Kirpal Singh

Bilder aus einem großen Leben

Eine kurze Lebensskizze, die von dem Meister anlässlich eines Geburtstages von Hazur Baba Sawan Singh Ji Maharaj in Hindi vorgetragen und von den Mitarbeitern des Sat Sandesh ins Englische übersetzt wurde.

Wie großartig muss das Leben Dessen sein, Der wie wir in der Welt lebt, Der aber die Höchste Spirituelle Ebene erreicht! Bei dieser Gelegenheit möchte ich etwas von den äußeren Lebensumständen der Persönlichkeit erwähnen, zu Deren Füßen ich das Glück hatte zu sitzen. Es war der Sant Satguru Seiner Zeit und der Herr der Spiritualität.

Der große Tag, an dem Hazur Maharaj Ji in der Welt in physischer Form erschien, war ein Dienstag, der 27. Juli 1858. Nach dem indischen Kalender war es der 13. Sawan 1915 – Vikermi. Der Ort war Mehmawala; er liegt nun in Pakistan. Sein Vater Kabal Singh war General der Armee und der Name Seiner Mutter war Jeevni. Das Vorrecht, die Eltern einer so großen Persönlichkeit zu sein, muss wahrlich in einem edlen Hintergrund aus vergangenen Lebensläufen begründet liegen. Von früher Jugend an pflegte Kabal Singh häufig die Gemeinschaft von Heiligen und er diente ihnen mit Aufrichtigkeit, und aus diesem Grunde hatte Baba Sawan Singh Ji die Gelegenheit, das Gleiche zu tun, da Er bis zum Jahre 1870 beständig an der Seite Seines Vaters blieb. Das Verlangen zu dienen und frommen Menschen nahe zu sein, entwickelte sich in Ihm und Er verbrachte zwischen 1870 und 1878 jeden verfügbaren freien Augenblick auf diese Weise.

Als Er 1878 die 10. Klasse bestanden hatte, nahm Er eine Beschäftigung an, aber Er erkrankte und wurde nach Hause gerufen, wo Er zwei Jahre lang blieb.

Die Leben derjenigen, Die dazu bestimmt sind, die geliebten Seelen über den Strom des Lebens zu bringen, sind dazu ausersehen, sie für die bedeutende Aufgabe vorzubereiten. In diesem Zeitabschnitt von zwei Jahren traf Hazur einen großen Entsagenden, einen, der in Vedanta und Yoga erfahren war, Bhoop Singh mit Namen, und Er hatte großen Nutzen von der Zeit, die Er in seiner Gesellschaft verbrachte. Als Folge davon wurde Hazur von dem Verlangen erfüllt, der Welt zu entsagen und ein Sadhu zu werden. Tiefsinniges Denken entsteht nicht durch die bloße Anregung eines anderen, sondern es ist bereits da, vom Jenseits her. Eine Henne kann aus Gutmütigkeit ein Nest voller Eier, unter welche einige Enteneier gemischt wurden, ausbrüten, aber wenn die kleinen Vögel ausschlüpfen und sich dem Teich nähern, dann werden die Entlein hineinspringen und zu schwimmen anfangen, während die Kücken dabei stehen und sich wundern werden. Ähnlich sind weise Seelen nicht irdische, sondern himmlische Wesen. Guru Nanak wurde einmal ein Geschäft in Sultanpur anvertraut und eines Tages, während Er Seinen Pflichten nachging, näherte sich Ihm ein Fakir und bemerkte:

Nicht dafür kommen wir in diese Welt.

An demselben Tag verließ Guru Nanak alles, schnallte Seinen Gürtel enger und war bereit, der Menschheit bei ihrer Erhebung zu dienen.

Von früher Jugend an war das Bewusstsein Seiner Empfänglichkeit für das Spirituelle und seine Abneigung gegenüber den weltlichen Angelegenheiten tief in Baba Sawan Singhs Herz verwurzelt. Wahrlich hohe Seelen verbergen jedoch Ihre eigenen Neigungen und tun, was immer die weltlichen Verpflichtungen von Ihnen fordern. Jedes Mal, wenn Er ein Verlangen verspürte, der Welt zu entsagen, verwarf Er dieses edle Streben mit Rücksicht auf Seine Eltern, da Er ihr einziger Sohn war und es vorzog, an Ihrer Seite zu stehen; denn Er wusste wohl, dass ein Entsagender nicht nach seinem eigenen Gutdünken dienen darf, sondern dass er bereit sein muss, der Menschheit im Ganzen zu helfen – wohin immer die Notwendigkeit ihn rufen mag. Dies zeigt Hazurs große Weisheit an, denn wer seiner Pflicht ausweicht, wird niemals Vollkommenheit erlangen.

Bis 1883 – der Meister war dann 25 Jahre alt – verbrachte Er Seine Zeit so, wie beschrieben. Dann bestand Sadar Kabal Singh darauf, dass Er in den Militärdienst eintrete und er ging seinen kommandierenden Offizier um ein Amt für seinen Sohn an. Inzwischen begann Hazur, in einer Truppenübungsschule in Farukabad zu unterrichten, aber die Gemeinschaft der Analphabeten, Alkoholiker und Fleischesser wurde unerträglich und so ging Er nach Roorke und legte dort ein Zulassungsexamen für die Ingenieurslaufbahn ab. Solange Er Sich dort aufhielt, verbrachte Er Seine Musestunden an den Ufern des Ganges, wo Er viele Heilige traf, im Besonderen einen Mann namens Bhai Nihal Singh. Er erhielt dann Seine Zulassung zur Armee, aber zu gleicher Zeit wurde Ihm ein Angebot für eine zivile Ingenieurslaufbahn gemacht und Er zog letztere vor und nahm einen Posten als Aufseher in Nowshera an. Als Er nach einer Wohnung dort suchte, erzählten Ihm die Leute von einem schönen Haus, das noch zu haben wäre, aber unglücklicherweise von Gespenstern heimgesucht würde und deshalb aufgrund der herrschenden Lebensgefahr nicht zum Bewohnen geeignet wäre. Hazur bestand darauf, das Haus zu nehmen und die Leute bezeugten mit Erstaunen, wie die Gespenster auf wunderbare Weise verschwanden. Wer dem Herrn aller Schöpfung angehört, hat nichts zu befürchten – Menschen und Engel warten darauf, Ihm zu dienen.

Alle Schöpfung liegt zu Deinen Füßen und die ganze Schöpfung steht Dir zu Gebote.

Hazrat Ibrahim war König von Balkbukhara, aber er verzichtete auf sein Königreich und wurde ein Gottsucher, nämlich der Schüler Kabir Sahibs. Er war auf dem Weg zu einem Besuch zurück in sein Königreich und saß zu einer kurzen Ruhepause an einem Fluss, als die Minister, die Nachricht von seinem Kommen erhalten hatten, ankamen, um ihn willkommen zu heißen. Sie begannen, ihn zu bedrängen, dass er wieder über sein Königreich regieren möge und der König nahm bei ihrer nicht endenden Beharrlichkeit eine kleine Nadel, und warf sie in den Fluss. Dann sagte er zu den Ministern, die zu ihm gekommen waren:

Ich befehle euch, diese Nadel zu mir zurückzubringen.

Die Minister protestierten:

Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, aber gebt uns bitte Zeit und wir werden Euch Millionen Nadeln bringen.

Anstelle einer Erwiderung sah der König gespannt auf den Fluss und da tauchte ein Fisch aus dem Wasser mit der Nadel in seinem Maul.

Der König lächelte und sagte:

Ich bin der Diener Dessen, Der der Herrscher ist über alle Schöpfung und die ganze Welt steht mir zu Gebote.

Einer, der sich Gott übergeben hat, ist furchtlos und gleichgültig gegenüber den weltlichen Dingen.

Baba Sawan Singh Ji war immer offen und Er studierte alle Religionen. Das Studium kann den Boden bereiten, der zu einem späteren Zeitpunkt die Blume zum Erblühen bringt. In Nowshera lauschte Hazur den Reden Baba Karam Singhs von Mardan und als Er nach Peshawar ging, traf Er Baba Kahan Ji, eine erleuchtete Seele, und er verbrachte viele Stunden mit ihm.

Eines Tages bat Hazur:

Baba, gib mir etwas.

Aber Baba Kahan erwiderte:

Nein, ich kann dir nicht geben, was du willst, aber ganz sicher wirst du es erhalten – ein anderer wird es dir geben.

Äußerlich sind diese Menschen einfache Wesen, aber tatsächlich kennen sie die drei Welten. Von Peshawar wurde Hazur nach Kohmarie versetzt, wo Er Sich in der Nähe eines berühmten Gurdawara mit Namen Bhuramul Gurdawara ein Haus nahm. Es war ein Ort, wo die Pilger und Yogis auf ihrem Weg nach Amar Nath, einem Pilgerort der Hindus, ausruhten, und Hazur verbrachte Seine Freizeit mit ihnen im Gespräch über Spirituelle Dinge. Man kann sehen, wie die Natur dabei hilft, die Innere Kraft in denen aufzubauen, die dazu ausersehen sind, Spirituelle Riesen zu werden, indem sie Sie beständig mit einer Gesellschaft umgibt, die Sie erhebt.

Die Zeit verstrich bis zu dem Tag, an dem das Fundament gelegt werden sollte, das schließlich das Geschick der ganzen Menschheit tragen würde. Der Vollkommene Meister jener Zeit war Baba Jaimal Singh, Der der Hauptschüler von Soami Ji Maharaj gewesen war, und der, nachdem Soami Ji die Welt verlassen hatte, sich im Punjab niederließ, um seine Spirituelle Mission durchzuführen. Eines Tages, im August 1894, gingen Baba Jaimal Singh und ein Schüler die Koh-marie-Straße entlang, auf der Hazur in Seiner Eigenschaft als verantwortlicher Beamter dieser Unterabteilung den Fortschritt der Arbeiten besichtigte. Als Baba Jaimal Singh mit Seinem Begleiter vorüberging, deutete Er auf Hazur und sagte:

Ich bin seinetwegen hierher gekommen.

Der Schüler bemerkte:

Ihr seid um einer sonderbaren Person willen gekommen, die nicht einmal ihren Kopf wendet, um Euch zu grüßen.

Baba Ji erklärte freundlich:

Diese Persönlichkeit kam nur deshalb in diese Welt, um ein sehr hohes Leben zu bezeugen; und nach vier Tagen wird er zu mir kommen.

Hazur Maharaj kam zu Baba Ji in der Begleitung eines Mr. Sukh Dyal. Nach dem Satsang, der vier Tage währte, wurde Er initiiert und Er blieb zwei Monate lang bei Baba Jaimal Singh Ji. Nachdem Baba Ji Kohmarie verlassen hatte, verbrachte Hazur fast Seine ganze Zeit in Meditation und als die Liebe für Seinen Guru wuchs, wurde Sein Herz schwer von Traurigkeit, da Er von Seinem Meister getrennt war. Er pflegte Baba Ji bei nur jeder möglichen Gelegenheit zu besuchen, um den unschätzbaren Segen Seiner Gegenwart zu gewinnen. Baba Jaimal Singh lebte am Ufer des Beas Flusses, wo im Jahre 1898 der Grundstein für die Dera Baba Jaimal Singh gelegt und eine Satsanghalle gebaut wurde. Immer wenn Er Urlaub hatte, pflegte Er geradewegs nach Beas zu gehen und bei Seiner Ankunft all Sein Gehalt Baba Ji zu Füßen zu legen, wovon Ihm Baba Ji genügend zu Seinem Lebensunterhalt gab und an Hazurs Frau schickte, was immer für den Haushalt benötigt wurde. In all den dreißig Jahren Seines Wirkens lebte Hazur Maharaj nur im ganzen sechs Monate mit Seiner Frau, denn all Seinen Urlaub verbrachte Er mit Baba Ji und Er pflegte, Sein Heim nur auf Anordnung Seines Meisters zu besuchen.

Im Jahre 1902 wurde der Grundstein für die große Satsanghalle gelegt und als dieses Gebäude fertig gestellt war, sagte Baba Jaimal Singh zu Bibi Rukko, einer erleuchteten Seele, die in der Dera lebte:

Ich werde in dieser Halle keinen Satsang halten.

Sie begann zu weinen, aber nach einigen Augenblicken fragte sie:

Maharaj, wer wird den Satsang nach Euch halten?

Baba Ji sagte:

Geh in die Halle und sieh selbst.

Und als sie die leere Halle betrat, sah sie Baba Sawan Singh Ji ruhig auf dem erhöhten Platz sitzen. Am 29. Dezember 1903 verließ Baba Jaimal Singh Ji Maharaj Seine physische Form, nachdem Er das Spirituelle Werk an Baba Sawan Singh übergeben hatte. Baba Ji soll gesagt haben, dass nach Ihm eine sehr hohe Seele kommen und Satsang halten würde und dass die Dera überfließen würde von Menschen. Bis dahin waren nur 500 bis 700 Menschen im Beas-Distrikt Seine Schüler geworden. Hazur jedoch verließ nicht sofort Seine Arbeit, sondern kam erst 1911, nach Seiner Pensionierung, um in der Dera zu leben und Er widmete dann all Seine Zeit dem Spirituellen Werk. Jedermann weiß um den Wandel, der während Seines Aufenthaltes dort in der Dera stattfand, wo im Laufe der Zeit aus nur ein oder zwei Häusern eine kleine Stadt heranwuchs. Eine riesige, wie ein T gestaltete Satsanghalle wurde errichtet, die 120 Fuß (36 m) in beiden Richtungen und jeweils 40 Fuß (12 m) in der Breite maß. Wer immer nach der Wahrheit verlangte, der kam zu Ihm und gewann den unschätzbaren Segen, wobei es keine Rolle spielte, welcher Religion er angehörte. Alle wurden mit den Reichtümern der Spiritualität ausgestattet.

Man könnte fragen, welche Lektion man aus dem Leben Baba Sawan Singh Jis lernen kann. Ohne zu zögern, kann man die folgenden Beobachtungen studieren und als Beispiele für die Menschheit aufnehmen:

Keuschheit. In Shri Hazur Maharajs Leben finden wir die höchste Tugend des Brahmacharya verwirklicht (einer, der keusch ist in Gedanken, Worten und Taten). Er wurde im Alter von elf oder zwölf Jahren verheiratet, aber nach der Sitte kehrte das Mädchen zu ihren Eltern zurück, ohne ihren Gatten gesehen zu haben. Die endgültige Zeremonie wird normalerweise nach acht oder zehn Jahren vollzogen, wenn das Mädchen herangereift ist, und so wurden, nachdem neun Jahre verstrichen waren, die Vorbereitungen dazu getroffen, aber unglücklicherweise starb das Mädchen zwanzig Tage vor dem festgesetzten Zeitpunkt. Hazur war zu dieser Zeit zwanzig Jahre alt und die zweite Heirat wurde festgesetzt, als er fünfundzwanzig war; dies bedeutet, dass Er 25 Jahre lang ein enthaltsames Leben führte. Weiter lebte Er während Seiner dreißigjährigen Ehe mit Seiner Frau im Ganzen nur sechs Monate zusammen. Der Name Seiner Frau war Krishna Vanti Ji und sie hatten zwei Söhne – Bachint Singh und Harbans Singh. Hazur pflegte zu sagen:

Auf meinen eigenen Wunsch hin lebte ich ein keusches Leben, viele Jahre bevor Baba Ji diese Welt verließ.

Hazur war ein eifriger Literaturstudent und Sein ganzes Leben las Er begeistert und studierte sorgfältig jedes Heilige Buch, dessen Er auch immer habhaft werden konnte. In Seiner riesigen Bibliothek Heiliger Bücher, die Er aus vielen Quellen gewählt hatte, waren mehr als tausend Bände über die Seiten hin mit eigenhändigen Anmerkungen versehen. Bestimmte Bücher sind normalerweise nicht allgemein zu haben, aber Baba Sawan Singh besaß von diesen Exemplare, die eigens für Seine Bibliothek angefertigt waren.

Niemals untätig. Hazur war immer mit etwas beschäftigt – entweder mit dem Satsang oder der Meditation oder mit dem Lesen Heiliger Bücher. Sein Wirken begann früh am Morgen und es setzte sich fort bis spät in die Nacht hinein.

Nun ein paar Worte über die Merkmale eines Wahren Meisters, obgleich in Wahrheit nur ein Mahatma (eine große Seele) einen Mahatma erkennen kann. Es gibt jedoch für den genauen Beobachter Erkennungsmerkmale. Die äußere Gestalt eines Mahatma übt eine bestimmte Anziehungskraft auf das Herz aus. Sie sind nicht wie die Schuhmacher, die sich nur wegen des Leders oder der Haut Gedanken machen, ihre Aufmerksamkeit ist vielmehr immer auf die Seele gerichtet. Sie sind die Botschafter des Herrn – Hazur pflegte zu sagen:

Wir sind nicht hier, um Religionen zu gründen, und so soll jeder in der Religion verbleiben, der er angehört. Die Verbindung zwischen dir und mir ist über die Seele. Erlange die Verbindung mit dem Heiligen Naam.

Mahatmas leben immer von Ihrem eigenen Verdienst und nicht von Spenden. Kabir Sahib, Guru Nanak Sahib, Maulana Rumi Sahib und andere, sie alle erwarben ihren eigenen Unterhalt.

Verdiene und gib mit deinen eigenen Händen an andere. O Nanak, nur einer, der so lebt, kann den Wahren Pfad erkennen.

Sie verlassen sich nur auf Gott. Auch Hazur besaß dieses Merkmal, denn Er lebte in den Grenzen, die Ihm Seine Pension steckte, und Er gab großzügig an andere. Seine Liebe und Milde erstreckte sich auf alle Seelen und mit freudiger Begeisterung pflegte Er, bis zu achtzehn Stunden in selbstlosem Dienst zu verbringen. Sein ganzes Leben hindurch, das 90 Jahre währte, kümmerte Sich Hazur wenig um Ruhe und als Er Seine Spirituelle Mission antrat, widmete Er Seine gesamte Zeit der Erweckung der Seelen. Er lehrte die Wahren Sucher, in der Welt zu leben und zu gleicher Zeit in ihren Meditationen fortzuschreiten.

Mahatmas ermutigen die Menschen nie, an äußerlicher Verehrung zu hängen, sondern Sie erklären, dass der Wahre Tempel Gottes im Menschen liegt.

Auch Emerson sagte: Gehe nach innen, und meinte damit, dass man innen nach Gott suchen sollte.

Bulleh Shah sagte:

Nur wenn man nach dem Inneren Pfad sucht, kann das Geheimnis des Gottmenschen erkannt werden.

Erhebe dich über das Gemüt und die Sinne und erfahre das Geheimnis des Todes, während du lebst. Erlebe dieses Mysterium, trenne das Wachbewusstsein von der physischen Form und gelange dorthin, wo dein Satguru voll Erbarmen und Liebe in beiden Händen wartet. Wer immer Gott erkannt hat, tat dies im Tempel des menschlichen Körpers, und jeder, der sich danach sehnt, Gott zu erkennen, wird es auf dieselbe Weise tun müssen. Dies ist der dritte Prüfstein bei der Beurteilung eines Wahren Meisters, und Hazur Maharaj lehrte immer den Weg der Umkehr.

Er sprach zu den Suchern immer wieder davon, dass Erlösung nur durch das Heilige Wort oder Naam erreicht werden kann und dass Naam die höchste Form aller Sadhans (ergebene Übungen) sei. Die Hindus nennen Es Nad, Udgit oder Shruti. Bei den Moslems wird es Naqmai-i-Asmani, Kalam-i-Illahi oder Kalma genannt. Bei den Christen heißt Es das Wort. Der Herr offenbart Sich Selbst in der Schöpfung in der Form von Shabd oder dem Wort, so kann die Seele zurück zu Gott gelangen, wenn sie eine Verbindung mit dem Heiligen Wort erhält.

Wenn du Shabd erlangt hast, dann hast du die Verbindung mit Gott erhalten. Durch diesen Liebesdienst wird alles erreicht.Die Verbindung mit Naam ist die Wahre Hingabe. Es gibt keine echte Verehrung ohne das Heilige Naam. Die ganze Welt steckt in einer Täuschung.

Die Heiligen mischen sich niemals in äußere Formen und Riten ein, aber Sie geben vorzügliche Ratschläge, wie die besten Ergebnisse erlangt werden können. Hazur pflegte zu Seinen Anhängern zu sagen:

Das Wort ist in euch, seid nur diesem und sonst nichts ergeben. Jene, die Gott außen suchen, bleiben innerlich leer. Wer sich selbst durch die neun Öffnungen der Sinne verliert, der findet niemals den köstlichen Schatz, der in ihm liegt.

Ich habe kurz vier Kennzeichen für die Beurteilung eines Wahren Meisters vor euch hingestellt, und sie alle konnten bei Hazur gefunden werden. Es gibt auch äußerliche Merkmale: Das Auge eines Mahatma ist tief wie das eines Löwen, Seine Stirn ist breit und Sein Gang anmutig wie der einer Taube. Hazur hatte alle diese Züge an Sich. Meister haben auch ein Lotoszeichen am Fuß. Es steht geschrieben, dass Lord Krishna und Guru Amar Das beide dieses Zeichen besessen haben und auch Hazur hatte es.

Hafiz Sahib sagte:

Wenn mein Meister Besitz ergreift von meinem Herzen, dann will ich dafür meinen Glauben, meine Welt und mein Heim hier und danach hingeben, nur um das schwarze Muttermal in Seinem Antlitz zu sehen. Hazur Maharaj hatte ein schönes Zeichen in Seinem Gesicht.

Das Leben dieser großen Persönlichkeiten kann von den gewöhnlichen Menschen nicht völlig verstanden werden. Sie sind nicht einfach Menschen, sondern sie sind Menschen, in Denen Sich Gott offenbart hat; und nur jene, denen das kostbare Geheimnis eröffnet wurde, können wissen, was dies bedeutet. Die meisten anderen Menschen denken von Ihnen als Atheisten. Zu diesem Thema bemerkte einst Khusro Sahib:

Die Leute sagen, dass Khusro ein menschliches Wesen verehrt, und ich sage darauf: Ja, ich tue es, und ich kümmere mich nicht um die Welt und ihre Meinungen. Wahre Sucher opfern Körper und Geist für das Vorrecht, Gemeinschaft zu haben mit einem Mahatma.

Viele scheinbar übernatürliche Dinge können um einen Meister herum geschehen. Ich sah dadurch, dass ich mit Hazur in Verbindung war, viele erstaunliche Dinge, von denen ich zwei erzählen will. In der Bibel steht geschrieben, dass Jesus den Blinden das Augenlicht gab. In den frühen Dreißigerjahren verlor eine Dame in Rawalpindi ihr Augenlicht, (diese Dame war Bibi Hardevi Ji) und nachdem sie die besten Spezialisten konsultiert hatte, wurde festgestellt, dass die Sehnerven geschrumpft waren und dass es für die Wiedererlangung der Sehkraft keine Hoffnung gab. Sie konnte nichts sehen, obgleich äußerlich kein Unterschied zu sein schien. Im Innern erfreute sie sich jedoch beständig des Darshans von Baba Sawan Singh Ji, und sie war deshalb ganz und gar nicht erschreckt. Zwei Tage verstrichen in Blindheit und am dritten Tag saß ich bei ihr und ihrem Gatten, als sie sagte:

Der Meister und ein anderer Herr erörtern etwas. Der Herr (dieser Herr war Sant Kirpal Singh Ji) fleht Seinen Meister an und sagt:

Hazur, habt Erbarmen – bitte gebt ihr die Sehkraft zurück.

Nun sagt Hazur:

Schon gut.

Der Gatte der Dame, der mit geschlossenen Augen saß, sah plötzlich ein strahlendes Licht und zu derselben Zeit erhob sich die Dame, die auf dem Bett gelegen hatte, lief durch das Zimmer und sagte:

Ich kann sehen – ich kann sehen.

In einer scheinbar übernatürlichen Weise war ihr Augenlicht wieder hergestellt worden. Es gibt auch einen Bericht in der Bibel davon, wie Jesus fünftausend Menschen mit etwas Brot aus einem Korb speiste, wobei jeder völlig satt wurde. Hazur pflegte von Zeit zu Zeit Seine Heimatstadt zu besuchen, wobei Er gewöhnlich von Hunderten von Anhängern begleitet wurde und es gab immer die Einrichtung einer freien Küche für sie. Bei einem der Besuche lagerte eine große Gruppe Akalis in der Nähe (ein bestimmter Zweig der Sikhs), um eine besondere Festlichkeit zu begehen. Diese Akalis waren gegen die Lehren Baba Sawan Singhs, und so planten sie, Schande über Ihn zu bringen dadurch, dass sie zu Seiner freien Küche gingen, nachdem das Mahl beendet und die Küche geschlossen war. Nahezu dreihundert von ihnen setzten sich vor der Küchentür nieder und forderten, dass ihnen sofort Nahrung gereicht werde. Jemand sagte mir, was geschehen war und ich eilte zur Küche und fand, dass dort gerade noch ein halber Korb Brot war. Ich rief den Koch und sagte ihm, er solle die Feuer entzünden und mehr Brot backen, aber die dreihundert Leute draußen begannen nach Essen zu rufen. Gerade dann betrat Hazur die Küche und sagte:

Kirpal Singh, warum gibst du ihnen nicht Nahrung?

Ich erwiderte:

Hazur, es ist nur ein halber Korb voll Brot übrig, wie kann ich dreihundert Leute davon speisen? Wir müssen mehr backen.

Baba Sawan Singh lächelte und sagte:

Sei nicht bange, aber bedecke den Korb mit einem Tuch und mache dich daran, das Brot auszuteilen.

Ich tat so, wie Hazur es angeordnet hatte und die dreihundert Menschen aßen und aßen, bis sie nicht mehr konnten, und als das Mahl beendet war, da lag in dem Korb noch dieselbe Menge Brot, die zu Anfang darin gewesen war.

Man hat oft gemeint, dass die Wunder nur Geschichten sind, die der Fantasie entsprungen sind, aber tatsächlich wissen sehr wenige Menschen, was ein Wunder wirklich ist. Das Wort bedeutet ganz wörtlich genommen:

Dinge, die erstaunen.

Coleridge sagte, in der Tatsache, dass Christus Wunder vollbrachte, läge die Bestätigung dafür, dass Er die Befehle Seines Vaters ausführte. Locke sagt, die Wunder seien wie ein Versprechen von Gott, das die Heiligen und Avatare mit Sich auf diese Welt bringen. Der gewöhnliche Mensch weiß nicht, wie solche Geheimnisse zustande gebracht werden und er nennt sie Wunder, was tatsächlich seine Unwissenheit über die Wahren Tatsachen zeigt. In der ‚Patanjali Sutra‘ des Maharishi Patanjali steht in der dritten Strophe der Verse 5-5 geschrieben, dass das Hervorbringen weltlicher Dinge, wie die Heilung Kranker, die Verwandlung unfruchtbarer Frauen in fruchtbare, das Erschaffen kostbarer Edelsteine usw. ‚ridhi‘, ‚sidhi‘ genannt wird (die Aufmerksamkeit darauf verwenden, die Naturgesetze für äußerliche Zwecke einzusetzen), und dass die Ausführung dieser Praktiken den Weg zur Vollkommenheit hemmt; sie sind kein Beweis der Vollendung. Für den, der in Samadhi (den Zustand, bei dem man den Körper willentlich verlassen kann) geht, sind solche Dinge wie abgerissene Blumen, die vor und hinter ihm auf dem Pfad verstreut liegen – ein Wahrer Sucher auf der Suche nach Gott wird niemals verweilen, um sie aufzulesen. Sogenannte Wunder sind nur ein Kinderspiel, das vollbracht werden kann, wenn man die Aufmerksamkeit auf einen einzigen Punkt lenkt. Alle Vollkommenen Meister haben diese Kräfte unter Kontrolle, aber Sie wirken nicht durch sie.

In Peshawar kam vor ein paar Jahren ein Hypnotiseur zum Edward Missionscollege und hypnotisierte, um zu zeigen, was er tun könne, einen Jungen und forderte dann jedermann auf, in jeder beliebigen Sprache Fragen an ihn zu stellen. Der Junge beantwortete alle Fragen genau und sogar die eines Lateinprofessors. Als Madame Blavatsky Lahore besuchte, hatte sie eine Diskussion mit einer Reihe von Leuten, bei der ein Professor ausrief:

Madame, alles was Sie sagen, ist Geschwätz und ebenso unglaubhaft wie Blumen, die von der Decke fallen.

Madame Blavatsky erwiderte:

Professor, denken Sie, dass sei wirklich unmöglich?

Sogleich fiel ein Blütenschauer von der Decke und bedeckte den Tisch. Madame Blavatsky wandte sich an den Professor und sagte:

Diese Dinge geschehen in Übereinstimmung mit dem Naturgesetz, aber wir sind nicht mit ihm vertraut.

Maulana Rumi war ein Lehrer und Er begegnete Seinem Meister Shamaz-i-Tabrez das erste Mal, als Er einer Anzahl Kindern eine Unterrichtsstunde gab.

Hazrat Shamaz-i-Tabrez kam näher und fragte:

Was ist das?

Maulana Rumi entgegnete:

Dies ist das Wissen, von dem Ihr nichts wisst.

Shamaz-i-Tabrez schwieg, aber als die Knaben zur Pause weggingen, nahm Er alle Tafeln und Bücher und warf sie in einen nahen Teich. Als Maulana Rumi mit den Knaben zurückkehrte, verlangten diese zu wissen, wo ihre Bücher wären. Shamaz-i-Tabrez führte sie zu dem Teich und nahm die Bücher, eines nach dem anderen, heraus – aber erstaunlicherweise waren sie alle trocken. Maulana Rumi sagte mit vor Erstaunen weit geöffneten Augen:

Was ist das?

Shamaz-i-Tabrez erwiderte:

Das ist das Wissen, von dem du nichts weißt.

Wie wohl bekannt ist, wurde Maulana Rumi später der Schüler von Shamaz-i-Tabrez und folgte Ihm schließlich in der Meisterschaft. Was ich zu diesem Punkt zum Ausdruck bringen möchte ist dies, dass Wunder lediglich die Frucht konzentrierter Aufmerksamkeit sind und dass Wahre Meister ihnen keinerlei Bedeutung beimessen, weil Sie weit über diese Stufe hinaus gegangen sind.

Hafiz Sahib sagte:

Erwähne mir Wunder nicht, denn ich habe diese Stufe überschritten und ich bin dort, wo Wunder nicht vonnöten sind.

Vollkommene Meister arbeiten niemals durch diese niederen Kräfte und sie verbieten Wahren Suchern, dies zu tun, weil sie ein Hindernis sind auf dem Weg zu Gott. Jedoch wird sie der Schüler durch Meditation von selbst erwerben, aber sie dürfen nicht angewandt werden. Auch wenn die Meister sie zu Zeiten für bestimmte Zwecke benützen, werden Sie euch sagen, dass das größte ‚Wunder‘ dies ist, wenn Sie die Seele über das Gemüt und die Sinne erheben, wodurch sich der Knoten löst, der sie (die Seele) an das Rad der Geburten und Tode bindet. Der Fortschritt, den die Mahatmas in Tausenden von Jahren zu erlangen pflegten, wird heute durch die Gnade von Hazur Baba Sawan Singh Ji Maharaj in Monaten erreicht. Große Meister geben die wunderbarste Kraft, um das Heilige Naam in anderen zu offenbaren – welches größere Wunder als dieses kann man ersehen?