Dharma – Pflichten

Was sind Pflichten (Dharma) und wie können sie erkannt werden?

Das Wort ,Dharmaʽ stammt von der Wurzel ,Dharʽ, was soviel wie ,annehmenʽ oder ,erhalten' bedeutet. Das Prinzip, welches das gesamte Universum stützt und im Gleichgewicht hält, ist Dharma. Einige sagen, dass die Erde auf den Hörnern eines Stieres ruht; andere sagen, dass sie auf dem Kopf einer Schlange balanciert wird.

Guru Nanak hat im Jap Ji erklärt, dass das ganze Universum von Dharma getragen wird, welches aus der Barmherzigkeit entspringt und durch Zufriedenheit in Harmonie gehalten wird.

Dharm oder das Wort, aus Seiner Gnade geboren, ist der sprichwörtliche Bulle, der die Schöpfung in Harmonie erhält.

Jap Ji – Strophe 16,
herausgegeben von Kirpal Singh, 1894 – 1974

Die religiösen Schriften (Shastras) haben zehn Organe (Sprachrohre) des Dharma aufgezählt:

Vergebung, Gewaltlosigkeit, Barmherzigkeit, Lieblichkeit, (die) Wahrheit sprechen, Entbehrungen und Wohltätigkeit, Charakter, Reinheit und Zufriedenheit sind die zehn Organe (Sprachrohre) des Dharma.

Saruktvali

Alle Glaubensrichtungen haben ihre eigenen Prinzipien, aber diese sind allen gemein. Diejenigen, welche (den) Namen lieben, für sie ist (der) Name Dharma.

Dharma ist der Schatz aller Annehmlichkeiten und nützt allen.

Der Name erhält alle.

Der Name erhält alle Regionen und Universen aufrecht.

Gauri M5, 284-12

Die Befolger des Namens sind Bewusste Mitarbeiter und verstehen den Willen des Herrn. Sie werden in gewisser Weise mit dem Dharma verbunden. All diese Handlungen liegen in seiner Sphäre und sie sind die Verkörperung von Dharma.

Die Hindu Shastras erwähnen vier Füße des Dharma.

Manu Ji sagt: ,Dharma hat vier Füße.ʽ Im Vishnu Puran werden die vier Füße wie folgt beschrieben:

  1. Wahrheit

  2. Opfer (Wohltätigkeit, etc.)

  3. Anbetung (rechtes Verhalten, etc.) und

  4. Erinnern (Simran).

Ravi Das sagt in demselben Sinne:

Im Sat Yuga herrschten Wahrheit, im Treta Yajna Opfer und im Dwapar Anbetung und Frömmigkeit vor. Nach den drei Yugas fielen sie in Missbrauch und im Kali Yuga ist die einzige Stütze der Name.

Ravidas, Gauri, 346-10

Bhai Gurdas erwähnt ebenfalls vier Füße des Dharma.

Die vier Füße des Dharma sind vier Varnas, aber alle sind eins geworden.

War, 6-23

Im Sanskrit-Wörterbuch, welches als Shabd Kosh Chintamani bekannt ist, werden die vier Füße von Dharma wie folgt beschrieben: Der erste Fuß des Dharma ist die Wahrheit. Dies steht so in den Veden. Der zweite Fuß ist Reinheit, der dritte Fuß ist Barmherzigkeit und der vierte Fuß ist Nächstenliebe. In den Puranas steht sinngemäß dasselbe.

Bhai Mani Singh hat Name, Nächstenliebe, Baden und Wissen als vier Füße des Dharma beschrieben.

Seine Hauptprinzipien sind:

  1. Name: (siehe Kapitel über Naam – Name)

  2. Nächstenliebe: Barmherzigkeit und Aufopferung sind darin enthalten. Allen von Herzen Gutes zu wünschen, allen zu verzeihen, allen Reichtum als dem Herrn gehörend zu betrachten und ihn zu genießen, indem man ihn mit allen teilt, ist Wahre Nächstenliebe.

  3. Baden: Dazu gehören Verehrung, rechtes Verhalten, Reinigung usw. Auch die Sauberkeit des Körpers gehört dazu. Reinlichkeit steht der Gottesfurcht am nächsten. Das Gemüt von üblen Neigungen (Falschheit, Töten, Betrug usw.), den Intellekt von üblen Gedanken und den Verstand von Zweifeln zu befreien und das Gemüt zur Ruhe zu bringen, ist wahre Reinigung.

  4. Wissen: zum Erwerben von wirklichen Gütern. Für Details siehe das Kapitel über Wahrheit und Wissen in Teil II. Guru Ram Das redet davon, dass, wenn das Gemüt zur Ruhe kommt, alle vier Füße vom Suchenden erreicht werden.

Im Sat Yuga waren alle Verkörperungen der Zufriedenheit. Das Dharma (die Religion) ruhte damals auf allen Vieren.

Asa M4, 445-5

Der umfassende Name für die oben genannten Tugenden ist Menschlichkeit. Das ist die Erscheinung der Tugenden des Ewigen Einen und Seines Wissens im Gemüt, Intellekt, Verstand, Handeln und Sprechen in einer Person mit reinem Herzen, die das Wohl eines jeden wünscht. Aus Gnade und Mitgefühl macht Er sich nichts aus den Fehlern der Menschen, erleichtert ihre Last der Nöte und Leiden und stärkt ihre Seelen. Dharma umfasst jene Handlungen, durch deren Kenntnis und richtige Ausführung Frieden in der Welt und Vereinigung mit dem Herrn erlangt werden. Jene Handlungen, die entweder den Handelnden oder anderen nützen, sind im Dharma enthalten, jedoch nicht, wenn sie zu Leiden führen. Das wahre Kriterium für das Erkennen von Dharma ist ebenfalls dasselbe. Wenn Leiden aus der Beachtung von Dharma resultiert, liegt ein Fehler im Verständnis vor. Im Mahabharata, als Karna die Armee von Yudishtra vernichtete, gab es große Panik. Er schickte nach Arjuna und tadelte ihn und sprach schlecht über seinen Bogen. Arjuna legte seine Hand auf seinen Bogen. Lord Krishna, der bei ihm war, verstand die Bewegung. Er fragte: ,Arjuna, was wirst du tun?ʽ Er redete: ,Ich werde Yudishtra töten. Er hat schlecht über meinen Bogen gesprochen und ich habe geschworen, jeden zu töten, der das tut. Das Dharma muss befolgt werden.ʽ Arjuna redete weiter: ,Es ist das Dharma eines Kshatriya, sein Wort zu erfüllen. Ich werde ihn töten.ʽ Lord Krishna fragte: ,Wärst du glücklich, wenn du ihn tötest?ʽ Er sagte: ,Nein.ʽ Der Lord sagte: ,Dharma führt zu Glück. Es ist klar, dass das, was du zu tun gedenkst, nicht Dharma ist, sondern das Gegenteil davon. Tu es nicht.ʽ

Für den weltlichen Fortschritt besteht unsere Pflicht darin, die Handlungen so auszuführen, dass wir innerhalb der Grenzen der Gesetze der Kaste und der Gesellschaft bleiben und uns gegenseitig unterstützen, damit die Gesellschaft nicht auseinanderbricht. Die Regeln dieses Pfades umfassen körperliche, familiäre, soziale, nationale und politische Regeln. In ähnlicher Weise hat auch der Pfad des Spirituellen Fortschritts und der Emanzipation seine Gesetze. Er umfasst reine Losgelöstheit.

Sant Mat gibt Wahre Führung, sowohl in weltlichen als auch in Spirituellen Angelegenheiten, und während er die menschlichen Tugenden stärkt, wendet er seine Gedanken zu seinem Herrn und führt ihn zu Ihm.

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Fußnote: