Äußere Musik und Tanz

Musikinstrumente werden in geistlichen Versammlungen häufig eingesetzt. Alle Religionen räumen ihnen eine besondere Bedeutung ein. Yogis benutzen sie, ebenso wie Muslime. Musik wird von Hindus, Sikhs und Christen ausgiebig genutzt. Wo immer sich Sadhus versammeln, benutzen sie Musikinstrumente. Die Menschen singen Hymnen mit Instrumentalbegleitung und geraten in Ekstase über die schönen Melodien und Harmonien. Das Gemüt wird von dieser äußeren Musik hingerissen, aber es wird weder bewusst noch wird es erweckt.

Man tanzt auf unzählige Arten, doch das Gemüt bleibt taub und blind. Für wen wird all dieses Tanzen durchgeführt?

M3 Asa 364-14

Erstens haben einige Menschen das religiöse Singen und Tanzen zu ihrem Beruf gemacht.

Manche tanzen zur Musik, um ihr Brot zu verdienen, und fallen immer wieder zu Boden.

M1 Asa Var 465-8

Einer bindet Glocken an seine Füße und tanzt vor Gott, um sein Brot zu verdienen. Er führt Fasten und die sechs Arten von Handlungen aus; hält religiöse Disziplinen ein, um die Tempelbesucher zu beeindrucken. Er singt die Worte mit seiner Zunge, aber sein Gemüt besingt nicht den Herrn.

M5 Maru 1003-5

In den Gemütern solcher Menschen gibt es Gier und ihre Verblendungen und Zweifel werden deshalb nicht beseitigt. Kein Licht erscheint in ihnen, noch erkennen sie die Wirklichkeit.

Zweitens bleiben solche Sänger immer damit beschäftigt, ihre Melodien zu üben und sie zu korrigieren. Wenn du sie fragst, wirst du feststellen, dass viele besorgt sind, aus Furcht, dass sie nicht ihre Stimme oder die Melodie beschädigen, damit sie ihr Publikum weiterhin beeindrucken können. Sie sprechen nicht einmal die Worte richtig aus. Für sie ist es eine reine Show.

Der Yogi schlägt die Saite mit der Hand an, aber die Vina erzeugt keine Melodie.

M4 Asa 368-1

Die Zuhörer können die Hymnen außerdem nur verstehen, wenn sie bereits mit ihnen vertraut sind. Andernfalls verstehen sie ihre Spirituelle Bedeutung nicht und sie kennen nur die Lieder und ihre Melodie. Die Sants akzeptieren diese Form der Anbetung nicht. Sie weisen darauf hin, dass äußere Musik nicht zur Kontemplation führt. (Die) Wahrheit wird nicht erkannt. (Der) Egoismus wird nicht einmal ein bisschen gemildert, und man erlangt keinen wirklichen oder dauerhaften Frieden.

Diese Harfe zentriert dich nicht in der Meditation, Yogi, noch bringt sie dir den Wahren Namen in deinen Schoß. Diese Harfe bringt dir weder Frieden, Yogi, noch beseitigt sie den Egoismus aus deinem Inneren.

M3 Ram Kali 908-15,16

Die Zeit, die mit dem Korrigieren der Melodien und Rhythmen und dem Üben verschwendet wird, könnte, mit größerem Gewinn, für die Praxis des Namens verwendet werden, entsprechend den Anweisungen des Meisters.

Warum sollte ich nach Fußglocken suchen und auf einem Saiteninstrument spielen? Wenn die Zeit zwischen Kommen und Gehen so kurz ist? Warum nicht am Namen festhalten? Warum die fünf oder sieben Töne arrangieren, um eine Melodie zu erzeugen? Vergeudet ist die Zeit, die man braucht, um eine Melodie auszuwählen und auswendig zu lernen. Mein Gemüt singt den Lobpreis des Herrn. Warum sollte man tanzen und seine Hände und Füße ausstrecken?

M4 Asa 368-11

Die Hand in Ekstase zu erheben oder zu weinen oder den Körper in einem Übermaß an Kummer zu schlagen oder zu tanzen – all dies sind nur äußere Ausdrucksformen. Die Aufmerksamkeit wird nicht nach Innen gebracht. Der äußere Klang kann einem dabei helfen, die verstreute Aufmerksamkeit zu sammeln; aber er bringt das Herz zu einem Zentrum, das keinen eigenen festen Platz hat. Die äußere Musik ist eine Falle, die uns uns selbst und den Herrn vergessen lässt.

Beethoven, der große Komponist, sagte: ,Die Musik ist der Vermittler zwischen dem spirituellen und dem sinnlichen Leben.ʽ Wenn wir die äußere Musik hören, finden wir uns in eine imaginären Welt verstrickt, welche der Spieler oder der Sänger erschaffen hat. Aber die Innere Verhaftung an die Welt wird nicht gebrochen und die Sehnsüchte werden nicht zerstört. Der Gurbani wirft ein besonderes Licht auf diesen Punkt und sagt uns, dass, obwohl wir von äußeren Klängen verzaubert sind und von ihnen angezogen werden, obwohl die ganze Welt von schöner äußerer Musik verzaubert ist, einer, der ihr zuhört, im Bereich der drei Gunas1 bleibt und sein Leben verschwendet. Ohne die Wahre und alles durchdringende Innere Musik bleibt man immer im Elend und leidet ständig durch die Wogen der Maya.

Die Welt liest die Erörterungen und lässt sich nur durch Musik besänftigen. In den drei Arten2 und (in) Verderbnis werden sie geboren und sterben. Ohne den Namen des Herrn erdulden sie Leid und Schmerz.

M1 Ram Kali 905-6,7

Das Shabd befreit einen von den Wellen der Maya.

M3 Maru 1049-6

Aus diesem Grund haben die Heiligen die Praxis, äußere religiöse Musik und Tänze zu hören und sich von ihnen beeinflussen zu lassen, nicht empfohlen. Stattdessen haben sie den Schwerpunkt auf die innere Liebe zum Herrn gelegt.

Manche tanzen zum Geklingel ihrer Fußglocken, andere fasten, tragen Rosenkränze und halten Disziplinen ein; manche salben ihre Stirn mit Sandelpaste, ich aber, der Arme, kontempliere über den Herrn.

M5 Ram Kali 913-3

Muslimische Heilige haben auch die Notwendigkeit betont, die äußere Musik aufzugeben und sich auf die Innere, uralte Melodie zu verlassen.

Entferne die Watte des Zweifels aus deinen Ohren, damit du die Himmlische Musik hören kannst. O du Tapferer! bringe den Himmel zu deinen Füßen herab; höre die Stimme der Stille aus dem Himmel.

Ach! Du bleibst in dem körperlichen Gefängnis gefangen und hörst nicht auf die Heilige Göttliche Musik.

Maulana Rumi

Bhai Gurdas sagt in Seinen Hymnen in diesem Zusammenhang, dass, solange man in die äußere Musik vertieft bleibt, die Wahre Stimme oder Melodie der Unendlichen Musik nicht gehört werden kann.

Solange du in die äußere Musik versunken bist, wirst du die Unendliche Musik nicht hören.

Bhai Gurdas, Kavit, Savayye, 312

Wenn jemand die äußere Musik hört, gerät er in einen Rausch wie ein Hirsch, der gefangen ist. Es kann dann nicht gesagt werden, dass er das Geheimnis der Inneren Musik kennt.

Wenn einer die äußere Musik hört, wird er wie ein Hirsch gefangen. Er wird fröhlich gesinnt, kennt aber das Geheimnis des Inneren Tons nicht.

Bhai Gurdas, Kavit, Savayye, 412

Durch das Überschreiten der äußeren Musik wird der Ergebene mit der Unendlichen Himmlischen Musik vereinigt.

Wenn man die äußere Musik überwindet, geht man in der Unendlichen Musik auf.

Bhai Gurdas: Kavit Savayye, 11

Wir überschreiten die drei Gunas, indem wir in der Inneren Musik aufgehen. Die Göttliche Musik sprengt unsere weltlichen Fesseln und wir werden wahrhaft rein. Wir schwimmen wie ein Lotos auf den Wellen von Maya und fliegen wie eine Ente, die im Wasser lebt, mit trockenen Flügeln davon.

Im Gurbani ist die äußere Musik als giftige Musik oder giftiger Klang bezeichnet worden, durch den man mit dem Gift von Maya belastet wird.

Die Zunge und die Augen sind die Fallen von Kal, durch das Hören der giftigen Musik werden die Ohren vergiftet. Ohne die Innere Musik werden wir Tag und Nacht in die Irre geführt.

M1 Gauri 227-10

Man ist erfreut über den Klang von äußerer Musik. Das Gemüt ist indes gleichgültig gegenüber der Musik zum Lobe des Herrn.

M5 Suhi 738-16

Die Sants haben klar dargelegt, dass man äußere Musik aufgeben und sich an den Herrn erinnern soll, damit man an Seinem Hof geehrt werden möge.

Gib die äußere Musik auf und erinnere dich an den Herrn, damit du an Seinem Hof geehrt werden kannst. O Nanak, der Gurmukh meditiert über Brahm (Gott); und Gottes Gnade befreit das Gemüt vom Stolz.

M4 Bilawal Var 849-7

Die äußere Musik ist die Trompete von Maya. Die egoistischen Menschen werden von ihr vereinnahmt.

Welche Kraft steckt in der von Menschen gemachten Musik? Es ist alles das falsche Trompeten von Maya.

M5 Gauri 178-2

Nach den Lehren der Heiligen sollte man sich in die Melodien des Namens vertiefen. Nur der Gesang von jemandem, der Ihn wirklich kennt, ist fruchtbar. Alles andere ist nutzlos.

Nur der Gesang dessen, der Vertrauen zu Ihm hat, ist fruchtbar; er erlangt Ehre an Seinem Hof.

M4 Suhi 734-15

Der Gurbani sagt, dass es der Rhythmus und der Tanz des Namens oder (des) Shabd ist, der Maya und weltliche Anhaftung vertreibt. Alle anderen Musiken und Rhythmen sind nutzlos.

Lenke dein tanzendes Gemüt in hingebungsvolle Verehrung und lass dein Gemüt durch das Wort des Gurus Shabd im höchsten Gemüt aufgehen. Lass deine wahre und vollkommene Melodie die Unterwerfung deiner Liebe zur Maya sein und lass dich zum Shabd tanzen.

M3 Majh 121-18

Das Gemüt singt das Lied von Maya; es hört den äußeren Moschus für viele Zeitalter. Ohne den Namen bleibt das Gemüt verblendet.

M1 Asa 414-15

Die Wahre Musik ist die des Inneren Tons, der ohne Hände und Füße gespielt wird. Sie liegt jenseits der sieben Harmonien der äußeren Musik und durch sie wird die Wahrheit erkannt. Sie wird ohne Hände und Füße gespielt.

Er spielt das Instrument ohne Hände und tanzt ohne Füße. Aber wenn er das Wort des Shabd versteht, dann wird er den Wahren Herrn erblicken.

M1 Asa 412-10

Der Gurbani sagt, dass die Melodien der Unendlichen Musik, die zur Erlösung führen, nur von einem seltenen Ergebenen von (den) Sants erlangt werden können.

Dein bescheidener Diener tanzt und singt Dein glorreiches Loblied. Er spielt auf der Gitarre, dem Tamburin und den Zimbeln, und der unangeschlagene Tonstrom des Shabd erklingt. […]

Er schließt sich dem Sat Sangat, der Gesellschaft der Heiligen, an und wäscht Ihnen die Füße; er trägt den Staub der Heiligen auf seinen Körper auf. Er gibt sein Gemüt und seinen Körper auf und legt sie vor den Guru; so erlangt er den wahren Reichtum.

Wer auf den Guru hört und Ihn mit Vertrauen anschaut, dem werden die Schmerzen von Geburt und Tod genommen. Ein solcher Tanz beseitigt die Hölle. O Nanak, der Gurmukh bleibt wach.

M5 Asa 381-10,14

Einige Sants nutzten auch äußere Musik. Sie verwendeten sie, um Suchende zu versammeln und Ihre Reden zu halten, denn sie übt eine große Anziehungskraft aus. Aber diese Sants lenkten dann die Aufmerksamkeit der Ergebenen mittels der äußeren Musik auf die Innere Musik.

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Fußnote:

1) Siehe die entsprechende Fußnote in Teil II, Kapitel IV, Unterkapitel: Vorteile der Praxis des Shabd.

2) Drei Gunas.