Gurumukh und Manmukh

III

Der physische Körper ist lediglich eine Hülle. Die Schönheit, welche sich darunter verbirgt, liegt in der Zufriedenheit, Ausgeglichenheit und inneren Ruhe, was sich alles einstellt, wenn man Innerlich mit Gott verbunden ist. Die Seele ist ruhelos, bis sie in der Überseele Ruhe findet. Wer sich auf Gott abgestimmt hat, wird einen gleichmäßigen Blutkreislauf haben und Licht ausstrahlen. Das Leben des Körpers und Gemüts hängt von der spirituellen Gesundheit ab. Alles braucht seine eigene Nahrung – Körper, Gemüt und Verstand. Auch der Geist braucht seine Nahrung: das Brot und das Wasser des Lebens. Wie man denkt, so wird man und bewirkt eine entsprechende persönliche Ausstrahlung. Eine liebende Seele wird Augen voll der Liebe haben, doch eine, die von fleischlichen Lüsten besessen ist, Strahlen des Neides, der Eifersucht und des Ärgers aussenden. Die Augen sind die Fenster der Seele und spiegeln die Färbung des Gemüts im Innern nach außen wider.

*Jeder Gedanke hat seinen eigenen Geruch und seine eigene Farbe. Sollte man eine Erfahrung davon zu haben wünschen, sollte man mit dem Rücken zur Sonne im Sonnenschein stehen, sodass man seinen Schatten auf dem Boden oder an einer Wand vor sich sehen kann. Nun versucht, die Färbung dieses Schattens zu erkennen. Ein lüsterner Mensch wird einen Schatten mit schwarzer Tönung werfen, während einer, in dem Ärger vorherrscht, einen rot getönten Schatten werfen wird. (* Die Übersetzung dieses Abschnitts ist an die englischsprachige Version des Textes angeglichen, wie sie in der November 1968 Ausgabe von Sat Sandesh veröffentlicht wurde.) Gleichermaßen hat jeder seinen eigenen Körpergeruch. Der Erstere strömt einen fauligen Geruch aus, wie er von einer Schafherde kommt, und der Letztere den einer halb verbrannten Schnur. Wer in Gott ruht, hat inneren Frieden und denkt von der ganzen Welt Gutes. Er wird vielleicht keine Toilette machen, und doch nimmt man, wenn man Liebe in sich hat, einen Wohlgeruch gleich dem einer Lilie wahr, denn Liebe verschönt alles.

Ich erinnere mich, vor langer Zeit von einem Mädchen gelesen zu haben, das nicht eben ein gefälliges Äußeres hatte und welches daher keiner heiraten wollte. Wie von sich selbst abgestoßen, verließ sie die Stadt und begann häufig eine Kirche zu besuchen, wo sie sich in Liebe zu Gott verlor. Nach etwa einem Jahr wandte sich ein Mann an sie, der ihr sagte: Ich möchte dich heiraten, wie denkst du über meinen Vorschlag? Das Mädchen traute seinen Ohren nicht. Wer möchte eine heiraten, die hässlich ist? gab sie zu bedenken. Der junge Mann erwiderte: Es ist nicht so, wie du glaubst. Ich sehe ein gütiges Licht in deinen Augen.

Schönheit geht also von schönen Gedanken aus. Habt ihr je auf die Augen und Stirn hochbeseelter Menschen geachtet? In Ihren Augen ist immer ein gewisser Glanz. Ihr Körper hat eine besondere Aura, die ganz anders als die gewöhnlicher Menschen ist.

Der Körper eines jeden strömt ein charakteristisches Licht aus. Aber wir können es nicht wahrnehmen, weil wir das Einzelauge nicht entwickelt haben, das diese Strahlung zu sehen vermag. Die Theosophie sagt uns, dass jeder seine eigene Ausstrahlung hat, deren Reichweite von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. In manchen Fällen beträgt sie nur einige Zentimeter, in anderen bis zu ein paar Metern. Erleuchtete Menschen strahlen Ihr Licht in eine erhebliche Entfernung, und wer immer in Ihr Strahlungsfeld kommt, wird dadurch magnetisiert.

Guru Amar Das löste das Rätsel des Lebens, als Er zu den Füßen Guru Angads kam. Die Verbindung mit Ihm verwandelte Ihn gänzlich. Er erhielt von Seinem Meister, Der kein anderer als der personifizierte Gott war, eine Art neues Licht. Er wurde nun unabhängig, zum Herrn über Seinen Körper und die körperlichen Sinne. Wer ein im Menschen offenbarter Gott ist, kann euch ebenfalls mit Gott verbinden. Gott ist nicht etwas außerhalb von euch. Er ist die Seele unserer eigenen Seele. Manche sagen, es gebe an sich keinen Bedarf für einen Guru, andere dagegen, dass ein solcher besteht. Wer ist letzten Endes ein Guru? Nicht der Menschliche Pol, Den man sieht. Es ist Gott im Menschen, oder wenn man will, mag man Ihn Mensch in Gott nennen. Nur Einer, in Dem die Gotteskraft in Fülle offenbart ist, kann unseren umherstreifenden Verstand an einem Brennpunkt sammeln. Er verfügt über eine Seelenkraft, mit Deren Hilfe es möglich ist, euch über das Körperbewusstsein zu erheben und euer Inneres Auge zu öffnen, wodurch ihr imstande sein werdet, Innerlich zu sehen.

Die Fähigkeit der Inneren Wahrnehmung ist in jedem von uns, aber wir hatten nie Gelegenheit, sie zu gebrauchen. Diese Kraft kann nicht über Nacht kommen. Jeder Heilige hat Seine Vergangenheit und jeder Sünder eine Zukunft; was ein Mensch getan hat, kann auch ein anderer tun, natürlich mit der rechten Hilfe und Führung. Unter der liebenden Obhut und Aufmerksamkeit des Gurus können wir ebenfalls Heilige werden. Er formt euch nach Seinem eigenen Bild, und allmählich wird es euch gelingen, eure Gedanken in eine Richtung – zu Gott hin – zu lenken. Je mehr man Konzentration übt, desto mehr wird man dem Vorbild des Lehrers ähnlich. Durch inneren Frieden und stetige Meditation vollzieht sich eine Wandlung in euch. Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der Gemeinschaft mit Ihm. Die Brise, die von einem Berg herabweht, ist kühl und erfrischend, während die Wüstenwinde heiß sind. Desgleichen sind die Worte eines Meister-Heiligen mit der Göttlichen Kraft in Ihm geladen. So wird der Menschliche Pol, Der die Göttliche Offenbarung in Sich trägt, die Gottheit in euch sichtbar machen. Die Gedanken formen den Menschen. Ihr müsst eure Gedanken verbessern. Durch diesen Wandel werdet ihr selbst Frieden haben, und wer immer mit euch in Berührung kommt, wird ebenfalls Gemütsruhe erlangen.

Wahrlich gesegnet ist, in wem sich mit der Gnade des Gurus die Gotteskraft offenbart.

Gott allein ist unser ewiger Gemahl. Wir sind so geschaffen, dass wir nicht eher Ruhe finden, bis wir in Ihm ruhen. Atman und Paramatman (Seele und Überseele) müssen verbunden werden und bewusst miteinander leben. Alle Seelen sind nur Funken vom gleichen Feuer. Wenn die Seele einmal der Überseele angeschlossen ist, kommt eine zeitlose Verbindung zustande.