Es liegt an uns, die Initiative zu ergreifen

Frau Pandit legt in einer Rede, die sie am 2. April 1973 im Manav Kendra hielt, die Früchte Wahrer Schülerschaft dar. Die Rede wurde aus dem Hindi übersetzt.

Ich bin sehr dankbar, dass ich zu dieser günstigen Gelegenheit hier unter Ihnen allen bin und auch aus der Rede Maharaj Jis Nutzen ziehen kann, die ein wirkliches Lebenselixier war.

Wir leben in einer phantastischen Welt, die sich in jeder Sekunde ändert; nicht von Stunde zu Stunde, monatlich oder in einem Jahrzehnt, sondern sie ändert sich in jeder Sekunde. Wer weiß, wie viele Erfindungen in diesem Moment gemacht werden? Neue Dinge werden entdeckt und neue Entwicklungsstufen verkündet. Durch seinen Intellekt häuft der Mensch derartige Macht in seinen Händen an, die weitreichende Wirkungen haben wird. Der Hauptgrund jedoch, weshalb der Mensch von seinem Glück getrennt ist, ist die Unkenntnis – und daher der Mangel an Gebrauch – jener Kraft, die ein von Gott gegebener Segen ist und in jedem von uns existiert.

Sie werden sich alle an die Geschichte aus der Hindu-Mythologie erinnern, in der sich die verschiedenen Götter uneins waren und beschlossen, das Meer zu durchsuchen und alle Schätze aus seinen Tiefen zu heben. Die Verteilung dieser Schätze wurde der Reihe nach vorgenommen, zuerst zur einen Seite und dann zur anderen, und viel wundersame Dinge kamen aus ihm zum Vorschein und wurden der Reihe nach verteilt. Schließlich waren noch zwei Dinge übrig, und als sie herauskamen, war das eine Gift und das andere das Wasser des Lebens. Nun begann ein großer Stress, da alle Götter das Wasser des Lebens wünschten und keiner das Gift haben wollte.

Im jetzigen Zeitalter haben wir eine ähnliche Situation. Gott hat uns die Fähigkeit oder Kraft gegeben, die durch das Gemüt oder den Intellekt wirkt und die als ein Wasser des Lebens oder als ein Gift, zum guten oder zum Schlechten, verwendet werden kann. Wenn wir uns so entscheiden, können wir mit dieser Kraft des Wassers des Lebens eine neue Welt schaffen – eine Welt, in der Glück herrscht und alle Menschen in Rechtschaffenheit, frei von Unterschieden leben würden, indem sie die Grundrechte unseres Erbes genießen. Unglücklicherweise ist bis jetzt die Lage genau umgekehrt: wir haben die Macht eines zerstörenden Giftes in unseren Händen, und Sie können an dem, was in der ganzen Welt geschieht, selbst sehen, wie diese Macht angewandt wird. Wir werden nur glücklich werden, wenn wir aufhören, diese Kraft zu missbrauchen, und sie statt dessen verwenden, um den Fortschritt des Menschen voranzutreiben – zur weiteren Entwicklung der in der Anlage vorhandenen Güte und Größe des Menschen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Sant und einem gewöhnlichen Menschen? Äußerlich gibt es keinen sichtbaren Unterschied. Ein Mensch kann darüber entscheiden, jene Dinge zu beseitigen, die seinen Fall verursachen, und Dinge zu erschaffen, die ihn erheben; die Anleitung dazu ist uns von den früheren Gurus und durch Ihre Lehren gegeben worden. Was für ein Fortschritt kann gemacht werden, wenn wir nicht dieser Führung gemäß handeln wollen? Der ist ein Sant, der über Sich Selbst vollkommene Kontrolle hat; und jeder einzelne von uns sollte so werden.

Wir leben in diesem Land, das ein kleineres Abbild der größeren Welt ist. In unserem Bharat (Indien) haben wir viele verschiedene Gebräuche, Religionen, Ernährungsweisen, Bekleidungsarten usw. geradeso wie es in der ganzen Welt der Fall ist. Wir sagen, wir seien unabhängig; aber ich sehe keine Wahre Unabhängigkeit. Ja, wir haben Freiheit von der Fremdherrschaft erlangt und regieren uns selbst, aber was bedeutet Unabhängigkeit im Wahren Sinne – im Sinne Gottes? Wenn in uns die Wahre Unabhängigkeit geboren wird, werden wir dann nicht alle Menschen als Einheit ansehen? Werden wir nicht einander dienen und durch den Dienst am Menschen voranschreiten?

Maharaj Ji hat den Manav Kendra gegründet. Jedermann, der hierher kommt, sollte versuchen, diese Einheit der Menschheit zu verstehen, ohne Rücksicht auf Religion, Kleidung, Ernährung, Sprache usw. Diese Unterschiede können Stärke erhöhen; es ist nicht erforderlich, dass jeder Mensch genauso wie der andere lebt. Notwendig ist ein gemeinsames Sehnen in uns allen, um uns selbst und dadurch unser Land zu erheben. Und weiterhin, um dadurch die übrige Welt zu beeinflussen und von ihrem gefallenen Zustand zu erheben. Dies zu erreichen ist nur möglich, wenn jeder in sich selbst hineinsieht, um seine Schwächen herauszufinden, und sich bemüht, sie zu beseitigen. Was nützt es, zu Sants und Sadhs zu gehen – Maharaj Ji möge mir verzeihen, wenn ich etwas Falsches sage -, aber was nützt es, zu einem Guru zu gehen, wenn man daraus nicht den Nutzen zieht und es so gut wie möglich anwendet? Dies ist die Frage. Wenn Sie nur einen kleinen Tropfen Amrit (Elixier oder Wasser des Lebens) nehmen würden, der Ihnen hier gegeben wird, und ihn unter zehn oder zwanzig anderen verteilten, begänne die Welt sich durch den Wandel, den er in Ihnen verursacht hat, zu ändern. Sie würde zu einem wundervollen Ort werden, in dem man mit höherer Moral leben kann. Es nützt nichts, es nur mit den Ohren zu hören – die Worte müssen das Herz erreichen, damit wir nach ihnen handeln können.

Es ist wahr, wir erkennen, dass eine höhere Kraft der Wahre Handelnde ist und nicht wir, nennt sie, mit welchem Namen ihr mögt, und dass diese Kraft uns wie Marionetten tanzen lässt. Aber wenn wir uns als einzelne nicht nach einer Veränderung zum Besseren sehnen, wird Er uns nicht helfen, und wir werden fortfahren, unser eigenes Unglück zu schaffen. Maharaj Ji ist hierher gekommen, und mit all Seiner Kraft erhebt Er die Menschheit; aber wir müssen uns auch selbst helfen. Wir müssen uns über die Uneinigkeit unter uns erheben. Was für Unterschiede sind denn wirklich vorhanden?

Gott hat Sie erwählt, um der Menschheit zu helfen, Sie haben uns gesagt, dass die Grundlage aller Religion Liebe ist. Ohne Liebe im Herzen kann niemand gedeihen. Selbstsucht, Stolz und Neid sind alle große Hindernisse auf unserem Weg. Wenn wir sagen, dass wir Liebe haben, müssen wir dies erst prüfen. Es darf keine Liebe für einen oder zehn Menschen sein, sondern sie muss grenzenlos sein und alle Menschen umfassen.

Diese Art der Liebe wird Ihnen helfen, sich voranzuarbeiten und anderen auf ihrem Weg zu helfen, damit sie sich von ihrem gefallenen Zustand aufrichten können. Ich bitte Sie bescheiden, das, was Sie hier lernen, weiterzuverbreiten; und das Vorbild sehen Sie hier. Seine Lehre sollte überall verbreitet werden, damit Maharaj Ji während Seiner Lebenszeit den Erfolg Seiner Mission sehen kann. Das wird nur geschehen, wenn wir in aller Aufrichtigkeit und allem Glauben arbeiten, ob wir nun Hindu, Moslem, Christ, Parse oder Sikh sind oder einer anderen Glaubensrichtung angehören. Ganz gleich, was wir sind, wir sind alle Eins. Jeder Mensch hat dieselben Wünsche – auch ich. Wir möchten, dass unsere Kinder glücklich sind; wir wünschen, dass unser Dorf oder unsere Stadt in Frieden leben möge; wir wünschen, was zum Leben notwendig ist, Nahrung, Wasser usw. Gleich, welcher Religion wir folgen, wir wünschen uns alle diese Dinge. Aber wenn sich unsere Liebe ausdehnt, wünschen wir sie uns nicht nur für unsere eigene Familie, sondern für unser ganzes Land und dann für alle Völker der Welt.

Wenn ich es mit ein wenig Mühe weiterhin versuche, werde ich Erfolg haben. Die Geschichte zeigt uns, und wir ersehen es auch aus den Veden und Upanishaden, dass ein Mensch Erfolg haben kann, wenn er zu etwas entschlossen ist, gleichgültig, wie schwierig oder umfassend die Arbeit auch sein mag.

Als Mahatma Gandhi zum Beispiel seine Arbeit in Bharat begann, lachten viele Leute über ihn und fragten, wie ein einzelner, zerbrechlicher, wehrloser Mann überhaupt hoffen könne, solch eine machtvolle Menschengruppe ohne Waffen oder etwas ähnlichem zu besiegen. Aber das Volk Indiens kam, ihn zu unterstützen, und er hatte Erfolg; die Fremdherrschaft wurde wie wir alle wissen, beseitigt.

So können wir uns bemühen, aus unseren Herzen all die Dinge zu entfernen, die uns zu Sklaven machen, und auch andere um uns herum beeinflussen. Indien hat ein großes Erbe – eine große Verantwortung. Ich sage dies nicht nur, weil ich eine Tochter Bharats bin, sondern weil ich den Glauben habe, dass wir Gutes tun können, wenn wir es wollen. Wir haben unseren Führer, unseren Guru, wir können auf Ihre Anweisung hören; wir können der Welt unser edles Ziel und seinen Zweck darlegen. Große Dinge liegen in unseren Händen. Wir können unseren eigenen Verstand gebrauchen oder uns das Wissen fortgeschrittener Länder aneignen – aber wir sollten dies tun, um zum Guten der Menschheit zu handeln; wir können dabei helfen, diese Welt, in die wir geboren wurden, mit allen Mitteln zu erheben.

Man sagt, dass dies das Kali Yuga sei. Es ist das Kali Yuga, was bedeutet, dass es ein Zeitalter ist, in dem alle Gerechtigkeit missachtet wird und schlechte Handlungsweise und Verachtung untereinander herrschen. Unglücklicherweise ist diese Welle der Ungerechtigkeit in unserer Mitte. Aber in Indien sind große Persönlichkeiten geboren worden – kein anderes Land in der Welt hat solch ein großes Glück gehabt -, wir kennen ihre Namen und Lebensberichte, die als Beispiel und Führung dienen. Sind uns Hände und Füße gebunden, dass wir uns nicht vorwärts bewegen können?

Warum überwinden wir nicht das in uns, was nicht nur uns, sondern auch andere und das Land als Ganzes verletzt?

So legt heute, liebe Brüder und Schwestern, ein feierliches Gelübde ab:

Die größte Arbeit, die wir tun können, ist, dem Menschen zu dienen. Auch wenn man nur einem Menschen dient, hat man in Gottes Augen ein gutes Werk getan. Nicht jedermann kann groß sein, aber jeder kann seinen kleinen Anteil leisten. Keine Arbeit ist wirklich gering, die mit dem Herzen verrichtet wird. Verrichtet all eure Handlungen in aller Aufrichtigkeit mit dem Ziel, jemandem Gutes zu tun. Wenn man einen kleinen Kieselstein in einen See wirft, vergrößern sich die Wellen von dort und breiten sich aus. Auf dieselbe Weise wird sich jeder gute Gedanke, den wir in die Welt hinaussenden, in erstaunlichem Maße verbreiten. Wir sollten alle unser Dharma vollenden – und dies wird auch Maharaj Ji in Seiner großen Mission helfen.

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Du bist jenseits aller Begrenztheit, doch wir, die wir begrenzt sind, rühmen Dich mit begrenzten Worten. Wie können wir wissen, wie groß Du bist?

Granth Sahib