dorthin, um diesen Menschen die Göttliche Botschaft zu bringen. Während Seiner fünfmonatigen Reise besuchte Er die Vereinigten Staaten, England und Deutschland. Die wissenschaftliche Methode, mit der Er an die tiefgründigen Spirituellen Probleme heranging, brachte Ihm überall Ansehen und Bewunderung ein. Durch Seine Vorträge erfuhren die Menschen vom Wahren Sinn des Lebens und dem ihrer Heiligen Schriften. Hunderte kamen zur Initiation und lernten durch Seine Gnade die Mysterien des Jenseits kennen. 

Er sprach in verschiedenen Kirchen und Universitäten, und die Menschen, die Seine Rede hörten, sprachen ihre Überzeugung aus, da die Bibel einer neuen Auslegung bedürfe. Am Ende eines Seiner Vorträge in der Universität von Louisville rief der Präsident der Versammlung Dr. Broadsche plötzlich: 

Buddha ist gekommen, und alles hier ist Nirvana.

Die erste Welt-Religions-Konferenz 

Unter der Anweisung und Inspiration Seines Meisters, Hazur Baba Sawan Singh Ji Maharaj, war es immer Sein Ideal, ein allgemeines Forum zu bilden, wo Menschen aller religiösen Glaubensanschauungen zusammensitzen können, um die Ewige Wahrheit und den Weg zurück zu Gott gemeinsam zu erörtern, ungeachtet der anscheinenden Unterschiede in unwesentlichen Dingen, die das soziale Verhalten betreffen, wie Umgangsformen, Zeremonien, Rituale und dergleichen mehr.

Durch diesen Heiligen Eifer angefeuert, gründete Er nach dem Namen Seines Meisters den Sawan Ashram, wo die Oberhäupter der verschiedenen Religionsgemeinschaften Gespräche über Spiritualität und verwandte Themen, wie Liebe und Hingabe, führen können. Nur auf Göttlichem Grund lösen sich alle religiösen Unterschiede in nichts auf, und man hat dem verwirrendsten Problem, der Spirituellen Religion der Selbstverwirklichung und Gottverwirklichung in ihren praktischen Aspekten, mutig ins Gesicht zu sehen. 

Seinen hohen Idealen zufolge arbeitete Er immer im echten Missionsgeist mit denen zusammen, die gleichen Sinnes mit Ihm waren. Nach Jahren angestrengter und unermüdlicher Arbeit verwirklichte Er zusammen mit Muni Sushil Kumar Ji und anderen diesen Traum und gründete eine Weltgemeinschaft der Religionen, wie sie 1957 im Verlauf der Weltkonferenz der Religionen ins Auge gefasst wurde. Und seitdem war Er noch mehr bestrebt, diese Tätigkeit durch die Gründung entsprechender Zentren auf der ganzen Welt auszudehnen. Damit hat Er ein Weltforum errichtet, das die Idee der einen Weltreligion für die große Familie der Menschen einprägt und alle sozialen, traditionellen, religiösen, nationalen und internationalen Barrieren überschreitet, und dies in einer Zeit, in der die Welt zitternd am Rande eines Abgrundes steht und sich der Gefahr völliger Vernichtung durch einen Atomkrieg gegenübersieht. 

Hauptzweck der Konferenz war es, die Göttliche Hilfe anzurufen, um die Menschheit vor Schaden zu bewahren, als alle menschlichen Anstrengungen, das bevorstehende Unheil abzuwenden, fehlzuschlagen schienen. Währen Seine Heiligkeit die Manglacharan-Gebete – ein Teil der Hindu-Gebete – leitete, betete Er bei der Eröffnung der Konferenz: 

O Gott! Die ganze Welt wird in den unsichtbaren Flammen der Hölle verzehrt. Die Hilfe liegt nicht im Bereich menschlicher Möglichkeiten. O rette sie, so Du willst!

An der Konferenz nahmen Delegierte und Vertreter aus den verschiedensten Ländern der Welt teil, aus USA, England, Frankreich, Ungarn, Deutschland, Österreich, Schweiz, Dänemark, Holland, Norwegen, Spanien, Israel, Iran, Arabien, Russland, Ost-Afrika, Süd-Afrika, Pakistan, Nepal, Ceylon, Tibet, Burma, Kambodscha, Australien, Japan, Süd-Korea und Indien. Seine Heiligkeit wurde einstimmig zum Vorsitzenden des Komitees gewählt, das für diese erhabene Körperschaft Richtlinien aufstellen sollte, und unter Seiner Leitung sind sehr umfassende Bestimmungen für die Weltgemeinschaft der Religionen erlassen worden. 

Die Konferenz war ein großer Erfolg. Die Eröffnungssitzungen waren von mehr als 300 000 Menschen besucht, und die Botschaft des Universalen Friedens, der Ruhe und Glückseligkeit wurde mit Gottes Segen in alle Länder gesandt. Seine Heiligkeit war die bewegende Kraft hinter dieser Konferenz und ist auch heute noch als Präsident der Weltgemeinschaft der Religionen tätig. Die nächste Weltkonferenz der Religionen soll im Februar 1960 in Kalkutta stattfinden. An die Repräsentanten aller Religionen auf der ganzen Welt wurden Einladungen gesandt und die meisten von ihnen haben ihre Teilnahme freudig zugesagt. Man erwartet, dass diese Konferenz noch erfolgreicher sein wird als die Erste, indem sie zu einem besseren Verständnis zwischen den Anhängern der verschiedenen Religionen beiträgt und den Völkern der Erde den Geist der Einheit einflößt.