Verschiedene Faktoren der Wahrheit

von Dona G. Kelley

Wenn man auf einen hohen Spirituellen Pfad wie den von Sant Mat gestellt ist, ist es für uns alle notwendig, von Zeit zu Zeit einen Blick auf uns selbst und unser Verhalten zu tun, es zu studieren und uns selbst zu analysieren, wie der Meister es wünscht.

Besonders in den Anfangsjahren der Schülerschaft ist es notwendig, sich Rechenschaft zu geben. Wenn wir an diese Analyse mit Demut herangehen, indem wir allen Stolz und Egoismus beiseite lassen, werden wir bessere Voraussetzungen schaffen, um die mehr positiven Eigenschaften hervorzubringen, die für unser Vorwärtskommen nötig sind.

Wir wollen einige der negativen Eigenschaften betrachten, die wir eingehend beobachten müssen; denn viele sind tief in unserem Unterbewusstsein eingewurzelt, da sie von einer Verkörperung zur anderen in uns gewesen sind: Empfänglichkeit den Eltern, der Autorität gegenüber, und die Gefühle der Minderwertigkeit, die zum Geist der Auflehnung führen, während andererseits Überlegenheit Stolz und Arroganz erzeugt, eine Missachtung der Regeln und einen Zynismus allem gegenüber, was man nicht sehen und glauben kann.

Man kann von sich so überzeugt sein, dass man, ohne es zu wollen, die Gefühle anderer immer wieder verletzt. Der Meister hebt hervor, dass es eine der größten Sünden ist, andere zu verletzen und zu kritisieren. Der Meister schärft allen ein, vollen Gebrauch von der Kraft der Selbstprüfung zu machen; denn es lockert die Bindung des Karmas und beeinflusst dadurch unsere Entwicklung.

Es gibt etwas, das alle bedenken sollten. Dies ist – keiner von uns ist in ein bestimmtes Schema gepresst. Wir sind alle Individualisten – jeder ist vom anderen unterschieden. Aus diesem Grunde können wir nicht alle in derselben Weise arbeiten und uns gleich verhalten. Wir müssen unsere individuelle Persönlichkeit solange zum Ausdruck bringen, bis wir willens sind, unseren Willen aufzugeben und dem Meister zu unterwerfen. Dann werden wir nicht mehr aus uns selbst denken und sprechen als die Handelnden: Ich tue dies, ich gebe dies; statt dessen werden unsere Handlungen aufgehen in denen des Meisters.

Das kann nur nach und nach geschehen, aber die tägliche Selbstprüfung ist ein sicherer Weg dazu. Mit des Meisters Hilfe und unseren aufrichtigen und ernsthaften Bemühungen in der Meditation wird dieser Wandel endgültig. Kein Schüler kann eine plötzliche Umwandlung erwarten, wenn diese Eigenschaften so lange in ihm waren.

Die Initiation ist nur der Same. Täglich, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr sollte dieses ständige Beobachten, ständige Beten und Meditieren das Ziel aller Schüler sein.

Man sollte an jeden Tag als an einen neuen Tag herangehen, mit erneuter Bemühung; dann prüfe jeden Abend, was du zuwege gebracht und was du versäumt hast, und gehe an den neuen Tag mit dem Entschluss, es besser zu machen.

Wenn jemand dich in irgendeiner Weise erniedrigt oder verletzt hat, vergib es von Herzen und vergiss es. Es gehört Größe dazu, und es ist alles ein Teil des eigentlichen Wesens der goldenen Regel – der Dienerin der Liebe. Es kostet nichts, freundlich zu sein. Auch im Todeskampf von Leib und Seele musst du lernen, dich zu verlieren und dich über ihn zu erheben. Das ist es, was Christus meinte, als Er sagte:

Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.

Die Meister sagen: 

Jeder, der seine Spirituellen Kräfte zur Erfüllung von Wünschen, die an diese Welt gebunden sind, gebraucht, hat keinen Zutritt zu den hohen Spirituellen Welten. 

So hat man in dieser Welt zu leben, um Erfahrungen zu machen und zu überwinden, sich zu reinigen und nicht an die Dinge der Welt gebunden zu sein. Jeder, der hochkommen will, hat seine Aufmerksamkeit losgelöst von der Welt und ihren Angelegenheiten zu halten.

Wenn wir diesen Punkt der Loslösung erreichen, erreichen wir auch das Zentrum, wo alles ruhig und friedvoll ist. Ich glaube, es war Edwin Markham, der sagte:

Im Herzen des Wirbelsturms, der die Himmel zerreißt und turmhoch die Wolken schleudert, ist ein Ort zentraler Ruhe.

Heute leben wir alle unter Bedrängnissen, die Spannungen erzeugen. Diese Spannungen hindern uns in jeder Weise, auch in der Meditation; denn Entspannung ist absolut notwendig zur Meditation. Wir müssen lernen, Innere Ruhe zu haben, stark zu sein; denn man erhält Kraft von diesem Ort der Ruhe des Friedens.

Mein Meister Sawan Ji sagte:

Solange jemand seine Aufmerksamkeit noch nicht von der Materie oder dem Körper befreit hat und nach Innen in den Augenbrennpunkt gelangt ist und keine Verbindung mit der astralen Form des Meisters hat und damit der Ichheit ledig ist, wird er vom Tonstrom nicht angenommen.

Solange man in dem Körper eingeschlossen ist (mit der Aufmerksamkeit in den neun Toren des Körpers), ist man weltlich und von dieser Welt, und solange man in die Ichheit eingeschlossen ist, ist man nicht des Meisters.

Was natürlich bedeutet, solange man nicht das Gemüt voll unter Kontrolle halten und den Körper übersteigen kann, indem man zur Spitze der Astralebene kommt und dort eins wird mit der astralen Form des Meisters, steckt man noch im Sumpf der Welt.

Um diesen Zustand der Ruhe, der Einheit zu erreichen, müssen wir Zeitperioden und Bereiche der Stille schaffen, wo andere nicht eindringen, wo wir meditieren und uns über alle sterblichen und weltlichen Dinge erheben können. Lerne einen Tag zu einer Zeit zu leben. Wenn wir uns sorgen um das, was gestern oder vor einem Monat geschah, so erzeugt das Spannungen. Dies ist es, worin der Vorteil der täglichen Selbstanalyse unserer Handlungen liegt. Jeden Tag zu einer Zeit. Dann werden wir automatisch entspannt und getröstet.

Es ist immer dieser erste Schritt, und wir müssen jeden Schritt – einen zu einer Zeit – nehmen. Es gibt viele Schritte auf dem Spirituellen Pfad, aber, wie Meister Sawan Singh immer sagte:

Um das Dachgeschoss eines Hauses zu erreichen, musst du jeden Schritt – einen zu einer Zeit – emporsteigen.

Es gibt ein Gedicht, welches feststellt:

Wer immer Gott sich naht mit einem Schritt, obgleich ihm Zweifel das Gemüt verdunkeln, dem wird Gott meilenweit entgegengehen und ihm der Inner`n Sonne Licht entzünden.

Dieser erste Schritt ist Glaube, an Ihn glauben. Der zweite Schritt: Gehorsam gegenüber den Geboten des Meisters. Der dritte Schritt: Entspannung, Beruhigung und Selbstkontrolle. Der vierte Schritt: Das Größte von allem, die Liebe, zueinander und zu Gott.

Es wurde gesagt, dass eine Reise von tausend Meilen mit einem Schritt beginnt. Manchmal werden wir bei diesem ersten Schritt von Zweifeln und Furcht befallen; aber wenn wir beginnen (durch Empfangen der Initiation) und dann den Entschluss fassen, fortzufahren und beharrlich zu sein, dann wird Gott – der Meister – uns Ausdauer und Mut geben, einen festen Glauben zu erlangen. Wenn wir tatsächlich den Eingang in das Dritte Auge, oder Tisra Til, erfahren, wird der Glaube noch fester verankert und gestärkt sein.

Ich denke, der nächste Schritt ist die Einfachheit, die Vereinfachung aller Phasen des Lebens. Die Wünsche nach Besitz und sozialer Verantwortlichkeit sind die Faktoren, die Spannungen und Unordnung in unserem Denken und unseren Gewohnheiten erzeugen. Je weniger wir im Leben brauchen, um so weniger wird es Spannungen geben. Auch können so mehr Zeit und Bemühung für das Spirituelle Leben eingesetzt werden.

Heute gibt es so vieles mehr von allen Dingen – materieller Besitz, Vergnügen aller Art, außer dem Aufspeichern aller Arten von Wissen und so vielen anderernDingen, dass der Sinn für Einfachheit in der modernen Welt verloren gegangen zu sein scheint. Freunde wetteifern, sich sozial und in ihren Heimen gegenseitig zu übertreffen. Die Gesellschaft als Ganzes ist so verwickelt, dass die Menschen hin- und hergezerrt werden. Doch der Meister sagt:

Einfachheit – Einfachheit und wieder Einfachheit.

Denn für die Spiritualität ist die Einfachheit wesentlich. Es hängt davon ab, was wir am meisten wünschen. Einfachheit verlangt nicht, in Reichtum oder Armut, verheiratet oder allein zu leben, sondern, dass wir einen vollständigen Plan haben und unser ganzes Leben auf die Erfüllung dieses Planes ausrichten.

Mehr als alles in der Welt müssen wir wissen, was wir vom Leben wollen. Wollen wir wirklich Gott finden? Bewusst mit Ihm verbunden werden? Ist es das, wonach wir suchen? Es gibt einen Ausspruch:

Wenn du etwas stark genug wünschst, kann dich nichts aufhalten.

Wenn wir uns fest an des Meisters Füße halten, werden wir Gott finden, und unsere Suche wird beendet sein. Es ist nicht leicht; in der Tat ist es sehr schwierig in unserer modernen Welt. Es gibt so viele verschiedene Tätigkeiten und solch eine Menge von Einrichtungen, die unser Leben beherrschen – Fernsehen, Golf, Fotographie, Skat, Tanzen und viele intellektuelle Beschäftigungen, natürlich die Gaumenlust der meisten Menschen bezüglich exotischer Gerichte und Speisen nicht zu vergessen.

Diese Dinge nehmen unsere meiste Zeit in Anspruch und wir setzen uns manchmal mehr aus Pflicht zur Meditation, als im Bewusstsein eines gesegneten Vorrechtes. Jeder muss sich so einrichten, dass er nicht von seinem Ziel, der Suche nach Gott, abgelenkt wird. Schenke deine Aufmerksamkeit jenen Dingen und Gewohnheiten, die dir Ruhe bringen.

Früher oder später, wenn das Alter näher kommt, kommen viele zur Erkenntnis und sehnen sich nach Frieden und Ruhe; aber dann ist es fast zu spät, um wirklich spirituell noch etwas zu erreichen und den Segen des Einzelauges zu gewinnen.

Diejenigen, die jung zur Initiation kommen, sind in der Tat gesegnet; denn sie haben soviel mehr Zeit vor sich um alle Phasen des Spirituellen Lebens auszuarbeiten.

Viele junge Schüler mögen, entsprechend ihrem Karma, den Pfad verlassen; aber sie werden später unter des Meisters Führung zurückkehren. Jedes Leben eines Schülers ist eine ständige Entwicklung, selbst wenn es zunächst befremdend und zweifelhaft erscheint. Es scheint das Gesetz des Karmas eben in vielen Fällen paradox. Warum kommen Kinder auf die Welt und sterben nach wenigen Atemzügen, warum sind manche Menschen wohlhabend, während andere, die verdienstvoll kämpfen, arm sind? Und warum gehen gute Menschen unter, während schlechte vorwärts kommen?

Als Schüler, die die Wahrheit des Gesetzes des Karmas in gewissem Ausmaß kennen, können wir solche Lebenserfahrungen besser annehmen und so versuchen, uns nach der Zucht der Selbstprüfung, des Vegetarismus, der Meditation usw. zu richten, um den Unrat wegzubrennen, die Hüllen zu entfernen, die verhindern, dass das Licht der Seele hervorstrahlt.

Aufrichtige Schüler, die sich regelmäßig an die Übungen halten, machen gute Fortschritte und erhalten tausendfältig die Hilfe des Meisters. Dann werden wir wirklich Schüler (das Licht der Welt); denn dieses Licht Innen scheint durch uns und zieht andere zum Licht und zu Gott.

Dann haben wir auch Verständnis und Erkenntnis von der Wissenschaft, welche nun von der Seele ausgeht. Jesus war es, Der sagte:

Ihr seid das Licht der Welt, eine Stadt auf einem Berg kann nicht verborgen bleiben.

Die Spiritualität und das Licht der Seele ist ansteckend. Es zieht aus Sich selbst an und erfüllt den Willen Gottes.

(aus ‚Sat Sandesh‘ – ‚Die Botschaft der Meister‘ November–Dezember 1970, Seite 49)