Gurumukh und Manmukh

VIII

Was tut der Guru? Indem Er das Heilige Licht im Innern offenbart, macht Er es begreiflich. Er lässt einen das unsichtbare Licht sehen, das in der äußeren Welt der Ursprung allen Lichts ist. Das ist das Kennzeichen eines Sadh, eines Heiligen oder Mahatmas. Sucht nach Einem Solchen. Ihr werdet zweifellos vielen begegnen, die euch etwas zu Jnana und Vijnana sagen, Lehren über die Durchführung von Riten und Ritualen, Formeln und Glaubensbekenntnissen erteilen und das Lesen von Schriften und epischen Texten auferlegen. Dazu ist nach ein wenig Übung jeder imstande. Sie können aber nicht die Mysterien des Jenseits enthüllen und einen Beweis der in euch liegenden Wahrheit geben.

Wer auf Erden hat die Kraft, die Sinnesströme zum Sitz der Seele emporzuziehen? Wer kann das alles sehende Innere Auge öffnen? Das ist nur einem Vollendeten Meister möglich.

Darum heißt es:

Durch die Begegnung mit Ihm ist man von der Inneren Dunkelheit befreit. Findet man den Vollendeten Meister, sieht man das Heilige Licht mit eigenen Augen.

Und wiederum ist gesagt:

Nur ein Sant Satguru kann das Unsichtbare sichtbar machen.

Die Schriften sind in diesem Punkt ganz eindeutig. Wenn wir trotzdem irregehen und Gott außen suchen, ist es unser Missgeschick.

Wenn der Blinde den Blinden führt, fallen beide in die Grube,

ist ein allgemeines Sprichwort.

Jene, deren Meister die Dinge dunkel sieht, können nichts anderes als dunkle Taten vollbringen.

Weiter heißt es:

Ein Blinder kann euch nicht auf den Pfad stellen, wenn er ihn selbst nicht kennt. Wer Augen hat, führt die Menschen nicht in die Irre.

Außerdem lesen wir in diesem Zusammenhang:

Was kann einer, der selbst nicht genug hat, denen geben, die von ihm abhängig sind?

Dies ist die Erfahrung von Guru Amar Das, Der erst nach einer Suche von nicht weniger als siebzig Jahren die spirituellen Reichtümer erwarb. Als Er jedoch durch die Gnade Seines Meisters, Guru Angad, die Wahrheit erkannte, suchte Er die Dinge in der rechten Perspektive darzulegen und zu erhellen.

Im menschlichen Körper sind zahllose Reichtümer von unvergleichlichem Wert; allein durch Ergebung gelangt man zu diesen Schätzen.

Spiritualität ist der Pfad der Ergebenheit – Ergebenheit in Einen, Der das Mysterium des Lebens für Sich gelöst hat und uns helfen kann, es ebenfalls zu lösen. Er gibt uns eine Innere Erfahrung, um damit zu beginnen, und führt uns Innerlich bis ans Ziel. Er ruht so lange nicht, bis Er die Seele des Schülers ins Reich Gottes gebracht hat. Alle Schriften sind voll des Lobpreises für den Guru. Es ist bedauerlich, dass auf Gurus heutzutage missbilligend herabgesehen wird. Der Grund dafür ist ganz verständlich. In diesen Tagen ist es schwer, einen Wahren Lehrer zu finden. Aber gleichzeitig ist die Welt nicht ohne Erleuchtete Seelen. Gott, der Gottespfad und der Gottmensch sind miteinander verbunden. Wir können nur mit einem Gottmenschen, Der uns auf den Pfad Gottes stellt, zum Herrn kommen. Es hat nicht viel Sinn, eine Formel zu wiederholen, wenn sie dem Initiierten nicht mit dem geladenen Impuls des Meisters gegeben worden ist.

Dieser Lebensimpuls öffnet das Innere Auge des Initiierten:

Der menschliche Körper entstand nach dem Vorbild des Universums und birgt spirituelle Reichtümer im Überfluss. Im Körper des Menschen ist die Kraft Gottes und mit ihr unermessliche Schätze, die man durch die Verbindung mit dem Wort erlangen kann.

Wir sind alle sehr begünstigt, da wir die Mittel bekamen, um mit der Gotteskraft verbunden zu werden. Doch leider haben wir den Wert des Menschenkörpers nicht erkannt und vergeuden unser Leben für nichts. Schon seit langer Zeit sind wir als Menschen in der Welt. Ohne Zweifel lebten wir auch sehr lange in der einen oder anderen Gemeinschaft. Aber wir haben nie auch nur für einen Augenblick zu begreifen versucht, wo wir stehen und was wir sind. Alle Glaubensrichtungen haben unleugbar Gott als den höchsten gemeinsamen Faktor. Die Grundlehren sind in allen Religionen die gleichen, ungeachtet ihrer verschiedenen Ausdrucksweise.

Im Menschen ist Licht, und aus diesem geht das immer währende Tonprinzip hervor. Wenn man sich darauf einstimmt, kommt man in Verbindung mit der Wahrheit.

Die Schriften künden uns von diesem Tonprinzip. Sie bilden den Bericht über die wertvollen Erfahrungen erleuchteter Seelen, und als solche sind sie sehr kostbar für uns. Aber wir müssen das Innere Licht und den Inneren Ton, von dem die Schriften sprechen, selbst erleben. Die Upanishaden lassen uns wissen, dass der Weise Ingris diese geheime Lehre Lord Krishna bekannt gab. Zoroaster, Pythagoras, Plato und Aristoteles lehrten, jeder zu seiner Zeit, das Gleiche. Auch die Hinduschriften legen großes Gewicht auf „Shruti“ – das, was gehört wird. Die Moslem-Heiligen nennen es Noor und Kalam-i-Qadim.

Im menschlichen Körper hat der Herr des Ausgleichs seinen Sitz, der jedem Einzelnen die Waage hält. Der Geist im Innern ist eine Mine von Diamanten, Rubinen und Jaspisen von unschätzbarem Wert.