Gotteskraft, Christus-Kraft, Meister-Kraft

IV

Von allen Meistern wird mit Nachdruck ein Leben der Enthaltsamkeit und Beherrschung der nach außen gerichteten Sinne gefordert, wodurch man die Fähigkeit erlangt, Ihren Lehren zu folgen. Jesus sagte in der Bergpredigt:

Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.

Matthäus 5:8

Alle Meister oder all jene, Die Sich selbst verwirklicht haben, sagten dasselbe; denn es gibt nur einen Gott und nur eine Wahrheit. – Wenn es unter uns irgendwelche Unterschiede gibt, so sind diese von Menschen geschaffen und dem Mangel an persönlicher Erfahrung der Wahrheit zuzuschreiben. 

Christus und andere Meister schauten die Wahrheit und konnten davon Zeugnis ablegen, und es hat Sie bekümmert, dass die Menschen Ihnen dennoch nicht glaubten. Die Meister sehen Selbst und behaupten dann nicht nur, Sie seien befähigt, uns eine tatsächliche eigene Erfahrung zu geben, sondern Sie sind wirklich dazu in der Lage.

Ein reines Leben ist erforderlich. Ihr werdet herausfinden, dass Enthaltsamkeit Leben bedeutet und Sexualität Tod. Dieser Körper ist aus verderblicher Saat geboren, und ins Jenseits werden wir durch die unverderbliche Saat geboren. Wir sollten diese Hinweise in den Schriften prüfen, um herauszufinden, ob sie wahr sind. Der Menschenkörper ist der höchste in der ganzen Schöpfung, und wir sind gesegnet, weil wir ihn besitzen. Das Höchste Ziel für uns ist, Gott zu erkennen.

Gott wohnt in uns. Es gibt nichts, was wir von außen hinzufügen müssten.

Die verschiedenen noch vorhandenen Schriften enthalten vortreffliche Berichte über die Erfahrungen der Meister; dennoch brauchen wir jemanden, Der diese Erfahrungen Selbst gemacht hat und fähig ist, uns auch solche zu geben und in uns zu wecken: uns das Brot des Lebens kosten und uns das Wasser des Lebens trinken zu lassen.

Guru Nanak sagte:

Lasst euch nicht täuschen, weil ihr die eine oder andere Religion angenommen habt. Ihr müsst die Lehren in ihrer Ursprünglichen Bedeutung befolgen.

Alle religiösen Lehren fußen auf den Spirituellen Erfahrungen der Meister, Die von Zeit zu Zeit kamen; und die richtige Bedeutung oder das rechte Verständnis dieser Erfahrungen können wir nur von Jenen erhalten, Die eben diese Erfahrungen gemacht haben.

Wir achten alle Meister der Vergangenheit und alle Heiligen Schriften, denn sie sind Tonnen von Gold und Smaragden wert; dennoch brauchen wir jemanden, Der den Weg kennt und unser Inneres Auge öffnen kann, damit wir das Licht Gottes sehen.

Das Leben Christi und aller anderen Meister zeigt beispielhaft, dass Gott an die erste Stelle zu setzen ist. Das Reich Gottes ist in euch. Ihr könnt es nicht durch äußere Gebärden erreichen. Ihr könnt es nur erlangen, wenn ihr während des Lebens lernt zu sterben; denn ihr könnt das Reich Gottes nur betreten, wenn ihr wiedergeboren werdet. Im Osten heißt es, man muss zum zweiten Mal geboren werden. Aber wiedergeboren und ein zweites Mal geboren werden, läuft auf das gleiche hinaus.

Die erste Geburt geschieht im physischen Körper und die zweite erfolgt ins Jenseits. Die Meister waren fähig, eine Erfahrung davon zu geben, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt. Sie kannten den Sinn des Mantra.

(Der Meister bezieht sich hier auf das Gayatri-Mantra, das die Priester der Hindureligion den acht- bis zehnjährigen Kindern geben1. Im Surat-Shabd-Yoga, der Pfad der Meister, wird kein Mantra gegeben.)

Wie ich schon vorhin sagte, ist Reinheit eine Vorstufe zu Gott und dasselbe gilt für die Liebe zu Gott. Fehlgeleitete Liebe, Verhaftetsein genannt, hält uns im Körper fest und ist die Ursache für unsere ständige Wiederkehr. Wir gehen dorthin, woran wir hängen, denn das gehört zur Natur des Anhaftens.

Wahre Liebe oder Nächstenliebe ist bereits fest in unserer Seele verwurzelt, und wenn wir sie auf Gott richten, lieben wir wirklich. Gott ist Liebe, unsere Seele ist personifizierte Liebe und der Weg zurück zu Gott geht ebenfalls durch die Liebe.

Alle Meister sagten:

Liebe Gott mit deinem ganzen Herzen, mit all deiner Kraft, und liebe deinen Nächsten und die ganze Schöpfung.

Auf den Schwingen der Liebe können wir himmelwärts fliegen, aber nur, wenn unser Leben rein ist.

Von Christus wird berichtet, dass Er rein, frei von Sünden geboren wurde. Ähnlich waren die Meister des Ostens Verkörperungen von Keuschheit und reinem Leben.

Eheleben ist kein Hindernis für die Spiritualität, wenn es den Geboten der Heiligen Schriften entsprechend geführt wird. Das bedeutet, einen Lebenskameraden zu nehmen, der einen während diesen irdischen Aufenthaltes in Wohl und Weh zur Seite steht. Mann und Frau sollten einander helfen, Gott zu erkennen und das Höchste Ziel des menschlichen Lebens zu erreichen. Eine Pflicht mag es sein, Kinder zu zeugen, aber merkt euch, dass dies nicht hundert Prozent unserer Pflichten ausmacht. In den Schriften steht, die Männer sollten ihre Frauen lieben, wie Christus die Gemeinde liebte.

Im Leben aller Meister finden wir zwei wesentliche Dinge:

Sie haben Verbindung mit Gott, und Sie sind das Sprachrohr Gottes. Sie sprechen, wie es Ihnen Gott eingibt, und nicht von der Ebene des Verstandes aus oder aufgrund von Gefühlen, Empfindungen oder Schlussfolgerungen. Sie schauen und künden und fordern uns auf, ebenso zu werden.

Sie sagen:

Seid still – mit Körper und Verstand – und wisset, dass ihr Gott seid!

Wir zollen allen Meistern große Achtung, allen Menschensöhnen oder Menschlichen Polen, in Denen die Gotteskraft, Meister-Kraft oder Christus-Kraft wirkte und weiterhin wirken wird, um die Menschenkinder zu führen. Wir sind gesegnet.

Ich wünsche euch ein glückliches Weihnachtsfest, aber in der Weise, die ich als Wahre Feier des Christustages empfohlen habe. Begreift, Wer die Meister waren, und versteht Ihre Lehren: wie man lernt zu sterben, wie man wiedergeboren wird, wie das Innere Auge geöffnet wird und das Licht Gottes gesehen werden kann. 

Christus war das Licht und der Weg.

Es war mir eine große Freude, euch die Wahrheiten dieser Christusnacht darzulegen, die ich durch Erfahrung und das vergleichende Studium der Religionslehren kennengelernt habe. Bitte, unterzieht sie einer Betrachtung.

Wie ich schon sagte: 

Verbleibt in der Religionsgemeinschaft, die euch zusagt. 

Doch solange ihr nicht zu Füßen eines Menschlichen Pols sitzt, in Dem Sich die Gotteskraft offenbart, ist der Zweck, dessentwegen ihr den verschiedenen Geistesschulen beigetreten seid, nicht erfüllt, denn ihr wollt ja Gott sehen.

Die Meister lösen keine Religionsgemeinschaften auf, noch führen Sie neue ein. Wenn Sie kommen, kommen Sie für die ganze Welt. Sie betrachten alle Menschen als gleich und möchten, dass wir dieses Geheimnis des menschlichen Körpers enträtseln. Groß ist der Mensch. Er lebt in diesem Körper, in dem Gott ihn überwacht, und im Mikrokosmos des Körpers befindet sich der Makrokosmos. Wir wissen so viel über die äußeren Dinge, aber aus Mangel an praktisch erfahrenen Menschen wissen wir wenig oder nichts über uns selbst, die große Gunst und den großen Segen, den wir mit dem menschlichen Körper – dieser unschätzbaren Gelegenheit – besitzen.

Gesegnet seid ihr. Verbleibt in der Religionsgemeinschaft, der ihr angehört – es bedarf keiner Änderung – aber erfüllt sie in Wahrheit – lebt wirklich danach. Und die eigene Religionslehre wahrhaft zu befolgen heißt – nach meinem besten Wissen um die Schriften – zu Füßen einer solchen Persönlichkeit zu sitzen, Die den Weg kennt.

Kirpal Singh

_______________

Erläuterung: 1) Ursprünglich war damit die Vermittlung einer Erfahrung des Inneren Lichts verbunden. Das Mantra bedeutet, dass man sich über den physischen, den astralen und den kausalen Körper erheben soll, (im Englischen: ‘The Son of Light – The Light of the Sun‘) um den Sohn des Lichtes – das Licht der Sonne – zu sehen, Das bereits in euch strahlt. Also den Guru Dev treffen und das Licht Gottes schauen.