Kirpal Singh

Der Wahre Meister und Seine Mission

I

Einmal fragte Raja Parikshat seinen Minister, aus welchem Grund in Zeiten einer moralischen Krise oder einer Katastrophe Gott Selbst Seinen Kindern zu Hilfe komme, obwohl Ihm eine zahllose Dienerschaft auf den leisesten Wink gehorcht und Er jeden von ihnen anweisen könne, die Arbeit für Ihn zu leisten. Der Minister antwortete, dass ein liebender Vater, wie Gott einer ist, nicht anders kann, als herabzukommen, um Seinen Kindern zu helfen. Der Raja ersuchte den Minister, seine Äußerung zu beweisen und Letzterer versprach, es im Laufe der Zeit zu tun.

Nach einigen Tagen fertigte der Minister eine Puppe an, die aussah wie der Sohn des Raja, und kleidete sie in der Art und Weise des Prinzen. Er setzte die Puppe an das Ufer eines Teiches im Garten, wo der Raja spazieren zu gehen pflegte. Die Puppe konnte aus einer Entfernung mit Schnüren bewegt werden. Als nun der Raja beim nächsten Mal mit seinem Minister in den Garten ging, sah er den Prinzen am Ufer des Teiches sitzen. Während er sich wunderte, wieso sein Sohn dort war, sah er, dass sein Sohn einen Sprung in den Teich wagte. Der Raja konnte diesen herzzerreißenden Anblick nicht ertragen und sprang augenblicklich in den Teich, um seinen Sohn vor dem Ertrinken zu retten. Zu seiner großen Überraschung stellte der Raja fest, dass es eine Puppe war und nicht sein Sohn. Der Raja verlangte von dem Minister eine Erklärung, welcher demütig erwiderte, dass die Posse aufgeführt worden sei, um die Wahrheit dessen zu beweisen, was er vor einiger Zeit über Gott gesagt habe, nämlich dass Er Selbst herabkomme, um Seine Kinder in kritischen Momenten zu retten.

Wir alle sind Kinder Gottes, durch Ihn geschaffen nach Seinem Bilde. Die Seele im Menschen ist vom gleichen Wesen wie Gott.

Kabir sagt:

Die Seele, obwohl verkörpert, bildet doch einen entscheidenden Bestandteil des alles durchdringenden Geistes, Der das Universum belebt.

Sie ist nichts anderes als ein Tropfen aus dem Meer allen Bewusstseins. Auf der physischen Ebene von dem begrenzten Beiwerk des Gemüts und der Materie umgeben, haben wir uns so völlig mit der Welt und allem, was weltlich ist, gleichgesetzt, dass wir unseren wahrhaft Göttlichen Ursprung vergessen haben. Die natürliche Folge dieses Vergessens ist Kummer und Leid. Das physische Leben ist nur Trübsal, erklärte Buddha, der Erleuchtete. Wenn der stets liebende Vater die kläglichen Schreie Seiner Kinder nach einem Ausweg aus diesem zauberischen Irrgarten der Welt hört, kann Er nicht anders, als in Gestalt eines Menschen herabzukommen, um die verlorenen Schafe wieder in Seine Herde zurückzubringen.

Gott ist der Guru der Seele, denn die Seele ist wesenseins mit Ihm. In großer Not ruft sie um Hilfe, und Er kommt zu ihrer Errettung. In tiefer Seelenpein sehnt man sich nach einem Weg im Leben, dem Wort oder der Gotteskraft, Die sich in der Form eines Gottmenschen materialisiert, man nenne Ihn, wie man will. Er kommt, um alle mögliche Hilfe zu geben und die Weltmüden und Verzweifelten zurück in Sein Reich zu führen. Wir sind auf Probe in dieser Welt. Wenn es an der Zeit ist, trifft Gott durch Seine Auserkorenen oder Erwählten Vorsorge, um eine geistige Verbindung mit Ihm herzustellen.

Nanak gab eine wunderbare Beschreibung der Seele, die unter Trennungsschmerzen leidet:

Da die Seele den Wahren Urgrund des Lebens vergessen hat, klagt sie im Zustand fortwährender Täuschung über ihr Los.

Bei unserem Abgleiten zur irdischen Ebene haben wir das „Selbst“ in uns derart mit den Hüllen des Gemüts und der Materie verschiedener Dichtegrade umgeben, wie sie den jeweiligen kausalen, mentalen und physischen Seinsebenen eigen sind, dass wir dem Selbst gänzlich verloren gingen und endlos in der Täuschung des gewaltigen Labyrinths der Welt umherstreifen. Trotz kurzen vorübergehenden Erwachens neigen wir dazu, durch die Macht der Gewohnheit, welche uns zur Natur geworden ist, irrezugehen. Unsere Situation kann mit der einer Frau verglichen werden, die von ihrem Mann verlassen wurde und nun zu ihren Eltern zurückkehrt, dort lebt und nicht mehr an ihren Mann denkt. Dieser mag sie weiterhin lieben, aber sie weiß nichts davon, noch will sie ihre eigenen schwachen Seiten zur Kenntnis nehmen, welche unausweichlich die Trennung zwischen ihnen herbeiführte. Wie sehr auch die Eltern sie mit allen Annehmlichkeiten versorgen, ist sie doch verstoßen. Wie anders sähe es aus, wenn sie sich bessern wollte, um ihres Mannes wert zu sein. Die meisten von uns befinden sich in einer solch misslichen Lage.

Wir sind alle Kinder von Gottvater, dem Gott aller, und unsere Seelen sind ihrem Wesen nach Eins mit dem Göttlichen Prinzip, Welches das Universum erhält. Der Herr Selbst ist der Gemahl aller Seelen, aber wie traurig ist es, dass wir, während wir hier auf der physischen Ebene im Exil sind, Ihn ganz und gar vergessen haben und, obwohl wir mit Ihm im gleichen Körper wohnen, keine Gelegenheit fanden, Ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Wir sind von Gott getrennt, denken nicht mehr an unsere Wahre Heimat und haben uns durch die dauernde Verbindung mit Gemüt und Materie gänzlich im Genuss der Sinnesfreuden verloren. Wir sind stets eine Beute für alle Arten von Todsünden. Wie eine Spinne sind wir unentwirrbar im Netz von Lust, Ärger, Habsucht und Verhaftetsein gefangen und von dem sich ständig behauptenden Ego besessen, was alles zusammenwirkt, um uns weiter von Gott wegzubringen.

Wir können zwischen zwei verschiedenen Wegen wählen. Es gibt eine Art von Menschen, die an ein Leben weltlicher Freuden glaubt – esst, trinkt und seid fröhlich! Sie sind noch übler als jene, die nur nichts von ihrem Wahren Selbst und von Gott wissen und ein ruhiges Leben seliger Unwissenheit führen. Die Ersteren sind in einer bemitleidenswerten Lage. Sie scheinen sich des Daseins zu erfreuen, aber für wie lange? Die Freuden der Welt sind nicht beständig; sie vergehen wie der Rauch und lassen einen physisch, mental, moralisch und spirituell als Wrack zurück. Die Wonne, die man von der Liebe des Herrn erhält, kann man nirgendwo sonst bekommen, auch nicht von den Eltern und anderen, die euch lieb und teuer sind und welchen ihr so unbekümmert vertraut. Sollte dieses Erwachen in euch aufdämmern, werden Freunde und Verwandte wie Todesboten aussehen. Wenn wir fähig sind, eine solche Verfassung in uns herzustellen, ist es nur natürlich, dass der Herr, Der bereits in uns ist, der Seele hilft und sie erhält, ganz gewiss auf unsere Klagen voll des Schmerzes und der Qual achten wird.

Mit den Worten Guru Nanaks bricht es aus der Seele hervor:

O mein Geliebter, höre auf meine sorgenvolle Geschichte. Während Du glücklich in Deinem immer wonnetrunkenen Zustand begründet bist, bin ich in einer Form aus Lehm gefangen und begraben.

Alle Meister erklären dasselbe.

Soami Ji sagt:

O Geist, du wurdest ein Strahl der Ewigen Wahrheit.

Die Seele in uns ist ein Spross von königlichem Blut. Sie hat eine glorreiche Herkunft. Aber leider hat sie sich durch die dauernde Verbindung mit dem Gemüt und den Sinnen in diese erbärmliche und erniedrigende Situation gebracht. Das Gemüt ist fürwahr der Wohnsitz der Sinnesfreuden; die verschiedenen Sinnesorgane sind voller Schmutz, und wir, durch die Lüste des Fleisches ganz verblendet, sehen nicht, was unter der Oberfläche liegt. Wenn sich die Seele ihrer Wahren Heimat, der Heimat ewiger Wonne und immer währenden Seins bewusst würde, strebte sie natürlich danach, dorthin zurückzukommen; ein qualvoller Schrei aus der Tiefe des Herzens wird zweifellos den Herrn der Barmherzigkeit rühren. Es ist nichts als ein ernsthaftes Gebet, eine demütige Bitte des zerrissenen und gequälten Geistes, was Sein Mitleid zu erregen weiß. Doch unsere Aufmerksamkeit geht die ganze Zeit durch die neun Tore des Körpers – Augen, Ohren, Nasenlöcher, Mund, Rektum und Zeugungsorgan – nach außen und abwärts, ohne dass wir von der zehnten Öffnung oder dem Zentrum im Kopf wissen, das uns einen Inneren Zugang zum Reich Gottes verschafft. Wie sehr wir auch immer versuchen mögen, aus dem Körper zu entkommen, es gelingt uns nicht, weil wir von der Großen Kraft Gottes, Die uns überwacht – dem Heiligen Wort oder Naam – abhängig sind, worüber wir noch nichts wissen.

O Nanak, alles ruht in Naam, aber erst wenn die Zeit reif ist, kommt man mit Ihm in Berührung.

Es ist die wirkende Gotteskraft (das Heilige Wort), Die alles, was sichtbar und unsichtbar ist, kontrolliert und erhält. Einer, der diese hohe Wahrheit erkennt, kann nicht umhin, auf der Suche nach ihr ruhelos umherzuwandern. Alle Großen Seelen haben eindringlich von dieser bedeutsamen Lebenskraft gesprochen.

Maulana Rumi sagt:

Schäme dich, der du den Himmel zur wirklichen Wohnstatt hast und dennoch mit wesenlosen Formen und Farben glücklich bist. Wie lange willst du im Schmutz spielen und wie Kinder das Leben vergeuden?

Bitte merkt euch, dass das Herz, welches durch dieses Erwachen zum Inneren Leben aufgerüttelt wird, sich allmählich danach zu sehnen beginnt. Dieses Sehnen in ihm nimmt im Laufe der Zeit so sehr den Charakter einer vorherrschenden Leidenschaft an, dass es Tag und Nacht kläglich fleht, bis Gott, das große Meer der Barmherzigkeit, in Seinen innersten Tiefen gerührt wird und Vorkehrungen trifft, für einen Weg aus diesem Zauberhaus des Körpers heraus, um das Herz zu sich zu ziehen. Dies ist also die Kraft eines Gebets, das sich aus dem Herzensgrund erhebt.

Was soll ich sagen, und an wen soll ich mich wenden? Es ist der Schrei einer verwirrten Seele, wenn sie zu sich selbst findet. Sie sucht umher und sieht nirgends einen Trost. Als letzte Zuflucht ruft sie Gott den Herrn an, den Wahren Tröster, unser aller Erretter. Das Gebet ist, wie ihr wisst, die letzte Waffe in der Rüstkammer des Menschen und auch die wirksamste. In diesen leidvollen, verzweifelten Augenblicken kommt die Hoffnung und erhellt den Weg.

Sodann erscheint die Gotteskraft in Gestalt eines Gottmenschen und sagt:

Folge mir nach. Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Ich bin der Unvergängliche Weg, die Unfehlbare Wahrheit, das Ewige Leben. Ich bin der Erhabenste Weg, die Letzte Wahrheit, das Wahre Leben, gesegnet und unerschaffen.

Aber wann hat Gott Erbarmen und erscheint in der Form eines Meisters? Die Antwort ist sehr einfach. Der Meister kommt nur zu Hilfe, wenn man allen Lüsten des Fleisches entsagt.

Christus versprach selbst den schlimmsten Sündern Vergebung, wenn sie künftig vom üblen Tun ablassen würden. Er gebot Seinen Anhängern Einhalt, zog einen Strich unter die Vergangenheit und gab den Rat:

Sündige hinfort nicht mehr.

Tulsi Sahib sagte ebenfalls:

Macht euch Wahrhaftigkeit, Demut und Achtung vor der Weiblichkeit zu eigen, dann werdet ihr Gott erreichen; ich verbürge mich dafür.

Eine solche Seele bittet:

O Du, Der du Zutritt zum Reich Gottes hast, überbringe die Botschaft eines Verbannten, sage Ihm, Er möge Sich des erbarmen, der allezeit mit Tränen in den Augen wartet. Dich tränenvollen Auges zu lobpreisen und selbst nichts anzubieten haben, wie kann ich da dem geliebten Herrn näher kommen?

So ruft die Seele in ihrer Pein über das Getrenntsein vom Herrn die Göttlichen Boten an, Die freien Zutritt zu Seinem Reich haben, und sucht Ihre Hilfe in dieser traurigen Lage.

Die Seele erklärt nun ihre Unfähigkeit, den Pfad, der zu Gott führt, zu erreichen, von dem ihr jede Kenntnis fehlt, und bringt darum ihre Hilflosigkeit durch den Erwählten Gottes zum Ausdruck. Dem Regen gehen immer Wolken voran. Gottes Gnade kommt herab, wenn die Seele in tiefster Qual liegt und ganz verwirrt, die Augen voller Tränen und mit einem in Liebe klopfenden Herzen, klagt. In der Sprache der Mystik wird dies die dunkle Nacht der Seele an der Schwelle der Glückseligkeit genannt.

Die heiligen Bücher dienen dem Meister als Hilfen, und wenn man Ihm folgt, wird man ins Jenseits gebracht. Wenn Sich nicht eine Meister-Seele auf der Erde verkörpert, kann niemand den wahren Sinn der Bücher erfahren.

Gurbani

Obwohl das Göttliche Prinzip des Lebenslichts in allen Menschen gegenwärtig ist, schlummert es, bis es wieder aktiviert wird. Und wer tut das? Der, Welcher es in Sich Selbst enthüllt hat, kann es auch uns offenbaren. Hierin besteht die Kompetenz eines Satgurus – eines auserwählten Menschen, in Dem die Kraft Gottes zum Segen der Menschheit wirkt. Nennt Ihn einen Menschen in Gott oder Gott im Menschen, es ist ein und dasselbe. So führt Gott Seinen Erlösungsplan aus.

Niemand kommt zum Vater denn durch mich,

sagte Jesus.

Und ferner:

Niemand kennet den Vater denn der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

Der Meister oder Gott im Menschen erscheint erst, wenn der Schüler bereit ist, heißt ein uraltes Sprichwort.

Der barmherzige Vater hat verfügt: Gebt meinen Kindern, was immer sie wünschen.

Wenn wir mit aller Aufrichtigkeit nach Gott verlangen, gibt es keinen Grund, warum Er nicht Mittel und Wege schaffen sollte, Sich Selbst zu offenbaren. Es gibt immer Nahrung für die Hungrigen und Wasser für die Durstigen. Wo Feuer ist, muss Sauerstoff zu Hilfe kommen, damit es nicht ausgeht.

Christus sagt:

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.

Ähnlich steht im Koran:

Worum immer mein Kind bittet, das soll ihm gewährt werden.

Hier müssen wir für eine Weile innehalten und prüfen, worum wir bitten. Wir bitten Gott nie um Gott. Wir bitten Ihn um Erfolg in unseren weltlichen Bestrebungen, damit wir im Leben vorwärtskommen, um Name und Ruhm, Befreiung von Krankheit und dergleichen mehr. Kurz, wir bitten um weltliche Dinge, und sie werden gegeben, sei es jetzt oder in der Zukunft. Dadurch ist das Rad des Lebens immer in Bewegung. Wenn wir um Ihn bitten, wird Er Selbst in die Welt kommen, und wir müssen nicht auf der sich stufenweise entwickelnden Suche nach Ihm immer wieder geboren werden. Er wird, wie König Parikshat, den entscheidenden Schritt Selbst tun, denn so will es das Gesetz. Der Mensch ist der Lehrer des Menschen. Auch Gott muss eine menschliche Form annehmen, um die Menschen zu lehren. Seine Kraft und Glorie strahlen vom menschlichen Pol aus, über Den Er zur Erhebung der Menschheit wirkt. Das sind die erwählten Wenigen oder Auserwählten, Die von Zeit zu Zeit, entsprechend dem dringenden Erfordernis der Stunde und des Ortes, in Erscheinung treten. Mein Meister pflegte zu sagen: Gleiches zieht Gleiches an, und so ist es allein Gott im Menschen, Der die menschliche Seele führt.

Solltet ihr das Glück haben, einen Wahren Meister zu finden, dann übergebt Ihm alles ohne irgendwelche Bedenken.

Gurbani

Begegnen wir einem Kompetenten Meister, haben wir unsern Teil zu tun. Im Allgemeinen gibt es bei uns drei Arten geistiger Vorbehalte, und diese stellen für unseren Fortschritt ein unbedingtes Hindernis dar. Wir legen unseren Stolz nicht ab, den Stolz auf Körper, Besitz und Reichtum und schließlich den auf intellektuelle Kenntnisse, die jeweils im Zusammenhang stehen mit tan (Körper), man (Gemüt) und dhan (Reichtum). Das ist der Grund, warum mit Nachdruck betont wurde, alles zu den Füßen des Meisters niederzulegen. Es mag jedoch beachtet werden, dass ein Wahrer Meister nichts von diesen Dingen braucht, nicht das Geringste. Es bedeutet lediglich, dass sie als Seine Gaben anzusehen sind und als ein von Ihm anvertrautes heiliges Gut bewahrt und bestmöglich genutzt werden müssen, um für den Ausgleich karmischer Schulden sowohl den Kindern und der Familie zu dienen als auch der Gesellschaft und dem Land, den wirklich Bedürftigen und Notleidenden, den Kranken, Hungernden und Dürstenden. Die Handlungen, welche im Geist eines dem Meister geweihten Werkzeugs ausgeführt werden, haben schwerlich irgendeine bindende Wirkung für euch, und ihr werdet leicht und mühelos dem sonst unerbittlichen Gesetz des Karma – was du säst, das wirst du ernten – entgehen. Dies wird euch in all euren Handlungen – körperlicher, geistiger und moralischer Art – spirituell rein machen. Es wird euch mit wahrer Demut und einem Geist selbstlosen oder uneigennützigen Dienens erfüllen, was alles für den Pilger auf dem Pfad der Liebe so sehr nötig ist.

Voll der Kraft Gottes, verteilt der Meister das Heilige Wort.

Gurbani

Wenn wir uns selbst von den Bindungen an alle geschaffenen Dinge befreien und unseren Willen im Göttlichen Willen des Meisters aufgehen lassen, nimmt das Heilige Wort, das bereits in uns ist, in unserem Bewusstsein die erste Stelle ein. Es wird, mit anderen Worten, offenbart und kann durch die wirkliche Verbindung praktiziert werden.

Raja Janaka berief einmal eine Zusammenkunft aller Pandits und religiösen Führer des Reiches ein und fragte, ob ihm irgendjemand in dieser erlauchten Versammlung die Göttliche Verbindung geben könne, aber keinem war das möglich außer Yagyavalkya, der nur die Theorie der Spiritualität erklären konnte, aber nicht in der Lage war, einen praktischen Beweis zu geben. Etwas später wurde für denselben Zweck eine weitere Konferenz dieser Art einberufen, und der König wünschte, dass irgendeiner vortreten solle, der fähig sei, eine direkte, unmittelbare Innere Erfahrung zu geben, und zwar in einer so kurzen Zeit, wie man sie braucht, um ein Pferd zu reiten. Das wurde dem König tatsächlich durch den Weisen Ashtavakra gewährt, einen seltsam missgestalteten Menschen mit acht Höckern an seinem Körper, was sein Name anzeigt. Darin liegt die Größe eines Kompetenten Lebenden Meisters. Es ist also leichter gesagt als getan. Da mögen viele sein, die gelehrte Reden halten, Schriften erklären, vedische Hymnen rezitieren und Epen erzählen können; aber nur eine vortreffliche Seele kann euch Innen führen und augenblicklich einen Kontakt mit dem Lebenslicht in euch geben, dem Licht, das „in der Finsternis scheint und das die Finsternis nicht begriffen hat.“

Ein Wahrer Gottmensch ist der im Fleisch verkörperte Gott, das Fleisch gewordene Wort, wie es in der Bibel heißt.

Tulsi Sahib hat gesagt:

Ich verehre einen Satguru, Der mich in der kurzen Zeit von drei Stunden über das Körperbewusstsein bringen kann.

Dies ist somit der Prüfstein, um einen Wahren Meister zu beurteilen, denn andererseits gibt es keinen Mangel an so genannten Meistern.

Der Kompetente Meister erklärt:

Es ist die magnetische Kraft des Gurus, die ein Zurückziehen der Sinnesströme vom Körper bewirken kann.

Gott wohnt in jedem Herzen. Sein Licht leuchtet darin und belebt den Körper, und in der Musik der Seele besitzen wir den Beistand für das Leben. Aber haben wir je diese rettende Lebensschnur erfahren: das Licht Gottes und die Stimme Gottes, durch welche alles, was existiert, erhalten wird? Ein Wahrer Meister gewährt die tatsächliche Erfahrung einer direkten Inneren Verbindung mit dieser rettenden Lebensschnur.

Wer kann demnach ein solches Wunder, das Wunder, uns mit der Musik der Seele zu verbinden, zustande bringen? Er allein vermag es, Der selbst das verkörperte Wort ist, denn Er ist von Kopf bis Fuß vom Wort durchdrungen.
Nun lasst uns den Preis betrachten, den man dafür zu zahlen hat:

Übergib deinen Körper, deinen Reichtum und dein Gemüt dem Guru, folge Seinen Anweisungen unbedingt, dann wirst du empfangen.

Gurbani

Als Raja Janaka um die Gotterfahrung nachsuchte, verlangte der Weise Ashtavakra von dem königlichen Schüler seinen förmlichen und üblichen Lohn als Lehrer und erhob Anspruch auf des Königs Körper, Gemüt und seinen ganzen Besitz. Da dem König alles daran lag, die höchste mystische Erfahrung zu erlangen, stimmte er dem bereitwillig zu. Daraufhin gebot ihm der Weise, von seinem Thron herunterzusteigen und sich an das andere Ende des Hofes zu setzen, gerade dorthin, wo die Schuhe der Höflinge standen. Das freilich war zu viel für den König, aber da er sich verpflichtet hatte, Körper, Gemüt und alles andere dem Guru zu übergeben, konnte er nicht umhin, die Anordnungen zu befolgen. Nicht genug damit, dass der Weise dem Raja vorschrieb, wo er zu sitzen hatte, musste er auch noch vor seinem Hofstaat bekräftigen, dass er den niedrigsten Platz innehabe. Die Absicht des Gurus war, aus dem Gemüt seines Schülers den Stolz auf Rang und Namen zu vertreiben. Nachdem dies geschehen war, hieß er Janaka, sich nicht mit dem weltlichen Besitz, Reichtum und Wohlstand zu befassen, was nun sein (des Gurus) war – und sich auch nicht gedanklich damit zu beschäftigen, denn es gehöre nicht länger ihm (Janaka), da er alles seinem Guru gegeben habe.

Als Janaka auf seinen früheren Prunk und Glanz blickte und die Stimmen seiner Höflinge hörte, war er verwirrt. Um all dem zu entfliehen, schloss er seine Augen und Ohren. Aber die Macht der Gewohnheit ist in der Tat schrecklich. Obwohl er weder hinsah noch hinhörte und sich alle Mühe gab, die Gedanken unter Kontrolle zu halten, war sein Gemüt noch bei all jenen Dingen – den Palästen, Höflingen, dem königlichen Pomp und Gepränge, seinen Königinnen und Kindern. Auf die Frage nach seiner geistigen Verfassung antwortete er dem Guru, dass sein Gemüt gegenwärtig wie ein Vogel sei, der auf dem Mast eines Schiffes, das auf hoher See ist, sitzt und wieder und wieder zu fliegen versucht, aber auf den Wassern keinen Ruheplatz findet und so zum Mast zurückkehrt. Der Guru hieß ihn dann, alle mentalen Vibrationen einzustellen, weil das Gemüt, das diese Gedankenwellen projiziere, nicht mehr das seine (Janakas) sei und es ihm darum auch nicht obliege, es zu benutzen.

Die Worte wirkten, und Janaka empfand sogleich eine geistige Leere in sich; denn durch seine Gedankenkraft zog der Rishi das Bewusstsein des Schülers aus dessen körperlicher Form in das große Jenseits über der Sinnesebene. Das ist es, was ein wirklich Kompetenter Meister tut. Er gibt mit Hilfe der Konzentration eine praktische mystische Erfahrung, nachdem das Gemüt des Schülers der Welt und allem, was weltlich ist, allmählich entwöhnt wurde, sammelt die Sinnesströme des Körpers am Augenbrennpunkt und hält sie dort für eine Weile fest.

Gott ist, wo da nichts ist. Wir müssen das Selbst in uns befreien, indem wir es des Persönlichen oder der Kennzeichen des körperlichen Beiwerks von Gemüt und Materie entledigen, ehe wir eine spirituelle Erfahrung erhalten können. Der Guru braucht nicht euren Körper, Gemüt und Besitz. Alles bleibt bei euch, wie zuvor, aber ihr werdet tausendfach bereichert, indem er euch mit subtilen spirituellen Schätzen von unvergleichlichem Wert ausstattet.

Wir müssen dem Fleisch um des Geistes willen entsagen, denn

Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben.

Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden,

erklärte Christus.

Wir müssen in der Tat zwischen den beiden wählen: dem Leben des Fleisches und dem Leben des Geistes. Das heißt nicht, dass wir unseren Verpflichtungen und unserer Verantwortung ausweichen und in die Einöde gehen sollten. Wahrer Verzicht bedeutet, sich innerlich zu lösen und von allem, was Gott uns zu treuen Händen gegeben hat, den rechten Gebrauch zu machen, so wie es jeder Beauftragte für seinen Vorgesetzten tun würde.

Dies ist der Preis, um die Gottheit zu erlangen, und er muss ohne jeden Vorbehalt gezahlt werden. Während ihr inmitten der Fülle lebt, betrachtet alles, einschließlich eures Körpers und Gemüts, als dem Guru gehörig und setzt es nie zur Befriedigung der Sinne ein. Je mehr ihr euch von der Liebe zu den geschaffenen Dingen freimacht, in desto stärkerem Maße werdet ihr von der Liebe Gottes erfüllt und wahrlich in engere Verbindung mit dem Heiligen Wort kommen.

Wenn wir also ernstlich die Göttliche Seligkeit erflehen, kommt uns Gott eilends in der Gestalt eines Lebenden Meisters zu Hilfe, denn so will es das Gesetz.

Als Christus einmal gefragt wurde, wohin Er gehe, antwortete Er:

Und ich habe noch andere Schafe, […] und dieselben muss ich herführen […].

An einem Junitag war ich gerade bei meinem Meister in Beas. Da das Wetter drückend heiß und schwül war, legte ich Hazur nahe, einige Zeit in Dalhousie (einem Kurort in den Bergen des Punjab) zu verbringen.

Lächelnd antwortete Er:

Sieh, Kirpal Singh, die Leute denken vielleicht, dass ich zu meiner eigenen Annehmlichkeit in die Berge gehe. Aber dem ist nicht so. Ich tue es in der Hoffnung, dass noch einige verirrte Seelen genügend aufgeschlossen sind, die Botschaft des Herrn zu hören, bereit, den Weg zu Gott zurückzugehen. Mir persönlich machen Hitze oder Kälte nicht das Geringste aus.

Solche Meister-Seelen durchforschen die Welt auf der Suche nach uns, nicht umgekehrt, wir nach Ihnen. Sie kommen hierher in einer Göttlichen Mission, um jene herauszufinden, die für den Heiligen Pfad bestimmt sind, oder solche, die weltmüde und schmerzlich nach einem Ausweg rufen.

Diese irdische Ebene ist ein riesengroßes Gefängnis. Sie ist nicht die Wahre Wohnstatt der reinen Seele. Sie ist nur vorübergehend da, bis sie wieder mit dem Göttlichen Gemahl versöhnt und aus dem aufgezwungenen Exil hier zurückgerufen wird. Wenn immer eine Seele in einem fremden Land unter der Trennung leidet, plant Gott für sie einen Ausweg, und dies mit der Hilfe eines Heiligen, Der Gott verwirklicht hat und von der unsichtbaren Gotteskraft erfüllt ist, einer Lebendigen Verkörperung des Göttlichen Wortes:

Der Satguru Selbst ist der unbefleckte Eine, wenn auch in menschlicher Gestalt.

Wieder heißt es:

Der Diener Gottes ist Gott gleich, ungeachtet Seines physischen Gewandes.

Gurbani

Wir sind alle noch im Werden. Wir streben allmählich der Vollendung zu. Diese Welt ist ein Übungszentrum mit diesem Ziel. Leid ist der beste Lehrer. Es erweckt in uns ein Verlangen, die Begrenzung des Fleisches zu überschreiten, so dass wir einen Zustand erreichen, wo vollkommene Ruhe herrscht. Wenn immer wir uns in unserem Kampf hilflos fühlen, und wir fühlen uns in vieler Hinsicht hilflos, rufen wir nach der unsichtbaren Hand Gottes um Beistand; dadurch wird die Kraft Gottes bewegt. Ein Gottmensch, mit Seiner Kraft ausgestattet, begegnet uns, tröstet uns in der Not, bietet uns Seine helfende Hand und hebt uns aus dem Sumpf der Verzagtheit heraus, Er richtet uns wieder auf und erbietet Sich, uns zu Gott zu führen.

Folglich ist ein Gottmensch nicht von dieser Welt, wie wir es sind, noch ist Sein Geist wie der unsrige im Gefängnis des physischen Körpers gebunden. Eins mit der Höchsten Gotteskraft, weiß Er den Körper willentlich zu verlassen und Sich in die spirituellen Reiche jenseits des Gemüts und der Materie zu erheben. Wirklich wunderbar ist das Haus, in dem wir wohnen. Es ist dem Menschen gegeben, die Grenzen des Fleisches hinter sich zu lassen und zu wirken, wo immer er will, in der materiellen Welt, der materiell-spirituellen, der spirituell-materiellen oder der rein spirituellen – ungleich allen anderen Geschöpfen, die nur an den Körper gebunden sind. Der Mikrokosmos ist nach dem Vorbild des Makrokosmos gestaltet.

Aber im gewaltigen Wirbel der Welt haben wir unsere Fähigkeiten ganz und gar vergessen und sind dahin gekommen, unser großes Selbst mit dem physischen Kleid gleichzusetzen, ohne zu wissen, wie man sich über das Körperbewusstsein in das Kosmische und Überkosmische Bewusstsein erhebt. Ein Gottbegnadeter Mensch erinnert uns nicht nur an unsere großen Entfaltungsmöglichkeiten, sondern gibt uns eine Erfahrung davon, wobei es keine Rolle spielt, auf welcher Ebene, und ermutigt uns, diese in jedem beliebigen Ausmaß zu entwickeln.

Er sagt uns mit wenigen Worten:

Lerne zu sterben, so dass du zu leben beginnen kannst.

Wir sind wirklich ein Tropfen aus dem Meer des Bewusstseins. In der Begrenzung der Sinne, eifrig in die Freuden der Sinnesobjekte vertieft und vom Gemüt umgeben, sind wir unserem Wahren Selbst verloren; gerade wie das sprichwörtliche Löwenjunge eines Schäfers, das er in der Herde seiner Schafe und Ziegen aufgezogen hatte, wie Hazur es so klar veranschaulichte.

Ein Löwe, der des Weges kam, war sehr betrübt, das Junge Gras und Kräuter fressen zu sehen. Er hatte Mitleid mit dem Jungen, so nahm er es zu einem Wasserteich mit, zeigte ihm sein Spiegelbild darin, das dem seinen glich, und riet ihm, gemeinsam mit ihm zu brüllen. Kaum hatten sie dies begonnen, liefen der Schäfer und die Herde Hals über Kopf davon und ließen ihren früheren Gefährten in der Gesellschaft des Löwen zurück.

Desgleichen erinnert uns ein Meister-Heiliger an unsere wirkliche Größe, hilft uns aus unserem scheinbaren Wohlbehagen heraus und stellt uns auf den Weg zur Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis.

Gott ist die Seele des Universums. Es war Sein Wille, Sich in vielen Formen verschiedener Muster und Farben zu offenbaren. Von einem einzigen Strom Seiner Kraft kamen unzählige Schöpfungen ins Sein. Auch die Seele in uns hat zahlreiche Fähigkeiten, gibt sich jedoch äußeren Bestrebungen hin. Meister-Heilige empfehlen uns, die nach außen gehenden spirituellen Ströme nach Innen zu lenken und an einem Zentrum, dem Augenbrennpunkt, zu sammeln. Sie geben uns eine Erfahrung vom Zurückziehen der Lebensströme. Durch die tägliche Praxis bilden wir im Laufe der Zeit eine Gewohnheit, die uns zur zweiten Natur wird.

Surdas sagt:

Sowie man immer weiter geht, folgt das Gemüt nach.

Wir möchten das tun, haben aber nicht die Willenskraft dazu. Wir brauchen einen Kompetenten Meister, Der uns auf dem Pfad hilft – Einen, Der das Menschliche in Sich überschritten hat und zum Sprachrohr Gottes wurde.

Nanak sagt:

Nanak öffnet seinen Mund nur, wenn man es ihn zu tun heißt.

In ähnlicher Weise erklärt Christus:

Ich tue nichts von mir selber, sondern wie mich mein Vater gelehrt hat, so rede ich.

Ein Meister-Heiliger gibt dem menschlichen Geist, welcher unter der schweren Last von Gemüt und Materie erstickt, durch Seinen eigenen Lebensimpuls den Weg frei und einen Schimmer vom Pfad nach oben. Wir sind ebenfalls mit dieser Kraft ausgestattet, doch hilflos, weil unsere Lebensströme in jedem Augenblick nach unten und außen in die Welt der Materie fließen, zu allem, was stofflich ist. Ein Kompetenter Meister zieht wie ein starker Magnet die Geistesströme empor und magnetisiert sie zu einer Lebendigen und Bewussten Seele. Wir wohnen in diesem Körpertempel mit dem Geist Gottes zusammen.

Die menschliche Seele ist wie ein überladener Esel, mit der schweren Last von Karmas aus der Vergangenheit. Ohne Erinnerung daran und indem sie täglich mehr und mehr Karmas anhäuft, steckt sie tief im Sumpf des Sinnenlebens. In dieser traurigen und jammervollen Lage ist es nahezu unmöglich, auch nur einen einzigen Schritt vorwärts zu tun, wenn Sich nicht ein gütiger Gottmensch erbarmt, die drückende karmische Last erleichtert und uns aus dem Treibsand des Lebens herauszieht. Wir sind zum Überlaufen voll von Gedanken an die Welt und allem, was weltlich ist; dabei so sehr an Händen und Füßen gefesselt, dass wir unmöglich einen Ausweg finden können.

In dieser kläglichen Situation äußerster Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit brauchen wir einen starken Freund, Der uns beistehen kann und uns in Seiner Gnade Mut und Beharrlichkeit einflößt. Durch Seine konzentrierte Aufmerksamkeit fördert Er bei einer einzigen Meditation eine Versammlung von zehn, zwanzig oder Hunderten von Menschen und gibt allen eine praktische Innere Erfahrung, wie sie der Weise Ashtavakra dem Raja Janaka gab. Es ist das Werk eines in Gott ruhenden Heiligen, Der uns instand setzt, über das in sich selbst befangene Ich hinauszugelangen, um Zeuge des hellen Lichts der Leere (des Jenseits) zu werden. Mit dieser Anfangserfahrung können wir unser Inneres Leben entwickeln, das bei jedem Schritt neue Ausblicke auf die zahllosen Bereiche des Jenseits freigibt. Da Er in der Gotteskraft verankert ist, verliert Er nichts, wenn Er Seinen Lebensimpuls übermittelt. Das Meer erleidet keinen Verlust, würden auch Millionen Geschöpfe aus ihm trinken, um ihren Durst zu löschen. Die Yogis, Munis und Rishis hatten trotz all ihrer jahrelangen, mühsamen Praktiken nie einen Schimmer des Inneren Lichts. Doch ein wirklich Großer Weiser kann durch Seinen wohlwollenden Blick die Innere Schau öffnen.

Im Matthäus-Evangelium steht:

Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr sehet, und haben‘s nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben‘s nicht gehört.

Ich erinnere mich, wie einmal mein Sohn, als er vier oder Fünf Jahre alt war, mit mir zu Hazur ging und um Initiation bat. Hazur gab ihm einige Süßigkeiten, und so war er zufrieden. Als er das nächste Mal wieder mitkam, bat er um die Gabe, welche sein Vater erhalten habe. Hazur nahm ihn ins Haus, setzte ihn vor Sich hin und hieß ihn, sich zu konzentrieren und nach Innen zu schauen. Sogleich sah der Knabe einen mit Sternen besäten Himmel; Hazur bat ihn, die Augen zu öffnen und bemerkte, dass es auf dieser Stufe genug sei. Der Junge kam herausgelaufen und sagte, dass er Naam bis zu den Sternen erhalten habe, und fragte, bis zu welcher Stufe ich geführt worden sei. Hierin liegt die Größe eines Heiligen.

Während Er Sich in ätherische Regionen erhebt, bleibt Er den gleich gestimmten Orten des Himmels und der Erde treu, die wahrlich durch die Gotteskraft, Welche in Ihm in einer offenbarten Form wirkt, verbunden sind. Er ist der menschliche Pol, über den die unsichtbare Hand der Vorsehung wahrnehmbar am Werk ist. Wer immer mit Ihm in Verbindung kommt und Seine Weisungen uneingeschränkt befolgt, wird ebenfalls aus wertlosem Material in echtes Gold verwandelt. Der Meister ist in die Welt gesandt, um Seelen für das Reich Gottes zu erretten.

Vom wortlosen Zustand wird das Wort Fleisch, um zur Erneuerung der Menschheit unter uns zu wohnen:

So viel, dass der Mensch geschaffen wurde wie Gott, voran, aber dass Gott gemacht sein sollte dem Menschen gleich, viel mehr […]

Gott Selbst kleidete Sich in des gemeinen Menschen Fleisch, um schwach genug zu sein, Leid zu erdulden.

John Donne

Eins mit der Gottheit, gibt uns ein Wahrer Heiliger ein Ersthand-Wissen Seiner Erfahrung mit dem Göttlichen. All die Schriften der verschiedenen Religionen sind nichts als schöne Berichte über die spirituellen Erfahrungen ihrer Verfasser mit Gott. In der Tat ist ein Lebender Heiliger viel mehr als alle Schriften zusammen. Da Er in direkter Verbindung mit der Gotteskraft steht, ist Er imstande, Wissen von Gott unmittelbar weiterzugeben und wirkliche Erfahrung von der rettenden Lebensschnur zu gewähren. Er macht uns mit der genauen Bedeutung der alten Schriften vertraut. Indem Er die scheinbaren Unstimmigkeiten in Einklang bringt, legt Er ein vollständiges Bild von der Wissenschaft der Seele dar, die trotz der sprachlichen Vielfalt aufgrund geographischer Verschiedenheiten und geschichtlicher Hintergründe immer die gleiche gewesen ist und sein wird.

Haltet euch an das wahre Zeugnis der Heiligen, denn Sie sprechen zu uns von Ihren eigenen, tatsächlichen Erfahrungen.

Gurbani

Es mag als unumstößliche Wahrheit angesehen werden, dass niemand die Größe eines Heiligen in vollem Maße erkennen kann. Bei all unserer Gelehrsamkeit und weltlichen Klugheit sind wir nicht in der Lage, uns auf Seine Stufe zu erheben, noch viel weniger, von Ihm zu wissen. Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen einem Gottmenschen und dem gewöhnlichen Sterblichen.

Nanak hat den Guru gefunden, Der die Herrlichkeit Gottes jenseits offenbarte.

Guru Arjan erklärte, Er habe das ganze Universum (Brahmand) durchforscht, aber keinen finden können, der Seinem Meister (Guru Ram Das) an Größe gleichkäme. Guru Arjan sah in Seinem Meister Gott Selbst in die menschliche Form gekleidet. Wir, die wir auf der Sinnesebene leben, können die Bedeutung einer Meister-Seele nicht verstehen. Aber jene, deren Innere Schau geöffnet ist, wissen und sehen, was die Guru-Kraft wirklich ist.

Maulana Rumi sagt:

Die Hand des Pir (Guru) ist nicht geringer als die Hand Gottes. Sie ist von der Gotteskraft nicht getrennt. Seine gnädige Hand reicht über die sieben Himmel hinaus.

Da sich die Macht des Meisters bis zum Höchsten Himmel erstreckt, folgen Ihm die aufrichtigen Sucher nach der Wahrheit, wenn sie in der Gemeinschaft des Meisters sind.

Der große Maulana beschreibt dies sehr schön in einem Gleichnis:

Eine kleine Maus lief auf der Erde. als eine in der Luft fliegende Taube sie erblickte. Diese fragte die Maus, wohin sie so schnell laufe. Die Maus antwortete, dass sie zu einer Pilgerreise auf dem Weg nach Mekka sei. Das kleine Geschöpf tat der Taube leid; sie schwang sich sogleich hinunter, ergriff die Maus mit ihren Krallen, flog mit ihr nach Mekka und setzte sie in den heiligen Bezirken nieder.

Unser Geist, der sich in den Fängen des Gemüts und der Materie verwickelt hat, kann dem Gefängnis nicht mit eigener Kraft entkommen und die rein spirituelle Region (jenseits von Pind, And und Brahmand – der physischen, astralen und kausalen Ebene) erreichen, welche unsere Wahre Heimat ist. Wie ich gerade sagte, ist es nicht möglich, einen durch schwere Last überladenen Esel aus einem schlammigen Sumpf zu befreien, wenn ihm nicht zuerst die Bürde abgenommen und er dann herausgezogen wird. Ähnlich ist es, wenn ein Sucher zum Meister kommt. Letzterer erleichtert ihm vorübergehend die Last des Gemüts mit Worten der Ermutigung und durch Seine Aufmerksamkeit und lässt ihn die Dinge in ihrer rechten Perspektive deutlich sehen. Dann weist ihn der Meister an, für ein tatsächliches Experiment in das Laboratorium seines Körpers einzutreten; tut er das, so erhält der Schüler eine Innere Erfahrung, die er durch tägliche Praxis zu entwickeln hat. Seine grundsätzliche Weisung für den Schüler ist, sich über das Körperbewusstsein zu erheben. Er sagt, wie er das machen soll, und hilft ihm dabei. Auf diese Weise zeigt Er ihm einen Weg nach oben und zieht ihn aus dem Morast des Sinnenlebens heraus, in dem er seit endlosen Zeiten feststeckte, nachdem er seine Wahre Heimat. den Garten Eden, verlassen hatte und sich selbst auf die Ebene des Gemüts und der Materie verbannte. Er kommt, um die spirituell kranke und leidende Menschheit zu heilen.

Mohammed Iqbal, ein großer Urdu-Dichter des Punjab, sagt:

O unsichtbare Kraft, offenbare Dich doch einmal, damit ich dir Myriaden Grüße entbieten kann,

Wenn sich solch ein Mitleid erregender Schrei spontan aus dem Herz erhebt, enthüllt Sich die Gotteskraft, Die alles durchdringt, in einer menschlichen Gestalt.