Kirpal Singh

Harmonie

Ein Gespräch mit Kirpal Singh Ji am 2. Februar 1963

Frage: ‚Könnt Ihr uns sagen, was wir tun sollen, um die Harmonie in all unseren Gruppen zu fördern?‘

Kirpal Singh: Zunächst sollten wir vergeben und die Vergangenheit vergessen. Das ist die erste Notwendigkeit. Wie ich euch gestern Abend in meiner Rede gesagt habe, treten viele Missverständnisse auf, und die Mehrzahl von ihnen kommt daher, dass wir durch die Ohren anderer hören und durch die Augen anderer sehen. Nehmt es so hin, als ob sie euch nichts gesagt hätten; dann wird alles gut sein.

Was immer geschehen ist – falls es überhaupt der Wahrheit entspricht -, kann nicht geändert werden. Wir müssen vergessen. Ich sage euch, der Mensch, der vergessen kann, ist sehr stark. Die Mehrheit der Menschen kann nicht vergeben. Vergebung erfordert ein sehr weites Herz. Und wie können jene, die anderen nicht vergeben wollen, von Gott Vergebung erwarten?

Wir wollen, dass uns verziehen wird. Wir bitten darum, ist es nicht so? Er wird uns nur vergeben, wenn auch wir anderen vergeben. Wenn wir dem Gott im anderen nicht vergeben können, wie kann dann Gott, der in anderen gegenwärtig ist, uns vergeben? Versteht ihr?

Zuallererst müssen wir vergeben: nicht nur vergeben, sondern auch vergessen. Fangt neu an. Und glaubt zukünftig nicht, was andere sagen. Andere sagen, was sie gehört oder gesehen haben. Wenn ihr etwas nicht selbst gesehen oder mit euren eigenen Ohren gehört habt, dann glaubt es nicht. Wenn euch jemand Ungehöriges sagt, seid euch dessen bewußt, dass ein Mensch verschiedenen Stimmungen unterworfen ist; wir sind nicht vollkommen. Wenn wir Liebe für andere haben, verschönt diese Liebe selbst die schlimmsten Dinge. Ihr müßt es von dieser Ebene aus betrachten. Das ist der einzige Weg.

Dies ist es, was bezüglich der Vergangenheit getan werden sollte. Was die Zukunft angeht, müßt ihr einen neuen Anfang machen. Viele kleine Dinge sind bereits in euer Gemüt eingebettet. Wenn andere zuweilen sagen: ‚O ja, so muss es sein‘, seht ihr es durch die rauchgeschwärzten Gläser der vielen Dinge, die bereits in euch liegen.

Die wichtigste Sache ist, so wüde ich sagen, zu vergeben und zu vergessen. Und führt gleichzeitig eure Tagebuchblätter. Prüft euer Leben tagtäglich; tragt jede eurer Schwächen ein und sucht sie auszumerzen. Das ist die äußere Seite. Das andere ist, regelmäßig für die Meditationen einzusetzen. Beides zusammen wird sich wunderbar auswirken.

Wenn ihr am Feuer sitzt, wird alle Kälte vertrieben. Wenn ihr mit dem Licht- und Tonprinzip in Verbindung kommt, werden natürlicherweise alle Schwächen vergehen. Das ist seien Auswirkung. Einige Schwächen werden durch die Selbstprüfung ein Ende nehmen, und andere werden aufhören, indem ihr mit der Gotteskraft im Innern in Verbindung kommt. Auf diese Weise werdet ihr in der Liebe wachsen. Wenn die Liebe überfließt, wird alles für uns neu, und wir werden auch mehr Inneren Fortschritt zu verzeichnen haben.

Etwas, das noch viel bedeutsamer ist als dies alles, ist zu wissen, dass wir für eine gemeinsame Sache arbeiten. Wie ich euch gestern Abend gesagt habe, wurden wir in eine Beziehung zueinander gebracht, die niemals zerbrechen kann oder enden wird, selbst nach dem Tod nicht. Wir sind dankbar, dass wir den menschlichen Körper haben; wir sind dankbar, eine Erfahrung zu haben, um damit auf dem Weg zu beginnen; und wir sind noch dankbarer, dass wir auf diese Weise miteinander verbunden worden sind, die nie zerbrochen werden kann. Wenn irgend jemand, der mit euch verwandt ist – zum Beispiel euer Kind – euch in das Gesicht schlagen würde, was würdet ihr tun? Würdet ihr es töten? Ihr würdet einfach sagen: ‚Nun gut, es ist unwissend; das ist alles.‘

Je mehr jeder Mensch tun kann, desto besser, wenn alle von euch für die eine gemeinsame Sache arbeiten, die vor euch liegt. Je mehr jeder tun kann, desto mehr wird er von anderen respektiert. Aber denkt daran, es sollte nicht irgendein egoistisches Gefühl, dass ihr der größere Mensch seid, bei dem, was ihr tut, in euch aufkommen.

Nehmt das englische Wort ‚world‘ (Welt) – w-o-r-l-d. Wenn ihr das ‚l‘ herausnehmt, bleibt ‚word‘ (Wort) übrig. Das Wort ist Gott. Wenn ihr euer Ich ausmerzt – den Gedanken, dass ihr es tut – dann seid ihr Gott. Ihr werdet das Sprachrohr Gottes. ich denke, wenn ihr dies für zwei oder drei Monate in die Praxis umsetzt, werdet ihr eine radikale Wandlung feststellen.

Manchmal findet man die Einstellung: ‚Gut, ich weiß mehr; ich bin bedeutender.‘ Wir sind insoweit von Bedeutung, als Gott durch uns wirkt. Und wir arbeiten alle für Ihn. Es ist nicht nötig, mich darum zu kümmern, ob irgend jemand euch arbeiten sieht oder nicht. Seid wahr zu Ihm. Er ist in euch. Ich denke, dass ihr dies in einer sehr kurzen Zeit selbst sehen könnt. Ihr werdet mehr in der Liebe wachsen.

Wenn ein anderer mehr tun kann, oder wenn irgend jemand kommt, um euch zu helfen, um so begünstigter seid ihr. Es gibt da keine Frage von Eigentum oder Vorherrschaft. Dies sind ganz einfache Dinge, die ihr alle bereits wisst, wie ich denke. Ich sage euch nichts Neues.

Zuallererst sollten wir vergeben. Wir mögen in dieser oder jener Weise vorurteile haben: ‚Der oder jener erzählte mir dies. Er denkt von mir entsprechend.‘ Diese voreingenommene Haltung ist bereits in euch, und alles, was sich ereignet, beurteilt ihr durch diese rauchgeschwärzten Gläser.

Ich denke, dies wird euch von tag zu Tag fortschreiten lassen. Ihr werdet mehr Liebe finden. Wir sollten Glauben und Vertrauen zu allen haben, die auf dem Weg sind. Ihr könnt ebenso Vertrauen zu anderen haben, denn es gibt überall gute Menschen. Aber Gott weiß, ihr seid dazu ausersehen, gute Menschen zu werden.

Ich erInnere mich einer Begebenheit zur Zeit des dritten Gurus der Sikhs, Guru Amardas. Ein Initiierter badete sein kleines Kind im Fluß, als jemand zu ihm gelaufen kam und sagte: ‚Der Meister fragt nach dir.‘ Was tat er? Er ließ das Kind dort, wo es war, und lief zum Meister. Andere fragten ihn: ‚Was machst du? Dein Kind wird ertrinken.!‘ Oh, mein Bruder ist bei ihm‘, antwortete er.

Wir sollten solches Vertrauen und Glauben zueinander haben. .Wenn wir alle für dieselbe Sache arbeiten, was wird mehr gebraucht? Seht die Dinge nicht vom individuellen Blickpunkt aus. Wir haben sie von dem Blickpunkt aus zu betrachten, der uns gegeben ist. Aber dieser kann sich nur entwickeln, wenn wir keinen schlechten Gedanken über irgend jemanden haben. Selbst wenn es ein anderer so hält, verletzt es euch nicht. Es schadet euch nur, wenn ihr euch betroffen fühlt.

Es begab sich einmal, dass jemand zu Lord Buddha kam und ihn sehr beschimpfte. Manchmal kommt solch eine Opposition durch Rivalen und Parteien auf. Er kam am Abend und fuhr auf diese Weise fort bis in die Nacht hinein. Wenn ein Mensch sich ärgert, vergisst er alles um sich herum. Es wurde dunkel, und er dachte: ‚Oh, es wird dunkel; ich muss wieder nach Hause.‘ Als er gehen wollte, sagte Buddha zu ihm: ‚Gut, sieh, lieber Freund.‘ Ja, was habt Ihr zu sagen?‘ ‚Siehe, wenn jemand ein Geschenk bringt und der Betreffende, für den er es brachte, es nicht annimmt, bei wem verbleibt das Geschenk?‘ ‚Natürlich bei dem, der es gebracht hat.‘ ‚Nun gut, welches Geschenk auch immer du mir gebracht hast, ich nehme es nicht an.‘

Dies sind die Lektionen, die wir aus dem leben großer Menschen lernen können. Als ich Student war, las ich sehr gerne Biographien. Ihr werdet feststellen, dass es in jedem großen Menschen etwas gibt. Wir müssen nu ihrem Beispiel folgen.

Ich sage euch, Gott zu erreichen, ist nicht schwierig, aber ein Mensch zu werden, ist schwer. Wir sind alle auf dem Weg zur Vollendung, einige zehn Prozent, andere zwanzig Prozent, wieder andere vierzig Prozent; aber wir sind noch nicht ganz vollendet. Wir müssen aber vollkommen sein, wie es unser Vater im Himmel ist. Das ist unser ziel. Und Gott liebt alle, selbst jene, die Ihn beschimpfen, die nicht an Ihn glauben. Ist es nicht so? Wenn ihr Gott in euch verwirklichen wollt, solltet ihr es ebenso halten.

Ich danke, dies ist der Weg. ich habe euch nichts Neues gesagt; aber wir sollten reinen Herzens beginnen. Was vergangen ist, ist vorbei; es sollte vergessen werden; erst vergeben und dann vergessen. Auch beim Vergeben sagen wir: ‚Oh, ich habe dir schon vergeben; warum soll ich dir nochmals vergeben?‘ Dieses wurde Meister Jesus vorgebracht. Er wurde gefragt: ‚Was sollen wir tun, um anderen zu vergeben? Wie oft sollen wir ihnen vergeben?‘ – was sagen eure Schriften? – ‚sieben mal?‘ Jesus sagte: ‚Ich sage, vergebt ihm siebzig mal sieben mal.‘

Diese Schrift ist nicht nur zum Lesen da oder um darüber nachzudenken. Man muss es lernen. Was immer ihr lernt, sollte zum wesentlichen Bestandteil eures Lebens werden, und ihr werdet euch schnell ändern.

Ich denke, dass Sie eine sehr nützliche Frage gestellt haben. Ich machte bereits gestern eine Andeutung darüber, dass alles an uns liegt. Wenn Herr soundso da ist, oder ihr seid da oder Frau soundso oder irgend jemand, A, B, C oder D da ist, sie arbeiten für die Sache des Meisters. Es mögen hie und da kleine Mängel sein. Aber wenn wir es vom Standpunkt der Liebe aus betrachten, werden wir sehen, dass jeder sein Bestes auf seine Weise tut.

Eine weitere Sache: Wir sollten lernen, andere zu schätzen. Wenn ihr auch das lernt, denke ich, dass aller Schmutz weggefegt wird. Es wird kein weiterer Schmutz dazugetan. Wie wenig immer ein Mensch tut, würdigt es. Wenn er mehr tut, schätzt es noch mehr. Anerkennung, denke ich, wird euch davor bewahren, eurem Gemüt mehr Leid, mehr Schmutz hinzufügen. Ich sage euch, wir haben keine Wertschätzung für andere. Wir sagen alle: ‚ich habe das meiste getan. Was ich tue, kann kein anderer.‘ Wenn dieser ‚Ich-Gedanke‘ aufkommt, verdirbt er alles. Nur ein wenig Gift wird euch töten, wenn es auch unter etwas Süßes gemischt wurde.

Es ist also nicht schwer, Gott zu erreichen, aber es ist schwer, ein Mensch zu werden. Es braucht seine Zeit. Der menschliche Körper bietet die goldene Gelegenheit dazu, und wir können es tun; jeder Mensch kann sich ändern. Es gibt Hoffnung für jeden: jeder Heilige hat seine Vergangenheit und jeder Sünder seine Zukunft. Jemand, der sein Examen oder seinen Doktor gemacht hat, besuchte einst die Grundschule. Und wenn jemand, der jetzt die Grundschule besucht,dieselbe Hilfe und Führung bekommt. kann er auch denselben Grad erreichen.

Wir sollten jeden von seiner Stufe aus betrachten. Wenn ihr ein Examen oder einen höheren Grad habt und denkt: ‚Oh, warum macht er es nicht so wie ich?‘, schließt das eine Herablassung ein. Diese Dinge summieren sich nach und nach und bringen dem Gemüt Unruhe. Sie vertreiben auch jede Spur von liebe in euch.

Vergebt und vergeßt. Erkennt an, was immer einer tut. Arbeitet im Interesse der allgemeinen Sache, die wir geschaffen haben. Denkt nicht, dass andere weniger tun; warum tut ihr nicht euer Bestes? Jeder sollte sein Bestes tun und den anderen anerkennen. Ich denke, dass dies auch eine sehr gute Grundlage für eure Meditationen sein würde.

Diese kleinen Gedanken vibrieren. Wenn ihr auf einen kleinen Draht schlagt, vibriert er für einige Zeit weiter. jeder kleine Gedanke vibriert. Das ist es, warum unsere Meditationen aus dem einen oder anderen Grund manchmal nicht gut sind.

Ihr werdet äußerlich ein Mensch bleiben. Der Meister ist ein Mensch wie ihr. Er hat nur zwei Augen, nicht vier. Versteht ihr? Er geht durch die Welt, und er wird auch ein Beispiel für andere. Er hat nicht vier Hände oder vier Füße zum Gehen, aber er hat sich Innerlich entwickelt. Auch ihr könnt euch mit der geeigneten Hilfe und Führung auf diese Weise entwickeln.

(Hier fragt jemand die Leute im hinteren Teil des Raumes ob sie hören könnten, was sie bejahten, und der Meister sagte:)

Ich gebe keine Lektionen, versteht ihr; ich führe offene Gespräche.

Frage: Draußen sind drei nette Kinder sie warten seit Tagen darauf, Euch zu sehen; kann ich sie hereinbringen?

Kirpal Singh: Sicherlich, o ja, bringt sie herein. ‚Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht.‘ Sie sind die im Entstehen begriffene Hoffnung der kommenden Generation – die im Entstehen begriffene Hoffnung.

Frage: Meister, würdet Ihr uns bitte das Gleichnis über das Beugen der Ellbogen erzählen?

Kirpal Singh: Das Gleichnis sagt, dass der Gott Vishnu, der für die Welt Vorsorge trifft (derselbe Gott, aber ein Aspekt, der für eine bestimmte Aufgabe zuständig ist), alle guten und alle schlechten Leute – die Götter und die Dämonen – eingeladen und für sie ein großes Festmahl bereitet hatte. die Speisen waren aufgetischt und für jedermann war ein Sitzplatz bereit. Sie saßen alle zusammen. Natürlich muss der Gastgeber bei solchen Anlässen etwas sagen. Er sprach: ‚Ich heiße alle meine lieben Freunde willkommen. Aber ich habe etwas zur Bedingung gemacht, und das ist: Beugt nicht eure Ellbogen, wenn ihr euer Mahl einnehmt.‘ (Natürlich kann die speise nur dann zum Mund geführt werden, wenn man den Arm beugt, sonst nicht.) ‚Alles ist für euch. Lasses euch schmecken.‘

Jene Leute, die ‚schlecht‘ genannt werden, waren nicht entwickelt. Die Dämonen überlegten sehr angestrengt und dachten: ‘Nun gut, was sollen wir tun?‘ Sie kamen zu keiner Lösung. So sagten sie: ‚Vielleicht wurden wir lediglich verspottet‘, und sie verließen den Ort. die anderen, die noch da waren, sagten: ‚Es muss etwas dahinter stecken.‘

die Entwickelten sagen nichts Unnötiges. Wenn ihr etwas von ihnen hört, dann steckt eine Bedeutung dahinter. Wir sollten versuchen zu verstehen.

Sie kamen zu dem Schluß: ‚Ja, er sagte etwas sehr Gutes. Gut, wir wollen nicht unsere Arme beugen. Wir nehmen einfach die Speise, strecken unsere Arme aus und reichen uns gegenseitig das Essen.‘ Wenn ihr eure Hände ausstreckt, werden sie meinen Mund erreichen; meine Hände werden den euren erreichen.

Dies ist ein ‚Gleichnis, aus dem wir zu lernen haben. Wir wollen uns nur selbst zu essen geben. Wenn ihr anderen zu essen geben würdet, sie glücklich machen würdet, dann, so denke ich, würden alle glücklich sein; es gäbe niemanden, der unglücklich bleiben würde.

Teilt mit anderen. Dies wird in allen Schriften gesagt. In ihnen ist das Gesetz des ‚Zehnten‘ niedergelegt, was etwas zum Wohle anderer Menschen zu geben bedeutet. Manche beginnen mit einem Vierzigstel, bis alles für Gott gegeben wird. Wenn wir lernen, jti anderen zu teilen, wird es kein Gefühl der Verschiedenheit geben. Was ist die Ursache all der Sorgen? ein Bruder ist reich; der andere arm; dieser wurde getötet; jener hungert; ein anderer kümmert sich nicht darum.

Ich sagte zu einigen Regierungschefs, die ich auf dieser Reife getroffen habe, dass alle Probleme der Regierungen gelöst werden. Ich sagte ihnen: ‚Sehen Sie, bestimmte Menschen wurden unter Ihre Obhut gestellt. Achten Sie auf Ihre Bedürfnisse, so gut Sie können. Dienen Sie mit Liebe. Den Menschen zu dienen, heißt Gott zu dienen. Gott hat sie damit betraut. Es spielt keine Rolle, wie viele Menschen in ihrem Land leben, dienen Sie ihnen. Sie sind Gott gegenüber dafür verantwortlich. Wenn ein Land für mehr Menschen zu sorgen hat, als es bewältigen kann, dann sollten die Menschen von anderen Ländern dafür sorgen, oder geben Sie ihnen die Möglichkeit, sich in ihrem Land anzusiedeln.‘ Alles kann gelöst werden; was in zwei oder drei Fällen wurde eine Änderung herbeigeführt.

Bei allem, was wir haben, sollten wir bedenken, dass andere dazu sicherlich dasselbe Recht haben. In unserer gewichtigen Art und Weise verderben wir einfach die Sache – nur wegen der kleinen ‚Ichheit‘. Das l‘ sollte aus ‚world‘ (Welt) entfernt werden, und ‚word‘ (Wort) würde übrig bleiben. Diese Dinge werden in unseren Schriften gesagt, aber wir denken lediglich darüber nach, fahren fort, alles zu verschlingen, und nehmen uns nichts zu Herzen, um es zu einem wesentlichen Bestandteil unseres Lebens zu machen.

Als ich jung war, pflegte ich meine Sikh-Schriften zu lesen. Es ist ein sehr umfangreiches buch, das 1400 Seiten Großformat umfasst; und ich denke, es enthält hunderte von Hymnen. Ich pflegte nur eine Hymne zu lesen, und dann schrieb ich sie nieder. Ich betrachtete dies als Lektion, die mir für diesen Tag gegeben war. Ich las sie einmal, zweimal, viermal – den ganzen Tag über und manchmal zwei Tage lang. Wenn wir auf diese Weise die Schriften lesen würden, dann würden wir uns ändern, denke ich. Wir lesen sie nur, und dann vergessen wir, was dort geschrieben stand. Wir hören einen Vortrag, und am selben Tag vergessen wir, was sein Gegenstand war. Wir sollten zuerst aufrichtig lernen, indem wir voll konzentriert Acht geben und dann den Sinn erfassen und ihn zu einem Bestandteil unseres Lebens machen. Die Nahrung, die verdaut ist, verleiht Stärke. Wenn die Nahrung nicht verdaut ist, wird sie eine Krankheit, irgendeine Gärung im Körper hervorrufen.

Dies ist es, was wir tun müssen. Jeder weiß, was am besten ist, aber wir lernen nur und vergessen dann. Lernt nicht etwas, um es zu vergessen. Lernt eine Sache, und andere Dinge werden folgen. Lernt zu lieben, und alles wird in Ordnung sein: das Dienen wird folgen; das Opfern wird folgen; alles wird folgen. Liebe kennt immer nur Geben. Einer, der liebt, wird nicht essen; er wird anderen geben. Eine Mutter wird nicht essen, selbst wenn sie den Bissen aus ihrem eigenen Munde nehmen müßte, um ihn ihrem Kind zu geben. So macht eine Sache in eurem Leben huntertprozentig, und andere Dinge werden folgen, Seid wahr. Wenn ihr immer die Wahrheit sagt – wer ihr seid, was ihr gerade tut, was ihr in der letzten Nacht getan habt -, werdet ihr natürlich beschämt sein, wenn ihr etwas Unrechtes getan habt. Ihr werdet versuchen, es nicht wieder zu tun. Auf ähnliche Weise wird sich euer Leben ändern, wenn ihr eine Sache verdaut und sie zum Inhalt eures Lebens gemacht habt. Ich glaube, dass viele von euch so viel wissen, in vielen Fällen verstandesmäßig vielleicht mehr als ich, aber der Unterschied ist nur, dass ihr es nicht verdaut habt. Das ist alles.

Eine Bemerkung: Ich glaube, alle Gruppenbeauftragten und Repräsentanten werden gebeten, um 15.30 Uhr für etwa eine Stunde zusammenzukommen, um in der Gegenwart des Meisters verschiedene Dinge zu besprechen. Es ist nur für die Beauftragten.

Kirpal Singh: Die Beauftragten sind mir so lieb wie ihr; wenn sie aber irgendeine Schwierigkeit in ihrer Arbeit haben, können wir ein offenes Gespräch führen. Nur aus dem Grunde, weil ihr einige praktische Schwierigkeiten habt.

Aus diesem Grunde empfahl ich von Anfang an im Jahre 1955, dass alle Repräsentanten, die auserwählt worden sind, sich in rgelmäßigen Abständen zusammensetzen, um festzustellen, welches die Schwierigkeiten sind und ob es eine Lösung für sie gibt. Wenn ihr alle zusammensitzt und einander liebt, würde das ein sehr gutes Beispiel für andere sein. Wenn ihr euch mit niemandem trefft und zu hoch von euch selbst sprecht und andere herabsetzt, fällt in der Tat ein schlechtes Licht auf die Bewegung. Versteht ihr?

Frage: Meister, würdet Ihr uns ein paar Worte über die Liebe sagen, bevor Ihr geht?

Kirpal Singh: Liebe – was ist ein Zeichen der Liebe?

Frage: Was ist ein Zeichen der Liebe?

Kirpal Singh: Ja, ein äußeres Zeichen. Der, an den ihr denkt, den ihr liebt, wird nie vergessen, nicht einmal in euren Träumen. Darum leibt so sehr, dass ihr ihn selbst in den Träumen seht: auch in einem tiefen, gesunden Schlaf beschäftigt euch dasselbe. Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Das ist alles.

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Wenn ich nur Ihm gefalle, ist's der Pilgerfahrt genug; wenn nicht, sind weder Riten noch Mühen von Nutzen. Wohin ich auch immer schaue, sehe ich, dass in Seiner Schöpfung keiner ohne Seine Gnade die Erlösung fand – ungeachtet aller Karmas. Du kannst in dir ungeahnten Spirituellen Reichtum entdecken, wenn du nur den Lehren deines Meisters folgst. Mein Meister lehrte mich das eine: Er ist der Herr von allem, möge ich Ihn niemals vergessen.

Jap Ji