Die höheren Werte des Lebens

II

Gegenwärtig wirken wir von der Ebene des Körpers aus und kennen nichts als unser physisches Selbst. Wir beachten nur diese äußere Welt und ihre Besitztümer, als ob diese das ein und alles des Lebens wären. Die ganze Sache ist auf den Kopf gestellt.

Dies ist der Grund, warum die Meister betonten:

Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?

Dann fragen Sie:

Was soll ein Mensch geben, im Tausch für seine Seele?

Ihr seht, wie wichtig das ist.

Wir sind es, die den Körper verlassen müssen, und wir wissen wenig oder nichts über unser eigenes Selbst. Wir wissen nur so viel, wie in den Schriften steht. Aber selbst wenn wir sie Jahr um Jahr lesen, unser ganzes Leben lang – haben wir dann irgendeine Erfahrung?

Gewiss, wir füllen unser Gehirn mit so vielen Fakten und Theorien und den Berichten über die Erfahrungen anderer. Aber helfen sie? Es ist genau, wie wenn ein Mensch heiraten wird. Nach der Hochzeit fährt das Paar freudig weg. Aber außer ihnen nehmen viele andere an den Festlichkeiten teil; sie erhalten dadurch nichts.

Wie ein indisches Sprichwort sagt:

Es sind zwei, die heiraten; und die Übrigen stehen dabei.

Das bedeutet keinesfalls, dass wir nicht die Schriften lesen sollten. Wir sollten sie lesen. Dies ist ein elementarer Schritt. Sie sind wertvolle Berichte, die für alle, die einfach einen Blick nach Innen werfen möchten, um sich selbst und Gott zu erkennen, Tonnen von Gold und Rubinen und Smaragden wert sind.

Wir sind jetzt lediglich mit dem Körper identifiziert. Wir wirken im Körper, handeln von der Ebene des Körpers aus und sind dem Körper und seiner ganzen Umwelt verhaftet. Je mehr wir verhaftet sind, desto weiter sind wir vom Ewigen Leben entfernt.

Darum heißt es:

Strebe danach, dich von der Liebe zu allen sichtbaren Dingen freizumachen, und richte deine Aufmerksamkeit auf die unsichtbaren Dinge.

Je mehr wir den äußeren, den physischen Dingen verhaftet sind, desto ferner sind wir unserem Inneren, unserem Höheren Selbst. Solange wir uns nicht eine Weile von diesem Ort zurückziehen und über das Körperbewusstsein erheben, uns selbst erkennen, können wir Gott nicht erkennen oder Gott nahe kommen oder mit Gott in Verbindung kommen.

Wenn wir doch ganz sicher wissen, dass wir den Körper verlassen müssen, warum uns dann erst an ihn binden?

Wie ich vorhin sagte, muss ich in wenigen Tagen die Vereinigten Staaten verlassen und nach Indien zurückkehren. Ich weiß, dass ich gehen werden muss. Ich werde euch alle natürlich verlassen. Ich werde nicht zu sehr an Besitz gebunden sein, an dies oder jenes; ich muss fortgehen. Ich habe einfach meine Tage zu verbringen und dann zu gehen. Das ist alles.

Aus diesem Grund besteht des Menschen Leben nicht in Besitztümern, nicht im Überfluss der Dinge, die er besitzt.

Das Leben ist mehr denn die Speise und der Leib mehr denn die Kleidung.

Ihr seht, wie wir uns auf weltliche Weise verhalten. Nehmt an, ihr tragt ein teures Kostüm oder teure Bekleidung. Ihr habt einen Unfall, und diese Bekleidung ist völlig ruiniert und zerrissen. Ihr sagt: ‚Das macht nichts, ich bin gerettet.‘ Wiederum, wenn ihr krank seid und die Ärzte erklären, dass es wenig Hoffnung für euer Leben gibt, was sagt ihr dann? ‚Nun, ich werde alles Geld, das ich habe, ja auch alle Besitztümer, die ich habe, dafür geben, damit ich gerettet werden möge.‘ Unsere Körper sind wertvoller als alle anderen materiellen Besitztümer. Wenn ein weiterer Unfall geschieht, bei dem ihr euch den Arm oder das Bein brecht, was sagt ihr? ‚Ach, das macht nichts: Ich bin gerettet.‘ Und das, was gerettet ist, ist euer eigenes Selbst, das selbst kostbarer ist als der Körper.

De Meister haben uns die Tatsache verständlich gemacht, dass das Innere Selbst das Wahre Juwel im Körper ist, der unbezahlbarste Schatz. Wir haben dieses Innere Selbst nie erkannt. Bevor wir es nicht erkennen und wissen, dass das Leben mehr ist denn die Speise, werden wir nichts für jenes Leben tun.

Gegenwärtig sind wir der Ansicht, dass unsere Körper mehr sind als alles andere, obgleich uns wohlbekannt ist, dass wir sie verlassen müssen. Das ist kein Schreckbild, sage ich euch. Aber der weise Mensch ist jener, der sich für die Umwandlung vorbereitet, die jeden von uns erwartet; ohne Ausnahme von der Regel. Der Mensch, der sich selbst erkennt, ist wahrlich der weiseste Mensch.

Wir haben uns nicht um diesen Weg gekümmert. Unser Bestreben war nur auf das Lesen der Schriften beschränkt und auf die Beachtung der äußeren Einhaltung von bestimmten Ritualen, Zeremonien oder Förmlichkeiten. Sicher sind dies die elementaren Schritte, die wir gehen müssen; aber dies ist nicht der Hauptzweck unseres Lebens. Was sollten wir tun? Wir sollten einfach den Wahren Zweck des Lebens verstehen. Welches ist die Höchste Mission eines Menschen? Der Mensch ist das Höchste in der ganzen Schöpfung. Er ist Gott am nächsten.

Das ist, was Prophet Mohammed im Koran sagt:

Gott schuf den Menschen und gebot den Engeln, sich vor ihm zu beugen.

Somit ist der Mensch höher als sogar die Engel selbst. Dies ist der Körper, dies ist der Tempel Gottes, in welchem Gott wohnt und ihr wohnt. Aber wir haben nie auf diese Weise gedacht. Wir haben lediglich auf den äußeren Menschen gesehen, dass äußerlich alles sauber ist, dass wir schöne Häuser haben, um darin zu wohnen, und dass wir eine luxuriöse Einrichtung haben. Aber wir haben wenig oder nichts dafür getan, diese Tempel Gottes – unsere Körper – von Innen her zu reinigen. Wir haben diese Tempel Gottes geschändet.

Und wer den Tempel Gottes schändet, wird von Gott bestraft.

Mit einem unreinen Herzen kann es keine Reinheit geben.

Reinheit ist natürlich der Frömmigkeit am nächsten. Wir sollten unsere Körper sowohl von außen als auch von innen rein halten. Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Wir müssen ein ethisches Leben führen, ein reines Leben.

Was Christus in der Bergpredigt sagte, entspricht dem Achtfachen Pfad Buddhas; und dieser wiederum entspricht den Yama-, Niyama- und Sadachar-Vorschriften der Hindus. Das ist der erste Schritt, den wir gehen müssen. Dabei werden wir auch den Inneren Weg finden.

Er sagte:

Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib Licht sein.

Wir haben die Lehren der Meister, Die in der Vergangenheit kamen, nicht verstanden. Wenn wir nur lernten, danach zu leben, was die Schriften sagen, würden wir Frieden auf Erden und auch Frieden im Jenseits haben. Wir hätten das Reich Gottes auf Erden und auch das Königreich Gottes in der anderen Welt.

Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?

Wie handeln wir in unserem täglichen Leben? Von früh bis spät sind wir nur mit der Erhaltung der physischen Körper von uns selbst und von unseren Familien beschäftigt. Wir stehen am Morgen auf, folgen dem Ruf der Natur, machen etwas Gymnastik, nehmen ein Bad, essen und dann gehen die einen ins Geschäft, andere in ihr Büro und weitere irgendeiner sonstigen Arbeit nach. Der ganze Tag wird mit diesem Bestreben zugebracht. Abends kommen wir heim. Jene, die verheiratet sind, müssen sich um ihre Familien kümmern. Manche sind krank und brauchen andere Lebensnotwendigkeiten. Einige gehen einkaufen. Am Abend nehmen wir unsere Mahlzeit ein und gehen schlafen. Wieder andere essen und trinken nur und machen sich ein schönes Leben, dann gehen sie ebenfalls schlafen. Das ist die gewöhnliche alltägliche Routine, die wir im Allgemeinen haben. Am nächsten Morgen beginnt derselbe zermahlende Prozess von Neuem. So wird unser kostbares Leben mit zweitrangigen Bestrebungen vergeudet. Wir haben keine Zeit, uns dem Problem und dem Mysterium des Lebens zuzuwenden.

Die Meister sagen:

Nun, seht hier, ihr müsst diesen Körper eines Tages verlassen; das ist unvermeidlich. Was habt ihr dafür getan?

Wir befinden uns in großer Agonie. Wenn uns der Tod überkommt, erleiden wir Agonie. Wenn wir das Schicksal eines Sterbenden gesehen haben, müssen wir Zeuge der Agonie des Todes gewesen sein: Weinen, Krämpfe usw. Niemand kann ihm dann helfen. Hätte er das Mysterium des Lebens gelöst und gelernt, wie man den Körper willentlich verlässt, hätte er sich selbst durch Selbstanalyse erkannt, dann wäre er zu Lebzeiten durch die Erfahrung des Todes hindurchgegangen; er hätte gelernt, sich willentlich über das Körperbewusstsein zu erheben, und er hätte sich bei dieser Gelegenheit nur erhoben, ohne jeden quälenden Schmerz.

Der Prophet Mohammed sagt, der Schmerz, den der Mensch empfindet, wenn die Seele den Körper verlässt, ist, als würde ein Dornbüschel vom Rektum ausgehend durch die Nasenlöcher gezogen. Einige indische Schriften vergleichen die Todesqualen mit tausend Skorpionen, die alle zur selben Zeit stechen. Ihr alle wart schon Zeuge, wie schwer es ist, den Körper zu verlassen. Von bestimmten Fällen – sehr seltenen Fällen – abgesehen, etwa bei Herzversagen, müssen alle durch diese Agonie gehen. Wenn ihr aber wisst, wie man den Körper nach Belieben verlässt, sei es hundertmal am Tag, dann kann der Tod keinen Stachel haben, sagen die Meister.

Wenn wir die Leute fragen:

Schau, lieber Freund, wie hast du dich auf die Spirituelle Weise entwickelt?

ist die Antwort:

Nun, das ist nicht nötig. Wir werden uns darum kümmern, wenn wir alt werden. Lasst uns essen, trinken und fröhlich sein.

Erstens, wo ist die Garantie, dass ihr ein hohes Alter erreicht? Es könnte ein Unfall geschehen; irgendeine Krankheit könnte euch befallen und euer Leben beenden. Nehmen wir an, ihr erreicht ein hohes Alter, was dann? Euer Körper wird gebrechlich, eure Fähigkeiten werden schwach, manchmal ist das Augenlicht nicht gut, zuweilen wird man schwerhörig, manchmal kann man sich nicht bewegen, oder man ist ans Bett gefesselt. Wenn ihr das Rätsel des Lebens gelöst hättet, solange ihr jung und im Besitz eines entschlossenen Willens in einem starken Körper wart, hättet ihr es viel besser lernen können.

Aber wie auch immer, ihr werdet feststellen, dass ihr darauf nie geachtet habt. Es ist das Wichtigste und wird am meisten ignoriert.

Ein Moslem-Heiliger sagt:

Der Höchste Zweck des Lebens eines Menschen ist, sich selbst zu erkennen und Gott zu erkennen.

Und was habt ihr getan? Da ihr doch so viel über eure physischen und intellektuellen Dinge wisst, habt ihr auch eurem Inneren Selbst irgendeine Beachtung geschenkt?

Er sagt:

Nun, was für Früchte bringt all das? Du bist ein Tor. Du bist kein weiser Mensch.

Ein kluger Mensch sucht immer zu verstehen und sich auf das Morgen vorzubereiten. Er bereitet sich darauf vor, was sich ereignen wird.

In Indien starb eines Tages ein gewisser junger Mann, dessen Leib zur Verbrennungsstätte gebracht wurde. Es waren etwa 300 oder 400 Menschen anwesend, und ich war einer von ihnen. Sie wollten, dass ich eine Rede hielte, die für den Augenblick am geeignetsten war.

Ich sagte ihnen:

Nun, der Gegenstand der Rede liegt vor euch. Etwas hat diesen Körper verlassen, in euch aber ist dieses Etwas noch. Seid ihr jedoch für diese Veränderung vorbereitet? Wenn nicht, bereitet euch vor. Löst einfach das Mysterium des Lebens, wie man den Körper verlässt, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt.

Wenn der Tod euch ereilt, werdet ihr vorbereitet sein. Ihr werdet keinen stechenden Schmerz haben. So könnt ihr den Tod besiegen. Ihr müsst alle eure Körper verlassen.

Der fünfte Guru der Sikhs sagte:

Ihr seht selbst, dass diese physischen Körper, wie die unseren, die andere trugen, zurückgelassen werden mussten. Wo sind eure Vorfahren? Wo sind all die Meister, Die in der Vergangenheit kamen? Sie alle hatten Körper und verließen sie. Es kann in eurem Fall keine Ausnahme geben.

Wenn die Regierung einen Räumungsbefehl erlässt, wird dieser Befehl ausgeführt, ob es euch gefällt oder nicht. Es kann vielleicht einen Aufschub in der Durchführung der Befehle geben. Ihr mögt euch an jemanden wenden und irgendein Zugeständnis erwirken. Aber wenn der Befehl von Gott ausgegangen ist, gibt es kein Zugeständnis. Ihr müsst den Körper verlassen und gehen.

Es ist weise zu lernen, wie man den Körper verlässt. Was ist es, das den Körper verlässt? Wenn ihr dieses Problem gelöst habt, habt ihr die Furcht vor dem Tod bezwungen.

Im Mahabharata, dem großen indischen Epos, haben wir die Episode von Yaksha und dem Prinzen Yudishtra. Als der Letztere zu einer Quelle ging, um seinen Durst zu stillen, forderte ihn Yaksha auf, unter Lebensgefahr davon abzulassen, und erst seine Frage zu beantworten. Was ist das Seltsamste, das auf der Welt geschieht? Yudishtra antwortete: Wir sehen täglich, dass Menschen ihre Körper verlassen, die dann verbrannt oder begraben werden. Wir haben solchen Bestattungszeremonien beigewohnt. Aber wir glauben nicht im Geringsten, noch ziehen wir jemals in Betracht, dass wir ebenfalls den Körper verlassen müssen. Die Menschen sterben, aber wir denken nie daran, dass auch wir sterben werden. Wir tragen diese toten Körper auf unseren Schultern, wir begraben sie mit eigenen Händen. Und trotz alledem haben wir nicht den geringsten Gedanken in uns, dass wir genauso den Körper verlassen müssen. Das ist das merkwürdigste aller Dinge.

Wo sind eure Brüder, eure Ahnen und andere? Sie alle lebten wie ihr und schieden dahin; auch ihr müsst eines Tages gehen. Der weise Mensch ist jener, wer sich vorbereitet, den Körper zu verlassen.

Das wird das Thema meiner nächsten Ansprache sein. In dieser Ansprache haben wir uns mit den höheren Werten des Lebens befasst. Der physische Körper hat seinen eigenen Wert. Dieser Körper ist ein Tempel Gottes; erhaltet ihn. Gott wohnt in jedermanns Herz; das Sichtbare wie auch das Unsichtbare begegnen sich im Menschen. Ihr habt eure Familien als Rückwirkung aus der Vergangenheit; sorgt für sie. Liebt die ganze Menschheit; das ist das zweite der höchsten Gebote, die euch vorliegen. Ihr habt den Intellekt; entwickelt ihn auf alle Fälle. Aber auch er muss mit dem Körper vergehen. Das Leben ist mehr denn die Speise und der Leib mehr denn die Kleidung und aller Besitz. Aber ihr handelt völlig entgegengesetzt. Ihr glaubt, dass der Körper und die äußere Umwelt das A und O des Lebens sind.

Manche Leute kommen zu mir und sagen: ‚Wir erkennen an, was Ihr sagt. Wir möchten etwas über das Mysterium des Lebens erfahren. Wir haben danach gesucht.‘ Aber wenn man sie einlädt, zum Vortrag zu kommen, sagen sie: ‚Ich muss meiner Arbeit nachgehen. Ich kann nicht kommen.‘

Damit will ich sagen, dass ihr eure Verpflichtungen zugunsten eurer vordringlichen Angelegenheiten neu ordnen müsst. Wenn zu Hause jemand krank wird, nehmt ihr einige Zeit frei von eurer Arbeit. Aber die Höchste Wahrheit hat von euren Herzen nicht Besitz ergriffen. Dies ist das Wichtigste im Leben ist und ihr habt keine Zeit dafür.

Wenn ihr den Körper verlasst, wer wird euch helfen? Einzig, wenn ihr euer Selbst erkannt habt, wenn ihr wisst, wie man den Körper verlässt, werdet ihr in der Lage sein, den Körper zu der Zeit ohne Schmerz zu verlassen. Jemand, Der dieses Mysterium kennt und kompetent ist, wäre in der Lage, euch zu helfen; aber niemand sonst, nicht einmal eure nächsten Freunde und Verwandten, auch nicht der größte Arzt kann von irgendwelcher Hilfe sein.

Das ist die wichtigste Aufgabe unseres Lebens. Wir aber schieben sie bis zum Letzten auf. Die Taube kann zwar die Augen vor der herannahenden Katze verschließen, aber das rettet sie nicht. Auch wir können das Problem des Todes nicht dadurch lösen, dass wir uns von ihm abwenden. Wir müssen uns damit auseinandersetzen und den Tod besiegen, sonst wird der Tod uns besiegen.

Das Ende des Lebens muss kommen. Das sagen uns die Schriften und das ist es, was alle Meister uns sagen. Aber wir kümmern uns dennoch nicht darum.

Guru Nanak sagt:

Du bist entweder ein Kind mit noch unentwickeltem Verstand, oder du bist stockblind.

Nun kommt die Frage auf: Wer ist es, Der euch auf dem Weg helfen kann? Nun, Derjenige, Der dieses Mysterium für Sich Selbst gelöst hat und kompetent ist, euch eine Erfahrung davon zu geben, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt – das Innere Auge öffnet und das Licht Gottes sieht – nennt Ihn, wie immer ihr wollt.

Wenn ihr Ihm einfach zu Füßen sitzt, mit empfänglichem Gemüt und einem liebevollen Herzen, wird es euch gelingen, dieses Mysterium des Lebens zu lösen. Die Höchste Mission im Leben eines Menschen ist, sich selbst zu erkennen und Gott zu erkennen. Aber er beschäftigt sich mit frivolen Bestrebungen. So wird es von jenen gesehen, die erwacht und erleuchtet sind.

Wir betrachten den physischen Aspekt als die wertvollste Sache im Leben. Aber der Erwachte sagt:

Was tun sie? Sie sorgen sich nicht um ihr eigenes, wirkliches Selbst. Sie wenden dafür keinerlei Zeit auf und verbringen all ihre Stunden für den physischen Körper und seine Umgebung und für intellektuelle Errungenschaften.

Die Antwort mag sein: Wir müssen diesen Körper verlassen, aber wir tun alles, um ihn zu erhalten und für ihn oder für das, was zu ihm in Beziehung steht, alle möglichen Annehmlichkeiten zu besorgen. Nun, wer wird uns sagen, was dann zu tun ist? Dafür müssen wir Einem zu Füßen sitzen, Der das Mysterium des Lebens für Sich Selbst gelöst hat. Es ist eine praktische Sache.

In den Evangelien lesen wir:

Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen: ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.

Diese Erfüllung des Gesetzes war immer die Mission aller Wahren Propheten und wird es immer sein. Das ist, was uns alle Schriften verkünden. Wir haben all diese Dinge gelesen. Wenn immer Meister kamen, brachten Sie der Welt nicht etwas Neues. Als ausgezeichnete Beobachter, wie Sie es waren, sahen Sie die Dinge in der rechten Perspektive und erweckten die Menschen zur Wahrheit.

Ihr deutlich vernehmbarer Ruf ist immer:

Erwache, o Mensch – was tust du?

Die Veden sagen:

Erwache, erhebe dich und ruhe nicht, bis das Ziel erreicht ist.

Wir schlafen sozusagen. Unser oberflächliches Leben ist nichts weiter als Schlaf. Wir sind mit den Körpern identifiziert. Durch die Sinnesorgane haben wir in so großem Ausmaß Eindrücke von außen aufgenommen, dass wir, wenn wir unsere Augen schließen, dieselben Eindrücke nachgebildet sehen. Wenn wir schlafen gehen, werden eben jene Eindrücke in uns wieder in Form von Träumen nachgebildet. Wir leben eine Art oberflächliches Leben, blind gegenüber der Wirklichkeit.

Wir befinden uns in physischen Körpern. Wir sind bewusste Wesen. Wir sind so sehr an Gemüt und Materie gebunden, dass wir uns selbst nicht vom Körper unterscheiden können. Wir müssen die physische Welt verlassen, die astrale überschreiten, weiter über die kausale und superkausale hinausgehen und die Wahre Heimat unseres Vaters erreichen. Das ist der Wahre Bestimmungsort für jeden von uns.

Was haben wir dafür getan? Wir haben uns lediglich dem physischen Körper und seinen Beziehungen gewidmet. Das ist es, was uns von den Meistern immer wieder gesagt wird. Sie sagen nicht, dass wir die Welt gänzlich verlassen und in der Wildnis wie ein Einsiedler leben sollten. Durchaus nicht.

Sie sagen:

Ihr habt physische Körper. Erhaltet sie. Sie sind die Tempel Gottes. Haltet sie rein und sauber, von außen und von innen.

Ferner sagen Sie:

Nun, ihr habt einen Intellekt. Entwickelt euch auch intellektuell. Aber bedenkt, dass ihr Seele seid, der Bewohner des Körpers. Erkennt euch selbst, damit ihr das Überselbst erkennen könnt. Ihr werdet euch nur selbst erkennen, wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt.

Bisher sind wir gleichsam mit dem Körper identifiziert. Wir können uns nicht vom Körper unterscheiden.

Es gibt also verschiedene Werte im Leben. Der physische Körper hat seinen eigenen Wert, der Intellekt den seinen, aber das Spirituelle Leben hat den höchsten Wert von allen.

Von den vierundzwanzig Stunden des Tages schenken wir der Entwicklung der physischen Seite und ihrer Umwelt und den intellektuellen Errungenschaften so viel Aufmerksamkeit und Zeit. Wir sollten auch unserer Entwicklung auf dem Weg, unser eigenes Selbst zu erkennen, eine gewisse Zeit widmen. Das haben alle Meister hervorgehoben.

Nun bleibt die Frage: Wie? Alle Schriften sprechen vom Himmelreich und sie sagen, dass es in uns liegt. Wie kann man das Reich Gottes betreten? Wie öffnet man das Innere Auge, um das Licht Gottes zu sehen? Wir werden nun den Inneren Aspekt des Menschen berühren. Die höheren, Inneren Möglichkeiten, wenn wir das Körperbewusstsein übersteigen, befähigen uns, in das Reich Gottes einzugehen.

In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.

Es gibt da Ebenen über Ebenen. Wie kann man sie durchqueren? Dies ist das Thema, mit welchem wir uns als nächstes befassen werden. Wie kann man das Innere Auge öffnen, um das Licht Gottes zu sehen, von dem alle Schriften sprechen?

Ich vertrete keine bestimmte Religion. Ihr bleibt, wo ihr seid. In einer Religionsgemeinschaft zu leben ist ein Segen, denn sonst gäbe es Verderben in der Welt. Wenn sie nicht vorhanden ist, werdet ihr eine andere Gemeinschaft gründen müssen. Folgt einfach der rechten Bedeutung der Schriften, dem, was sie uns lehren.

Sie heißen uns alle, Gott zu lieben, die ganze Menschheit zu lieben. Wenn wir die ganze Menschheit lieben, können wir sie nicht berauben, sie nicht töten; die anderen Dinge ergeben sich von selbst. Gleichzeitig müssen wir ein ethisches Leben führen. Wir müssen uns selbst erkennen, wissen, wer wir sind.

Die Bergpredigt behandelt das äußere Zusammenleben mit euren Mitmenschen. Christus wies darin auch auf das Innere Licht hin, wie man in das Reich Gottes gelangen kann, das in uns liegt. Christus warnte uns ebenso vor den falschen Propheten. Sie kommen in Schafskleidern zu euch, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.

Die Meister, Die diese Erfahrung mit Ihrem eigenen Selbst hatten, verteilen alle diese Gaben Gottes unentgeltlich. Sie verlangen nichts dafür. Sie werden gratis gegeben. Alle Gaben Gottes sind frei. Es ist der Mensch, der verkauft, nicht Gott. Das erklären alle Propheten und Meister, Die in der Vergangenheit kamen.

Mit all der Kraft eures Intellekts werdet ihr nicht in der Lage sein, die rechte Bedeutung der Heiligen Schriften zu verstehen, bis ihr zu Jemandem kommt, Der eine praktische Erfahrung davon hat und fähig ist, euch eine Ersthand-Erfahrung zu geben. Wenn ihr auf diese Weise eine Erfahrung erhalten habt, könnt ihr voranschreiten.

Das heutige Thema ist beendet. Als Nächstes werden wir das Reich Gottes behandeln: wie das Innere Auge zu öffnen ist, um es zu sehen, und wie man hineinkommen kann. Wir werden hören, was all die Meister und Schriften über das Thema zu sagen haben. Am Ende werden wir uns mit dem natürlichsten Weg beschäftigen. Es gibt so viele Mittel und Wege dafür, aber wir werden uns dem natürlichsten Weg zuwenden, den selbst ein Kind gehen kann.