2. Zufriedenheit

Santosh (Zufriedenheit) bedeutet Zufriedenstellung, Einverständnis, zufrieden sein mit dem, was man hat und damit befriedigt zu sein. Wenn einer trotz Anstrengung sein Ziel nicht erreicht oder nur in sehr geringem Maße erfolgreich ist und dennoch ruhig und gefasst bleibt und sich in seinem Gemüt nicht beunruhigt fühlt, sagt man, dass er zufrieden ist. Wenn einer von allen Seiten von Schwierigkeiten umgeben ist, von niemandem geehrt wird, von allen schlecht geredet wird und von allen Seiten mit Niederlagen konfrontiert wird, sich aber nicht durch den Gedanken betrübt fühlt, dass andere glücklich sind, dann ist das ein Zeichen von Zufriedenheit.

Es wäre jedoch ein Fehler, aus all dem zu folgern, dass Zufriedenheit Faulheit oder Nachlässigkeit bedeutet. Zufrieden zu scheinen und sich im Geheimen zu grämen und eifersüchtig zu sein, bedeutet, sich in verschiedenen Farben zu zeigen und die Öffentlichkeit zu täuschen. Ein zufriedener Mensch, der nichts bekommt, obwohl er sich anstrengt, macht dem Meister oder dem Herrn keine Vorwürfe. Er versucht ernsthaft, die Aufgabe zu erfüllen. Scheitern oder Erfolg lassen ihn unberührt.

Wenn man trotz Bemühungen scheitert, sollte man wissen, dass es der Wille des Herrn ist.

Nur ein zufriedener Mensch kann sich unablässig bemühen, anderen zu dienen. Er achtet auf die Wahrheit, versucht niemals Übles und führt gute Taten aus und erwirbt sich Verdienste.

Diejenigen verdienen Zufriedenheit, welche aufrichtig über die Wahrheit kontemplieren. Sie führen keine üblen Handlungen aus und erwerben Verdienste durch gute Handlungen.

Asa War M1, 466-19

Er ist sehr geduldig. Obwohl er Respekt, Prestige und Stärke besitzt, verzeiht er die Fehler anderer. Er ist erfreut, wenn andere vorankommen und Ehre erlangen und hat reine Absichten. Selbst wenn er Ehre und Ruhm erlangt, liebt er andere und behandelt sie freundlich. Obschon er gebildet und weise ist, respektiert er andere gebildete Menschen und versucht, ihre Tugenden als Pflicht anzunehmen. Er ist schön, aber er gibt sich nicht den sinnlichen Freuden hin. Er ist stets geduldig, bescheiden und gewissenhaft. Ein solcher Mensch ist nicht nur zufrieden, sondern hat auch andere Tugenden. Er ist mit seiner Frau zufrieden und betrachtet diejenigen, die älter sind als er, als Mutter und die jüngeren als Schwestern und Töchter. Er lebt von dem Einkommen, das er durch seine eigene Arbeit verdient. Er genießt seine einfache Kost wie ein üppiges Mahl und trinkt Wasser, als ob es Nektar wäre. Er ist nicht neidisch auf das gute Leben, welches andere führen.

Sheikh Farid sagt:

Nimm das trockene und ungebutterte Brot und kaltes Wasser. O Farid! Führe dein Gemüt nicht in Versuchung, das gebutterte Brot der anderen zu sehen.

Farid, Salok, 1379-8

Auch Umar Khayam sagt in diesem Sinne, dass derjenige, der Brot und irgendeinen Platz zum Sitzen bekommt, niemandes Sklave oder Herr ist. Ihm sollte gesagt werden, er solle glücklich sein, denn so viel ist ausreichend.

Wer in dieser Welt ein halbes Brot und einen Platz zum Sitzen hat, der ist niemandes Sklave oder Herr. Sage ihm, er soll glücklich sein, denn er hat genug in dieser Welt.

Er begehrt nicht den Reichtum eines anderen. Er erachtet ihn als Schmutz. Er betrachtet die Usurpation des Rechts anderer als Gift und befolgt stets die Wünsche des Meisters.

Er betrachtet das Aneignen der Rechte eines anderen als das, was das Essen von Rindfleisch für Hindus oder Schweinefleisch für Muslime ist. Er gehorcht dem Meister und isst die toten Tiere nicht.

Sri Rag M1, 141-1

Diese Prinzipien der Spiritualität sind für alle die gleichen. Wenn jemand ein Anhänger Mohammeds ist, betrachtet er die Rechte der anderen als Schweinefleisch und wenn er ein Hindu ist, als das Rindfleisch. Nur das durch dharmische (verdienstvolle) Handlungen verdiente Geld kann zu Glück, Frieden, Geduld und Zufriedenheit führen. Anders verdientes Geld führt zu immer größerer Gier und Begehrlichkeit.

Guru Arjan sagt, dass ein Mann, der tausend Rupien verdient, danach verlangt, Lakhs zu bekommen; er ist niemals zufrieden. Er wird von Maya getäuscht. Er kann sich nicht gesättigt fühlen, wenn er Vergnügungen hat. Auf der anderen Seite stirbt er an der Sehnsucht nach ihnen. All dieses Herumrennen vergeht wie ein Traum und er gewinnt nichts. Man kann sich nicht befriedigt fühlen, außer durch Zufriedenheit, und ist nie gesättigt. Er kann nicht zufrieden sein mit dem, was er hat.

Er verdient einen Tausender und sehnt sich nach einem Lakh. Er ist nicht gesättigt und läuft hinter Maya her. Er genießt viele Vergnügungen. Er ist nicht gesättigt und stirbt sehnsüchtig. Er kann nicht befriedigt sein, außer durch Zufriedenheit. All seine Handlungen sind nutzlos wie ein Traum.

Sukhmani Gauri M5, 278-19

Geld, Reichtum und anderer persönlicher Besitz haben einen Bezug zum Körper und begleiten uns nicht. Qarun, der vierzig Räume voller Gold hatte, und Ravana, der Lanka aus Gold hatte, nahmen nichts aus dieser Welt mit.

Was hat der törichte Ravana mit sich genommen.

Kabir, Bhairon, 1158-2

Geld, welches durch Sünde und Ungerechtigkeit verdient wurde, führt zu Leiden. Es wirkt wie Gift auf den Menschen, der es benutzt. Sein Gemüt kommt nie zur Ruhe und sein Gemüt wandert umher. Im Laufe der Zeit wird das Geld verschwendet. In der Tat führt es zur Zerstörung des bereits angesammelten Reichtums. Geld, das mit üblen Mitteln verdient wurde, wird für üble Taten ausgegeben.

Das durch verdienstvolle Taten erworbene Geld führt zu Glück hier und auch im Jenseits. Wenn jemand arm ist, während er verdienstvolle Taten vollbringt und der Herr ihm Zufriedenheit geschenkt hat, ist er wirklich reich. Ein reicher Mann ohne Zufriedenheit ist ein Bettler und sehr arm, denn der Hunger eines solchen Mannes würde nicht gestillt werden, selbst wenn er alle guten Dinge der Welt bekäme, denn ohne Zufriedenheit kann niemand befriedigt sein. Sein Verlangen wird jeden Tag größer, so wie das Hinzufügen von Brennmaterial das Feuer umso mehr lodern lässt.

Guru Arjan sagt:

Ohne Zufriedenheit kann einer kein König sein. Alle seine Handlungen sind wie ein Traum.

Gauri Sukhmani M5, 279-2

Zufriedenheit wird durch Naam erlangt. Derjenige, welcher das Juwel von Naam erhält, bekommt alle Schätze. Durch das Erlangen von Zufriedenheit bekommt das Gemüt alles und bittet um keinen anderen Segen.

Der Mensch, welcher den Segen des Juwels von Naam erhalten hat, ist der Gesegnetste unter den Menschen. Wenn er ein zufriedenes Gemüt bekommt, trifft er den Herrn, es wandert nicht mehr.

Ram Kali M5, 891-13

Alle Wünsche verschwinden durch das Erlangen des Reichtums der Zufriedenheit. Aufgrund seines wunschlosen Wesens verschwindet die Sorge, und das Gemüt wird ruhig. Diejenigen, die nichts begehren, sind wahre Könige.

Reichtum, Rinder, Elefanten, Pferde, Juwelen und ihre Minen sind sehr wertvoll, erscheinen aber wie Staub, wenn man Zufriedenheit erlangt.

Kabir sagt:

(Das) Verlangen ist verschwunden, (die) Sorge hat ein Ende; (das) Gemüt ist sorgenfrei. Diejenigen, die nichts brauchen, sind Könige.

Kühe, Elefanten, Pferde, Juwelen und ihre Minen sind wertvoll, aber wenn Zufriedenheit erlangt wird, ist all dieser Reichtum wie Staub.

Der menschliche Körper ist der beste von allen. Der Mensch sollte sich seiner Vernunft bedienen. Er sollte sehen, was er für sich selbst verdient hat und was er getan hat, um dem Herrn und seiner Schöpfung zu gefallen. Man sollte also das Gewand der Anstrengung anziehen und sich bemühen, die drei Ideale zu erreichen. Es ist jedoch erforderlich, eine bestimmte Tugend anzulegen, nämlich den Ring der Zufriedenheit.

Möge Genügsamkeit euer Ohrring sein und Streben nach dem Göttlichen und Achtung für das höhere Selbst euer Beutel. Ständige Meditation über Ihn sei eure Asche.

Jap Ji – Strophe 28,
herausgegeben von Kirpal Singh, 1894 – 1974

Das ist erforderlich, damit er, während er sich bemüht, nicht undankbar werden möge oder dem Herrn die Schuld gäbe, oder damit er nicht langsam verdorrte, wenn er weniger als erwartet bekäme oder ein Versager wäre, oder damit nicht er die Anstrengung aufgäbe und eine Niederlage eingestünde. Man sollte mit dem zufrieden sein, was man durch seine verdienstvollen Taten erhält. Man sollte geduldig seiner Pflicht nachkommen. Man sollte die Angriffe von Gier und Begehrlichkeit mit dem Schild der Geduld abwehren, damit sich am Ende der Tropfen der Seele mit dem Ozean des Herrn vermischen möge und gesegnet werde und nicht wie ein Rinnsal versiegte.

Scheikh Farid sagt, dass Zufriedenheit einen Menschen auf natürliche Weise zu einem wahren Geschöpf des Herrn macht, und er vereint sich mit dem Herrn und wächst zu einem Ozean und wird nicht getrennt und zu einem ausgetrockneten Nalah (Kanal).

Es liegt in der Natur der Zufriedenheit, dass, wenn jemand standhaft ist, er vereint wird und zu einem Ozean wächst und nicht getrennt und zu einem ausgetrockneten Nalah (Kanal) wird.

Farid, Salok, 1384-6

Guru Nanak Sahib sagt: ,Sei wahrhaftig und zufrieden und nimm Vergebung an. Auf diese Weise erkenne dich selbst und verwirkliche den Herrn.̔

Diejenigen, welche wahrhaftig und zufrieden sind, diejenigen, die wahrhaftig sind und Zuflucht beim Meister nehmen, sie kennen das Selbst und das Innere Selbst. Sie verbleiben in der Gesellschaft des Herrn und werden befreit.

Maru Sohle M1, 1030-11

Wiederum sagt er, dass ein zufriedener Mensch die Wahrheit erlangt. Er spricht die Wahrheit und ist dem Herrn zugetan. Er ist niemals von Ihm getrennt und geht durch den Meister in Ihm auf.

Er achtet auf Wahrheit und Zufriedenheit und führt ein wahrhaftiges Leben und spricht die Wahrheit. Er ist Ihm teuer. O Nanak! Er wird nicht getrennt und geht durch die Gnade des Meisters im Herrn auf.

Suhi M1, 764-3

Praktiziere Wahrheit und Zufriedenheit. Erinnere dich an den Herrn und werde Eins mit Ihm.

Sri Rag M1, 18-12

Die zufriedenen Menschen, welche diese Stufe erreicht haben, gebrauchen stets liebliche Worte. Indem man sich unter sie mischt und in ihrer Gesellschaft verbleibt, erlangt man Frieden und Ruhe. Diejenigen, welche solchen Menschen begegnen, sind wirklich gesegnet. Süß sind die Worte der zufriedenen heiligen Menschen; wenn man sie sieht und berührt, herrschen Frieden und Ruhe im Gemüt.

_______________

Fußnote: