Gurumukh und Manmukh

VII

Die Schriften sagen uns: Ein Heiliger, Der im Reich Gottes lebt, kann uns in Seiner Gnade auf den Pfad zu Gott stellen.

Die Törichten verstehen die Geheimnisse nicht und suchen Ihn im Äußeren.

Guru Amar Das hat den Gurumukh wie folgt beschrieben:

Ein Gurumukh ist, wer ordnungsgemäß vom Guru initiiert wurde und den spirituellen Sadhan nach Seinen Anweisungen ausübt.

Und weiter wird erklärt:

Wenn man den Vollendeten Meister findet und einen praktischen Beweis der Inneren Wissenschaft erhält, erfährt man das Geheimnis dieser Göttlichen Wissenschaft und beginnt, im Innern zu forschen.

Nun über den Manmukh:

In diese Kategorie fallen alle, denen das Tonprinzip nicht bekannt ist und auch jene, die von der Liebe und Ehrfurcht dem Meister gegenüber nichts wissen.

Das Innere Tonprinzip wirkt in seiner Fülle. Auf der Verstandesebene können wir es nicht wahrnehmen. Selbst nachdem wir einen Vollendeten Meister gefunden haben, bleiben wir zum größten Teil noch ein Manmukh, weil wir keine Liebe und Ehrfurcht für den Meister entwickeln. Daher wandern wir noch immer in der Wildnis umher:

Wie können wir die Wirklichkeit erreichen, wenn sie woanders liegt und wir am falschen Platz suchen? Kabir sagt, wir sind nur dann imstande dahin zu kommen, wenn uns Einer dabei hilft, Der ihr Geheimnis kennt.

Gewöhnlich suchen wir in den Heiligen Schriften nach der Wahrheit. Das Studium der Schriften hat seinen eigenen Wert, aber sie allein können das Gut nicht vermitteln. Bücher können uns bestenfalls eine Vorstellung von den Dingen geben, aber für den praktischen Beweis werden wir zu Einem gehen müssen, Der uns die Wahrheit zeigen kann. Er hilft uns auch, anhand der Schriften die Theorie zu verstehen.

Die Schriften sind dem Meister gelegene Hilfsmittel, mit denen Er uns instand setzt, das Meer des Lebens (Samsara) zu überqueren. Ohne den Vollendeten Meister können wir ihre wahre Bedeutung unmöglich verstehen, denn Er ist wahrhaftig der Menschliche Pol, von Dem aus die Gotteskraft wirkt.

Spiritualität ist sowohl eine Wissenschaft als auch eine Lebenskunst. Wie in der Medizin besteht auch bei der Spiritualität die Notwendigkeit, nachzuweisen, was in den Büchern steht. Der offenbarte Gott im Menschen, Der dieses Mysterium gelöst hat, kann uns helfen, es ebenfalls zu lösen. Er kann uns eine praktische Erfahrung geben:

O Bhika, es ist etwas Geheimnisvolles und kann nicht in noch so vielen Worten erklärt werden. Wer weiß, kann nicht sprechen, und wer spricht, weiß nichts.

Ähnlich sagte auch ein chinesischer Heiliger: Wer spricht, sieht nicht, und wer sieht, spricht nicht.

Wer auf die Gebote des Vollendeten Meisters hört, wärmt sich in Seinem Sonnenschein; Derselbe offenbart das Unoffenbarte in ihm.

Auch Christus legte bei Seinen Jüngern großes Gewicht auf absoluten Gehorsam.

Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote!

Abermals ist gesagt:

Gesegnet sind jene, die an den Vollendeten Meister unbedingt glauben, denn sie werden zu Hörern des Wortes, das in ihnen offenbart wurde.

Hier stellt sich die Frage, wie man einen solchen Meister erkennt.

Kabir sagt uns:

Wer die Himmlische Harmonie von oben herniederbringen kann, ist der Wahre Meister.

Alle Großen Seelen sprechen mehr oder weniger auf dieselbe Art und Weise. Der Begriff Guru steht für Einen, Der Licht in das Dunkel bringt, oder mit anderen Worten, Der das Licht in der Dunkelheit, die Innen alles verhüllt, sichtbar macht.

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat‘s nicht begriffen.