‚Wacht auf und eilt‘

Eine Rede von Fletcher Lokey nach seiner Rückkehr aus Indien.

Eines der kostbarsten Juwelen, die ich in Indien entdeckte, ist, dass die allergrößte Freude die aus dem Versuch ist, des Meisters Willen zu tun. Es ist eine schwere Sache; doch wenn wir uns nur anstrengen, den Willen zu tun, scheinen die Belohnungen von selbst zu kommen. Eine besonders schöne Erfahrung war für mich eine Belohnung, weil mir, als ich dort war, die gute, wunderbare Gnade zuteil wurde, dem Meister in Seinem Werk dienen zu können, wobei ein großer Teil dem Versuch diente, mitzuhelfen, dass alles glatt ablief. Man muss sich um große Menschenmengen kümmern, die ganz begeistert darüber sind, dort beim Meister zu sein; und so war eines der Dinge, worum wir eines Tages die Leute baten, anstatt wie üblich, wenn der Meister den Darshan beendet hatte, aufzuspringen und Ihm nach draußen zum Wagen und diesem zurück zum Haus zu folgen und sich um Ihn zu scharen, doch bitte einfach sitzen zu bleiben, einen Weg durch die Mitte freizumachen und den Meister hinausgehen zu lassen, und sobald Er gegangen war, sollten wir ruhig aufstehen und unserer Wege gehen. Wir baten darum, weil schon große Menschenmengen zur Gedächtnisfeier für Sawan Singh ankamen, die in wenigen Tagen sein sollte; und wir hofften, ein gutes Beispiel geben zu können. Wir baten also darum, dass die Leute es so halten sollten, und nach dem Darshan stand der Meister auf, und ein Weg öffnete sich in der Mitte, Er ging hindurch, grüßte jeden, und als Er an das Ende kam, saßen die Leute immer noch (normalerweise waren wir dann schon alle aufgestanden und drängten uns um Ihn).

Und Er drehte Sich um, schaute und sagte:

 Alle sitzen? Wie schön!

und ging. Er war so erfreut! So eine einfache Sache, und Er freute Sich. Wir hatten ihm Achtung gezeigt; was wir taten, war respektvoller als die äußere Schau, sich zusammenzuscharen und zu versuchen, noch einen Zentimeter näher an den physischen Körper des Meisters heranzukommen; und Er freute Sich.

Wissen Sie, auf der physischen Ebene gibt es nichts, das soviel Freude macht, wie den Darshan des Meisters zu haben. Es gibt nichts Vergleichbares, doch es ist eine Sache der physischen Ebene; und mir kam der Gedanke, dass es dennoch möglich ist – soviel Freude wir auch dadurch haben –, dass der wirkliche Nutzen davon, irgendwo anders zu sein – die Freude der physischen Ebene aufzugeben, um des Meisters Wunsch zu folgen – sehr gut größer sein könnte. Das ganze Spiel – die ganze Arbeit, die wir uns zu tun bemühen, ist nach Hause zu gelangen, zurück zum Vater. Was immer uns am schnellsten zum Vater zurückbringt, ist das, was der Meister am meisten für uns will. Jedes mal, wenn wir uns für dieses Ziel anstrengen, freut sich der Meister über uns; wir aber sind auf einer Ebene des Verstehens, wo wir nur das sehen können, was uns gefällt; und wie ich sagte, gibt es auf der physischen Ebene nichts, was befriedigender wäre, als in der Gegenwart des Meisters zu sein.

Einer der Begleitumstände der Konferenz war, dass große Mengen Menschen kamen, und in ihrem Verlauf konnte man sehen, dass viele von ihnen hofften, solange wie möglich bleiben zu können; das ist natürlich. Wer will den Meister wirklich verlassen?

Und es stellte sich heraus, dass der Meister in Seiner Ihm eigenen ruhigen und liebevollen Weise die Leute höflich darum bat, doch daran zu denken, nach Hause zu fahren. So kam dann dieser wunderbare Tag, an dem eine Gruppe von Leuten zurück nach Delhi ging, um freiwillig ihren Abreisetag vorzuverlegen. Es waren ungefähr acht oder zehn, und nach Meditation, Fragen und Antworten und einem kurzen Gespräch von Herz zu Herz sagte der Meister:

Ja, ihr geht nun …,

und Er bat einen Inder, der dabei war, doch einen Bhajan für sie zu singen; und er sang ein sehr schönes Lied. Später fand ich heraus, dass es ein Lied war, das der Meister Selbst geschrieben hatte, und Er übersetzte es, als es vorbei war; es handelte vom Sehnen des Schülerkindes, beim Vater, dem Meister zu sein, und es war so ergreifend. Er war – ich kann es nicht beschreiben; Er sprach auf eine Weise, wie ich Ihn, glaube ich, niemals zuvor sprechen gehört habe. Ich kann es nicht anders beschreiben, als dass Er sehr sanft und mild und liebevoll war; vielleicht empfand Er zu der Zeit ein Sehnen nach Seinem Meister. Eine Zeile des Liedes blieb in mir haften – ich glaube, ich werde es nie vergessen – es war so schön.

Er sagte in dem Lied:

O Meister, der Ort wo Ihr seid, ist so wunderbar, selbst die Schuhe des Meisters sind mehr begünstigt als ich, denn sie sind immer zu Seinen Füßen.

Er fuhr fort, darüber zu sprechen, wie wunderbar es ist, Sehnsucht nach dem Meister zu haben, und Er sagte, dass es ein Geschenk des Meisters sei, in uns diese Sehnsucht zu erwecken, und Er sagte den Leuten, als sie gingen:

Ihr geht weg, weil der Meister euch sehr liebt. Er möchte, dass ihr dieses Sehnen habt; dieser Schmerz ist ein Geschenk des Meisters.

Diese Leute gaben freiwillig die Gelegenheit auf, für ein paar Tage oder Wochen länger beim Meister zu sein, um dem zu folgen, was sie als Seinen Wunsch erkannten. Als Antwort darauf kam der Meister heraus und sagte, dass Er sie fortschickte, weil Er sie so sehr liebte. Denn wichtiger als in der physischen Gegenwart des Meisters zu sein und seinen gesegneten Darshan zu haben, besser als das ist, in Seinem Willen zu sein – ob wir Ihn sehen oder nicht. Es ist so, als ob wir, um etwas als für uns nützlich betrachten zu können, uns überzeugen wollten, ob wir den Nutzen auch kommen sehen – dass Er auf eine Weise kommt, die wir sehen und verstehen können. Den Wunsch aufzugeben, es auf diese Weise zu haben, ist sehr schwierig; es ist ein Akt des Glaubens, ein Akt des Vertrauens.

Ich hatte einen so netten Austausch mit dem Meister. Gegen Ende der Zeit, die ich dort war, war eine der Arbeiten, die ich gelegentlich tat, die erhobenen Hände der Leute zu zählen, wenn der Meister sie fragte, wer dies Licht und wer das Licht gesehen hatte (nach den Meditationen). So zählte ich eines Morgens, und das ist sehr schwierig bei einer großen Menge, von der manche ihre Hände halb hoben und manche ganz. Wenn man zählt, kommt man zu einem und fragt sich:

Habe ich den nun schon gezählt oder nicht? 

So zählte ich für eine Lichtart und sagte:

19, Meister.

Und ich sah auf das Papier und sah Ihn schreiben: ‚21‘. Ich dachte bei mir:

Es saßen eben ein paar Leute hinter mir, die ich nicht gesehen habe oder so etwas. 

So kam die nächste Lichtart an die Reihe, und ich pfuschte wieder beim Zählen, und der Gedanke fuhr mir durch den Kopf:

Na ja, ich habe etwas vergessen, aber was soll’s? Das ist das Beste, was ich tun kann, ich werde eben so genau wie möglich zählen, 

und ich zählte weiter. Ich sagte:

32, Meister.

Er sah mich an und sagte:

Zählen Sie bitte genau.

Ich sagte:

Habe ich ungenau gezählt?

Er sagte:

Ja,

zur großen Belustigung der Leute. So gingen wieder die Hände hoch für die nächste Kategorie. Ich versuchte zu zählen, und ich sagte:

36, Meister,

und Er sagte:

40.

Er sagte:

Ich zähle ebenfalls, wissen Sie.

Was konnte ich tun? Ich wusste, dass Er Recht hatte. (Wissen Sie, wir machen so oft Fehler. So viele Male merken wir, dass der Meister weiß, was Er tut, dass Er wirklich kompetent ist, dass Er wirklich bewusst ist, dass Er wirklich über allem steht; doch wenn wir das vergessen, fallen wir in den Gedanken zurück, Er ist nur ein Mensch. So viele Male sah ich, wie der Meister das Zählen in einer großen Menge von 50, 60 oder sogar 100 beendete und wie Er dann auf jemanden in der Menge zeigte und sagte: Sie – was haben Sie gesehen? Ihre Hand ging nicht nach oben! Er tat das immer wieder; Er ist wirklich bewusst!)

Nun, am nächsten Morgen, nach dieser kleinen Erfahrung des Falschzählens und Korrigiertwerdens, war ich sehr, sehr sorgfältig mit meinem Zählen; ich zählte sehr langsam, sehr genau und sagte dann:

21, Meister.

Und Er sah mich an und sagte:

Ah, Sie sind akkurat geworden.

Es war eine kleine Sache, aber wissen Sie – es mag sich vorhin vielleicht angehört haben, als ob ich die Leute dafür kritisieren wollte, dass sie den physischen Kontakt genießen, besonders den Kontakt der persönlichen Aufmerksamkeit des Meisters – es ist so schön, wie es nur schön sein kann.

Es gab ein anderes wirkliches Juwel des Verstehens, das ich aus Indien mitgebracht habe. Wegen meiner Aufgabe, Listen der Leute – Namen, Abreisezeiten usw. – zu führen, hatte ich immerzu mit Leuten zu reden. Und während ich das tat, hörte ich so viele Leute so viele Male Dinge sagen, die die gleichen waren, die ich die ganze Zeit über zu mir selbst sagte. Wir haben Kummer; jeder hat Kummer; das ist wahr, doch ich fand heraus, dass so viele Leute genau die gleichen Probleme hatten, und sie drückten diese Probleme mit genau den gleichen Worten aus, wie ich es mir gegenüber tat. Und wenn jemand das sagt, möchte man zu ihm sagen: ‚Du auch?‘ Ganz plötzlich wird es klar, dass es kein so großes Problem ist, wie man vorher dachte. Ich hörte den Meister so oft sagen, dass die Probleme eines jeden Menschen die gleichen sind, wenn man jedermann in demselben alten Trott sieht, lässt das die eigenen ausgefahrenen Geleise weniger problematisch erscheinen, ungefähr so, als wenn man sagt: ‚Du hast dieselben Probleme? Irgendjemand führt uns beide an der Nase herum, irgendwo, irgendwie…‘

Ich möchte eine bewegende und befriedigende Erfahrung erzählen, die mit jemand anderem zusammenhing, der schwierige Probleme hatte, und es war so wunderbar zu sehen, wie die Probleme gelöst wurden. Es gab da einen Herren, der auf des Meisters Reise 1972 initiiert worden war, und er kam am 9. März an; weil ich das Gästebuch führte, begrüßte ich ihn, und wir begannen uns zu unterhalten. Es war so traurig; er war in Washington initiiert worden, doch er erzählte mir, dass er schon vorher von einem anderen Meister initiiert worden war, und er reiste umher, ging von Ort zu Ort, verdiente da ein bisschen Geld, nahm dort mal einen Zug. Sein Plan war, einige Monate, vielleicht sogar Jahre damit zu verbringen, durch Indien zu wandern und verschiedene Ashrams zu besuchen und von so vielen Meistern wie möglich initiiert zu werden. Es war sehr schwer, zuzuhören, man hat das Bedürfnis, ihn am Kragen zu packen und zu sagen: ‚Bitte, lieber Bruder, du verstehst einfach nicht.‘

Doch ich dachte:

O lieber Meister, bitte tu’ etwas.

Er war ein netter Bursche; ich mochte ihn sofort.

Er schien im Verlauf der Zeit innerlich ein paar schwierige Dinge durchzumachen; ich wusste nicht, was es war. Eines Tages stand er nach dem Darshan auf, um mit dem Meister zu sprechen.

Meister, ich habe benutzt – ich bin von Euch in Washington initiiert worden, doch ich war vorher schon von jemand anderem initiiert worden; seitdem ich von Euch initiiert wurde, habe ich immer noch dasselbe Mantra benutzt, das mir der erste Mann gegeben hat.

Der Meister sagte:

Was?

und begann ihn auszufragen:

Wer war dieser andere Meister? Was lehrte Er? Warum sind Sie zu mir gekommen für die Initiation?

Und Er schloss – nicht streng, nicht kalt, doch sehr fest und direkt und sagte:

Sie müssen sich entscheiden.

Er fragte ihn, ob er dachte, dass er Gewinner oder Verlierer wäre, dadurch dass er auf des Meisters Pfad gekommen sei.

Sie müssen sich entscheiden, was Sie wollen, und Sie müssen in einem Boot rudern.

Nachher sah ich, wie der Mann sich in seinen Stuhl zurücklehnte, er war in Tränen aufgelöst und hatte einen sehr merkwürdigen Blick in seinen Augen, als ob er überhaupt nicht da wäre. Ich wollte ihm so gerne helfen; aber was konnte ich wirklich sagen oder tun? Es war etwas, das wirklich in des Meisters Händen lag; ich hoffte nur und betete um das Beste für ihn. Aber am nächsten Tag, dachte ich bei mir, würde ich ihm nur einen kleinen Rat anbieten; ich wollte sagen:

Wenn Sie wirklich wissen wollen, was Sie tun sollen, wenn Sie Ihre Fragen darüber zufriedenstellend beantwortet haben möchten, praktizieren Sie es; der Meister hat gesagt, tun Sie es für einen Monat, folgen Sie den Anweisungen ganz genau – verrichten Sie Ihre Meditationen regelmäßig, mit Glauben und akkurat, folgen Sie den Geboten, führen Sie Ihr Tagebuch – und sehen Sie, was am Ende des Monats dabei herausgekommen ist.

Ich begann, ihm das zu sagen, und setzte an:

Geben Sie Ihm nur einen Monat –

… und Er sagte:

Es ist in Ordnung. Ich habe Ihm zehn Minuten gegeben, gestern abend. Ich bin zufriedengestellt.

Und von dem Moment an haben Sie noch nie einen hingebungsvolleren Satsangi gesehen. Als er abreiste, fragte ich ihn nach seinen Plänen; denn alles, was ich wusste, war, dass er immer noch durch Indien reisen wollte.

Er sagte:

Ich fahre direkt nach Hause, besorge mir eine Arbeitsstelle und lasse mich nieder.

Ich war so froh; der Mensch war so nett und so sehr darauf aus, etwas Höheres im Leben zu haben; und nun war er durch die große Gnade des Meisters etwas mehr auf geraden Kurs gekommen.

Ich selbst ging mit starken Vorurteilen hin. Es ist komisch, wir bestehen darauf, uns vorzustellen, wie der Meister ist, wie der Pfad ist; wir bestehen darauf, ein Bild davon zu haben, und damit arbeiten wir – das malt den Hintergrund für uns und liefert den Rahmen für die Regeln, nach denen wir Tag für Tag leben. Aber man muss all diese Dinge wirklich fallenlassen und ganz einfach dem folgen, was gesagt wird. Der Meister macht schließlich kein Mysterium, kein Geheimnis aus dem, was wir tun sollten. Er legt es in klarem Englisch dar. Doch wir nehmen diese Dinge auf und passen sie, wie Er so oft gesagt hat, unseren eigenen Ideen an.

Auf jeden Fall fuhr ich mit Problemen dorthin – genau denselben Problemen, wie sie so viele andere dort hatten –, und in mir waren schmerzliche, schwere Gefühle, und ich erwartete ein großes Gnadengeschenk. Ich kam dort an in der Erwartung dieses Geschenks, ich wollte es, ich wollte, dass der Meister alles für mich tut. Und am allerersten Abend, als ich beim Darshan war, kam der Meister herein, setzte sich und sagte:

Ja? Irgendwelche Fragen? Irgendetwas?

Direkt hinter mir saß ein Mädchen, das sofort auf sehr ergebene Weise

Mehr Hilfe bitte, Meister,

sagte. Und der Meister sah sie an, direkt ins Auge, gerade über meine Schulter, so dass ich wusste, Er beantwortete meine Frage, und sagte:

Sind Sie bereit, zu empfangen?

– so direkt, nicht irgendwie kalt, doch es war fast das Schwerste, was ich jemals gehört habe. Ich saß da und wartete auf das Geschenk,

Wann immer Ihr es wollt, Meister, fangt an und gebt es mir,

und Er sagte mir einfach – wenn Sie bereit sind, zu empfangen. Der Meister ist wirklich kompetent; Er weiß, was Er tut, Er kennt uns Innen und außen; und wenn wir denken, bitte gebt mir etwas, Meister, ich wünsche es mir, ist es genauso, als ob wir sagten:

Na ja, mag sein, Er weiß nicht, dass ich mir das wirklich wünsche, oder mag sein, Er ist sich dessen nicht bewusst, dass ich dies so sehr brauche. 

Es ist genauso, als ob wir nicht wirklich glauben und vertrauen; wir müssen gehen und darum bitten und es vortragen.

Einmal sagte Er, dass Er, als Er Schüler war, Seinen Meister niemals um etwas gebeten hatte, um gar nichts, nicht ein einziges Mal; und Er sagte:

Denkt ihr, der Vater wird irgendetwas zurückhalten, das ihr nötig habt? Da ist ein Vater mit zwei Kindern. Ein Kind sagt: Vater, bitte gib mir Nahrung Kleidung und Schutz, und der Vater gibt es ihm; doch der andere Sohn, der nicht danach fragt, bekommt es genauso; er bekommt es, ohne es zu verlangen.

Ich hob meine Hand und fragte den Meister:

Meister, können wir denn nicht wenigstens um Hilfe für unseren Sspirituellen Fortschritt bitten – ich meine, um Eure Hilfe dafür bitten und beten?

Weil mir nämlich schon klar war, dass es nicht notwendig ist, um Bonbons zu bitten oder um Hilfe bei einer Hypothek; aber ich wollte Ihn nach den Dingen fragen, die wirklich von Nutzen sind, weil ich so viele Male versucht hatte, um diese Dinge zu beten.

Er sah mich an und sagte:

Was habe ich gesagt?

Ich sagte:

Meister, Ihr habt gesagt, dass Ihr niemals um etwas gebeten habt.

Und Er sagte:

Nun?

Es ist eine sehr schwere Sache; es zu tun ist eine Gurumukh-Sache; und doch gibt es keine Anstrengung, die ohne Belohnung bleibt, gibt es keinen Schritt vorwärts, der nicht auf mehr Schritte vorwärts trifft, die vom Meister kommen.

Er hat uns als eine Grundregel für unser Leben gegeben, dass man niemals etwas verliert, wenn man gibt. Eines Tages kam mir der Gedanke – wieviel mehr dann, dem Meister zu geben? Würden wir irgendetwas verlieren? Und was der Meister von uns möchte, sind wir selbst – unser Ego.

Eines der Dinge, die ich den Meister so oft sagen hörte, war:

Nun gebe ich euch das Heilmittel für alle diese Übel, ich gebe euch die Antwort auf all eure Fragen, ich gebe euch die Lösung für all eure Probleme; und das ist Meditation. Euch ist die direkte Verbindung mit dieser Kraft von Gott gegeben worden, und das ist alle Nahrung, die ihr braucht.

Ich hatte Ihn das so viele Male sagen hören, und jedes Mal nickt man – ja, ja –, aber es ist eines von den Dingen, die, wenn man sie ein kleines bisschen mehr versteht als vorher, so sind, als ob man sie das allererste Mal sieht – es ist wie eine vollständige Offenbarung; und nur ein kleiner Schritt höher als das ist wieder eine vollständige Offenbarung in sich selbst. Und ich verstand, dass all diese Probleme, die wir immerzu mit uns herumtragen, all die Probleme, die ich mitnahm, als ich ging, wirklich und wahrhaftig beantwortet werden, indem man tut, was wir tun sollten.

Der Meister sagte eines Tages etwas, das mich beeindruckte, und weil ich ein kleines Tagebuch führte, trug ich es am Abend ein, als ich meine Gedanken aufschrieb.

Er sagte:

Es gibt zwei Welten; eine ist über den Augen, und eine ist unterhalb der Augen,

und an diesem Abend sagte Er:

Wenn ihr nach oben geht, wird diese Welt verschwinden, 

und ich nickte, ich sagte ja, ja, und ich schrieb es in mein Tagebuch, weil es klang, als wäre es wichtig, es zu hören und sich daran zu erinnern. All diese Dinge, die wir behalten, all die kleinen Vorfälle, all die kleinen kosmischen Dinge, die der Meister sagt, die wir in Erinnerung behalten und in unsere Notizbücher schreiben; sie bleiben in unserer Erinnerung und unseren Notizbüchern.

Aber jedesmal, wenn man auch nur ein kleines bisschen praktische Erfahrung von den Dingen hat, von denen der Meister spricht, dann erinnert man sich, dass man sie Millionen Male vorher gehört hat, und man schüttelt den Kopf und wundert sich darüber, dass man es niemals gehört hat. Man hat es niemals gehört, weil man niemals praktische Erfahrung davon hatte, das ist alles.

Auf dieselbe Weise verstand ich, was der Meister so oft gesagt hat, nämlich, dass Meditation die Antwort auf all diese Probleme ist. Und es war mir noch nie aufgefallen, dass das, was Er meinte, dieses ist: Sie wird nicht eure Frage beantworten, sie wird nicht eure Probleme lösen, sie wird nicht die Hypothek bezahlen – doch was sie tun wird, ist diese Probleme in die richtige Perspektive rücken. Diese Fragen sind Fragen auf ihrer eigenen Ebene; wenn ihr auch nur ein kleines bisschen höher geht als diese Ebene, werden die Probleme dorthin nicht mitkommen. Die Dinge, durch die wir im physischen Leben gehen, sind nicht nutzlos und ohne Sinn – wenn sie es wären, würden wir nicht hindurchgehen –, aber sie gehören an einen Platz; und wenn man auch nur für einen Moment von ihnen losgelöst sein kann, verschwinden sie für diesen Moment. Wenn man sie wieder sieht, sagt man: ‚Ha, ha, Problem, ich habe dich verschwinden sehen; ich weiß, dass du nicht wirklich bist.‘

Denn solange wir klar sehen, ist es so klar; und wenn wir uns an diese Klarheit erinnern, können wir den Nutzen davon haben. Wenn wir es vergessen, wirken wir einfach wieder von dieser Ebene aus und die Probleme sind wieder wirklich, sie verursachen Schmerzen, sie beunruhigen uns, sie machen uns traurig.

All die Freude, die ich fand, als ich dort war, und all die Freude, die ich mit zurückgebracht habe, rührt von einer Sache her: davon, dass ich ein kleines bisschen Erfahrung davon gehabt habe, das zu tun, was uns der Meister die ganze Zeit versucht hat, zu sagen. Wenn man in Seinem Willen ruht, wenn man den Anweisungen folgt, ist man jede Minute glücklich; wenn nicht, ist man nicht immer glücklich. Nichtsdestoweniger vergisst man leicht; und wenn man sich nicht jede Minute daran festhält, kann man zurückfallen, und das Gemüt geht seiner Natur nach stromabwärts.

Es macht das tägliche Leben zu etwas anderem, als es vorher war. Vorher war die Meditation ein Bestandteil des täglichen Lebens. Man steht am Morgen auf, man meditiert etwas, man frühstückt, geht zur Arbeit, kommt nach Hause, man liest ein Buch, man meditiert etwas, man geht zu Bett und versucht am Morgen wieder aufzustehen. Dagegen sollte es nun so sein, dass das tägliche Leben nur ein Bestandteil der Meditation ist. Meditation ist das wirkliche Leben, und das tägliche Leben ist ein Teil davon. Es gab zwei Antworten, die der Meister auf Fragen bezüglich Schwierigkeiten in der Meditation gab; entweder:

Nein, nein, nein, das ist die falsche Art; bitte bringen Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit in das Zentrum.

oder:

Sehen Sie in Ihr Tagebuch, bitte.

Mängel im Befolgen der Instruktionen sind die Quelle all unserer Schwierigkeiten: entweder führen wir unsere Meditationen nicht richtig aus oder wir tun die Dinge am Tag nicht richtig, und die beiden sind Teile einer zusammenhängenden Einheit. Das tägliche Leben ist nur das höhere Leben, das heruntergebracht ist, das auf einer anderen Ebene wirkt – wenn wir nicht direkt versuchen, damit in Kontakt zu kommen.

So sind dies die Dinge, die der Meister mir vielleicht geben konnte, die Er in Seiner Gnade sah. All die Schwierigkeiten, all die Schmerzen und aller Kummer, die ich mit mir herumtrug, lösten sich einfach in Luft auf. Für eine Zeitlang war ich näher an der Wahrheit, als ich es vorher gewesen war, und ich war einfach glücklich; und jedes mal, wenn ich mich daran erinnere, werde ich wieder glücklich. Es hört sich merkwürdig an, zu sagen:

O, ich freue mich, wieder hier zu sein, 

weil man annimmt, dass wir immerzu nur in Indien sein wollen: doch was wir wollen, ist, bei Ihm zu sein, und bei Ihm zu sein bedeutet nicht, in Indien zu sein; bei Ihm zu sein bedeutet, in Seinem Willen zu ruhen. Und er fließt so kraftvoll; wenn man ihn besitzt, möchte man nur schnell, so schnell man kann, laufen, um ihn zu behalten.

Der Meister sagte zu einer Dame, die um eine Botschaft bat, die sie mit zurückbringen konnte:

Sagen Sie denen, die schlafen, sie sollen aufwachen, und denen, die wach sind, sie sollen eilen. 

Eine französische Dame war da, so nett, sie sprach nicht ein einziges Wort Englisch; als ihr Abreisetag kam, gab ich ihr das Gästebuch und trieb jemanden auf, der ihr auf Französisch sagen konnte, was notwendig war – Name, Abreisetag und die Spalte für Bemerkungen, was immer sie sagen wollte. So ging sie und beriet sich mit ihrem Französisch sprechenden Freund, der ein bisschen Englisch konnte und zusammenstellte, was sie sagen wollte. Ich beobachtete sie, wie sie in Englisch schrieb.

Sie schrieb:

Ich tanze mein Glück. 

Und ich fühle mich genauso; ich danke dem Meister für all diese Dinge und danke Gott für den Meister. All diese Dinge werden frei gegeben; es sollte so klar wie der Tag sein für uns alle, dass der Meister uns so sehr liebt, dass es nichts gibt, was wir nicht haben können, wenn wir nur den Instruktionen folgen. Würde Er es zurückhalten?

Was möchte Er? – uns zurück nehmen. Er ist dort gewesen, Er weiß, wie es ist, es ist das einzige, was Er für uns will; und es gibt nichts, was zurückgehalten würde. Es ist so einfach und so klar. So … ich war voller Glück – so sehr, dass ich nur möchte, dass das Herz größer wäre, damit es noch mehr zerspringen könnte.

Die letzten Worte, die der Meister zu uns sagte, bevor wir abfuhren, waren:

Wenn ihr zurückgeht, sollten die Leute sehen, dass ihr ein anderer Mensch seid; die Leute sollten an eurem Verhalten sehen, dass ihr hier gewesen seid.

Und dann sagte Er:

Gott segne euch alle. 

Es ist eine so kostbare Sache, und ich danke Ihnen für Ihr geduldiges Zuhören; denn wenn das Herz voll ist, ist überzufließen und allen anderen zu geben, alles, was es möchte. Danke.

*****

Die Liebe ist ein Allheilmittel für die meisten Übel der Welt. Sie ist die vornehmste aller Tugenden. Wo Liebe ist, herrscht Frieden. Liebe, und aller Segen wird dir zuteil, heißt der zentrale Gedanke in den Lehren Christi. Das ganze Gebäude des Christentums fußt auf den beiden Grundsätzen:

Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft,

und

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Gott ist die Liebe, und so ist auch die menschliche Seele, als Funken desselben Wesens, Liebe.

Johannes sagte:

Wer nicht liebet, kennet Gott nicht, denn Gott ist die Liebe,

und der, welcher Gott liebt, liebt auch seine Brüder. Ähnlich legte Guru Gobind Singh Nachdruck auf die grundlegende Notwendigkeit der Liebe, wenn Er sagt:

Wahrlich, ich sage euch, Gott offenbart sich nur denen, die lieben.

aus: ‚Karma – Das Gesetz von Ursache und Wirkung‘
von Kirpal Singh