Farid – Auszüge aus Seinem Leben

1175–1265

Übersetzung aus englischen Vorlagen durch Schüler Kirpal Singhs

Sheik Farid

 

Farid war ein großer Sufi-Mystiker. Viele seiner Hymnen wurden in den Guru Granth Sahib aufgenommen. Seine Familie gründete auf viele Könige und Prinzen, während es heißt, dass sein Spiritueller Lehrer Khawja Qutub-ul-Din Bakhtiyar Ushi ein Nachkomme Mohammeds gewesen sein soll.

Seine Mutter war zu Spiritueller Bewusstheit erwacht und ermutigte Farid, in sehr jungem Alter mit der Meditation zu beginnen. Der Junge fragte sie, was er für die Meditation bekäme; und sie antwortete, dass ihm Gott dafür Süßigkeiten geben würde. Er freute sich, als er das vernahm und begann, sich jeden Tag für fünf bis zehn Minuten hinzusetzen. Während er die Augen geschlossen hielt, legte ihm seine Mutter ein Stückchen Zuckerwerk unter die Gebetsmatte. Sie machte das eine Zeit lang, doch als sie sah, dass er für Wahre Meditation bereit war, schenkte sie ihm ihre Aufmerksamkeit, und das Kind begann sich in die Inneren Spirituellen Ebenen zu erheben. Als er zum normalen Bewusstsein zurückkehrte, verfasste er das folgende kleine Gedicht:

Zucker ist süß, Honig ist süß und auch die Milch der Büffel. Doch nichts ist so süß, wie Dein Naam.

Danach bekam er den Spitznamen Shakar Ganj – Zuckerschatz.

Als er älter wurde, ging er in den Dschungel, um seine Meditation zu vervollkommnen. Aber anstatt spirituell fortzuschreiten, verfing er sich in den Maschen strengen Asketentums. Er hängte sich zwölf Jahre lang kopfüber an einer Kette in einen Brunnenschacht. 

Als ein einfacher Bauer vorbei ging, fragte er den Asketen nach dem Zweck dieser Bußübung.

Ich hänge so, um Gott zu finden, 

gab Farid zur Antwort. 

Überglücklich von einem Weg zu Gott zu hören, flocht sich der arme Bauer eilends ein dünnes Seil und hängte sich in den nächsten Brunnen. Innerhalb weniger Minuten wurde sein tiefer Glaube mit einer Inneren Schau Gottes belohnt. Als er Farid davon berichtete, war dieser zutiefst erschüttert: da hatte dieser Bauer in wenigen Minuten erfahren, wofür er Jahre erfolglos vergeudet hatte. Es verging einige Zeit, bis er begriff, dass der kindliche Glaube des Bauern entscheidend war – die Missachtung des eigenen Lebens auf der Suche nach Gott, ohne zu überlegen, ob ihn das dünne Seil wirklich halten würde – und ihm die Schau Gottes verlieh.

Einen Tag, nachdem er durch die Meditation übernatürliche Kräfte erlangt hatte, saß Farid in einem Feld und beobachtete einen Schwarm von Sperlingen. Er schaute ihnen zu und dachte:

Nun sterbt!,

Worauf sie tot zu Boden fielen. Er gebot ihnen:

Seid wieder lebendig,

und sie erwachten wieder zum Leben. 

Er probierte seine neugefundenen Kräfte mehrere Male und war am Anfang sehr überrascht, doch bald von Stolz erfüllt. Er verließ die Felder und kam zu einem Brunnen, aus dem eine Frau gerade Wasser schöpfte. Er war sehr durstig und bat sie um Wasser. Aber die Frau beachtete ihn nicht und goss Wasser über ihre Füße. 

Er wurde ärgerlich und begann sie zu verfluchen, aber die Frau antwortete ihm:

Ich bin nicht wie diese Sperlinge. Mein Haus steht in Flammen. Wenn ich das Feuer gelöscht habe, gebe ich dir Wasser zu trinken.

Farid war geschockt. Diese einfache Frau hatte die Kraft, seinem Fluch zu widerstehen, seine Gedanken zu lesen und ein Feuer aus der Entfernung zu löschen.

Wie hast du diese Kräfte erlangt?

fragte er sie.

Durch die Hingabe an meinen Mann, 

gab ihm die Frau zur Antwort. 

Farid erkannte dadurch den Wert von Hingabe und Treue.

Schließlich brachten diese und andere Erlebnisse Farid dazu, die Nutzlosigkeit strenger Härten zu erkennen und zu begreifen, dass der Weg einfachen Glaubens und der liebevollen Hingabe viel wirksamer war. So gab er die schweren Bußübungen nach vielen Jahren endlich auf und betrat den Wahren Weg zu Gott.