Gurumukh und Manmukh

V

Der Mensch ist dreifach gesegnet. Er hat unzählige Möglichkeiten in sich, von denen er gegenwärtig nichts weiß.

Welches diese sind, werden wir nachfolgend sehen:

Wer in der Liebe zum Herrn seine Freude hat, verliert die Ichsucht.

Liebe verbindet zwei Seelen, den Liebenden und den Geliebten, so sehr, dass man sein Eigenleben verliert und mit dem Geliebten eins wird. Gott ist Liebe, und die menschliche Seele ist ein Funken dieser Liebe. Das Ganze ist in jedem seiner Teile, und jedes Teil ist im Ganzen. Wer in der Liebe zum Herrn aufgeht, ist wahrlich ein ungeteiltes Wesen und von den Dingen der Welt völlig losgelöst. Während er in der Welt lebt, ist er doch nicht von der Welt. Seine Seele ist immer in einem Zustand Göttlicher Berauschung.

Nanak sagt von Sich:

Nanak ist immer in einem Zustand Göttlicher Trunkenheit.

Als Guru Nanak Kaiser Babar begegnete, bot Ihm dieser einen berauschenden Trunk an. Mit einem Aufblitzen in Seinen Augen sagte Nanak höflich:

O Majestät, dieser Becher gibt Euch nur für einen Augenblick Vergessen. Ihr müsst Euch immer wieder einschenken, damit es ständig anhält. Ich habe einen Becher Himmlischen Elixiers in mir, das mich in nie endender Glückseligkeit sein lässt.

Wenn man sich in heiliger Ekstase selbst vergisst, erhebt man sich von allein über das Körperbewusstsein und lässt alle Gedanken der Zweiheit weit hinter sich. Ein Schüler hört auf, Schüler zu sein, wenn er sich in der Liebe zum Gottmenschen verliert.

Ein Moslem-Heiliger sagte:

Mein Wesen ist so erfüllt von der Liebe des Herrn, dass ich alle Gedanken an mein Ich verloren habe und mir selbst gestorben bin.

Paulus sagt:

Ich lebe aber: Doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.

Wir haben Gott nicht gesehen. Wie können wir lieben, was wir nicht gesehen haben? Wir müssen deshalb mit der in uns offenbarten Kraft Gottes in Verbindung kommen. Aber wer kann diese Gotteskraft enthüllen? Nur der Gottmensch, in Dem Sie in Fülle wirkt. Sich einem Gottmenschen zu nähern bedeutet im eigentlichen Sinne, Gott nahe zu kommen. Ist man dem Gottmenschen fern, ist man auch Gott fern. Gott im Menschen oder der Gottmensch bringt uns zur Gotteskraft in uns. Er ist der menschliche Pol, Welcher uns zu der Kraft in uns führt. Es gibt keinen anderen Weg zur Gotteskraft, außer über den Gottmenschen. All die Philosophien der Welt haben nicht vermocht, das Rätsel Gottes zu lösen.

Die Größe des Herrn ist unermesslich, und die menschliche Vorstellungskraft kann Ihn nicht erfassen. Trotzdem heißt es im Bereich der Relativität:

Wenn Sich Gott und der Meister beide offenbaren, fragt man sich, wem man seine Ehrerbietung erweisen soll. Wahrlich gesegnet ist der Guru, Der mich zum Satguru oder Gott führte.

Es ist nur eine Weise, Dinge vom Verstand her zu erklären. Wenn einer sich selbst verloren ist, entkommt er der Ichgebundenheit und wird für immer frei. Solange man sich als den Handelnden sieht, bleibt man im Kreislauf der Geburten und Tode.

Es geht um das rechte Verstehen. Die ganze Menschheit ist Eins. Alle Menschen sind verkörperte Seelen. Die Seele ist vom selben Wesen wie die Überseele oder Gott. Und Gott ist der Rückhalt aller Geschöpfe. Wenn diese Erkenntnis dämmert, werden wir von der ganzen Schöpfung Gutes denken und die gesamte Menschheit lieben.

Dies wird erst erreicht, wenn man in der Farbe Gottes gefärbt ist:

Eng ist der Pfad des Meisters; niemand kann hindurchgelangen, ohne mit dem Meister Eins zu werden.

Wunderbar ist das Wort des Vollendeten Meisters. Er offenbart es, und es führt zur Wahrheit.

Was ist Wahrheit?

Nanak sagt:

O Nanak, erkenne die Wahrheit als wahr.

Dies bezieht sich natürlich auf die Absolute Wahrheit oder die Abstrakte Wahrheit.

Wenn sich der Formlose Absolute offenbart, heißt es:

Die Wahrheit war im Anfang; sie war zu Beginn eines jeden Zeitalters; die Wahrheit ist und wird für immer sein, o Nanak.