Das Leben von Guru Teg Bahadur

Vater von Guru Gobind Singh

I

Ohne Gott ist das Spiel dieser Welt wie ein Traum; alle Dinge lassen dich im Stich. Nur vier Dinge sind ewig: Naam, Sadh, Meister und Gott. Sehr teuer ist meinem Herzen der Besitz von Naam. Im Gedenken daran vergehen alle Leiden und man erhält Deinen Anblick.

Slokas M9, 54-56

Mekhan Shah, ein erfolgreicher Kaufmann und ergebener Schüler, war auf dem Weg nach Bombay, als ein Sturm aufkam und sein Schiff zu sinken begann. Er betete, dass der Lebende Meister ihn und sein Schiff retten möge. Dafür wollte er fünfhundert Goldmünzen spenden. Kaum hatte er sein Gebet beendet, als das Wasser ruhig wurde und das Schiff wieder in die richtige Lage kam. Nachdem er den Hafen erreicht hatte, verkaufte er seine Fracht und eilte, um den Darshan von Hari Krishan zu haben. Doch konnte er nur noch feststellen, dass Hari Krishan Seinen Körper verlassen hatte und Sein Nachfolger Jemand sei, Der in Bakala lebe. Indessen war seine Ankunft in Bakala ein Grund weiterer Bestürzung: Hari Krishan hatte Seinen Nachfolger nicht genannt, sondern nur den Ort, an dem Er gefunden werden konnte; doch zweiundzwanzig Männer beanspruchten, der Nachfolger des Meisters zu sein.

Um das Problem zu lösen, suchte Mekhan Shah sie nacheinander auf und bot jedem von ihnen fünf Goldmünzen an – in dem Wissen, dass der Wahre Meister den vollen Betrag der versprochenen Summe verlangen würde. Als alle zweiundzwanzig sein Angebot freudig akzeptierten und keine zusätzliche Forderung stellten, wurde es dem Kaufmann sehr schwer ums Herz. Er erkundigte sich im ganzen Dorf, ob es irgendeinen anderen heiligen Mann in Bakala gebe. Schließlich kam eine alte Frau mit der sehr ermutigenden Nachricht zu ihm, dass es noch einen Heiligen gebe – Teg Bahadur. Doch Dieser hatte nicht den Wunsch, Guru genannt zu werden, noch eine große Anhängerschaft zu haben. Seine meiste Zeit verbrachte Er in Meditation und sah kaum jemanden. Unbeirrt durch solche Berichte bat Mekhan Shah darum, von Ihm empfangen zu werden, und als ihm dies gewährt wurde, bot er den üblichen Betrag an.

„Bruder, wo ist eure Ehrenhaftigkeit, da Ihr doch in Eurer Verzweiflung fünfhundert Goldmünzen angeboten hattet?“

Ehe der Kaufmann antworten konnte, zog Teg Bahadur Sein Hemd aus und zeigte Seine Narben, die Er Sich geholt hatte, als Er das Schiff rettete. Mekhan Shah war voller Freude: Er hatte den Wahren Meister gefunden! Er bezeigte Ihm seine bescheidene Ehrerbietung, gab Ihm die übrigen Goldmünzen und stieg dann rasch auf das Hausdach, von wo er mit seinem Turban winkte und den Wahren Guru ausrief: Teg Bahadur.

Die Neuigkeit verbreitete sich schnell und die Betrüger waren beschämt. Die meisten versteckten sich, aber Dhir Mal – Teg Bahadurs Neffe – der von einem ehrgeizigen Diener namens Shikan beeinflusst worden war, wollte sich rächen. Sie schmiedeten einen Mordplan. Wenn kein Rivale da sei, so überlegten sie, konnte Dhir Mal eine Führungsrolle einnehmen. Shikan stellte sich an die Spitze einer bewaffneten Schar, an deren Ende Dhir Mal zum Haus des Gurus ritt. Sie brachen in das Haus ein. Teg Bahadur wurde angeschossen, und die Meute rannte mit den gestohlenen Sachen davon. Die Wunde war klein und der ganze Vorfall brachte den Meister nicht aus der Ruhe.

Als Er jedoch Dhir Mal in einer so abstoßenden Tat verwickelt sah, rief Er aus: „Auch du, Dhir Mal, Sohn meines edlen Bruders Gurditta [Teg Bahadur hatte zwei Brüder: Baba Atal und Baba Gurditta. Alle drei waren sehr ergebene Kinder und Schüler Guru Har Gobinds.]; möge Gott dich segnen!“

Als eine Gruppe Seiner Schüler den Meister verwundet und Sein Haus ausgeraubt fanden, nahmen sie die Verfolgung des Übeltäters auf und plünderten sein Heim. Es gelang ihnen, das Eigentum des Meisters wie auch andere Dinge – einschließlich der Originalfassung des „Granth Sahib“, die rechtmäßig dem Meister gehörte – wiederzuerlangen. Shikan wurde gefangen genommen, bestraft und vor den Meister gebracht. Als Shikan Ihn sah, bat er Ihn um Vergebung. Teg Bahadur blickte ihn mitleidsvoll an und befahl dann seine Freilassung. Doch als Er Sich an Seine Anhänger wandte, war Er alles andere als erfreut über ihr Benehmen.

Zorn beschmutzt jedes Tun eines Menschen, da er Rechtschaffenheit in Übel verwandelt. Durch ihn wendet man seinem Meister den Rücken zu. Obwohl er die Quelle des Streits und des Elends ist, wird der Mensch zu leicht sein Sklave und ruiniert sein Leben. Ihr habt euch nun zu derselben Stufe erniedrigt wie jene, die Macht, Reichtum und weltliche Anerkennung suchten. Was Dhir Mal weggenommen wurde, muss zurückgegeben werden, und ihr dürft ihm keine Feindschaft zeigen. Jene, die mir folgen wollen, sollten nur die Gabe schätzen, welche die Heiligen verleihen, die niemand, nicht einmal die Zeit, stehlen kann. Durch Vergebung, nicht durch Hass wird diese Gabe bewahrt.