Bei der Verkörperung der Liebe

Auszüge aus einer Rede von Russell Perkins anlässlich seiner Rückkehr aus Indien am 14.Oktober 1973

Es gibt eine Erzählung von Chuang Tau, in der es heißt, dass er eines Nachts geträumt habe, ein Schmetterling zu sein, und als er erwachte, war er nicht sicher, ob er ein Mensch sei, der träumte, er sei ein Schmetterling, oder ob er ein Schmetterling sei, der träumte, er sei ein Mensch. Es ist eine so ganz andere Welt dort bei Ihm …

Er ist eine so offenkundige Verkörperung der Liebe. Am Tag vor der Abreise fragte Er sich: ‚Was hast du bekommen? Hast du etwas erhalten?‘ Und ich konnte es Ihm nicht sagen; ich konnte es Ihm nicht sagen, weil es zu viel war. Tränen stiegen in mir auf; ich gab mir genau das, wonach meine Seele so sehr verlangte. Es war ein kurzer Aufenthalt – weniger als drei Wochen –, es gibt da eine Redensart: ‚Kurz, aber schön.‘ Ich glaube, es hätte nicht besser sein können, selbst wenn ich drei Jahre dort gewesen wäre. Der Meister ist nicht an die Zeit gebunden. Wenn wir einen Tag hingingen, könnte er uns an dem einen Tag geben, was wir brauchen. Wenn wir Ihn lassen.

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Die Darshans waren unaussprechlich schön. Eines Abends, nachdem Er eine Zeitlang geschwiegen hatte, beugte Er sich vor und sagte mit großem Nachdruck:

Eines muss ich euch sagen: Ihr macht alle ein Rennen. Versucht, es zuerst zu beenden. Schaut nicht darauf, was der andere tut, ob er vor euch läuft oder hinter euch. Schaut nicht nach links oder rechts. Habt nur das vorherrschende Verlangen, es zuerst zu beenden – das vorherrschende Verlangen.

Er sagte das bei verschiedenen Anlässen. Wenn ich darüber nachdenke, wird mir bewusst, dass ein großer Teil unserer Energie auf die eine oder andere.Weise dazu gebraucht wird, zu schauen, was der andere tut. Wenn wir glauben, dass jemand vor uns ist, werden wir neidisch. Wenn wir meinen, dass einer hinter uns ist, kritisieren wir. Wenn er etwas tut, was wir nicht wollen, dann ärgern und ärgern und ärgern wir uns. Alles aber, was wir tun müssen, ist, die Ziellinie vor uns zu haben und dorthin zu gelangen. Es ist so klar, dass es dies ist, was der Meister von uns wünscht. Alles, was Er will, ist, dass wir diese Ziellinie ansteuern und dorthin gelangen. Wir machen kein Rennen gegen irgendjemand – wir machen auch kein Rennen gegen uns selbst. Wir machen nur ein Rennen, um dorthin zu gelangen. Wenn wir es so beenden würden, wäre es Ihm am liebsten. Er kümmert sich nicht darum, wer es vor wem beendet. Er will nur, dass jeder so schnell wie möglich geht – und dorthin gelangt.

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Er sprach auch über Dankbarkeit. Er erörterte einige Punkt aus Seiner Rede zum Erntedanktag, die Er im vergangenen November in Anaheim gehalten hatte. Er sagte uns:

Seid dankbar. Die Erde wurde einmal gefragt: Wie erträgst du die ungeheure Last von allem, was auf dir steht? Und sie antwortete: Das einzige, was schwer für mich zu tragen ist, ist ein undankbarer Mensch.‘

Er sagte, wenn ein Mensch zehn Dinge hat, die er haben will, und es ein elftes gibt, das er nicht hat, aber gerne hätte, vergisst er die zehn Dinge, die er hat, ganz und ärgert sich über das elfte, das er nicht hat.

Das saß. Vieles, was er sagte wie dieses, traf mich, und ich dachte: ‚So verhalte ich mich.‘ Ich betete:

Bitte, Meister, macht, dass ich mich nicht so verhalte – dass ich dankbar bin.

Mir wurde dann gewusst, wie sehr unsere Erfahrung mit dem Meister gehemmt wird durch das, was wir von ihm auf persönliche, fordernde Art haben wollen. Wir wollen, dass Er Notiz von uns nimmt, uns beim Namen nennt und uns wieder erkennt. Auch ich möchte das. Dieses Mal erkannte ich jedoch: ‚Wer bin ich, dies zu wollen? Dies ist der Meister! Er ist die Verkörperung Gottes, die hier vor mir sitzt, und ich will, dass er Notiz von mir nimmt?‘ An einem der am stärksten geladenen Darshans von allen schaute er die ganze Zeit kaum mal zu mir. Er braucht es auch nicht, weil – es wurde mir bewusst – Er immer aus uns schaut. Er ist unser immer bewusst, und Er gibt immer. Wenn Er uns in die Augen sieht, dann ist das etwas Besonderes. Aber wenn wir offen sind, es zu empfangen, bekommen wir es immer.

Er sagte das in Bezug auf die Menschen hier. Er führte den Ausspruch von Kabir an, der besagt:

Wenn jemand jenseits der sieben Meere lebt (und Er sagte: ‚Amerika liegt jenseits von sieben Meeren, nicht wahr? – Jenseits aller Meere?‘) und seine Aufmerksamkeit darauf lenkt, was dann? Er wird es bekommen!

Und er wird es bekommen. Es ist eine Frage, ob wir es ihm erlauben oder nicht. Eines der letzten Dinge, die Er mir sagte, als ich mich verabschiedete, war:

Wenn du es mir erlaubst, werde ich mit dir gehen.

Es liegt an uns. Mir ist klar, dass wir Probleme haben, manchmal im Zusammenhang mit uns selbst und manchmal mit anderen – Schwierigkeiten, die so riesig sind, dass wir keinen Weg heraus finden –, und die Antwort ist, einfach die Liebe anzunehmen, die der Meister uns geben will. Er möchte sie uns geben. Sie strömt von ihm aus – buchstäblich –, manchmal kann man sie fast sehen, wie sie von ihm in riesigen Wogen kommt.

Darum hält der Meister im wesentlichen immer wieder die gleiche Rede und erklärt die Dinge auf die gleiche, einfache, grundlegende Art. Selbst bei den Darshans hält Er gewöhnlich fast eine Standardrede. Mit einer solchen Liebe hält Er sie und schaut dabei tief in unsere Augen. Er sagt dann so liebevoll die Dinge, die wir von Ihm immer und immer wieder gehört haben –

Gott ist Liebe, die Seele ist vom gleichen Wesen wie Gott

und so weiter. Das Wesentliche ist, dass diese Lehren eine Antwort auf all unsere Schwierigkeiten sind, wenn wir sie anwenden. Leider aber stimmen wir ihnen nur mit einem Teil, nicht aber mit unserem ganzen Wesen zu. Wenn wir sie anwenden, wenn wir dem Meister den Gefallen erweisen, könnte man sagen, Ihn ernst zu nehmen – in Hinsicht auf Hingabe und tun, was Er sagt – dann lösen sich diese riesigen, überwältigenden Schwierigkeiten. Durch unsere Aufmerksamkeit wird ihnen Stärke verliehen.

Natürlich sagt Er immer:

Wenn ihr mich liebt, haltet meine Gebote.

Ich halte es für wichtig, dass das ‚mich liebt‘ zuerst steht. Wenn wir Ihn lieben, können wir Seine Gebote halten. Zu versuchen, Seine Gebote zu halten, ohne Ihn zu lieben, ist eine harte Sache. Manchmal hört man Leute über die Gebote sprechen im Sinne von Unterdrückung, Belastung und diesem oder jenem. Nun, so ist es nicht. Wenn man so darüber spricht, ist es, als wenn man sich über das Spielen im linken Feld beim Basketball unterhält. Es hat nichts zu tun mit dem, was der Meister wünscht. Wir lieben Ihn, und weil wir Ihn lieben, finden wir großes Vergnügen daran, das zu tun, worum Er bittet. Es ist das, was für uns das Süßeste ist.

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Einmal fragte Er mich, ob ich irgendwelche Fragen habe. Ich hatte keine.

Er sagte:

Du schweigst? Das bedeutet, dass du entweder leer oder voll bist. Nur die Halbvollen machen Lärm.

Er erzählte dann eine Geschichte von Akbar dem Großen und seinem Minister Birbal. Birbal war ein Günstling von Akbar. Alle anderen waren auf ihn eifersüchtig, weil Akbar ihn so sehr liebte. Birbal stammte von einer Familie sehr geringen Standes ab – es waren Analphabeten. Birbals Feinde dachten, dass, wenn Akbar die Wahrheit über Birbals Familie wüsste, er ihn nicht mehr lieben würde. So vereinbarten sie, dass Birbals Vater eine Einladung für einen Besuch im Schloss von Akbar erhielt. Birbal begriff, was vor sich ging, und sagte zu seinem Vater: ‚Nun gut, Vater, du kannst ihm ein paar Fragen stellen – wie es ihm gesundheitlich geht und wie es um die Regierungsgeschäfte steht –, aber dann schweige.‘ Er fürchtete, dass er sich blamierte. Sein Vater kam, besuchte Akbar und tat, was ihm gesagt worden war. Am nächsten Tag sagte Akbar zu Birbal spöttisch: ‚Was würdest du tun, wenn du einem Narren begegnen würdest?‘ Und Birbal sagte: ‚Ich würde schweigen.‘

Ein anderes Mal sprach Er über den Unterschied zwischen Vortäuschung und tatsächlich etwas zu haben. Er erzählte von einem Mann, der sehr gebildet war und der einen Bruder hatte. Jeder sagte: ‚Er ist so gebildet, sein Bruder muss auch sehr gebildet sein.‘ Er schämte sich jedoch, zugeben zu müssen, dass sein Bruder nicht gebildet war. So nahm er alle seine Bücher und stapelte sie in seinem Haus derart auf, dass ein Durchgang bestand. Dann ließ er seinen Bruder hindurch gehen. Als er dann gefragt wurde, ob sein Bruder gebildet ist, sagte er: ‚O ja, er ist durch all das durchgegangen.‘

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Bei manchen Darshans mussten wir lange auf das Kommen des Meisters warten, weil Er so sehr beschäftigt ist und 18 Stunden am Tag arbeitet. Aber ich wartete gerne, weil mir bewusst wurde, dass ich lieber auf den Meister warte, als irgendetwas anderes tue, es sei denn, beim Meister zu sein. Einmal, nachdem wir besonders lange gewartet hatten, kam Er herein und sagte so liebevoll:

Ich habe euch heute so lange warten lassen. Aber das Warten hat seinen eigenen Zauber nicht wahr? Seinen eigenen süßen Zauber, weil ihr, indem ihr auf jemanden wartet, in liebevoller Erwartung an ihn sitzt – nicht wahr?

Wenn diese Darshans vorüber waren, ging ich für gewöhnlich in mein Zimmer zurück. Ich fühlte mich so unglaublich glücklich, als würde der ganze Körper singen. Ich versuchte dann spazieren zu gehen, aber es war, als wenn ich zugleich springen und schweben würde. Das Glück schien mein ganzes Inneres weit zu machen, es gab so viel davon.

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Jemand fragte Ihn, ob man sich über die Ergebnisse der Meditation Sorgen machen solle. Er sagte:

Du legst ein Samenkorn in den Boden. Dann gräbst du es jeden Tag aus, um nachzusehen, was es macht. Was geschieht?‘

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Der Meister ging für ein paar Tage weg, während ich da war. Das war ein schwerer Schlag – es war das Schwerste während der ganzen Zeit. Zehn Tage lang schienen die Darshans jedes Mal besser und besser zu werden – jeder erschien mir schöner und kraftvoller als der zuvor. Selbst das Hinübergehen zum Haus des Meisters war himmlisch. In meinem Herzen wusste ich, dass es nicht so weitergehen konnte – die Vorstellung, an der man festhielt, müsste zerbrechen. Es gab dafür kein äußeres Anzeichen, obwohl wir zu Beginn der Woche gehört hatten, dass der Meister ohne uns nach Dehra Dun gehen würde. Es wurde aber darüber nichts mehr gesagt. Seine Gegenwart war für uns so überwältigend, dass der Gedanke an sein Fortgehen undenkbar war. Am nächsten Morgen war Er weggegangen.

Ich wurde fast verrückt. Ich wurde wirklich von ihm ernährt. Ich wurde durch Seine Gegenwart erhalten. Des Morgens, wenn ich aufwachte, dachte ich: ‚In ein paar Minuten wirst du Ihn sehen.‘ Während des Tages dachte ich: ‚Ziemlich bald wirst du Ihn sehen.‘ Und jetzt war er weggegangen. Ich fühlte mich, als wäre ich in einen Käfig gesperrt worden, der viel zu klein war. Der Gedanke hämmerte in mir: ‚Ich muss Ihn sehen, ich muss, ich muss.‘ Ich war dabei, ein Taxi zu nehmen und Ihm nachzufahren. Ich tat es aber nicht.

Später wurde mir bewusst, dass das sehr wichtig war, es war absolut notwendig, dass an diesem Punkt die Trennung kam. Dann wuchs in mir der Gedanke, Ihm für dies als auch für die anderen Geschenke zu danken. Die Trennung ist auch ein Geschenk. Glaubt mir, wir können nicht länger in Seiner Gegenwart sein, als wir aufnehmen können.

Jemand aus dem Westen, eine sehr kluge Dame, hob hervor, sie habe herausgefunden, wie wichtig es sei, zu erkennen – zu wissen -, dass jede Geste, jede Bewegung, die der Meister macht, vollkommen bewusst ist. Es ist das Bestmögliche, was er uns gibt. Es kann etwas sein, was uns nicht gefällt, es ist aber zu hundert Prozent richtig. Dies ist die Haltung, die zum Ziel führt, welches wir erreichen wollen, ob es den Verstand befriedigt oder nicht. Wenn wir völlig von des Meisters Allwissenheit überzeugt sind, dann werden wir zu dem, was Er will und was wir werden wollen – das ist es. Worum geht es hier überhaupt? Wir wollen die Initiation, weil wir Gott finden wollen, und dann beachten wir all die Dinge nicht, die Er uns zu dem Zweck gibt, es zu ermöglichen, Gott zu finden.

Eines Abends bat jemand den Meister, über das Gebet zu sprechen. Der Meister schaute Ihn mit dem lustigsten Ausdruck an und sagte: ‚Haben Sie das Buch ‚Das Gebet‘ gelesen? Und der Mann sagte: ‚Ich habe es freilich gelesen.‘ Der Meister schaute uns alle an – Er zwinkerte mit den Augen – und sagte. ‚Lesen Sie es noch einmal!‘ Dann sprach Er über das Gebet – wie die Gebete erfolgreich sind, wenn Herz, Gemüt und Zunge übereinstimmen. Er sagte, dass sie gewöhnlich nicht übereinstimmen. ‚Wir nehmen die Worte des Meisters und ändern sie ab mit dem, was wir hineinlegen wollen.‘ Das ist es, wo wir in Schwierigkeiten geraten; so machen wir es. Ich habe es in meinem eigenen Leben und im Leben anderer beobachtet, dass wir den Teil der Lehre des Meisters abtrennen, der uns zu nahe geht. Wir wollen es nicht hören. Das ist nur allzu natürlich; aber wenn wir Gott finden wollen?

Es ist wie die Geschichte, die Baba Sawan Singh erzählt hat und über den Mann, der ein Pferd zu einem Brunnen mit einem Wasserrad brachte. Es war ein Jat – ein Bauer – da, der das Wasserrad drehte, welches ein quietschendes Geräusch machte, das das Pferd nicht mochte. Als nun das Pferd näher kam, um zu trinken, scheute es vor dem Lärm zurück. Daraufhin bat der Soldat den Bauern, mit dem Drehen des Rades aufzuhören. Aber als er das tat, gab es kein Wasser. So kam das Pferd heran, und es war kein Wasser zum Trinken da. Daraufhin bat der Soldat den Jat, das Rad wieder zu drehen. Sobald er das tat, scheute das Pferd zurück. Dies wiederholte sich einige Male, und schließlich sagte der Jat: ‚Offizier, du wirst ihm die Peitsche geben müssen und es zwingen, dass es trinkt. Wenn es einmal zu trinken anfängt, wird es das Quietschen vergessen‘ Es gibt manchmal keine andere Möglichkeit. Uns muss bewusst werden, dass eben die Angst, die uns davor abhält, das, was der Meister sagt, hundertprozentig zu tun, die Ursache all unserer Schwierigkeiten ist. Wir klagen: ‚Ich bin in diesem Elend, ich bin in jenem Elend‘ und denken, dass der Pfad nicht richtig für uns ist, wegen des hohen Standards, den er voraussetzt, usw. Der Grund unseres Elends ist aber unsere Zurückhaltung! Die Lösung liegt darin, dass wir mit ganzem Herzen das annehmen, was wir tatsächlich in unserem Innersten wollen, und es tun! (Sonst hätten wir nicht die Initiation genommen, um damit anzufangen.)

Und wieder: Es muss aus Liebe zu Ihm getan werden. Manchmal sagen die Menschen, dass sie Ihn nicht lieben können – sie nicht lange genug mit Ihm waren usw. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass, obwohl es leichter ist, den Meister zu lieben, wenn man bei Ihm ist, und je mehr man bei Ihm ist, desto leichter wird es, die Liebe zum Meister nicht denjenigen versagt wird, die sie tatsächlich wollen. Wenn wir sie wollen, können wir sie haben – so einfach ist es. Als Seine Kinder ist es unser Recht. Wenn wir darum bitten, werden wir es bekommen, und das ermöglicht uns, alles andere zu tun. Es ist ein Pfad der Liebe. Seine Liebe für uns ist wirklich unbegrenzt. Ich sage das nicht nur aus meiner Erfahrung, sondern auch aus der anderer, die mit Ihm waren.

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Eines Abends dankte ich ihm, dass ich hier sein durfte. Er sagte:

Warum? Warum dankst du nicht dem Schneider? Wenn der Rock gut sitzt, dankt man dann nicht dem Schneider?

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Er sagte uns einmal: ‚Ihr im Westen habt zwei Tage in der Woche frei, nicht wahr? Zwei Tage in der Woche?‘ ‚Ja, Meister.‘ Er sagte: ‚Weshalb benützt ihr sie nicht für die Meditation?‘ Dann schaute Er uns an und sagte: ‚Oder vielleicht nur einen Tag?‘ Weil es eine schwere und ernsthafte Arbeit ist, wie ihr wisst. Uns ist die Möglichkeit gegeben, Gott zu finden. Wir setzen alles andere voran. Wir denken, die zwei Stunden Minimum am Tag seien alles, was wir dazu aufwenden müssten. Wir denken, dass wir Asketen seien, wenn wir mehr darauf verwenden. Wir machen es aber gar nicht auf asketische Art und Weise. Wenn wir jemanden lieben, dann überlegen wir, womit wir ihm Freude bereiten können. Wir tun, was ihm gefällt, und das macht uns glücklich. Hierin liegt unsere Freude. Jeder weiß, dass es keine Liebe ist, wenn unsere Freude darin liegt, ihn dazu zu bringen, uns zu erfreuen. Wenn wir ihn also lieben, werden wir tun, was ihn glücklich macht, während es in Wirklichkeit uns glücklich macht. Es ist etwas so Schönes, so Süßes und hat seinen Ursprung in der Tatsache, dass zuerst er es ist, der uns liebt. Unsere Liebe ist eine Erwiderung.

Die beiden Tage, die der Meister weg war, waren sehr nüchtern. Ich verbrachte einen großen Teil mit Meditation, und als das Wochenende kam, näherte sich natürlich mit jeder vergehenden Stunde seine Rückkehr, und das machte es leichter. Am Montagmorgen war ich wieder richtig glücklich. Zuerst hörten wir, dass Er ungefähr mittags wieder zurück sein würde, dann um 2 Uhr, dann 4 Uhr, dann um 6 Uhr. Während dieser zwei Tage, an denen Er weg war, kamen zehn Leute aus unserem Satsang, dabei ein Ehepaar mit zwei Kindern, die ich sehr liebte. An diesem Tag war der Ehemann ein bisschen krank, wahrscheinlich wegen des Wassers, das einen für gewöhnlich ein paar Tage unwohl macht, bis man sich daran gewöhnt hat. Er dachte, dass etwas Coca Cola ihm helfen würde. Und es ist eine Tatsache, dass es bei dieser Art Magenverstimmung hilft. Es war 16.45 Uhr, als ich das erfuhr. Der Meister sollte um 18 Uhr zurück sein. Ich hatte aber die richtige Vorahnung, dass er früher kommen würde. Ich war drüben in der Vorhalle seines Hauses und wartete auf ihn mit meinem ganzen Herzen und sehnte mich so sehr danach, ihn zu sehen, dass ich es nicht wiedergeben kann. Ich dachte, wenn der Mann das Coca Cola hätte, würde es ihm helfen und ich würde mich freuen, wenn er es hätte. So schaute ich mich um, aber keines war erreichbar, oder es schien mir nur so. Ich würde also den Ashram verlassen und in ein Geschäft gehen müssen, um eines zu kaufen. Aber ich hatte Angst, den Ashram zu verlassen, weil ich wusste, dass der Meister bald kommen würde, und ich hatte zwei und einen halben Tag auf ihn gewartet, um Ihn zu sehen. Ich wollte tatsächlich nicht gehen. Der Dienst am Nächsten sagte mir, dass ich gehen und es ihm holen sollte. Die Sehnsucht nach Seinem Darshan, den ich so sehr wünschte, hieß mir, dass ich warten sollte, so dass ich Ihn nicht vefehlte. Ich debattierte und überdachte es und überlegte hin und her. Schließlich dacht ich: ‚Gut, du verlierst niemals etwas, wenn du gibst‘ – indem ich mich an seine Worte erinnerte. Ich dachte, ich werde es für ihn holen. Ich ging hinaus zum Haupttor an der Brücke, und ich kam gerade dort an, als ich jemanden rufen hörte: ‚Maharaj Ji! Maharaj Ji!‘ Ich schaute auf, und da kam des Meisters Wagen über die Brücke! Ich sprang zurück, und als Er um die Ecke kam, stand ich da – ganz alleine. Ich bekam den ersten Darshan von allen im ganzen Ashram!Als er mich sah, lehnte Er sich über den Rücksitz und lächelte so wunderbar und grüßte mich aus dem Fenster heraus. Ich schmolz innen, wisst ihr – weil man niemals etwas verliert, wenn man gibt. Seht ihr? Nach einem Kampf nahm ich es für bare Münzen, und es war richtig! Nicht nur, dass ich nichts verlor, sondern ich erhielt so viel! Ich lief zurück, um Ihn zu grüßen, da Er aus dem Wagen kam – und jemand erschien mit einem Coca Cola für den Mann! Man hatte gehört, als ich darum bat und eine für ihn geholt. So bekam er es, wir alle erhielten seinen Darshan, und alles war vollkommen. Und das ist die Wahrheit, nämlich dass alles vollkommen ist. Wir sind es, die Fehler machen. Selbst wenn jemand oder einige Dinge nicht richtig zu sein scheinen, ist alles, was wir tun müssen, das Rennen zu laufen und zum Ziel zu gelangen und Ihm den Rest zu überlassen.

Ich führte ein langes Gespräch mit Ihm über die Arbeit, die wir hier tun, und wie ich mich manchmal fühle. Manchmal scheint es eine Menge zu sein (wenn ich ihn vergesse), und ich bin ein bisschen entmutigt. Er sagte:

Du vergisst, dass du nicht alleine bist. Es arbeitet jemand über dir. Vergiss das nie!

Dies ist wahr für jeden Einzelnen von uns. Wir fallen in den alten Trott und vergessen ganz, dass wir nicht alleine sind. Seit er das sagte, habe ich es manchmal wiederholt:

 Du bist nicht allein. Du bist nicht alleine.

Weil Er da ist! Er ist da!