Gotteskraft, Christus-Kraft, Meister-Kraft

III

Ihr werdet ganz eindeutige Lehren der Meister finden. Sie lehrten vor allem, dass das Höchste Ziel eines Menschen zuerst Gott sei, und als nächstes die Welt. Wir leben jedoch erst für die Welt und dann für Gott, und wir vertrauen auf Gott nur insoweit, wie wir weltliche Dinge von Ihm bekommen. Wenn wir manchmal aus diesem oder jenem Grund das Gewünschte nicht erhalten, ist unser Vertrauen dahin.

Jesus sagte:

[…] es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.

Johannes 3:3-4 und 6

Das Reich Gottes kommt nicht durch äußere Gebärden, […] das Reich Gottes ist inwendig in euch.

Lukas 17:20-21

Mit äußeren Gebärden sind die Mittel gemeint, die sich auf die nach außen gehenden Kräfte beziehen.

Gott ist Geist, und wir müssen Ihn allein im Geiste anbeten.

Johannes 4:24

Gott wohnt nicht in Tempeln, die der Mensch schuf, sondern in dem Tempel, den Gott als menschlichen Körper geschaffen hat. Als Jesus Sich in diesem, dem Tempel Menschenkörper, befand, sagte Er:

Weil ich lebe, sollt auch ihr leben.

Johannes 11:26

Er bezog dies nicht auf den äußeren Menschensohn, den wahrnehmbaren Körper, sondern auf die Gotteskraft im Innern, Die das Licht gibt und der Weg zurück zu Gott durch die Liebe ist.

Gott schuf den Menschen nach Seinem Bilde. Gott ist Allbewusstsein und Licht, und auch wir sind Kinder des Lichts. Wir sind bewusste Wesenheiten, von Gemüt und Materie umgeben. Durch die Gotteskraft, Die uns lenkt, werden wir im Körper gehalten. Solange diese Kraft dort ist, wirken wir im Körper; wird diese Kraft zurückgezogen, müssen wir ihn verlassen.

Auf ähnliche Weise beherrscht diese Kraft das gesamte Weltall, und wenn Sie zurückgezogen wird, setzen die Auflösung und die große Auflösung ein.

Es gibt einen Schöpfer dieses Universums; es entstand nicht einfach aus sich selbst. Der Schöpfer Selbst ist unwandelbar und ewig, doch die von Ihm geschaffene Welt ist – da aus Materie – veränderlich und unbeständig.

Ich würde sagen, am besten feiert man das Christfest, indem man das Leben dieses Großen Erleuchteten täglich, mit jedem Atemzug, würdigt. Wir sollten die Unterweisungen und Lehren nicht vergessen, die Sie uns übermittelt haben, und sollten täglich nach ihnen leben. Lasst uns diese Christus-Kraft in uns selbst sehen. Sie ist in jedem vorhanden und muss entwickelt werden durch die Hilfe, die man dort erhält, wo immer Sich diese Kraft offenbart – ganz gleich, wie ihr Sie benennt.

Jesus lehrte, dass wir das Reich Gottes nur erhalten können, wenn wir in das Innere des menschlichen Körpers eintreten, den Wahren Tempel Gottes. Gott ist darin die Beherrschende Kraft, Die uns im Körper erhält. Die Tragweite dieser Lehren liegt darin: Solange wir im Körper sind, setzen wir uns mit den äußeren Dingen gleich. Dadurch vergessen wir unser Inneres Selbst und erliegen einer großen Täuschung. Wie können wir aus dieser Verblendung befreit werden?

Die Aufmerksamkeit, welche der äußere Ausdruck unserer Seele ist, wird in der Welt verstreut durch die nach außen gehenden Kräfte. Zuerst müssen wir diese Aufmerksamkeit nach Innen zurückziehen und uns dann über das Körperbewusstsein oberhalb der Sinne erheben. Nur dann können wir von der großen Täuschung frei werden, zu glauben, dass wir der Körper anstatt sein Bewohner seien. Nur dann können wir aus unserer Unwissenheit heraus kommen, die wir bezüglich der Höheren Kraft haben, Welche uns im Körper hält.

Was geschieht beim Sterben? 

Das Leben zieht sich von den Füßen aus zurück und steigt bis zur Rückseite der Augen hinauf, und dann tritt Dunkelheit ein. Noch während man lebt, kann man lernen, sich über die Sinne zu erheben und sich von der Außenwelt hinter die Augen zurückzuziehen, wo sich der Sitz der Seele im Körper befindet. Euer Inneres Auge kann geöffnet werden. Ihr könnt das Licht Gottes sehen, jenes Gotteslicht, Das Mensch wurde und Christus-Kraft, Guru-Kraft oder Meister-Kraft genannt wird.

Jesus sagte zu Nikodemus:

Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.

Johannes 3:3-4 und 6

Und Nikodemus erwiderte:

Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?

Jesus antwortete:

Was aus dem Fleische geboren wird, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren wird, das ist Geist.

Unsere erste Geburt erfolgte in den menschlichen Körper. Durch die zweite Geburt werden wir von neuem ins Jenseits geboren, wenn wir lernen, während des Lebens zu sterben. Diese Geburt wird Geburt in Christo, Geburt in der Guru-Kraft oder Geburt in der Gotteskraft genannt. Ihr müsst in der Gotteskraft leben und sterben. Ihr müsst in Christus, in die Guru-Kraft oder Gotteskraft, geboren werden. Das bloße Tragen der äußeren Abzeichen bestimmter Geistesrichtungen oder das Ausführen besonderer feierlicher Handlungen und religiösen Brauchtums lässt euch nicht in Christus geboren werden. Solche Bräuche oder Glaubenslehren können zur Vorbereitung des Bodens dienen, um in Christus geboren zu werden; doch ihr könnt diese Geburt nur erhalten, wenn ihr täglich das Kreuz auf euch nehmt. Dieses Kreuz ist der menschliche Körper.

Ich freute mich sehr, heute aus den Zeitungen zu erfahren, dass Papst Paul eine Pilgerreise nach Jerusalem unternimmt.

Wir wissen, Jerusalem ist ein Pilgerort für alle Christen, und vielleicht ist Papst Paul der erste, der nach Jerusalem geht, um die Erinnerung wiederzubeleben. Ich las, er will nach Jerusalem gehen, ein hölzernes Kreuz auf die Schultern nehmen und auf den Boden wandeln, auf dem Christus damals gegangen ist.

Diese Dinge dienen dazu, uns an die Großen Persönlichkeiten zu erinnern, Die in die Welt kamen, um uns zu führen.

Nur weil der Prophet Mohammed in Mekka geboren wurde, verlangt jeder Mohammedaner nach seiner Haj oder Pilgerreise dorthin. Ähnlich achten wir die Geburtsorte aller anderen Meister als Gedenkstätten Ihres Kommens. Wir neigen unser Haupt zu Ihrer Ehre und versuchen zu lernen, was diese Meister gelehrt haben. Leider werden diese Huldigungen später zu herkömmlichen und feststehenden Gemeinschaftshandlungen und wir vergessen, dass der Wahre Weg, das Leben eines Großen Menschen zu preisen, ist: zu begreifen, was Er war und lehrte, die Lehre daraus zu ziehen und zu versuchen, danach zu leben.

Christus sagte unmissverständlich:

[…] und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

Matthäus 11:27

Dieser Sohn ist das Licht Gottes, Das ewig währt. Die Sohnschaft dauert fort. Die Zusammenfassung dessen, was ich euch mitzuteilen habe, dass Christus als der Menschenkörper Jesus lebte, der Sein Pol war, und dass Er in jedem Herzen wohnt. Dennoch kann Er nicht allein durch Gefühle erkannt werden, durch bloße Empfindungen und Schlussfolgerungen oder indem man durch intellektuelle Bemühungen zu einer Überzeugung gelangt. Es kommt darauf an, Gott zu sehen – zu sehen, wer Er ist.

Christus sagte:

Ich bin das Licht der Welt.

Johannes 8:12

Könnt ihr dieses Licht sehen?

Jesus sagte:

Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib Licht sein.

Matthäus 6:22

Wie können nun zwei Augen eines werden? 

Das ist eine sachliche Frage, die praktisch beantwortet werden kann, denn dies geschieht, wenn das Innere Auge, das in jedem Menschen ist, geöffnet wird. 

Selbst ein Blinder, der außen nicht sehen kann, besitzt dieses Einzelauge, das aber geschlossen ist. Wir können diese Wirkende Gotteskraft, dieses Licht, das Christus genannt wird, nur sehen, wenn wir die Tore unseres Körpertempel schließen und unser Auge einfältig wird. 

Unsere Aufmerksamkeit fließt durch die Körperöffnungen – die beiden Augen, die zwei Nasenöffnungen, die zwei Ohren, den Mund, die Ausscheidungs- und Geschlechtsorgane – in die Außenwelt und hat sich mit den Sinnen gleichgesetzt. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit von außen zurückziehen, in die Werkstätte des menschlichen Körpers eintreten, der der Wahre Tempel Gottes ist, und uns zum Inneren Auge erheben, wo sich der Sitz der Seele im Körper befindet. Dort liegt das zehnte Tor, an dem die Augen eins werden und wir das Licht Gottes finden. Dort sehen wir den Christus als die Wirkende Kraft.

Dies ist ein Beispiel für das, was ich unter einer Wahren Feier verstehe, nämlich das Begreifen der Meister-Persönlichkeit, Ihrer Lehren und deren Befolgung.

Jesus sagte, dass wir das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens brauchen. Dieses Brot und Wasser des Lebens liegt in der tatsächlichen Verbindung mit der Gotteskraft, Die als Licht und Musik der Sphären in Erscheinung tritt. Durch jeden Menschlichen Pol, in Dem die Gotteskraft offenbart wird, ist diese Wirkende Gotteskraft fähig, unsere Seele – die an das Gemüt und die nach außen gehenden Kräfte gebunden ist und sich nicht von ihnen unterscheiden kann – zu erheben; Sie ist befugt, das Innere Auge zu öffnen, damit wir das Licht Gottes sehen, und das Innere Ohr aufzutun, damit wir die Stimme Gottes hören. 

Das ist damit gemeint, wenn gesagt wird, dass wir in Verbindung kommen sollen mit Der als Licht und Tonstrom Wirkenden Gotteskraft, dem Wahren Brot und Wasser des Lebens. Somit kann euch jeder Mensch, in Dem Sich die Gotteskraft offenbart, mit dem Brot und Wasser des Lebens verbinden.

Darauf beziehen sich Guru Nanak und die anderen Meister, Die sagen, dass wir mit dem Besitz des menschlichen Körpers in einer glücklichen Lage seien und dass wir ihn zu dem Zweck haben, um das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens zu erlangen. Es ist der köstliche Trank des Ewigen Lebens, denn jeder, der davon trinkt, wird niemals sterben.

Verbleibt in der Religionsgemeinschaft, die euch zusagt; geht aber, um das Lebensbrot und Lebenswasser zu gewinnen, zu einem Meister, Der der Menschliche Pol der Gottes- oder Christus-Kraft ist; denn kein Menschensohn kann euch das Ewige Leben geben. 

Die Größe des Meisters liegt nicht darin, euch zu unterweisen, wie man Gebete spricht oder bestimmte feierliche Handlungen und frommes Brauchtum ausführt – jeder kann mit etwas Übung darüber Vorträge halten – sondern in der Tatsache, dass Er fähig ist, eure Seele in einer Meditationssitzung zuerst von außen zurückzuziehen und dann über die Sinne zu erheben. Euer Inneres Auge wird geöffnet, und ihr seht das Licht Gottes, und euer Inneres Ohr wird aufgetan, und ihr hört die Stimme Gottes; ihr bezeugt dann selbst, dass es so ist.

Beim vergleichenden Studium der Religionslehren werdet ihr feststellen, dass dieselbe Wahrheit von nahezu allen Meistern – natürlich in Ihrer eigenen Sprache – mitgeteilt wurde.

In den christlichen Schriften liest man bei Paulus:

[…] ich sterbe täglich.

1. Korinther 15:31

Andere Meister sagen:

Lernt, hundertmal am Tag zu sterben.

Dieser Tod besteht im Zurückziehen der Seele vom physischen Körper und dem Erheben ins Jenseits, das heißt in das Reich Gottes, in das ihr wiedergeboren werdet.

Lass dich’s nicht wundern, dass ich dir gesagt habe:

Ihr müsset von neuem geboren werden.

Johannes 3:7

Dies sind die Lehren, die uns die Meister von Zeit zu Zeit gebracht haben. Die Schwierigkeit jedoch, sie wirklich zu erfahren, liegt darin, dass unsere Seele unter der Herrschaft des Gemüts steht, und das Gemüt wiederum steht unter der Macht der nach außen strebenden Sinne. Wir haben uns selbst den Vergnügungen der äußeren Welt so gänzlich preisgegeben, dass wir uns mit ihnen identifizieren; und so bleiben wir zwar nach außen hin wach, schlafen aber im Innern. Ihr müsst wissen, dass uns die Gotteskraft im Körper hält, und wenn ihr diese Kraft finden wollt, müsst ihr euch nach Innen kehren, bis hinter die Augen zurückziehen und fest in das Dunkel vor euch blicken. Wenn ihr fähig seid, in diesem dunklen Raum zu sehen, werdet ihr auch Die Wirkende Gotteskraft überall erkennen.

Hiermit ist gesagt, wie wir Den bereits in uns befindlichen Christus erfahren können. Betretet zuerst das Laboratorium des menschlichen Körpers, den Wahren Tempel Gottes, dann erhebt euch darüber, bis alles andere zurückbleibt, und tretet in das Reich Gottes ein. Es gibt so viele Wohnungen im Hause unseres Vaters. Der Makrokosmos liegt im Mikrokosmos des Menschenkörpers und besteht aus den physischen, astralen, kausalen und superkausalen Ebenen. Jenseits davon liegen die rein geistigen Ebenen, die Wahre Heimat unseres Vaters.

Der erste Schritt beginnt also damit, dass wir uns erheben und über dem eisernen Vorhang dieses physischen Körpers wiedergeboren werden. Wenn sich jemand durch eigene Kraft erheben kann, ist er gesegnet. wenn nicht ... 

Bedenkt, dass man selbst bei äußeren Tätigkeiten jemanden braucht, der auf diesem bestimmten Gebiet bewandert und erfahren ist! Um wie viel mehr ist es da notwendig, einen Fachmann zu haben, wenn die Philosophien der Welt und die äußeren Fähigkeiten versagen! Braucht ihr nicht jemanden, Der euch da hilft? Das könnt ihr selbst entscheiden.

In der klaren Sprache der Heiligen oder Meister wird ein Blinder nicht als jemand bezeichnet, der keine Augen im Kopf hat, sondern als jemand, dessen Inneres Auge geschlossen ist. Alle, die das Licht Gottes nicht sehen, sind – verzeiht mir – blind. Wenn sie zu einem Meister kommen und Er ihnen eine Meditationssitzung gibt, wird ihr Inneres Auge geöffnet, und sie sehen das Licht Gottes. Bei ihrer Rückkehr sind sie Menschen mit geöffnetem Inneren Auge. Ähnlich ist ein Mensch taub, bis er zu einem Meister geht. Wenn ihm der Meister eine Meditationssitzung gewährt, beginnt er, die Musik der Sphären zu hören und wird bewusst.

Dies sind die Geschenke Gottes. Die Bedeutung des Meisters liegt in Seiner Befähigung, euch das Brot und das Wasser des Lebens zu geben und euch zu helfen, wiedergeboren zu werden, d.h. das Innere Auge zu öffnen, um das Licht Gottes zu sehen und das Innere Ohr zu öffnen, um die Stimme Gottes zu hören.

Es gab wenige solcher Persönlichkeiten in der Vergangenheit, und selbst jetzt sind es nur wenige; aber die Welt ist nie ohne Sie. Alle Menschen sind Kinder ihrer Meister. Dieselbe Gotteskraft oder Christus-Kraft wirkt seit Anbeginn der Welt und Sie wirkt weiter für jene Kinder, die hungrig sind und die Wahrheit suchen. Wenn dieser Hunger und Durst in einem Menschen erwacht, trifft Gott, Der in jedem Herzen wohnt, Vorkehrungen, um ihn dorthin zu bringen, wo er in der rechten Weise mit seinem eigenen Selbst verbunden werden kann. Kann dies irgendein Menschensohn zustande bringen? Nein. Nur Der in Ihm Offenbarte Gott hat diese Macht. Eine solche Persönlichkeit bezeichnet man als Meister.

Aber selig sind eure Augen, dass sie sehen, ... und eure Ohren, dass sie hören.

Wahrlich ich sage euch:

Viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr seht, und haben’s nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben’s nicht gehört.

Matthäus 13:16-17

In den Schriften gibt es Hinweise darauf, dass unsere Augen und Ohren versiegelt sind und wir das Licht Gottes nicht sehen und die Stimme Gottes nicht hören können, bevor diese Siegel nicht aufgebrochen werden.

Guru Nanak, der erste Sikh-Meister, wurde gefragt:

Gott wohnt in jedem Herzen, aber wer kann Ihn sehen?

Er antwortete:

Jene Augen, die das Licht Gottes schauen können, sind anders als die Augen aus Fleisch und Blut.

Ein anderer Heiliger, Shamas-i-Tabrez, sagte:

Wir müssen imstande sein, Gott mit unseren Augen zu sehen und Gottes Stimme mit unseren eigenen Ohren zu hören.

Von allen Meistern wird der Begriff Meister folgendermaßen definiert:

Er ist Jemand, Der anderen die Musik der Sphären im Inneren hörbar machen und ihnen das Licht Gottes offenbaren kann, indem Er den Schleier der Dunkelheit entfernt, der erscheint, wenn man seine Augen schließt.

Einen solchen Menschen nennt man Meister.