Reflexionen

von Kurt Hilger

Wir machten eine Weihnachtskarte für den Meister mit einem Bild von Baba Sawan Singh darauf. Die Karte wurde auf des Meisters Sessel gelegt, als wir dasaßen und auf den Darshan warteten. Gerade in dem Moment, als der Meister hereinkam, fiel die Karte auf den Sitz des Sessels. Der Meister grüßte uns und setzte Sich auf die Karte. Wir redeten alle auf einmal, um Ihm zu sagen, dass da etwas im Sessel sei.

Er steht auf, nimmt die Karte und schaut sie an. Er sieht Baba Sawan Singhs Bild, und ganz plötzlich blickt Er sehr traurig und ernst. Er sieht den Gruß innen und lächelt; dann sagte Er uns, wie sehr begünstigt wir sind, einen Lebenden Meister zu haben, in der physischen Gegenwart eines Meisters zu sein. Wir sind alle tief bewegt.

Am selben Tag machten wir kleine Beutel mit Leckereien zurecht; wir wollten den Meister bitten, sie zu segnen und als Parshad-Weihnachtsgeschenke unter uns Westlern zu verteilen. Beim Abend-Darshan bitten wir den Meister, das zu tun. Ganz plötzlich wird Er sehr streng und sagt, wie leichtfertig wird die Sache des Parshad nehmen, wie wenig wir von der Wahren Natur und Bedeutung des Parshad wissen. Wir sind bestürzt – so eine Antwort haben wir nicht erwartet.

Aber wie recht hat Er. Er nimmt die kleinen Beutel mit Süßigkeiten, öffnet sie und schüttet den Inhalt zu einem kleinen Berg im Sitz eines nahestehenden Sessels. Dann greift Er mit Seinen Händen in den Berg von Nüssen, Rosinen und Zuckerwerk und mischt ihn immer wieder durch. Wir schauen verblüfft zu. Der Meister dreht sich um und sieht uns an. Er sagt uns, dass wir für jedes Stück Parshad eine Stunde mehr als dass tägliche Minimum meditieren müssen; aber wir sind nun richtig rausgekommen. Diese völlig unerwartete Wendung der Dinge hat unseren Geist verwirrt. Wir verstehen nicht, was der Meister sagt; Sein streng liebevoller Blick hat unsere Verstandeskräfte erstarren lassen. Endlich wird es uns klar. Der Meister ruft uns, nach vorne zu kommen, um vom Parshad zu nehmen, Er scheint unser Zögern nicht zu verstehen. Dann kommen wir vor, einer nach dem anderen, und nehmen so viel, wie unsere Hände halten können – unsere Hände sind voll und unsere Hände fließen über. Was für ein Schatz! Wir sind stumm vor Freude. Dann setzen wir uns, und die Segnungen nehmen ihren Fortgang.

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Es gibt Leute, die in Unkenntnis der Gnade und Kraft unseres Meisters ihre Zweifel bezüglich der Weisheit, einem Meister zu folgen und sich Ihm zu übergeben, zum Ausdruck gebracht haben, zum Beispiel:

Wie könnt ihr einen Menschen anbeten?

Es ist gefährlich, Führern zu folgen; Hitler war auch ein Führer.

Er ist ein Diktator.

Die Menschheit muss sich entwickeln und jeder Mensch den König in sich selbst finden und heranbilden. So sollte es sein. Sich auf einen Führer zu verlassen heißt, darin zu versagen, seine eigene Stärke oder sein Streben nach klarer Sicht zu entwickeln.

Es war beim Erwägen dieser Darlegung, dass folgende Antwort kam:

Wenn wir Ihm folgen, folgen wir unserem höheren Selbst, und wenn wir auf Ihn achten, achten wir auf unsere Innere Stimme. Denn Er ist die Offenbarung unserer eigenen latenten Gottheit.

Obwohl viele Ihn als eine Autorität, Vater, Mutter, Bruder oder Freund betrachten, ist Er nicht weniger das, was wir sind; und wenn wir Ihn als Vater, Mutter, Bruder oder Freund betrachten, meinen wir damit nicht weniger unser Selbst.

Wir sind in Ihm, wie Er in uns ist. Ihn als etwas oder jemanden von uns Getrenntes zu betrachten ist töricht.

Obwohl es selbst uns scheinen mag, dass wir uns auf einen Führer verlassen und Ihm gehorchen, folgen und gehorchen wir nur dem König, der unsere Seele ist, deren Offenbarung Er ist. Ja, Er ist die Offenbarung unserer Seelen und viel, viel mehr außerdem.

Tief in Unwissenheit, wie wir sind, haben wir keine Kenntnis von unserer Seele; wie können wir dann etwas werden, von dem wir keine klare Vorstellung haben? Er ist das, was wir durch Seine Gnade werden. In Ihm liegt unser Ziel, und Er macht unsere Schau klar.

Lasst uns Ihn ohne Einschränkung lieben; lasst uns an Ihm festhalten, Ihn achten, Ihm gehorchen und uns Ihm ohne Zweifel übergeben und uns Ihm ganz geben – Körper, Gemüt und Seele.