Vom Schreibtisch des Herausgebers

Konzentration ist der Grundton in der Göttlichen Harmonie. Wir sind dauernd die Beute aller Arten weltlicher Störungen, Zerstreuungen und Ablenkungen. Wir stürzen uns, ob wir wollen oder nicht, in die quirlenden Wasser des Lebens und lassen uns sorglos wegtragen von dem endlosen Strom der Zeit. Zweifellos sammeln wir um uns eine große Anzahl von Gütern in Form weltlichen Besitzes, Reichtum und Macht, alles dies, obgleich es gut ist, erlaubt uns nicht einen Moment der Ruhepause, um abzuschätzen und zu ergründen und somit die Dinge in der richtigen Sicht zu bewerten.

Der Pfad der Wahrheit ist mühsam, gewunden und steil. Er ist hart wie Granit und scharf wie ein Rasiermesser. Aber wenn wir den Willen und die Geduld haben, diesen beschwerlichen Pfad zu wandern und uns den edlen Eingebungen erleuchteter Seelen öffnen, können wir, bei aller Unbequemlichkeit und Mühe, die uns so schrecken, sicher vorankommen zu neuen Gebieten und Weiden, neue und erhebende Erfahrungen machen, die uns unbekannt waren und von denen wir nie vorher gehört hatten. Wir können das Unerkennbare, das uns unbekannt, in den tiefsten Tiefen unserer Seele liegt, erkennen, sagt Plotin. Er ist tiefer in uns als unser innerstes Wesen, bestätigt Augustinus. Er ist uns näher als unsere Halsschlagader, sagt Mohammed. Er ist das stille Sein der Seele, die geheimnisvoll und eng mit dem großen Wesen verbunden ist, dem Höchsten Sein. Bei all unseren wissenschaftlichen und technischen Kenntnissen fühlen wir uns verloren wie kleine Kinder in der Wildnis. Je weiter wir fortschreiten, die Naturkräfte zu beherrschen und sie uns dienstbar zu machen, desto mehr scheinen wir uns zu verstricken in den Maschen unseres Tuns. Und warum? Weil wir nicht gelernt haben, das Selbst in uns zu beherrschen.

Konzentration ist der leichteste Weg zur Selbsterkenntnis. Es ist die höchste Form des Tuns im Nichtstun. Das Göttliche, das schon in uns liegt, entgegenzunehmen, ist  Empfänglichkeit. Um das zu erreichen, müssen wir in das Heiligtum eintreten und das ist nur möglich, wenn man seinen tierischen Wünschen und Trieben gegenüber abstirbt, sagt Hartman. Wir haben uns deshalb zu befreien von Nervosität, Vorurteilen, Interessenkonflikten, Unterbrechungen und einer Menge von Angst- und Schreckensbildern. Konzentration kommt durch Zurückziehen der Sinnesströme vom Körper, und je stärker dieses Zurückziehen ist, desto mehr wachsen wir in der Bewussten Empfänglichkeit. Seelenströme und Aufmerksamkeit müssen zu diesem Tun an den Platz zwischen und hinter den Augen, am Augenbrennpunkt eingesetzt werden. Intensive Konzentration hebt uns über das körperliche Bewusstsein hinaus, und dies öffnet den Weg für die Empfänglichkeit.

Die Aufmerksamkeit wird von Arnold Bennet erklärt als die Kraft dem Gehirn seine Arbeit vorzuschreiben und sich des Gehorsams zu versichern.

Die Kraft, so sein Selbst (Aufmerksamkeit) zu lenken, kommt durch dauernde Übung, welche Geduld und beharrliche Bemühung erfordert, um die wandernden Sinne immer wieder auf den Platz und wesentlichen Punkt zurückzubringen, der in uns liegt.

All dies verlangt hingebungsvollen Dienst und Opfer, aber die Ergebnisse sind über alle Erwartungen. Bevor wir nicht die Knospe unseres Wesens öffnen, können wir den himmlischen Tau nicht empfangen. Der Prozess, diese Gabe der Empfänglichkeit zu entwickeln wird beschleunigt durch die tätige Führung und Hilfe eines Gottmenschen, in dem die Gotteskraft in Fülle arbeitet, vorausgesetzt, dass liebevolle Ergebenheit und glühender Glaube zu Ihm und Seinen Anweisungen vorhanden sind.