Das Leben von Guru Har Gobind

III

Zuflucht zu den Füßen eines Meisters ist ein unvorstellbares Verdienst. Ich wünsche und verlange nach dem Staub Seiner Füße – der das Universum schuf. Seine Lotosfüße sind der Wahre Reichtum und ein echter Hafen des Friedens. Sie gewähren eine unaussprechliche Schau und leiten zum Pfad Gottes; Seine Lotosfüße haben einen unbeschreiblichen und unbegreiflichen Glanz. Nicht dies, nicht dies, ich beuge mich wieder und wieder vor Dir, o Herr!

Bhai Gurdas Kabit 72, 219

Während der Zeiten des Kampfes übersah Har Gobind nie die Bedürfnisse Seiner Schüler, vielmehr belohnte Er alle – von außen und Innen – entsprechend dem Verlangen ihres Herzens.

Eines Tages saß Har Gobind, Seine Füße hochgezogen, als ein Schüler kam, um Ihn zu sehen. Har Gobind schickte ihn weg. Später wurde Ihm Sein Essen gebracht, aber Er lehnte es bewegungslos ab. Mehrere Stunden vergingen, in denen Har Gobind weder aß noch sich bewegte; Er sprach nur wenig und bat, Ihn ungestört zu lassen. Schließlich streckte Er die Beine, rieb sie, wodurch das Blut in sie zurückkam; dann wandte Er Sich Seiner gewöhnlichen Arbeit zu. Viele Schüler befragten Ihn über diesen Vorfall, aber Er schwieg.

Erst nach wiederholter Frage antwortete Er:

Ein gewisser Schüler saß in Meditation, und als er sein Herz gab, erschien ihm der Meister in der Strahlenden Form. Er war so überwältigt vor Freude und Dankbarkeit, dass ständig die Tränen flossen. Dann griff er im Innern nach meinen Füßen in Ehrfurcht und demütiger Verehrung; und blieb für mehr als drei Stunden niedergebeugt, indem er meine Füße hielt. Sollte ich sie ihm wegnehmen?1

Je mehr der Schüler nach Innen geht und sein Herz dem Meister übergibt, desto mehr werden alle Unterschiede und jede Dualität beseitigt. Wie Seine Vorgänger und künftigen Nachfolger betonte Har Gobind diesen Punkt der vollständigen Übergabe an den Meister als notwendiges Mittel für das Einswerden mit Gott.

Und so bleiben Sie bei allen anderen Aufgaben, die Sie auf Göttliches Geheiß erfüllen – wie die Erneuerung der Moral – stets Heilige und erfreuen Sich daran, jene, die zu Ihnen kommen, auf Ihre Ebene zu erheben; Sie sind Gott-im-Menschen und möchten auch andere dazu machen. Doch wenn der Schüler weltliche Dinge wünscht, was kann dann der Meister tun? Einmal berief Har Gobind eine Versammlung Seiner Schüler ein und sagte, wer auch immer das Jap Ji mit aufrichtiger Konzentration vortragen könne, dürfe seinen Herzenswunsch äußern, und er würde ihm erfüllt. Ein Mann meldete sich und begann, ohne einen dazwischenkommenden Gedanken, das Jap Ji aufzusagen.

Als er zum Ende des Gebets kam, dachte er: „Der Meister hat diesen Morgen ein wunderschönes Araberpferd erhalten, das ich gerne haben möchte.“

Als der Vortrag zu Ende war, ließ ihm Guru Har Gobind das Pferd holen und sprach:

Nun siehe, ich wollte dir meinen Platz geben, aber du wolltest nur ein Pferd.

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Ergänzung: 1) Eine ähnliche Geschichte begab sich in Leben von Hazur Baba Sawan Singh Ji. Es heißt, dass Ihm eines Tages eine Dienerin das Frühstück brachte und Er es ablehnte. Sie kam mehrere Male, um es Ihm wieder zu bringen, doch jedesmal gab Er ihr ein Zeichen zu gehen. Am Abend schließlich machte sie Einwendungen. Da stand Er auf und nahm sie zum Fenster, von wo aus eine Versammlung von Ergebenen gesehen werden konnte, die alle im Gebet saßen. „Alle diese Seelen versorgen mich mit Nahrung“, sagte ihr der Große Meister, „Wie kann ich da hungrig sein?“