Kirpal Singh

Der Dieb eures Lebensodems

Für eine rechte Lebensweise ist Bhajan unerlässlich, denn die wahre Bedeutung von Bhajan ist, nach Innen zu gehen und sich wieder mit dem Herrn zu vereinen – nicht mehr und nicht weniger. Es ist immer das Ziel aller Wahren Meister gewesen, die Menschen diese Art des Bhajan zu lehren: den Inneren Bhajan, mit dessen Hilfe das Gemüt, durch die Innerliche Verbindung mit Gott, in Seiner Gegenwart trunken wird. Die Sphärenmusik oder Akhand Kirtan – Ewiger Gesang – sollte von der ergebenen Seele ständig vernommen werden, Er berauscht sie, weil sie selbst Teil dieses Tones ist.

Der hörbare Lebensstrom hat die Macht, dem üblen Gift der Welt völlig die Wirkung zu nehmen. Darum wird uns dringend nahe gelegt, regelmäßig den Satsang zu besuchen, den einzigen Ort, wo wir der Wahrheit begegnen können. Unsere Seele ist nicht frei vom Gemüt und den Sinnen; unglückseligerweise hat sie noch nicht das Einssein mit der Wahrheit erreicht. So braucht sie unbedingt die Gemeinschaft von Einem, Der mit der Wahrheit Eins ist.

Werdet gefärbt in das farblose Naam.

Wenn die Meister-Seelen in den Ton von Naam färben, kann keine andere Farbe wirksam werden, aber bei den Unglücklichen, die nicht in Naam gefärbt sind, hinterlässt der Einfluss der Welt weiterhin einen Flecken um den anderen. Unser ganzer Kummer kann darauf zurückgeführt werden, dass wir nicht in die Wahre Farbe von Naam getaucht sind.

Woher kommt diese Farbe?

Er ist die überfließende, berauschende Farbe der Liebe; die Verbindung mit dem Heiligen erfüllt uns mit Wahrem Verlangen.

In Gemeinschaft mit Ihm, in Dem Gottes Liebe, Gottes berauschende Farbe überfließt, kann man wahrlich die entsprechende Ausstrahlung aufnehmen. Falls wir dann durch Seine Gnade auch einen Kontakt oder eine Beziehung zu Gott in Ihm bekommen, leben wir täglich vierundzwanzig Stunden in dieser Trunkenheit.

Die Berauschung von Naam, o Nanak, erheitert Tag und Nacht.

Wenn wir der Sache auf den Grund gehen, erkennen wir, dass aller Übelstand der Welt vom Mangel an dieser Verbindung herrührt.

Wenn sich irgendjemand bei Hazur über seine Unfähigkeit, das Gemüt zu beruhigen, beklagte, antwortete Er:

Dein Simran ist nicht stetig genug.

Und auf die Klage, dass man nicht lange in Meditation sitzen könne, wurde die gleiche Antwort gegeben. Unsere wirkliche Schwierigkeit ist, dass wir von der Farbe der Welt durchtränkt sind! Könnte diese ausgewaschen werden, würden wir rein und somit geeignet für eine neue, frische Farbe, die uns belebte. Ein schmutziges Tuch muss man erst säubern, bevor man versuchen kann, es zu färben. Unser Herz und Verstand sind befleckt durch die Farbe, welche von der Ebene des Gemüts und der Sinne kommt. Wir sind von den Handlungen des Lebens besudelt, und dazu kommen die Schandflecken aus der Vergangenheit, von einer Geburt zur anderen. Selbst wenn ihr die früheren Lebensläufe nicht berücksichtigt, sondern allein dieses Leben … wie viele Jahre sind schon dahingegangen? Durch das Erbarmen eines Meisters hattet ihr vielleicht das Glück, in Seiner Gemeinschaft zu sein und euch ein wenig des Vorteils der Farbe von Naam zu erfreuen. Aber auch dann heißt es, dass wir Simran üben und dem Satguru dienen müssen.

Mit der Ausübung des weltlichen Simran haben wir die Farbe der Welt angenommen, die man nur durch den Simran, Gedenken, und Dhyan, Betrachtung, des Herrn wieder wegbekommt.

So kann man sagen, dass der erste Schritt Simran ist – kontrolliertes Denken –, und er sollte stetig, ohne Unterbrechung sein. Das ist der Reinigungsprozess, ehe die Seele geeignet ist, in der Farbe Gottes gefärbt zu werden.

Ein Japa (Wiederholung), ein Gedanke. Denke an den Einen, sehne dich nach dem Einen, lobpreise den Einen. Mit Gemüt und Körper wiederhole liebevoll den Namen des Herrn.

Durch den echten Dienst des Gemüts und des Körpers, mit Liebe und Ergebenheit, sollte man immer mehr an den Herrn denken, bis nichts als ständiges Sehnen nach Ihm verbleibt. Das ist ein Zeichen des Erwachens. Wir bangen um weltliche Dinge, aber selten findet man jemanden, den in Erinnerung an den Herrn Wehmut ergreift.

Simran ist der erste Schritt. Natürlich wird man von der Farbe desjenigen durchdrungen, in dessen Namen man den Simran ausführt.

Wenn du jemanden im Herzen bewahrst, wirst du auch in seinem Herzen wohnen.

Wenn sich der Schüler des Gurus erinnert, wird Sich der Guru des Schülers ebenfalls erinnern. Und bei gegenseitigem Gedenken entsteht Empfänglichkeit; der Guru und der Schüler werden Eins.

Der Satguru schützt den Schüler mit Seinem Leben.

In dieser Lage wird er vom Wesen des Gurus überflutet. In einem reinen Herzen wird das Wahre Wissen offenbar. Sicherlich werden solche, die Simran üben, in jener Farbe gefärbt sein. Wenn es die Meister wollen, enthüllen Sie einiges von Sich, wodurch große Weisheit zutage tritt, was uns, die wir in der Farbe des Herrn noch nicht beständig sind, zum Vorteil gereicht.

Erkennt, dass die Seele ein bewusstes Wesen ist; sie existiert immer, ist alle Weisheit und vollkommene Wonne. Wenn Gemüt und Sinne von ihrer schmutzigen Farbe reingewaschen sind und die Seele, welche Aufmerksamkeit ist, mit der größeren Aufmerksamkeit verbunden wird, dann strahlt sie ohne Mühe Seligkeit aus. Es heißt, dass solche, die nicht Bhajan üben, niemals frei von Nöten sind:

Sie werden stets von Trägheit gequält.

Sie sind immer schläfrig. Wann kommt dieses Aufschieben, und wann ist es überwunden?

Für die Negative Kraft ist der Mensch ganz Aufmerksamkeit; aber er schläft und schlummert, während Naam ausgegeben wird.

Um seine Sinne zu erfreuen, ist er selbst um Mitternacht hellwach und rührig. Aber für Bhajan … 'nicht jetzt, wir werden morgen sehen.' Das kommt hauptsächlich daher, weil er sich für gewöhnlich den äußeren Freuden widmet; er fühlt sich zu ihnen hingezogen. Er hat kaum nennenswert oder wenig Bhajan geübt, hat nicht tief genug von seinem süßen Nektar aufgenommen und findet deshalb kein Gefallen daran. Durch Trägheit wird der Aufschub zum Dieb der Zeit… 'nicht gerade jetzt, wartet ein bisschen … heute abend wollen wir üben – nein, morgen früh … Lasst uns erst diese Arbeit beenden, und dann …' Was ist die traurige Folge davon? Wenn ihr den einen Augenblick hinausschiebt, wird der nächste, von dem ihr meint, dass er besser wäre, nie kommen.

Wenn man träge wird, führt diese Trägheit zu Schlaf. Wie wollt ihr das Innere erkennen, wenn eure Meditation nicht erfolgreich ist? Selbst wenn einer bei der Initiation durch die Güte des Meisters Innen etwas gesehen hat, denkt er dennoch, dass alles nur Einbildung sei. Auf diese Weise streut uns das Gemüt Sand in die Augen – mit dem Ergebnis, dass die Seele zu den Freuden zurückkehrt und ihre Aufmerksamkeit zerstreut. Obwohl sie unvergänglich und unveränderlich ist, steht sie unter dem Einfluss des Gemüts; durch die Verbindung mit ihm kam sie in die Schöpfung und unterliegt seither dem Zyklus von Geburt und Tod. Gefangen in der Täuschung, verteilt sie ihre Aufmerksamkeit in der Welt, wird eine Beute der Leidenschaften, des Ärgers usw. und dadurch immer mehr zerstreut. Durch Leidenschaft kann die Seele sehr tief fallen. Der Sitz der Seele ist hoch, zwischen den Augenbrauen. Und der Sitz der Leidenschaft? Nun, jeder weiß, wo er sich befindet.

Wo Leidenschaft ist, gibt es kein Naam; wo Naam ist, dort ist Wahres Verlangen. Beides kann nicht zusammen bestehen; die Sonne und die Nacht sind jede für sich.

Naam ist dasselbe wie der Ewig Seiende Gott, Der in allen Wesen ist und jede Seele in jeglicher Form kontrolliert. Aber die Verbindung mit Naam wird über den Sinnen, hinter und zwischen den Augen hergestellt, wohin sich die Seele zur Zeit des Todes zurückzieht, wenn sie die Bühne des Lebens verlässt. Diese Stelle wird als der Sitz der Seele bezeichnet. Wenn eine Seele in der Farbe von Naam gefärbt ist, wie können ihr dann Wünsche etwas anhaben? Ist die Aufmerksamkeit jedoch im Körper, wird sie von Begierden gequält. Ohne die festigende Kraft von Naam bleibt die Seele in der Welt zerstreut, andauernder Gemütsbewegung unterworfen. Leidenschaft und Ärger haben die gleichen Folgen. Wenn sich ein Hindernis zwischen uns und unser Begehren stellt, sei es offen oder verborgen, kommt Groll auf, gefolgt von Neid, Kritik, übler Nachrede, Feindseligkeit, banalen Streitigkeiten und anderen Dingen – wir treiben von einer schlechten Gewohnheit in die andere. Dies kommt alles aus Mangel an wirklicher Meditation.

Meditierte man auch nur ein wenig mit tiefer Aufrichtigkeit, würde man sich einer Berauschung erfreuen.

Wenn man diesen Nektar erlangt, erscheint anderer Wein fade.

Und hat man den wirklichen Nektar des Lebens gekostet, wird man tausend Arbeiten liegenlassen, um zu meditieren und sich daran zu laben. Jede freie Minute wird dann genutzt; man wird sein Leben neu ordnen, um mehr und mehr Zeit für die Meditation zu gewinnen. Wenn die Leute gefragt werden, warum sie nicht meditieren, entschuldigen sie sich damit, dass sie für diese wesentliche Arbeit nie Zeit hätten, obwohl der Wahre Schüler immer bereit und willens ist, den weltlichen Verpflichtungen nachzukommen. Wir sind unserem Bhajan nicht treu, weil wir nicht genügend Innere Erfahrung von Naam hatten.

Wer der Leidenschaft und der Geißel des Zorns erliegt, ertrinkt in einem Strom der Gier.

Diese Gier wächst täglich: wer 100 Mark hat, möchte 1000 haben, und wenn er sie bekommt, will er noch mehr. Darüber hinaus wollen die Leute noch gelobt werden, ohne dass sie irgendetwas Gutes tun. Sie verbringen ihr Leben mit Lügen, Betrügen und Ränkeschmieden, und die Lebensspanne geht dahin ohne ein Gramm Selbstkontrolle.

Der Meister sieht unsere Lage und sagt:

Haltet ein, wo ihr seid! Seht auf euren Zustand!

Das alles kommt aus Mangel an Meditation, und das einzige Hilfsmittel ist die Rückverbindung der Seele mit dem Herrn. Auch nur ein wenig Berauschung, die von der stetigen, täglichen Praxis herrührt, wird nach und nach die Neigung für äußere Freuden aufheben. Diese äußeren Verlockungen machen es dem Gemüt sehr schwer, sich zurückzuziehen und nach Innen zu gehen. Beginnen wir uns einmal der Inneren Süße zu erfreuen …

Wenn diese Süße aufkommt, sagt einem der andere Geschmack nicht mehr zu.

Natürlich wird das süße Aroma alles Übrige fade erscheinen lassen.

Es ist des Meisters Werk, die Seele an den immer währenden Ton anzuschließen. Er gibt eine Verbindung mit der reinen Widerspiegelung des Herrn – frei und kostenlos. Hat man diese einzigartige Gabe der Natur erhalten, sollte man in täglicher Praxis genügend Zeit einsetzen, um sie zu vermehren. Wenn man sich dann des Nektars wirklich zu erfreuen beginnt, werden die äußeren Dinge von selbst, ohne irgendeine Mühe, in den Hintergrund treten. Sich in Zaum zu halten, sein ganzes Leben vollständig unter Kontrolle zu haben, sich selbst zu helfen, von dem, was uns an Äußeres fesselt, loszukommen, erfordert Selbstprüfung. Beginnt, indem ihr bewusst einen kleinen Teil eures Lebens kontrolliert. Es wird euch gelingen, wenn ihr dabei ein wenig an der inneren Berauschung von Naam Gefallen findet. Alle Meister erklären, dass es ohne Meditation keinen Erfolg gibt.

Jetzt, da Kal – das Negative – gekommen ist, sät rasch den Samen von Naam; vergesst euch nicht in der Täuschung, nun ist die Zeit des Säens.

Die Meister sagen uns, dass der direkte Ausweg nicht über Karma – die vergangenen oder gegenwärtigen Handlungen – oder Dharma – Gewissenhaftigkeit in religiösen oder rituellen Dingen – führt, denn diese beziehen sich nur auf die Sinnesebene. Solange die Seele keine Verbindung mit Gott hat und nicht von Naam durchdrungen ist, muss sie in diese Welt zurückkehren.

Im Gurbani steht:

Einem Gurumukh zu begegnen, die Gemeinschaft eines Sadh zu haben und die Farbe von Naam zu tragen, das ist die Wahre Begegnung, Geliebter, und wer immer dies erlangte, nannte Deinen Namen von Herzen.

Nur Der kann den Schatz geben, Der ihn besitzt. Wenn sich zwei Betrunkene begegnen, tanzen beide nach derselben Melodie. Ähnlich ist es, wenn jene zusammenkommen, die den Nektar von Naam trinken – wie sehr erheben sich ihre Seelen! Welchen Umgang ihr auch habt, dementsprechend werdet auch ihr.

Die die Wahrheit sehen, beschreiben das Gleiche, doch in verschiedenen Sprachen. Maulana Rumi hat gesagt, dass, wenn man so begünstigt ist, sich zwanzig Minuten lang in der Gemeinschaft von Gott im Menschen zu befinden, es einem mehr Vorteil bringt, als wenn man dem Herrn aufrichtig und ohne sich zur Schau zu stellen hundert Jahre voll der Ergebung weiht. Diese einzigartige Farbe kann nicht geschaffen oder hergestellt werden, man kann sie nur von der direkten Versorgungsquelle erhalten. Sie ist bereits in uns, aber vom Schmutz der Jahrhunderte überdeckt und wird nur in der Gemeinschaft eines Menschen sichtbar, der Seine Aufmerksamkeit ganz unter Kontrolle hat, – ja, Der voll der Berauschung ist. Ihr mögt es das Almosen von Naam nennen.

Meditation ist sehr nötig, denn nur durch sie wird alles andere dazugegeben. Es gibt Menschen, welche die Zeit ihrer Meditation wegstehlen.

Die Diebe des Bhajan sind ständig von irgendwelchen Nöten bedrängt.

Es heißt:

O Nanak, die ganze Welt ist unglücklich.

Welches ist das Heilmittel für diese schreckliche Lage? Nur die sind glücklich, welche durch Naam erhalten werden.

Der Mensch in der physischen Gestalt ist ohne Halt, wie kann er den Herrn lobpreisen? Groß sind die Sinnesfreuden; Ärger und Leidenschaft quälen ihn täglich.

Das sind die Worte von Guru Amar Das. Von hundert Menschen werden alle, wenn sie klug sind, das Gleiche sagen. Bedauernswert ist die Lage jener, deren Gemüt rastlos zwischen den neun Toren – den neun Öffnungen des menschlichen Körpers – umherwandert, die inmitten der Sündhaftigkeit des weltlichen Lebens hin- und hergezerrt werden. Die arme Seele fällt manchmal sinnlichem Verlangen zum Opfer oder verliert sich in Zorn. Um den genauen und sichersten Weg kennen zu lernen, auf dem man Gott erreicht, muss man Gemeinschaft mit einem Erleuchteten Menschen halten. Bei Ihm wird es möglich, die Wahre Erinnerung an den Herrn zu haben. Er kann uns lehren, wie man an diesem Gedenken in jeder Phase des Lebens festhält: bei der Arbeit, im Gehen, beim Essen, Sitzen usw.

Dieser Bereich der Sündhaftigkeit ist schal und abgeschmackt, gib sie auf, Freund, und trinke den Nektar von Naam.

Durch die Sinne lässt sich die ganze Welt von der einen oder anderen Art des Lasters treiben. Wie nachteilig kann es sein, wenn auch nur ein einziges Sinnesorgan im Vordergrund steht. Bei Motten zum Beispiel ist der Gesichtssinn so stark, dass sie sich, durch die Anziehungskraft des Lichts auf das Auge, darin verbrennen. Fische, die in Meeren und Flüssen frei umherschwimmen, haben einen dermaßen entwickelten Geschmackssinn, dass sie sich von verschiedenen Leckerbissen ködern lassen; sie werden gefangen und verlieren ihr Leben. Der arme Fisch, mit dem Angelhaken im Maul, gibt seine Freiheit auf, nachdem er qualvoll herumzappelte, um dem Angler zu entkommen. Denkt an die schwarze Biene, deren Geruchssinn sie von Blume zu Blume lockt, bis sie von einer bestimmten Blüte, die sich bei der leisesten Berührung schließt, verschlungen wird.

Wir haben vom Sehen, Schmecken und Riechen gesprochen. Wie ist es mit den beiden übrigen Sinnen, dem Gehör und dem Tastsinn? Hirsche sind so schnell, dass es äußerst schwierig ist, sie einzuholen. Selbst wenn sie rückwärts springen, kann ihr Sprung neun bis zwölf Meter messen. Wie wird dieses Tier gefangen? Seine Schwäche liegt in dem ausgeprägten Gehörsinn. Wenn ein bestimmter Trommelschlag ertönt, vergisst der Hirsch alles und kommt ganz nahe, um seinen Kopf auf die Trommel zu legen. Auf diese Weise verbringt er den Rest seines Lebens in Gefangenschaft, in die ihn der Mensch gebracht hat. Man denke nun an den Elefanten, dessen Stärke so offensichtlich beeindruckt, dass der Mensch bei seinem bloßen Anblick erschrecken mag. Doch während der Brunftzeit ist des Elefanten Drang, das Weibchen zu berühren, so mächtig, dass er alle Kontrolle verliert, Amok läuft und auf seinem Weg sogar riesige Bäume entwurzelt. Solange er in diesem Zustand der Leidenschaft ist und alle seine besseren Instinkte verloren hat, kann ihm der Mensch eine Falle stellen. Ein riesiges Erdloch wird ausgehoben und mit Zweigen und Gras bedeckt. In der Nähe wird ein weibliches Tier als Lockmittel angebunden, und wenn der Elefant herbeigelaufen kommt, fällt er in die dazwischen liegende Grube. Nachdem man ihn viele Tage hungern ließ, ist er schwach genug, um gefesselt und für den Rest seines Lebens – bis zu 100 Jahren – in die Sklaverei gebracht zu werden.

Das sind Beispiele von Geschöpfen, die nur einem Sinn versklavt sind. Was ist nun mit einem, bei dem alle fünf Sinne vorherrschen? Es mag eine einfache Sache sein, über diese Dinge zu sprechen, aber bedenkt diese schwierige Aufgabe! Es erscheint unmöglich, Kontrolle über diese fünf Sinne zu gewinnen. So ist es nur durch die Gnade eines Wahren Meisters möglich, für eine Weile von dem dunklen Abgrund dieser kraftvollen Sinne wegzukommen.

Mit einer unbeschreiblichen Kraft zieht der mächtige Guru die Aufmerksamkeit an.

Und im Innern ist der Immer Seiende Herr, beschrieben als Naam.

Durch die Wiederholung von Naam wird das Licht von Millionen Sonnen sichtbar.

Im Innern ist Licht, und die Melodie des Herrn – der immer währende Gesang – ertönt. Der Guru stellt eine Verbindung damit her – das ist Seine Größe, die von Gott in Ihm. Und wenn man Sein kostbares Geschenk bekommt, muss es vermehrt werden. Wenn die Freude daran wächst, schwinden die niederen Neigungen.

In der Bhagavad Gita – einer vedischen Schrift – steht:

Nicht durch Wiederholung oder Kasteiung, weder durch Riten noch durch Gebete oder Schriften; nicht durch Almosengeben oder Pilgerfahrten […]

Zahllose andere Dinge werden erwähnt, und zuletzt heißt es:

Nicht einmal durch Kontrolle der Sinne kann Mich der Jiva so rasch erkennen wie in der Gemeinschaft eines verwirklichten Menschen.

Durch großes Glück kommt man zu einem Meister, und nur bei Ihm wird das Gemüt seine andauernde Ruhelosigkeit aufgeben und eine Zeit lang vollkommen still sein.

Wer ist der Meister? Er wurde auf die gleiche Weise wie andere Menschen geboren, indem Er die menschliche Gestalt annahm, und wir können Ihn täglich essen, trinken und in der Welt wirken sehen; und doch …

besteht zwischen dem Sadh und dem Herrn nicht der geringste Unterschied, o Bruder.

Das sind Guru Arjans Worte.

Wo beginnt also die Meisterschaft? Wer die neun Tore überschreitet und in voller Kontrolle seines ganzen Seins ins Jenseits geht – der kann wissen, was ein Meister ist.

Die neun Tore? Es sind die beiden physischen Augen, die Nasenlöcher, der Mund, zwei Ohren, die Geschlechts- und Ausscheidungsorgane. Wer seine Aufmerksamkeit zurückziehen und durch das zehnte Tor hinter den Augen hinausgehen kann, ist auf dem Weg, eine verwirklichte Seele zu werden. Aber wo stehen wir? Von einem, der sein ganzes Leben auf der Sinnesebene zugebracht hat und dessen religiöse Übungen sich auf diese Ebene beschränken, kann kaum angenommen werden, dass er weiß, wie man sich über all das erhebt. Er wird zweifellos für seine guten Taten belohnt, aber er wird wieder und wieder in die Schöpfung kommen, da er sich als den Handelnden sieht. Dies sind die goldenen und eisernen Ketten, wie sie von Lord Krishna beschrieben werden, wenn er von guten und schlechten Taten spricht.

Erlösung kommt nur durch das Heilige Naam. Im Ramayana wird es mit dem Anzünden einer Lampe in einem Flur verglichen, deren Lichtschein ihn von innen und außen erhellt. Dies veranschaulicht, welche Wirkung die Wiederholung von Naam auf unser Inneres und äußeres Leben hat. Simran zu wiederholen ist der erste Schritt. Das Erscheinen Desjenigen, Dem der Simran gilt, ist eine andere Sache.

Habt ihr den Guru nicht voll und ganz geliebt, seid ihr Naam nicht wirklich nahe.

Der Herr in uns allen sieht, welche Seiner Kinder sich danach sehnen, Ihm zu begegnen, und trifft die geeigneten Vorkehrungen, damit sie zu den Füßen eines Menschen kommen, in Dem Er offenbart ist. Es ist ein sehr seltener Vorzug, einem Wahren Guru zu begegnen, doch jene, die Ihn finden, lieben Ihn nicht absolut. Mit äußerlichen Gebärden berühren sie Seine Füße und lobpreisen Ihn, aber selten richten sie sich nach Seinen Wünschen.

Alle Meister halten die Ergebenen an, ihren Simran und Bhajan zu üben. Hazur pflegte darauf hinzuweisen:

Ihr Leute gebt ein Zehntel eures Einkommens, so solltet ihr auch ein Zehntel eurer Zeit geben.

Ein Zehntel des Tages sind zweieinhalb Stunden. Manche meditieren nur fünf Minuten, andere eine halbe Stunde und viele überhaupt nicht. Wieder andere meditieren, wenn es in ihre Stimmung passt. Was geschieht, wenn die Verbindung, die bei der Initiation hergestellt wurde, nicht gefestigt wird? Die Aufmerksamkeit bleibt außen und zieht sich nicht nach Innen zurück. Es mag sich einer stundenlang hinsetzen, und man hält ihn für einen ergeben Meditierenden, aber Innen sieht er nichts! Das Gesicht, das er der Welt zeigt, ist weiß, doch im Reich des Herrn ist es schwarz.

O Brüder, erwacht! Jetzt ist es Zeit, zu verstehen, worum es geht. Die Meister kommen, erheben ihre Hände und rufen der Welt zu:

O Brüder, meditiert, denn ohne die Meditation könnt ihr nicht frei sein.

Es heißt:

Nehmt des Gurus Lehre an, denn ohne Ergebenheit ist schon manch kluger Mensch ertrunken.

In diesem Bereich sind Bildung und hohe Würden bedeutungslos.

Einst lebte ein sehr gebildeter Mann, der, als er eines Tages an einen Fluss kam, einen Fährmann bat, ihn überzusetzen. Dieser willigte ein, und während sie den Fluss überquerten, fragte ihn der Gelehrte: Hast du eine Ausbildung gehabt? Der Fährmann erwiderte, dass er keinerlei Ausbildung erhalten habe. Darauf bemerkte der gebildete Mann: O je, dann hast du dein halbes Leben vergeudet! In der Mitte des Flusses wurde das Boot leck und begann zu sinken. Der Bootsmann fragte seinen Begleiter: Hast du jemals schwimmen gelernt? Der Mann antwortete, dass er es nie gelernt habe, worauf der Erstere bemerkte: All dein Schreiben und Lesen ist jetzt umsonst, und schwamm ans Ufer.

Nun soll das nicht heißen, dass niemand mehr studieren sollte. Bildung am rechten Ort ist gut. Wenn aber die Seele nicht gelernt hat, beliebig den Körper zu verlassen, und sie keine Berauschung durch das Eintauchen in Naam erfährt, wird noch so vieles Reden oder Tun keinen Erfolg auf dem Spirituellen Pfad bringen. Bedenkt diese Tatsache, denn sie ist klar und einfach. Alle Meister erklären die Wahrheit in sehr einfachen Worten:

Die Meister sagen fürwahr: Kommt eurer Meditation nach.

Hört! Öffnet eure Ohren, und hört! Wer seine Meditationen durchführte, hat alles getan. Wer seine Meditationen nicht einhält, wird sich an nichts in seinem Lebenswerk erfreuen. Es liegt ein tiefer Sinn darin, dass der Meditation so großes Gewicht gegeben wird. Wenn euer tägliches Leben nicht unter Kontrolle ist, versucht es in Griff zu bekommen, oder räumt der Meditation mehr Zeit ein, und ihr werdet rascher dahingelangen. Wer zum Bewussten Mitarbeiter des Göttlichen Plan wird, stellt fest, dass sein Leben rechtschaffen wurde. Was er dann auch immer tut, ist redlich getan; er wird nicht imstande sein, anders zu handeln. Die Ursache eures Fehlverhaltens ist, dass ihr euren Meister nicht ehrlich liebt, ihr habt auf verschiedene Weise nur so getan, physisch oder finanziell, oder nur durch Lippendienst. Es gibt keinen, der dem Guru sein Gemüt geopfert hat. Ohne dieses Opfer gibt es keinen Erfolg.

Das Gemüt wurde dem Satguru verkauft. Dieses Werk des Dieners war richtig.

Gebt Ihm das Gemüt in Verwahrung.

Diese physische Gestalt gehört dem Meister, dieser Reichtum gehört dem Meister, und dieses Gemüt wurde ihm ebenfalls gegeben.

Die das vermögen, werden die größte Gabe erhalten, ob der Empfangende nun ein Hindu, ein Moslem, ein Christ ist oder aus einer anderen Gemeinschaft kommt, denn alle äußeren Religionen sind nur Etikette; wir sind alle ganz einfach Menschen. Der Mensch ist eine Seele mit einem Körper, und die Seele gehört zur selben Kaste wie Gott. Wir alle sind die Kinder des Herrn, aber zu unserem Unglück gehen wir im Vergessen einher. Und was lehrt der Meister, wenn wir zu ihm kommen?

Dieses Besitzstreben ist verschwunden, seit ich die Gemeinschaft des Meisters habe; es gibt keinen Feind und keinen Fremdling mehr. Alle sind mir nun sehr teuer.

Die Wandlung kommt von Innen. Wir sind Menschen, aber zuvor sind wir Seele – der Bewohner des physischen Körpers. Warum gibt es so viel Uneinigkeit? Erst wenn die Menschen rechtes Verstehen haben, wird Friede auf Erden sein. Es ist das einzige Mittel für alles Übel; es war immer so und wird immer so bleiben. Wenn aber der Mensch die Wahrheit vergisst – die Einheit, die bereits in allem existiert –, werden Kummer und Elend die Folge sein. Die wirksamste Methode für alle misslichen Umstände ist, die Seele wieder mit dem Herrn zu verbinden und die Wahrheit in der bestehenden Einheit zu erkennen.

Naam ist die Medizin für alles Übel.

Naam ist kein bloßer äußerer Ausdruck oder eine Schaustellung; es ist ein Name, der dem Allwissenden und Ewig Seienden Herrn gegeben wird.

Naam ist der Erhalter von Khand und Brahmand.

Es ist die waltende Gotteskraft, welche die ganze Schöpfung – Khand und Brahmand – überwacht. Und mit dieser Kraft verbunden zu sein bedeutet, über Naam zu meditieren.

Jene, Die Sich mit Naam verbunden haben, Deren Mühen werden enden. Und Ihr Antlitz wird voll Glanz erstrahlen. Nicht nur werden Sie erlöst sein, o Nanak, sondern viele andere werden mit Ihnen die Freiheit finden.

Die dringendste Arbeit vor uns wird durch Trägheit vereitelt – alles nur, weil die Liebe zum Guru nicht entwickelt ist.

Christus sagte zu Seinen Anhängern:

Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote!

Auch wird uns gesagt:

Wer den Wünschen des Gurus folgt, weiß, was Gott ist.

Aber hören wir auf Ihn? Wenn wir sechs Monate lang unbedingt gehorchten, würden wir den wunderbaren Wandel unserer Lage sehen. Ihr könnt in diesem Leben die Erlösung erlangen! Wenn der Geber da ist, worin liegt dann die Mühe, zu empfangen? – Aber bedauerlicherweise ist der, welcher die kostbare Gabe erhalten sollte, in tiefer Trägheit befangen, er schläft oder treibt in der Umklammerung der Sinne. Jene, die etwas erhalten, ziehen vor, es beiseite zu legen oder unbeachtet zu lassen. Wie könnt ihr erwarten, dass sich die weltlichen Verhältnisse ändern, wenn ihr euch nicht selbst ändert?

Ich will euch ein Beispiel aus dem Leben Guru Nanaks nennen. Ein Schüler namens Bhai Ajitha fragte einst den Guru: Maharaj, Ihr habt gesagt, dass einige nur einen Hauch von 'Sikhi' – Wahrer Ergebenheit für den Guru – haben und andere unter dem schützenden Dach eines Wahren Schülers leben, es aber weitere gibt, die den Nektar eines solchen Schülers kosten. Bitte lasst mich diese drei Arten von Schülern sehen.

Nun hört aufmerksam diese Geschichte: Am Abend wurde Ajitha von Guru Nanak in ein bestimmtes Haus mitgenommen – zu jener Zeit hatten die Häuser einen Innenhof. Der Eigentümer sagte zu seiner Familie: Draußen sind Heilige Männer, wir müssen ihnen zu essen geben. Aber es waren sehr arme Leute mit recht geringem Einkommen. Sie sammelten von eines jeden Anteil ein Stück Brot und boten es Guru Nanak ehrerbietig an; dann kehrten sie an ihren Platz zurück. Guru Nanak und Ajitha verbrachten die Nacht, indem sie Loblieder zu Gottes Ehre sangen. Am Morgen sandte Guru Nanak Ajitha zum Hausherrn und ließ ihm sagen: Wir gehen jetzt. Dieser erwiderte: Brüder, ihr wollt gehen: So geht. Wer bat euch zu kommen?

Als sie auf dem Weg waren, sagte Guru Nanak zu Ajitha: Dieser Mann hatte einen leichten Anflug von Schülerschaft. Solche Menschen werden zuhören, finanziell und physisch dienen, aber sie werden dort bleiben, wo sie sind. Ihr seht, wenn jemand einen leichten Anflug Wahrer Ergebenheit hat, ist er bereit und willens, alles zu tun; doch wenn dieser Anflug vergeht, sind all seine Bestrebungen vergessen. Ajitha sagte darauf: Maharaj, diesen Menschentyp sehe ich jeden Tag; jetzt zeigt mir bitte einen, der unter des Meisters Schutz lebt.

Sie gingen in ein Dorf und betraten das Haus einer großen Familie, die ihnen zu essen gab und mit großer Liebe und Ergebenheit für sie sorgte. Als die Nacht kam, sagten sie: Maharaj, habt Erbarmen mit uns. Wie können wir unseres Gemüts Herr werden? Wir sind hilflos in dieser Welt gefangen – zeigt uns den Weg zur Erlösung. Die ganze Nacht lauschten sie den Ratschlägen Guru Nanaks, bis mit Tagesanbruch die Sonne aufging. Als der Guru zu erkennen gab, dass sie weiterreisen wollten, kochte die Familie eilends mehr Essen und packte es für ihre Reise ein. Und als der Guru sie verließ, baten alle um Seine Gnade; Er möge nach ihnen sehen und bald wiederkommen. Guru Nanak erklärte Ajitha, dass diese Leute zu der Art Menschen gehören, die unter dem Schutz eines Wahren Meisters leben. Wie viele könnt ihr finden, die die ganze Nacht damit zubringen, über den Herrn zu sprechen? Seid ihr solchen begegnet? Bei ihnen besteht Aussicht auf Erlösung. Sie mögen im Augenblick nichts erreichen, aber für später besteht Hoffnung.

Darauf sagte Ajitha: Aber wie steht es mit jenen, die den Kern der Wahrheit von einem Meister erlangt haben?; und Guru Nanak versprach, ihm ein solches Beispiel zu zeigen. Einige Tage später gingen sie zu einer anderen Familie, wo ein Mann, seine Frau, ihre zwei Söhne und eine Tochter lebten, die von der Liebe zum Meister durchdrungen waren. Sie alle empfingen und bewirteten Guru Nanak mit Hochachtung und Ergebenheit. Einem Wahren Meister Ergebenheit zu bezeigen heißt, Gott selbst ergeben zu sein. Die Frau zog sich sofort in die Küche zurück, um Essen zu bereiten. Ein Sohn eilte ihr zu Hilfe, glitt aber auf dem Boden aus, fiel hin und starb. Natürlich war sie voller Schmerz; aber indem sie an die karmischen Gesetze dachte, führte sie es auf das Geben und Nehmen zurück und besann sich des Heiligen, Der gerade in ihr Heim gekommen war. Sie beschloss, dass der Vorfall diese gute Gelegenheit nicht beeinträchtigen sollte, legte den Körper ihres Sohnes in ein Zimmer unter die Bettdecke und wollte ihrem Mann erst davon berichten, wenn der Heilige sie verlassen hatte.

Inzwischen war der Mann, begleitet von seinem jüngeren Sohn, in den Hof gegangen, um etwas zu holen, als dieser plötzlich stolperte, fiel und starb. Der Vater hatte nun genau denselben Gedanken wie seine Frau und versteckte den Körper des Sohnes in einem anderen Zimmer. Danach half er weiter hingebungsvoll beim Bereiten des Mahles.

Als dieses für Guru Nanak aufgetragen wurde, nahm Er die kleine Tochter, setzte sie auf Seinen Schoß und fragte sie: Wo sind deine Brüder? Sie antwortete: Sie sind im Schoße des Gurus. Im Leben oder im Tod sind wir alle in Seinem Schoß. Guru Nanak nahm etwas von dem Essen, konnte es aber nicht hinunterschlucken. Er sagte: Es will nicht durch meine Kehle; sie haben mich durch ihre Liebe und vollkommene Hingabe an den Guru verpflichtet; und indem Er Sich an den Vater wandte, sagte Er: Ich möchte deine Söhne sehen, rufe sie bitte. Der Mann und die Frau wurden unruhig, denn beide verbargen die Tatsachen und wussten nicht, was sie tun sollten. Aber der Guru bestand darauf; so rief der Mann die Namen der beiden Söhne. Alsbald kamen die Knaben aus den Zimmern, in denen sie gelegen hatten. Sie erzählten von ihrem interessanten Schlaf, als sie beide im Schoße des Gurus ruhten. Wer kann sich die Freude im Herzen der Eltern vorstellen? Guru Nanak wandte sich an Ajitha und bemerkte: Das sind nun Menschen, die wahrlich aus des Gurus Gegenwart das Wesentliche gewonnen haben.

Dieses letzte Beispiel war eines der Wahren Lebensweise, die Art des Lebens, welche wir lernen müssen. Ihr könnt selber erkennen, wo ihr gegenwärtig steht, und der einzige Grund für diese Situation ist die Tatsache, dass ihr den Meister nicht wirklich zu lieben wisst. Warum sollte Er, Der sich über das Gemüt und die Sinne erhebt, versuchen, euch hier darin gefangen zu halten? Wer immer den Wahren Nektar gekostet hat, hegt den glühenden Wunsch, dass jeder diese Glückseligkeit erfährt.

Findet den Meister, meine Brüder, und sichert euch das Wahre Naam; bindet dieses Lebens Schatz an euch, hier und im Jenseits.

Der Schatz der Meister ist in beiden Welten von Wert; wo also hat da die Negative Kraft einen Platz? Die Negative Kraft kommt herein, wenn wir nicht wahrhaft lieben, wenn wir nicht gehorchen oder nur insoweit gehorchen, wie uns der Sinn danach steht. Das ist, was man die Kraft des Negativen nennt. Wir gehen sogar soweit, dass wir zuweilen dem Meister einen Rat geben. Hafiz von Shiraz machte die überraschende Aussage, dass ihr euren Gebetsteppich in Wein tauchen solltet, wenn es euer Guru von euch verlangt. Warum? Würde Er, Der die Trunkenheit von Naam erfahren hat, wollen, dass ihr im Rauschgift der Welt gefangen werdet? Wir sollten uns bemühen, die Lehren des Meisters und was ihnen zugrunde liegt, sorgfältig zu verstehen und nicht die Zeit mit intellektuellen Streitgesprächen und Schlussfolgerungen vergeuden. Wenn ein Offizier den Befehl gibt zu schießen, muss es der Soldat tun, und die Verantwortung der Entscheidung liegt beim Offizier. So ist es unsere Pflicht zu gehorchen und, falls erforderlich, zu sterben! Solange sich unser Gemütszustand nicht zu dieser Art Unterordnung entwickelt, werden wir nicht den vollen Gewinn haben, den Naam zu bieten vermag. Der Guru weiß sehr wohl um die Wege der Spiritualität.

Ihr habt die Verbindung erhalten, so erweitert sie täglich. Und wenn ihr ohne Einschränkung zu gehorchen lernt, wird die Farbe dieser Welt verblassen, und ihr werdet tief in die Farbe von Naam getaucht. Ungehorsam endet darin, dass man nicht nur in diesem Leben, sondern auch danach unablässig im Feuer der Sinne verzehrt wird.

Als jemand zu Lord Vishnu sagte, dass er sehr beschäftigt sein müsse, immer für so viele irrende Seelen die Höllen vorzubereiten, antwortete er:

Nein, ich tue nichts – die Seelen bringen ihr eigenes Feuer mit und werden darin verzehrt.

Wir gehen genau unserem Inneren Gemütszustand entsprechend durch das Leben. Die Meister zeigen einen geraden Weg hinaus, aber die weltlichen Menschen erheben Einwände; sie sind überzeugt, dass Er nichts anderes tut, als die Erfüllung ihrer Wünsche zu vereiteln. Der Meister kommt, um das rechte Verständnis des Lebens zu geben, doch die Menschen treiben Ihn weg und geben vor, dass Er gekommen sei, ihre Wurzeln zu verderben, indem Er sie bewässert. Sie verstehen nicht die tiefe Bedeutung des Satsang oder wollen es nicht, obwohl in allen Religionen dargelegt wird, dass es keine Erlösung ohne Naam oder das Wort gibt.

Es ist schon in euch; ihr müsst euch dessen nur bewusst werden. Ein Mensch, Der bereits allbewusst ist, kann euch erwecken. Wer nicht das strahlende Licht im Innern hat, kann Es auch nicht anderen zeigen. Es ist ein Werk, das unmöglich von Intellektuellen, Schriftgelehrten usw. vollbracht werden kann. Zieht den vollen Nutzen aus der Meditation, und lasst ihn täglich größer werden. Je mehr euch das gelingt, desto näher rückt euer Ziel. Wenn ihr euch weigert, wird der Tag kommen, an dem ihr voller Schmerz seid über die verlorene Gelegenheit. Das alles ist eine ganz einfache Tatsache, und äußere Respektbezeigungen bringen nichts ein. Lernt, unbedingt zu gehorchen – das ist das Geheimnis in wenigen Worten.