Gott, der Gottespfad und der Gottmensch

von Bhadra Sena

Der Mensch war schon immer und zu allen Zeiten und in allen Bereichen des Lebens der Lehrer des Menschen. Gleichartigkeit ist das Gesetz der Natur. Gleiches zieht Gleiches an. Und das trifft für die Spirituellen Dinge noch mehr zu als in anderen. In dieser Hinsicht können nicht einmal die Engel von Nutzen sein, da der Mensch besser als die Engel gestellt ist.

Gottgesandte Menschen sind zu allen Zeiten und an allen Orten erschienen. Sie sprechen von Gott, Sie weisen auf Gott hin durch Ihr Leben und durch  Ihren Geist. In Sich Selbst von Gott erfüllt, offenbaren Sie Gott jenen, die nach Ihm hungern und dürsten. Ihr Pfad ist der Gottes und kein anderer.

Der Pfad zu Gott ist von Gott geschaffen. Er ist seit Ewigkeit derselbe, von Anbeginn der Zeit und kennt keine Abänderung. Es ist Gott selbst, der im Gewand des Menschen kommt, um Seinen Pfad den verlangenden Seelen zu zeigen, ungeachtet, zu welchem Land sie gehören und welcher Religion sie die Aufnahme verdanken. Ost und West sind für sie ohne Unterschied, ebenso Kaste, Religion oder Glaubensbekenntnis. Der Pfad der Meister war stets der gleiche, er ist es noch, und er wird immer derselbe bleiben, für alle, die ihn betreten wollen.

Gott schuf den Menschen nach Seinem Bilde, und Sein Lebensatem durchwogt die bloßen Fasern des Tabernakels aus Fleisch, worin er wohnt. Gemäß dem Gesetz der Entsprechungen lebt und bewegt der Mensch sich in Ihm, ohne es zu wissen und hat sein Wahres Sein in Ihm. Wie oben, so auch unten. Ein Teil kann seinem Wesen nach einfach nicht getrennt bleiben vom Ganzen, dem Mutterstock, gleichgültig, wie verschieden er aussehen mag.

Die abstrakte Gottheit ist freilich eine hohe Abstraktion. Niemand hat jemals die Absolute Gottheit gesehen oder kann Ihn als solche erblicken. Er ist einzig in Sich Selbst, ohne Bild und daher auch ohne Namen. Wie kann der Geringere den Größeren begreifen, wenn Er eigenschaftslos, undefinierbar und unaussprechlich ist?

Aber Sein und Werden sind zwei Phasen der Gotteskraft. Als reines Sein, Bewusstsein und Glückseligkeit (Sat – Ghit – Anand) kann man sich auf der menschlichen Ebene diese Kraft nicht vorstellen und Sie noch weniger begreifen.

Aber die sich zum Ausdruck bringende Kraft der Gottheit, die kosmische Seele des Weltalls, kann durch die Seele im Menschen – der Atman oder die menschliche Seele – erfasst werden, da sie vom gleichen Wesen ist.

Trotz der verschiedenen Bezeichnungen, die sprachlichen Unterschieden zuzuschreiben sind, sind sich alle einig, soweit es die Essenz oder die wesentliche Natur Gottes, als der Leben spendenden, lebenserhaltenden und lebensrettenden Gnade Gottes, betrifft. Alle Religionen stimmen darin überein, dass diese Göttliche Gnade durch Licht und Ton gekennzeichnet ist. Die ganze Offenbarung des Unoffenbarten ist das Ergebnis des Wechselspiels dieses ursprünglichen, zweifachen Prinzips von tönendem Licht oder strahlendem Ton, was ein und dasselbe ist.

Da wir von Gott kommen, können wir denselben Weg zurück zu Ihm gehen. Der Gottesweg ist ein innerlicher Pfad. Er kann nur durch die Seele begangen werden, wenn sie von allem begrenzenden Beiwerk, von Körper, den Körpersinnen, dem Gemüt und dem Verstand, befreit ist. Selbst die Pranas, Lebensatem, können von wenig Nutzen in diesem Zusammenhang sein.

Wenn der Mensch seine sterblichen Bande sprengt, steht das Grenzenlose offenbart.

Durch einen regulären Prozess der Selbstanalyse und Umkehr, kann man sich, während man noch im Körper weilt, über das Körperbewusstsein erheben. Dies wird Übersteigen genannt und ist ein Gleiten aus der materiellen, äußeren Welt in die nichtmaterielle Welt nach innen, mittels der Rettenden Lebensschnur, die von Gott für die vorgesehen ist, die zu Ihm gelangen wollen.

Jenseits der Grenzen der Vorstellungskraft ist Er, Den ich verehre. Dem schauenden Auge ist der Tempel der Verehrung nur ein Symbol des Wahren Tempels.

Der menschliche Körper ist wahrhaftig der Tempel Gottes und Gott wohnt wirklich darin. Gott ist immer im Innern eines jeden von uns gegenwärtig. Jedermann kann sich Ihm nähern und Ihn erfahren, der Ihn aufrichtig sucht. Er ist näher als unsere Halsschlagader. Alles, was man braucht, ist eine Taufe des Geistes und eine Heilige Verbindung mit Ihm, in schweigender Spiritueller Vereinigung. Das ist Dwijas oder die zweite Geburt, die Geburt aus dem Geiste, im Unterschied zur Geburt aus dem Wasser. Diese bedeutsame und gänzliche Umwandlung wird durch einen Gottmenschen zustande gebracht, und zwar in der Höhle am Berg der Verklärung im Innern. Das menschliche Lebensprinzip braucht einen lebendigen Kontakt durch einen lebenden Meister, denn Leben kommt allein von Leben. Kein Mensch war bisher fähig, sich durch sich selbst zu erretten. Der Gottmensch ist der Hauptfaktor in dem ganzen Vorgang.

Gottes Licht kann irgendwo auf der Welt zum Vorschein kommen. Es kann in dem gebirgigen Gelände der Himalayas sein oder auf dem Berg Sinai, an den Ufern Galiläas, in dem brennenden Sand von Arabiens Wüste oder in den Ebenen des Punjab. Aber eines ist sicher, dass sich die Ausstrahlung eines Gottmenschen über die ganze Welt erstreckt und dass Er von der ganzen Menschheit einstimmig begrüßt wird, denn Seine Botschaft ist für die ganze Menschheit und nicht auf Menschen der Gegend beschränkt, wo Er geboren und aufgewachsen ist.

Ein Gottmensch ist demnach Gottes Auserwählter. Er ist der Hadi oder der Führer mit dem Göttlichen Auftrag, die Jivas oder die vom Gemüt beherrschten, verkörperten Seelen zu erretten, die sich erbarmungswürdig nach Gott sehnen und die ihre Hände um Befreiung betend erheben.

Indem wir zur Gegenwart kommen, verfolgen wir die Entwicklung des Sant Mat oder des Pfades der Meister, von Kabir und Nanak bis Tulsi Sahib, Soami Ji Maharaj. Nach dem Hinscheiden des Großen Meisters Sawan Singh im Jahr 1948 wechselte die Hülle, und das Werk der Erneuerung und Zusammenführung, das durch Hazur begonnen wurde, wird nun durch Maharaj Kirpal Singh Ji weitergeführt, Der Seinen Hauptsitz in der Metropole Delhi hat. Im Namen Seines Spirituellen Lehrers verteilt Er Seine Spirituellen Gaben frei, durch viele Zweige im Osten und Westen, an die Menschen in der ganzen Welt.

Seine Mission des Vishva Dharma (Weltgemeinschaft der Religionen) gründet sich auf der Universalen Liebe, die aus dem Licht des Lebens herrührt und in den Herzen der Menschen entzündet wird. Indem Er Sich der Spirituellen Erhebung der Menschheit widmete, gründete Er ein allgemeines Forum im Sawan Ashram, Delhi, wo religiöse Führer aller Religionen und Glaubensrichtungen vor riesigen Versammlungen die eine grundlegende Wahrheit, die in so viele religiöse Gewänder gehüllt ist, ausbreiten. Seine liebevolle Menschlichkeit hat Ihm die Achtung aller religiös gesinnten Menschen in der ganzen Welt eingebracht, denn sie finden in Ihm ein Echo ihres eigenen Herzschlages. Er glaubt an die Überlegenheit der Seelenkräfte als dem einzigen Heilmittel für alle Übel der Welt in diesem Atomzeitalter, derweil die Nationen sich unsicher auf einem engen Vorgebirge drängen, und in einem tödlichen Wettkampf totaler Vernichtung allerlei Possen treiben.