Der Wahre Meister und Seine Mission

II

Wann nimmt das Wort oder die Gotteskraft den Mantel des Fleisches an? Das geschieht, wenn Gottes Kinder ruhelos nach Ihm verlangen. Beginnt das Kind zu weinen, holt ihm die Mutter ein Spielzeug. Weint es trotzdem weiter, bringt sie ihm noch eines und wieder eines; doch wenn es mit nichts zufrieden ist, lässt sie alles beiseite, nimmt das Kind auf ihren Schoß und drückt es zärtlich an sich.

Haben wir in unserem Herzen ein echtes Verlangen nach Ihm, wird Er Sich offenbaren, denn Er gibt Acht wie ein liebender Vater und wartet brennend auf den Zeitpunkt, wo wir unsere Augen auf Ihn richten. So erscheint Er in Gestalt einer Großen Lebenden Seele, um Seine Kinder zu finden und sie in Seine Ewige Wohnstatt, Sach Khand, den immer währenden Sitz der Wahrheit zurückzuleiten. Es ist nahezu unmöglich, einen Gottmenschen und Seine Größe zu erfassen, geschweige denn Seine Kräfte – grenzenlos und unerklärbar, wie sie sind – zu beschreiben. Er ist lediglich ein Kanal für die Gotteskraft, damit Sie in der Welt in offenbarter Form wirken kann, und dient als Vorwort zum Buch Gottes. In enger und lebendiger Verbindung mit Ihm zu sein bedeutet, dass man Gott nahe ist. Ohne Ihn können wir unmöglich von Gott wissen und noch viel weniger in direkten Kontakt mit der Kraft Gottes kommen, Die in jedem Menschen wirkt und die gesamte Schöpfung erhält. Daher besteht die höchste Notwendigkeit, nach einer Lebendigen Verkörperung dieser Göttlichen Kraft zu suchen und mit Ihr Fühlung aufzunehmen. Etwas von Ihr zu wissen heißt, etwas über Gott zu wissen. Wenn Sie der personifizierte Gott oder das Fleisch gewordene Wort ist, wird Sie unsere Seele bestimmt anziehen, da Sie gleichen Wesens ist wie Gott. Je mehr wir an Ihn denken, desto mehr beginnen wir, Ihn zu lieben und Ihm ähnlich zu werden.

Wie man denkt, so wird man,

ist ein wohlbekanntes Sprichwort.

Wenn Meister-Heilige auf die irdische Ebene kommen, werden die Menschen von der Göttlichen Glut Ihrer Augen und der beruhigenden Strahlung angezogen, die selbst von den Poren Ihres Körpers ausströmt. Auf den ersten Blick scheinen Sie nur würdevolle Herren zu sein. Doch sowie man Ihnen näher kommt, findet man an Ihnen etwas Überirdisches. Allmählich verwandelt sich dies in das Licht der jenseitigen Welt, das mit der Zeit einen Heiligenschein um Sie bildet, bis Sie um nichts weniger als Gott aussehen, denn man beginnt wahrzunehmen, dass die Gotteskraft in Ihnen wirkt. Sie sind sodann der waltende Gott, verkörperte Offenbarungen des Absoluten, Den niemand gesehen hat noch sehen kann.

In einem Zustand Göttlicher Trunkenheit sagt Bhai Nandlal, ein großer Dichter der Mystik:

Hier und in Zukunft opfere ich mich zu den Füßen meines schönen Geliebten.

Er fährt fort zu erklären, warum Er das tut:

Keiner unter ihnen kann sich auch nur mit der Schönheit eines einzigen Haares von Ihm vergleichen.

Hafiz, ein persischer Mystiker, spricht in ganz ähnlicher Weise darüber:

Sollte diese zauberhafte Schönheit von Shiraz (der Murshid) meiner Bitte entsprechen, würde ich allein für ein Mal auf Seiner Wange die Reiche von Smarkand (damit sind beide Welten, hier und danach, gemeint) als Gabe darbringen.

Wenn ich je eine Schönheit sah, die ich mir wünschte und bekam, war es ein Traum von Dir.

John Donne

Dies ist also die Gemütsverfassung, in welcher die Ergebenen über die wirklich Großen Heiligen sprechen, denn sie erlangen durch einen einzigen Ihrer Blicke eine ekstatische Trunkenheit, welche selbst Tausende von Fässern reinsten Weines nicht hervorbringen. Sie kommen, um den Dürstenden Göttlichen Wein zu geben, indem Sie Ihren eigenen Lebensimpuls übertragen. Wie bedeutend die heiligen Bücher auch immer sein mögen, sind sie doch nur ein ganz blutleerer Ersatz für das Leben. Sie stellen ein wertvolles Schatzhaus der aufgezeichneten Erfahrungen ihrer Autoren dar, Erfahrungen, die sie auf der Suche nach ihrem Inneren Selbst und nach Gott machten. Sie inspirieren und ermutigen uns natürlich, den Weisen und Sehern der Vergangenheit nachzueifern, aber die Lebenserfahrung, welche einem durch die Gnade eines Kompetenten Lebenden Meisters zuteil wird, kann durch sie nicht gegeben werden. Spiritualität lässt sich nicht lehren, aber von einer Seele, Die von Gott durchdrungen ist, wie eine Infektion auffangen.

Ich sah die Kaaba (das Haus Gottes) sich immer im Kreis um einen Durchgang zu einer Straße drehen, in der ein Gottmensch lebte; o Gott, was für ein Mensch ist Er? Ist Er wirklich ein Mensch oder ein Zauberer, der schwarze Magie betreibt?

Maulana Rumi

Man ist in der Tat erstaunt über solch ungewöhnliche Äußerungen. Aber sie beinhalten eine wunderbare Wahrheit. Ein Gottmensch ist das Sprachrohr Gottes:

Gott selbst spricht durch einen Sadh (einen Erleuchteten).

Gurbani

Wenn euch ein solcher Meister annimmt, verlässt Er euch nie. Er ist immer bei euch, wo ihr euch auch befinden mögt. Er wird ein ständiger Freund und Gefährte sein, ein sicherer und unfehlbarer Führer in den unvorhergesehensten und verwirrendsten Situationen, auch nach dem viel gefürchteten physischen Tod, der alle weltlichen Verbindungen beendet. Selbst vor dem Richterstuhl Gottes erscheint Er als Fürsprecher und leitet die Seele bei ihrer Aufwärtsreise, indem Er alle bedrohlichen Fallgruben umgeht und Gefahren fernhält. Er verlässt die Seele nie auch nur für einen Augenblick, bis sie die Wohnstatt des Herrn erreicht und dort ihren Sitz sicher eingenommen hat. Er ist von Gott angewiesen, die verlorenen Schafe zu sammeln und in Seine Herde zu bringen.

Als Christus Seine Aufgabe zu einem Teil erfüllt hatte, machte Er eine weitere Bemerkung:

Und ich habe noch andere Schafe, und dieselben muss ich herführen.

Wie ein guter Hirte hat jeder Heilige viele Schafe zu hüten, hier, dort und überall. Er geht von einem Ort zum anderen durch die Welt, um den spirituellen Bedürfnissen der hungrigen Seelen nachzukommen, ohne Rücksicht auf persönliche Härten und Entbehrungen, öffentlichen Spott und Rivalitäten sowie offene Verfolgung und Herabwürdigung. All diese schweren Prüfungen und Drangsale erduldet Er, und aus welchem Grund? Nur, um den Hilflosen beizustehen, den gequälten Herzen Ruhe zu bringen und die Menschen auf dem Pfad zur Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis auf eigene Füße zu stellen.

Wir können nur gelegentlich und nebenbei einen flüchtigen Schimmer ihrer Inneren Größe und Erhabenheit bekommen, wenn Sie, wie Kabir, da und dort einen Hinweis geben:

Kabir kennt die Göttlichen Mysterien sehr wohl; er kam mit einer Botschaft von Gott.

Andere Heilige haben ähnlich gesprochen.

Auch Hazur gab solche Hinweise:

Wenn wir in die Welt kommen, bringen wir unseren Arbeitsstab mit. Sobald unsere Tätigkeit an einem Platz beendet ist, werden wir beauftragt, anderswo hinzugehen.

Es ist Sein Wille, dass Er Sich nun den Amerikanern offenbart.

Die menschliche Geburt ist ein Vorrecht von hohem Wert. Wir müssen das Beste daraus machen. Das Wichtigste sollte an erster Stelle stehen. Unsere höchste Pflicht ist, Gott zu erkennen. Wie können wir dies? Wir müssen uns mit Einem befreunden, Der Gott verwirklicht hat, damit Er uns helfen kann, es ebenfalls zu tun. Die Kraft Gottes oder das Wort Gottes erstrahlt in Dem, Der Ihn verwirklichte, in Fülle. Was ist schließlich Elektrizität? Können wir sie von der Glühbirne, durch welche sie leuchtet, trennen? Wenn eine Glühbirne ausbrennt, ersetzen wir sie durch eine andere. Die Elektrizität selbst erschöpft sich nie.

Die Christuskraft ist ewig und leuchtet von Zeit zu Zeit auf, um den Bedürfnissen der Menschen zu genügen. Wer immer mit der Christuskraft durch die Vermittlung des Erwählten Gottes in Berührung kommt und wo er auch sein mag, so ruht dieser Mittler nie, bis Er das Gut Seinem Herrn (Gott) übergeben hat. Wer möchte nicht das Elixier des Lebens finden und eine Seele sein, die ewig lebt? Die Menschen der Welt sind solange freundlich zu uns, wie wir ihren Interessen dienen. Sie verlassen uns einer nach dem anderen, wenn wir aufgrund von Bedürftigkeit, Armut und Not, langer Krankheit und Behinderung hilflos werden oder ihnen sonst von keinem Nutzen sein können. Selbst die so genannten engsten Freunde und Verwandten, welche wir stolz als unser Eigen betrachten, stehen uns vielleicht nicht bis zum letzten Augenblick bei. Sie können uns auch nicht helfen, wenn wir im Todeskampf liegen und nach Atem ringen. Alles, was sie tun können, ist, für uns um einen leichten und raschen Weggang von der Welt zu beten. Darum brauchen wir Einen, Der hier und danach und überall, wo wir sein mögen, ständig bei uns ist: in den tiefsten Tiefen des Meeres, auf schneebedeckten Bergspitzen, im brennenden Wüstensand, hoch in der Luft, in dichten Wäldern, oder selbst vor dem Richterstuhl Gottes.

Ergreife das Kleid einer tapferen Seele, einer solchen, Die Sich frei zwischen Himmel und Erde bewegt.

Maulana Rumi

Wir brauchen einen Freund, Der fähig ist, auf allen Seinsebenen zu wirken, so dass wir von den Anweisungen und der Führung, die Er gibt, hier in diesem Leben wie auch im Leben danach – auf den astralen, kausalen und spirituellen Ebenen – Vorteil haben können; und Der uns schließlich zur Heimat unseres Vaters bringt. Wer nun vermag dies alles? Kein anderer als Gott Selbst, und Er ist der Wahre Führer und Meister:

Einen, Der von Anfang bis Ende über allem steht, Den nehmt als euren Führer und Freund.

Auch Soami Ji sagt:

Der Herr der Seele ziert die irdische Ebene im Gewand eines Sterblichen, um die Menschheit zu Gott zu geleiten.

Einmal kam Sahibji Maharaj von Agra nach Beas und wählte für seinen Vortrag die Hymne, welche mit eben diesem Vers beginnt. Er fragte Hazur, ob es in den Sikh-Schriften irgendwelche Stellen gäbe, die damit übereinstimmten.

Hazur zeigte verschiedene Verse mit ähnlicher Bedeutung auf, von denen ich euch einen nennen möchte:

Der dich hierher sandte, ruft dich nun zurück; begib dich wieder in Seine Ewige Heimat, und lebe in Frieden.

Solche gütigen Seelen kommen von weither; fürwahr aus dem Schoß Gottes. Sie haben eine Göttliche Weisung. Warum kommen Sie? Es ist Sein Wille, lautet die einzige Antwort, die Sie geben. Von Einem gingen alle Dinge aus, gemäß dem Göttlichen Willen. Wenn Sie auf die Erde kommen, halten Sie sich an die Gesetze des Landes, in dem Sie zu der Zeit wirken. Wir auf der Erde tun das gleiche und leben dementsprechend. Aber wir sind hier durch die Zeiten hindurch, seit wir uns von Ihm entfernten, in der Knechtschaft des karmischen Gesetzes von Ursache und Wirkung. Wenn wir leiden, und manchmal leiden wir schrecklich unter dem schweren Gewicht der angehäuften karmischen Bürde, fühlen wir uns machtlos, aus dem magischen Labyrinth des Herrn dieses Universums herauszukommen, und rufen kläglich um Hilfe. Wenn Gottvater die Geschichte unserer Qual und Pein im Innern hört, ist Er bis in Seine Tiefen bewegt, hat Erbarmen angesichts dieser traurigen Lage und offenbart sich in Gestalt eines Heiligen, um uns zu Sich zurückzuführen. Somit kommt Er, Der uns vor undenklicher Zeit wegschickte, uns nun zurückzurufen.

Was tut Er? Durch geeignete Unterweisung erinnert Er uns an unsere einstige Abstammung und gibt uns einen Schimmer von der rettenden Lebensschnur, mit der Gott jeden Menschen versehen hat. Er verbindet den Geist damit und hilft uns den gordischen Knoten zwischen Körper und Seele allmählich zu lösen, bis wir vom Ersteren befreit und fähig werden, zusammen mit ihm in seiner Strahlenden Form (Divya Saroop) in höhere Ebenen zu reisen. Bedenkt, dass dies alles unter Seiner Führung durch einen freiwilligen Prozess der praktischen Selbstanalyse während des Lebens getan wird, ohne die Silberschnur völlig durchzureißen, was letztlich zur Zeit des Todes (oder der Auflösung des stofflichen Körpers) geschieht. Ein Wahrer Heiliger ist das größte Geschenk Gottes, so wie Gott das größte Geschenk des Heiligen ist.

Es heißt:

Gott ist alle Weisheit, und wenn Er sich durch einen menschlichen Pol Selbst offenbart, ist Er als Heiliger bekannt.

Können wir Gott sehen? Dies ist die nächste Frage; und hier ist eine positive Antwort:

In der Gemeinschaft eines Heiligen sieht man wahrlich den Herrn Selbst.

In den Evangelien lesen wir:

Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennet den Sohn, denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater, denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

Matthäus 11:27
Lukas 10:22

Nanak erklärt nachdrücklich:

Der Gott Nanaks ist überall sichtbar.

Und Christus sagte in unmissverständlichen Worten:

Sehet den Herrn.

Guru Arjan tut uns kund:

Auf dem Wasser und zu Lande ist Er in Seiner Fülle.

Er durchdringt fürwahr jede Faser sämtlicher Geschöpfe. So sieht Guru Arjan die sich unbegrenzt verbreitende Kraft Gottes ringsum vibrieren. Können auch wir sie sehen? Ja, wir können es ebenfalls, wenn wir ein Gurumukh werden (das heißt, indem wir den Anordnungen eines Gurus – eines Gottverwirklichten Wesens – unbedingt folgen). Ist es dann möglich, Gott mit den zwei Augen zu sehen, die wir haben?

O Nanak, die Augen, die Gott sehen, sind ganz verschieden von denen, die wir haben.

Den fleischlichen Augen ist es nur gegeben, die Dinge des Fleisches zu sehen, denn sterbliche Augen nehmen nur das wahr, was sterblich ist. Allein das Innere Auge kann die Glorie des Herrn bezeugen. Es ist das „Divya Chakshu“ der Hindu-Heiligen, das „Einfältige Auge“ nach den Worten Christi und das „Nukta-i-Sweda“ der Gottergebenen Moslems. Gleich einem Augenarzt hilft ein Meister das Innere Auge zu öffnen, das jetzt geschlossen ist. Shamas-i-Tabrez, ein großer Heiliger, lässt uns wissen, dass er Tausenden, die von Geburt an blind waren, das Augenlicht gab. Was die Gott-Erfahrung angeht, so sind wir alle blind. Wir haben unser ganzes Leben lang in einschlägigen Büchern über Gott gelesen und von anderen über Gott gehört, aber nie eine persönliche Erfahrung vom Ihm gehabt. Dies zeigt, wie blind wir sind und wie wir verblendeten Sinnes dahinleben.

Nanak erklärt sehr eindrucksvoll, was ein Blinder ist:

Nicht jene, die keine Augen im Gesicht haben, sind blind, sondern zweifellos die, welche sich Gott entfremdet haben.

Alle Gründer der verschiedenen Religionen in der Welt stimmen in diesem Punkt überein. Wir sind unabhängig von den Sinnesorganen mit einem Seh- und Hörvermögen ausgestattet, denn fehlerloses Wissen ist eine Tätigkeit der Seele. Diese ist jedoch seit Myriaden von Zeitaltern von der schweren Bürde des Gemüts und der Materie niedergedrückt und hatte nie Gelegenheit, das Göttliche Licht und die Himmlischen Weisen der Inneren Musik zu beachten. Ein Meister-Heiliger hilft die karmische Last aufzuheben, wodurch Er die Seele befreit, indem Er sie allmählich der verschiedenen sie bedeckenden Koshas oder umhüllenden Schleier des vielfältig begrenzenden Beiwerks entledigt, bis sie, losgelöst von der Liebe zu allen geschaffenen Dingen, zu sich selbst findet und eine entkörperte Seele wird, die in ihrem eigenen Licht erstrahlt und fähig ist, aus sich selbst unabhängig zu denken und zu handeln.

Johannes vom Kreuz legt es kurz und bündig dar:

Darum kann die Seele der Göttlichen Vereinigung solange nicht innewerden, bis sie sich der Liebe zu den geschaffenen Dingen entledigt.

Die Mittel, diese Vereinigung herbeizuführen, sind das Licht Gottes und die Stimme Gottes. Gott ist aus Sich Selbst leuchtendes Licht (Swayarn Jyoti Swaroop), der Vater allen Lichts, wie die Christen sagen, und das Noorun-ala-Noor (das Licht der Lichter) bei den Moslems. Man spricht von Ihm auch als dem Gesang der Seele, der Stimme der Stille, der Sphärenmusik, Shabd, Vak; dem Wort oder Nad – was alles dasselbe bezeichnet. Diese beiden rettenden Lebensströme sind in jedem Menschen. In ihnen leben wir, bewegen wir uns und haben wir wahrlich unser Sein, aber gleich dem sprichwörtlichen Fisch im Wasser wissen wir nicht, was das Wasser ist:

Gott ist in der Seele, und die Seele ist in Gott, wie das Meer im Fisch und der Fisch im Meer.

Dies sind sodann die beiden Mittel, durch welche der Meister die Seele zu Gott führt: der Weg des Lichts (Jyoti Marg) und der Weg des Tons (Shruti Marg). Die Großen Lehrer der ganzen Welt leiten Ihre Anhänger auf diesen Wegen, die sich natürlich gegenseitig nicht ausschließen, sondern einander ergänzen – einer führt zum anderen. Sie kommen von Zeit zu Zeit, um uns zum Wohnsitz unseres Vaters zurückzubringen, wir aber sind wie die verlorenen Kinder mit anderen Dingen beschäftigt und laufen rastlos von Pontius zu Pilatus, ständig eine Beute aufkommender Winde und Wasser, dem stürmischen Meer des Lebens ausgesetzt, während unser reiches Erbgut im Himmel vernachlässigt bleibt.

Soami Ji sagt:

Eure Krone und euer Zepter liegen unbeachtet im Reich Gottes.

Auch Guru Nanak sagt:

O verbinde dich mit der glorreichen Musik der Glückseligkeit, und lebe auf ewig in die Gottheit vertieft.

Diese Innere Musik ist Ausdruck Der in jedem von uns wirkenden Gotteskraft. Durch Verbindung mit dem Wort können wir die Stätte erreichen, von der diese Himmlischen Weisen ausgehen.

Es ist die Wahre Heimat der Seele, die gegenwärtig im irdischen Exil umherwandert, obwohl Sich Gott, der Vater, auf unsere Heimkehr freut:

Kehre heim, o Freund! Geh zurück zu deiner eigentlichen Wohnstatt.

Diese Musik kommt herab, uns heimzurufen, so dass wir künftig in Frieden und in der Fülle leben können. Nun, da der Ruf ergangen ist, folgt ihm und begebt euch auf den Rückweg:

Was will man mehr, wenn Sich die Gottheit Innen gezeigt hat? Deine Mühen sind zu Ende, sei ruhig wie der Polarstern.

Wenn durch die Gnade des gütigen Meisters die Kraft Gottes im Inneren offenbart wurde, findet man zu sich und steht der Wirklichkeit gegenüber. Ihr habt dann nichts weiter zu tun. Die Kraft tut nunmehr alles für euch, und ihr stellt fest, dass ihr bloße Zuschauer in einem Spiel des Welttheaters seid. Ihr müsst euch mit dem Heiligen Wort verbinden. Es wird euch nach und nach in eure Ewige Heimat zurückführen.

Dann gibt es keinen Abstieg mehr zur Erde, zumindest nicht als Gefangener, der die Strafe einer lebenslänglichen Haft unter dem zwingenden Druck der Karmas verbüßen muss, sondern mit einer Göttlichen Weisung, um den Plan Gottes zu erfüllen:

Mit dem freudvollen Geläut der Inneren Musik wird der Herr Selbst kommen, dich zu empfangen.

Gurbani

Wie wir in der äußeren Welt Trompeten und Trommeln spielen, um unserer Freude Ausdruck zu verleihen, so werden auch in der Inneren Welt alle durch erhabene, seelenbelebende Weisen Himmlischer Musik willkommen geheißen, wenn sie in der Begleitung des Gurudevs (der Strahlenden Form des Gurus) dem Himmel entgegengehen. Wohin führt das alles? Wir werden nun zu der Quelle allen Lichts, des Vaters des Lichts, geführt, wo es nichts gibt außer dem Ewigen Licht und der Ewigen Musik, die ungeschaffen und unergründlich sind und doch die materielle und bewirkende Ursache aller geschaffenen Dinge und als solche wahrhaftig ein verbindendes Glied zwischen dem Schöpfer und Seiner Schöpfung, zwischen Himmel und Erde bilden. Naam ist alsdann der Name für die Kraft Gottes, die erste Offenbarung des Namenlosen, wie sie sich im Heiligen Licht und dem Heiligen Chor verkörpert. Dies ist der einzige Weg, der zu Gott führt.

Wir mögen darüber so viel reden, wie wir wollen, aber bloße Philosophie wird uns nicht helfen, der Wahrheit näherzukommen. Je mehr wir theoretisieren, desto weiter entfernen wir uns von der Wirklichkeit. Es ist die mystische Erfahrung innerhalb des Laboratoriums des Geistes, welche zählt, denn sie verbindet uns direkt mit der Gottheit, und diese Erfahrung kann uns mit der Hilfe und Gnade eines Menschen Gottes zuteil werden.

Eine Kompetente Meister-Seele kann, wenn Sie es will, selbst ein Kind auf den Tonstrom einstimmen, der jung und alt, Gebildeten und Ungebildeten gleichermaßen dient. Jeder kann durch die Verbindung mit dem Heiligen Wort Nutzen haben, unabhängig von Stand, Hautfarbe oder Glaubensbekenntnis, Alter, Geschlecht oder Beruf. Das ist bei anderen Yogaschulungen nicht möglich. Der Jnana-Yoga zum Beispiel erfordert einen hochentwickelten Verstand, und man muss im logischen Denken und Schlussfolgern sehr geübt sein. Wenn der Jnana-Yoga des Verstandes von Shankara bedarf, verlangt der Bhakti-Yoga das Herz des Buddha, der Karma-Yoga die Fähigkeit eines Kriegers wie Prinz Arjuna. Bei all diesen Leistungen und schwierigen Praktiken bleibt man dennoch auf der Ebene der Dualität, und solange man außerstande ist, sich darüber zu erheben, kann man nicht einen Zustand der Einheit erreichen.

In der heutigen Zeit wird Yoga lediglich mit Gesundheit, Kraft und Langlebigkeit in Verbindung gebracht. Der Surat Shabd Yoga (der Yoga des Tonstroms) hat dagegen die höchste Vereinigung zum Ziel, die Vereinigung des Surat oder Seelenstroms mit Shabd oder dem Tonstrom, der durch einen Gottmenschen offenbart wird und somit beide in Ewiger Gemeinschaft verbindet. Folglich ist dies der direkte Weg zu Gott. Ein Wahrer Gottmensch kann diese wunderbare praktische Erfahrung beliebig vielen Menschen bei einer einzigen Meditationssitzung geben, ungeachtet ihrer verschiedenen religiösen Ansichten und Glaubensbekenntnisse, ihrer sozialen Lebensweise, ihres weltlichen Standes und jeder anderen Art von Beziehung. Dies alles bewirkt Er allein durch die Übertragung Seines eigenen Lebensimpulses.

Wenn diese Saat einmal ins Herz eines Menschen gelegt wurde, muss sie einfach im Laufe der Zeit Frucht bringen, denn keine Macht der Erde kann sie vernichten:

Wer ist größer als Gott um Seine Kraft (einmal im Menschen offenbar geworden) aufzuheben? O, niemand.

Wenn eine Meister-Seele auf Erden erscheint, kommt mit Ihr eine überwältigende Lawine der Spiritualität herab. Der Zweck Ihres Herabkommens ist, wie ich erklärt habe, alle Kinder Gottes auf einer Ebene zu vereinen, der Ebene der Seele im Menschen, und sie dann zum Leben des Geistes zu erwecken, indem Sie in ihnen das Licht und Leben Gottes enthüllt. Solche Großen Seelen waren immer sehr selten, und es ist unser stolzer Vorzug, dass wir mit Hazur verbunden wurden. Diese Seelen sind niemals durch physische und mentale Begrenzungen gebunden, auch wenn es anders scheinen mag. Ihre Innere Kraft übersteigt alles, was von der Welt ist, denn Sie kann willentlich auf jeder beliebigen Ebene wirken, sei es in Brahmand oder selbst jenseits davon in den rein spirituellen Reichen. Eine derartige Kraft ist grenzenlos und ewig. Sie stirbt nicht mit dem Tod des Körpers, sondern tut Ihr Werk für immer und alle Zeiten, ganz gleich in wessen Gestalt und über welchen Pol. Er kann deshalb nicht lediglich als ein Mensch angesehen werden. Das Menschliche in Ihm ist übermenschlich geworden, trotz der menschlichen Form, die Er für die Menschen der Welt beibehält, denn der Lehrer des Menschen muss ein Mensch sein. Ohne Seine Lehren und die praktische Führung hier und in den Inneren Ebenen können wir nichts von Gott wissen, noch weniger Ihn erfahren, Ihn erkennen und Eins mit Ihm sein.

Daher besteht die größte Notwendigkeit darin, mit einem Lebenden Meister in Verbindung zu kommen, wo immer Er sein mag:

Der Geliebte an meiner Seite ist ein Schutzengel. Er behütet mich in jedem Augenblick, hier und danach.

Gurbani

Er ist ein nie versagender Freund und kommt zu unserer Rettung, wo immer wir sein mögen, selbst wenn wir vor dem Großen Richter stehen, um Rechenschaft über unsere Taten abzulegen:

Dharam Raj muss den karmischen Abschluss zerreißen, o Nanak, wenn der Meister die karmische Rechnung ausgleicht.

Wie ein Meister-Liquidator wickelt Er ein für allemal unsere ganzen karmischen Schulden und Verbindlichkeiten ab, die von zahllosen Lebensläufen der Vergangenheit und aus dieser Lebensspanne herrühren und für künftige Zuteilungen in großen Mengen gespeichert sind. Es ist keine leichte Aufgabe, und nur eine Seele, die karmafrei ist, kann eine solche Herkulesarbeit vollbringen, den Menschen Neh-karma oder frei von Karma zu machen. Einem Kompetenten Meister zu begegnen ist wirklich ein großer Segen. Guru Amar Das, dem dritten in der Nachfolge von Guru Nanak, war es erst nach einer langen Suche von nicht weniger als siebzig Jahren möglich, mit einem Satguru (Guru Angad) in Verbindung zu kommen.

Von dieser denkwürdigen Begegnung lässt Er uns wissen:

Als ich müde wurde, zahllose Taten auszuführen, traf ich plötzlich meinen Meister.

Wann und wie findet eine Große Meister-Seele Ihren Weg zu uns, denn Sie ist es, Die uns zu Hilfe kommt; nicht wir, die Blinden, finden unseren Weg zu dem Erleuchteten:

Der Satguru liest uns auf, wenn die Zeit da ist, und Er stimmt unseren Geist auf das Heilige Wort ab.

Die Verbindung mit dem Wort ist der höchste und natürlichste Weg zurück zu Gott. Jeder, ob jung oder alt, Mann oder Frau, kann davon Vorteil haben. Aber wie? Die Antwort ist: Sei beständig, schwanke nicht, und verlasse dich auf die Worte des Gurus.

Jene, die den Meister lieben und Seine Gebote halten, sind immer gesegnet, in dieser und der jenseitigen Welt:

Was immer der Guru sagt, halte ich in meinem Herzen fest.

Das ist der Grund, weshalb Christus Seine Jünger ermahnte:

Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein.

Und ferner:

Bleibet in mir, und ich in euch. Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. So ihr meine Gebote haltet, so bleibet ihr in meiner Liebe […]“

Johannes 15

Wir müssen lernen, zu praktizieren, was der Meister sagt, und danach leben, um den größten Vorteil aus Seinen Lehren zu ziehen.

Mein Meister bemerkte sehr häufig:

Was nützt eine Medizin, wenn wir sie nicht einnehmen?

Lassen wir sie im Schrank stehen, können wir die Krankheit nicht loswerden. Es mag sein, dass die Saat von Naam, sobald sie einmal gesät ist, nicht verdirbt und eine menschliche Geburt mit angemessenen Bedingungen für die Zukunft sichergestellt ist, doch lohnt es sich, für einen weiteren Lebenslauf wieder ins Gefängnis der Welt zu kommen? Warum dem nicht lieber für alle Zeiten ein Ende machen, als denselben Prozess nochmals zu erleben:

Wer beim Satguru Zuflucht sucht, für den kommt Gott Selbst wieder, ihn zu erretten.

Gurbani

Der Mensch wird im Allgemeinen als umgekehrter Baum beschrieben, denn seine Wurzeln sind oben im Augenbrennpunkt, dem Sitz der Seele, während sich seine Äste und Zweige nach unten in die Welt ausbreiten. Wie ein Baum seine Nahrung durch die Wurzeln aus dem Boden zieht, so nehmen unsere Wurzeln, die Seelenströme, ihre Nahrung für uns aus dem Tonstrom, der Innen offenbart wird. Es ist also die Meister-Seele, Die uns mit dem Manna oder Brot des Lebens und dem Elixier oder Wasser des Lebens versorgt.

Indem Er den Seelenstrom mit dem Tonstrom verbindet, stellt ein Vollendeter Meister die Mittel bereit, durch welche der Geist seine Nahrung erhält, und hilft Gemüt und Körper unter genauer Kontrolle zu halten. Je mehr einer an dieser Himmlischen Nahrung teilhat, desto mehr nimmt er an Stärke zu, bis er eine Lebendige Seele wird, vollbewusst der in und um ihn wirkenden Göttlichen Kraft.

Gelangt man in Gottes Reich, heißen einen die schon dort weilenden Seelen wirklich königlich willkommen. So arbeitet das Gesetz der Göttlichen Vorsehung, und Gott erfüllt Seinen Plan. Wenn Er uns im eisernen Griff von Plagen, Nöten und Drangsalen ohne einen Weg, der über die gewaltigen Marksteine der Welt hinausführt, hilflos klagen sieht, wird Seine Barmherzigkeit bis ins Innerste gerührt; Er beschleunigt den Prozess der Befreiung und enthüllt uns durch Seinen Erwählten die Wege, über die wir entkommen können.

Nanak sagt:

Wer einen Satguru zur Seite hat, dessen Rechnungen werden hier und jetzt ausgeglichen.

Das oben Gesagte ist völlig richtig. Doch wir nehmen die Dinge nur soweit an, wie es unserer Bequemlichkeit entspricht, und versuchen die Wahrheit geschickt zu verdrehen, weil wir sie nicht so sehen wollen, wie sie ist. Nur dann, wenn wir unsererseits dem Meister gegenüber unsere Pflicht erfüllen, indem wir unrechte Handlungen meiden, befreit Er uns von den in vergangenen Zeiten angesammelten Sünden. Wir müssen deshalb lernen, standhaft zu sein und nicht zu wanken, ehe wir mit der Inneren Reise, die vor uns liegt, beginnen können.

Wenn immer jemand zu Lebzeiten Hazurs in der Versammlung aufstand, um eine Abweichung vom Pfad der Redlichkeit zu bekennen, pflegte Er Seine Hand zu heben und gnädig zu sagen:

Bis hierher und nicht weiter.

Er mahnte zur aufrichtigen Reue, was die Vergangenheit betraf, warnte vor künftigen Fehltritten und riet nachdrücklich zur Meditation (Verbindung mit dem Heiligen Wort) als einzigem Universalmittel für alles Übel des Lebens. Es ist vielleicht möglich, jemanden von dem Gift, das schon genommen wurde und in den Magen gelangte, zu befreien, vorausgesetzt, dass er keine weiteren Dosen davon nimmt. Doch was tun wir? Wir jammern und klagen und winden uns vor Schmerzen, fahren aber dennoch fort, mehr und mehr des schädlichen Stoffes zu nehmen. – Mit solch einfachen Worten pflegte Hazur alle Pflichtvergessenen zu ermahnen. Eine Meister-Seele ist besorgter um Ihre Jivas, als es eine Mutter um ihr Kind sein würde.Gleich einem Neugeborenen, wie wir es für den Meister sind, können wir kaum etwas von der liebevollen Fürsorge, die Er uns zuteil werden lässt, wissen und noch viel weniger sie erkennen; auch nicht die Art, in der Er uns bei jedem Schritt vor Schaden bewahrt und auf dem Inneren Spirituellen Pfad zum Reich Gottes leitet.

Ungewöhnlich sind Seine Wege.

Nanak verherrlicht Ihn. Ist es nicht wirklich seltsam, dass Gott selbst uns in die Welt schickt und wiederum Er selbst (im Kleid eines Gottmenschen) kommt, uns zurückzuholen? Seine Größe übersteigt alles Begreifen:

O Nanak! Der Satguru öffnet das Innere Auge. Und man beginnt die Wahrheit in sich selbst zu sehen.

Das ist also das Geheimnis der Gotterkenntnis. Es erfordert keine besonderen Eignungen. Es ist nicht notwendig, Herd und Heim zu verlassen. Lebt in der Welt inmitten eurer Freunde und Verwandten, verdient euren Lebensunterhalt ehrlich und helft ihnen. Neben dem üblichen Familienleben praktiziert das Heilige Wort, wie es durch eine Meister-Seele anempfohlen wurde. Ihr werdet mit der Zeit ein anderer Mensch werden – völlig verschieden von dem, was ihr wart, und selbst sehen, wie die Gotteskraft für euch arbeitet und alles für euch tut. Ihr werdet ganz und gar frei und furchtlos werden.

Wenn immer ein Meister-Heiliger in die Welt kommt, überschüttet Er alle gleichermaßen mit Seinen Segnungen. Wir, die wir hier sitzen, können kaum dem Ruhm Hazurs gerecht werden. Ein Gottmensch ist wie Gott Selbst unfassbar und unergründlich. In der Tat gesegnet sind jene, welche die günstige Gelegenheit hatten, Ihn zu sehen und Ihm zu begegnen, in direkte Verbindung mit Ihm kamen und das Glück hatten, Ihm angeschlossen zu sein.

Ein Gottesfürchtiger (Bettelmönch) kam einmal zum Propheten Mohammed. Weil der Prophet nicht zu Hause war, ging er enttäuscht wieder davon. Bei seiner Heimkehr fragte Mohammed seinen Diener, nachdem dieser ihm von dem Gottergebenen erzählt hatte, ob er ihn gesehen habe. Der Diener antwortete, es sei nur ein flüchtiger Blick gewesen, da ihm jener den Rücken zuwandte und wegging. Der Prophet beglückwünschte den Diener, einen solchen Weisen auch nur von hinten gesehen zu haben.

Das ist wirklich der Höhepunkt im Leben eines Menschen, der einem Gottesmann begegnet, ganz zu schweigen von jenen, die Hazur von Angesicht zu Angesicht sahen, zu Seinen Lotosfüßen saßen und von Ihm inspiriert wurden. Wir müssen danach streben, würdige Kinder des würdigen Vaters zu werden, auf dass die Welt Ihn verherrlicht. Das kann nicht durch bloße Anerkennung geschehen, sondern indem man Seinen Lehren folgt und nach ihnen lebt. Jeder Vater wünscht, dass Ihn sein Sohn an Tapferkeit und Ansehen übertrifft. Aber wer kann den Gottmenschen übertreffen? Sollten wir ein Mensch des Gurus werden, reichte dies völlig aus. Was ich betonen möchte, ist, dass wir das Wort praktizieren und uns mit Ihm, der Lebendigen Offenbarung des Lebendigen Gottes, die uns durch den Gott im Menschen (Hazur) bekannt gemacht wurde, verbinden sollten.

Unermüdlich sagte uns Hazur, dass der Pfad von Licht und Ton die Grundlage aller Religionen ist. Sokrates sprach von einem „ätherischen Ton“, der ihn in eine wunderbare Welt bringe, von der er vorher überhaupt nichts gewusst habe. Goethe bezog sich auf den Gesang der Sphären. Pythagoras beschrieb es als „Licht und Musik aller Harmonien“. In den Veden wird es Vakya und Jyoti genannt. Zoroaster entzündete die ewigen und immer währenden Feuer und praktizierte Sarosha. Als Siddharta, der Prinz des Friedens, das Licht in sich sah, wurde er wahrlich der Erleuchtete, und die Buddhisten verehren bis heute die unbekannte und unerkennbare Kraft, die sie mit den Worten Aum Mani Padme Hum anbeten, was bedeutet, dass Aum wie ein Kronjuwel erstrahlt und einen Ton wie den fernen Donners von sich gibt. Dies ist somit das Älteste, was uns durch die Zeiten hindurch überliefert wurde und sich bis in die eisgraue Vergangenheit zurückverfolgen lässt.

Es ist die große Wahrheit, die uns Hazur verkündet hat, wobei Er mit einem Zwinkern in den Augen und einem Lächeln auf den Lippen immer hinzufügte:

Solltet ihr auf eurer Suche etwas Besseres als dieses finden, nehmt es bitte unter allen Umständen an und lasst mich ebenfalls davon wissen.

Aber trotz all unserer Bemühungen ist es uns bisher nicht gelungen, etwas Höheres zu finden; und unser ganzes Forschen auf dem Gebiet der Religion hat gezeigt, dass die offenbarte Wahrheit auf dem zweifachen Prinzip von Licht und Ton begründet ist. Was wird die Folge sein, wenn wir einem Meister der Wahrheit begegnen und der Letztere geneigt sein sollte, unser Selbst mit Seinem eigenen Lebensimpuls zu beleben? Dieses menschliche Leben wird seine Erfüllung finden. Wie begünstigt sind wir! Wir fanden einen solchen Meister, wir saßen zu Seinen Füßen, Er nahm uns an und segnete uns, indem Er das Heilige Wort in uns offenbarte und uns eine Verbindung mit dem hörbaren Lebensstrom gab.

Die erste und vordringlichste Aufgabe, die Sich eine wirklich Große Meister-Seele stellt, ist, alle Kinder Gottes auf gemeinsamer Ebene zu vereinen, ganz gleich, welcher Religion sie Treue schulden.

Es war auf Geheiß von Hazur, dass dieses Forum des Ruhani Satsang gegründet wurde. Es ist eine allgemeine Stätte der Begegnung für Menschen aller religiösen Gemeinschaften und unterschiedlicher Bekenntnisse. Er verwendet keine sektiererischen Zeichen und Symbole der einen oder anderen Religion. Er ist lediglich ein Übungsplatz, oder nennt ihn eine Schule der Spiritualität, wo Spiritualität ohne Unterschied von Mahatmas aller religiösen Richtungen gepredigt wird und man praktische Schritte unternimmt, um den riesigen Menschenversammlungen die moralischen und spirituellen Werte einzuprägen, welche die verschiedenartigen Glaubensanschauungen einschließen. Spiritualität bildet das reiche Erbgut der Menschheit, das zu allen Zeiten und in allen Ländern sehr begehrt ist; doch sie erscheint und verschwindet wie ein Strom, der sich durch das Dickicht des Zweifels, Argwohns und Misstrauens windet, wie es die Menschen in ihrer Alltagswelt für gewöhnlich haben, welche voll zahlloser Ängste und Sorgen ist.

Sobald wir dieses unschätzbare Erbe des Menschen aus den Augen verlieren und auf der Stufenleiter menschlicher Werte absinken, stellt Gott in Seiner unendlichen Barmherzigkeit die Mittel bereit, damit wir uns neu orientieren, indem Er Seine Gottheit mit Hilfe eines Menschen Seiner Wahl an einem Ort offenbart, den Er für den besten hält. Vor verhältnismäßig kurzer Zeit ließ Soami Ji Maharaj diese uralte und halb vergessene Wissenschaft, die uns überliefert ist, neu aufblühen, und wir ziehen Nutzen daraus. Das verpflichtet natürlich, sich dieses großen Schatzhauses, das unser ist, würdig zu erweisen. Wir müssen danach streben, rein in unseren Gedanken zu sein, liebevoll und höflich in unseren Worten, gütig und sanft in unseren Taten, und vor allem müssen wir jeden Tag regelmäßig eine ausreichende Zeit der Praxis des Heiligen Wortes widmen und uns dadurch für das Reich Gottes, welches in uns ist, rüsten.

Es ist Hazurs Gnade, dass Er uns als Sein Eigen annahm, uns mit dem Licht und der Stimme Gottes verband, indem Er sie uns offenbarte; und wir sollten Ihm jeden Augenblick unseres Lebens dankbar sein. Selbst ein Hausierer zählt seine Tageseinnahmen, wenn er am Abend heimkehrt. Gleichermaßen erstellt ein Ladenbesitzer etwa alle sechs Monate oder gar noch öfter eine Bilanz über Gewinn und Verlust. Wir müssen sehen, wie es erst mit uns stand und wo wir jetzt stehen. Wenn wir besser sind als vorher, ist es recht; falls nicht, müssen wir uns nach den Gründen für das Zurückbleiben fragen. Bewahren wir wenigstens das Kapital, den Bestand, mit dem wir ausgestattet wurden: die Erfahrung des Inneren Sehens und des Inneren Hörens, welche Er uns gab, oder haben wir durch unsere Nachlässigkeit, Achtlosigkeit und Ungeschicklichkeit alles ausnahmslos verloren?

Diese ganzen Fragen bedürfen unserer ernsthaften Überlegung. Wir müssen zusehen, wie wir die Erfahrung, mit der wir am ersten Tag begonnen haben, entwickeln und erweitern können. Wir müssen, wenn nötig, von einem fortgeschrittenen Glaubensbruder einen Auffrischungskurs haben, so dass alle Schwierigkeiten, die uns bedrängen, überwunden werden und wir imstande sind, vorwärts zu kommen. Die Enthüllung des Heiligen Wortes ist ein unvergleichliches Geschenk des Großen Meisters, und bedenkt, es wurde uns frei, uneingeschränkt und auf Vertrauen gegeben; man sollte es sich deshalb auf keinen Fall durch die Finger gleiten lassen, nur weil es uns im Sinne weltlicher Zahlungsmittel nichts gekostet hat.

Ich erinnere mich, dass einmal einige Amerikaner an Hazur schrieben, sie wären durchaus bereit und gewillt, ihren irdischen Besitz, den sie in Fülle hätten, für einen Teil Seines spirituellen Reichtums einzutauschen. Wisst ihr, was Er ihnen antwortete? Er sagte, dass Er ihres weltlichen Besitzes nicht bedürfe, da Er den Göttlichen Reichtum von Naam im Überfluss habe, wie auch alle anderen freien Gaben Gottes – Licht, Luft und Wasser. Er sei hier, Seine spirituellen Schätze mit allen Kindern Gottes, wo immer sie sich befänden, zu teilen. Solche Hohen Seelen werden mit einem Auftrag von Gott in die Welt gesandt, um die Menschen an ihr längst vergessenes Erbe zu erinnern, von dem wir uns wegen der rauchgeschwärzten Brille vor unseren Augen kaum eine Vorstellung machen können. Sie kommen zu keinem anderen Zweck, als nach den verlorenen Schafen zu suchen, den moralisch und spirituell Kranken, damit Er sie in die Herde zurückführt.

So lasst uns Ihm – dem Großen Meister, Der uns schon auf den Pfad gestellt hat und auch noch weitere auf ihn stellt, unseren tiefen Dank sagen. Es ist einzig Seine Gnade, dass Er von den Inneren spirituellen Ebenen aus nach uns sieht und immer bereit ist, Seine Strahlende Form im Inneren zu offenbaren, wenn wir nur nach Innen gehen und uns Ihm zuwenden. Er erwartet uns sehnlich am Augenbrennpunkt, um uns mit mannigfachen Segnungen zu überschütten. Wir sollten auf allerbeste Weise danach streben, unseren Teil zu tun, damit wir Ihn erreichen und es Ihm möglich machen, uns nach oben zu ziehen und in unsere Ewige Heimat zu bringen.