Kirpal Singh

Der Schmerz und die Freude

Der Darshan am 1. August 1974

Frage: Warum möchte Gott, dass die Seele heimkehrt?

Der Meister: Haben Sie Kinder? Würden Sie nicht wünschen, dass Ihre Kinder nach Hause zurückkommen? Die Kinder sind dem Vater immer teuer.

Frage: Warum sind wir ausgewählt? Warum sind wir unter jenen, denen die Gabe von Naam gewährt wurde, damit sie heimkehren können? Warum wir?

Der Meister: Nur jenen, die bereit sind, die die Welt satt haben und zurückkehren wollen – nur ihnen wird ein Visum zur Rückkehr gegeben. Das ist etwas, was man würdigen muss – ein Einreisevisum. Man wird nur zugelassen, wenn man ein Visum hat. Wenn einem ein Visum zur Rückkehr gegeben wurde. Aber wenn man dem im Wege steht? – Gott ist Liebe, und der Weg zurück zu Gott ist auch Liebe.

Einreisevisum – es wird euch nur erlaubt, einzureisen, wenn ihr dieses Visum habt. Euch Naam zu geben bedeutet also, dass euch ein Visum zur Heimreise ausgehändigt wird; dass allen Kindern erlaubt wird, zu Ihm zurückzukehren. Zaudert jetzt nicht! Jede Mutter, jeder Vater wünscht, dass alle Kinder nach Hause zurückkommen.

Frage: Im Jap Ji sagt Guru Nanak, dass alles nur durch die Gnade Gottes möglich ist. Geschah es durch die Gnade Gottes, dass wir aus dem Himmelreich herunterkamen?

Der Meister: Wenn ihr Kinder habt, möchtet ihr, dass sie dorthin gehen, wo sie leben können – um zu sehen, wie der Lauf der Welt ist, ob sie euch vergessen oder nicht. Aber im Allgemeinen versagen wir; wir vergessen. Warum macht ihr euch über all dies Gedanken? Wir sind hier. Warum Er uns sandte und aus welchem Beweggrund, es ist an Ihm, das zu beantworten, nicht an mir. Lasst uns erst zu Ihm kommen; dann kann Er es erklären. Diese Fragen helfen uns nicht. Wenn das Haus in Flammen steht und auch wir brennen, sollten wir aus dem Haus herauskommen, das ist alles. Wenn ihr herausgekommen seid, dann findet heraus, wer das Feuer entfachte. Alle Meister sagen dasselbe auf Ihre eigene Weise und in Ihrer eigenen Sprache. Sie sagen immer: ‚Geht zurück.‘ Sie kommen, um eure alten Bindungen abzuschneiden, die Feinde in Gestalt von Freunden sind. Sie kommen mit einem Schwert.

Frage: Wie können wir ein vorherrschendes Verlangen nach Gott entwickeln?

Der Meister: Wie entwickelt man ein vorherrschendes Verlangen, jemanden zu begegnen?

Fragesteller: Indem man an ihn denkt?

Der Meister: Natürlich. Wenn ihr jemanden begegnet, den ihr liebt, sprecht ihr von ihm. Ihr habt es gern, wenn jemand über ihn spricht. Ihr lest gerne etwas über ihn. Wenn ihr jemanden liebt und euch jemand etwas über ihn erzählt, dann ist er euch natürlich noch lieber … Wer zu mir über Gott spricht, der ist mein Wahrer Freund. Das wird mehr Zuneigung in euch entwickeln, die wachsen und stark werden wird. Das erste ist also liebevolles Gedenken, das von Tag zu Tag stärker wird, bis ihr keinen Augenblick mehr ohne Ihn leben könnt. Dann kommt Er. Wenn ein Kind weint, kommt seine Mutter, gibt ihm etwas zu spielen und geht dann weg. Wieder weint das Kind, und sie kommt, um ihm etwas zu essen zu geben und geht wieder weg. Wieder weint es, bis es nichts mehr zufrieden stellt, als dass die Mutter es in ihre Arme nimmt. Wenn ihr nichts anderes als Ihn wollt, kommt Er.

Frage: Ist es nicht unsere Pflicht, fortwährend an Ihn zu denken, wenn wir wissen, dass der Simran die Namen Gottes sind? Ist das nicht fortwährendes Gedenken an den Herrn, wenn wir mit unserer Arbeit beschäftigt sind und zwischendurch Simran wiederholen?

Der Meister: Nehmen wir an, dass ihr eine Wunde in eurer Brust habt; die ganze Zeit, während ihr sprecht, werdet ihr diesen Schmerz in euch spüren. Der Zustand eines solchen Menschen, der im Herzen verwundet ist, kann nur von jemandem erkannt werden, der sich in der gleichen Lage befindet; kein anderer weiß, was er verbirgt. Solch ein Mensch kann nicht schlafen; er ist ruhelos. Wie kann man in so einem Zustand seine Tage verbringen? So eine Liebe kann in der Gemeinschaft solcher Menschen durch Ausstrahlung entwickelt werden.

Guru Amar Das sagte:

Wenn ihr den menschlichen Körper besitzt und keine Liebe zu Gott entwickelt habt, dann ist solch ein Leben hundertmal, tausendmal verwünscht.

Wie ist das zu erhalten? – Nur in der Gemeinschaft von Einem, Der Liebe ausstrahlt, Der alle Liebe ist.

Frage: Sind die fünf Schlüssel zum Himmelreich die fünf Heiligen Shabds?

Der Meister: Sie werden euch eine Ladung, einen Aufschwung geben. Sie werden euch sowohl einen Aufschwung geben als auch als Notanker gegen irgendwelche negativen Auswirkungen dienen.

Frage: Haben alle Sikh-Gurus bis zurück zu Guru Nanak dieselben Worte gegeben?

Der Meister: Ja. Es gibt tausend Namen. Dies sind die von den Heiligen gewählten Namen, weil sie sich direkt auf die Ebenen beziehen und mit ihnen zusammenhängen; sie repräsentieren in gewisser Weise diese Ebenen – sind ihnen ganz nahe. Alle anderen Namen bezeichnen Eigenschaften. Diese nicht. Sie sind ein Schlüssel zu den Ebenen. Diese Namen stehen auch in den Büchern, aber sie sind nicht geladen. Wenn sie geladen sind, wird alles, das kommt, auch geladen sein.

Frage: Was sollte ein gewöhnlicher Mensch tun, um sich glücklich zu machen?

Der Meister: Tut alles gemäß seinen Wünschen. Der Mensch ist nur unglücklich, wenn er nicht bekommt, was er möchte. Ein Leben der Sinne, Befriedigung des sinnlichen Lebens kann die Seele nicht zufriedenstellen. Wir sind Seelen, Bewusste Wesen, ‚Unser Glück wird kommen, wenn wir das Licht erreichen. Er ist Eins mit unserem Schöpfer – wir sind Eins mit Ihm.‘ Diese äußeren Dinge sind nur vorübergehend. Wir wollen sie immer bei uns haben, wollen, dass sie uns niemals verlassen. Hättet ihr nicht gerne so einen Freund, der euch niemals verlässt? Weltliche Dinge kommen und gehen, kommen und gehen. Zur Zeit der Geburt ist eben dieser Körper unser erster Begleiter, aber wenn wir den Körper verlassen, kann er nicht mitkommen. Wie können dann andere Dinge, die mit dem Körper kommen, mit uns gehen?

Ihr seid also Bewusste Wesen und hättet gern etwas Beständiges, das den Körper nicht verlässt. Wir empfinden Freude, solange wir verhaftet sind, solange wir mit etwas identifiziert sind, solange unsere Aufmerksamkeit sich in etwas vertieft.

Während jener Zeit empfinden wir Freude. Wenn das fortgenommen wird oder ihr davon zurückgezogen – getrennt – werdet, seid ihr unglücklich. Nehmen wir einmal an, dass ein Hund (es ist natürlich ein schlechtes Beispiel) einen Knochen frisst. Es ist kein Geschmack im Knochen, aber er frisst das Blut, das aus seinem verletzten Maul kommt, und empfindet Freude. Es ist sein eigenes Blut, das er frisst. So ist es die Aufmerksamkeit, die aller Frieden, alle Freude und alle Ewigkeit ist. Weil wir mit uns selbst, mit etwas Zeitweiligem identifiziert sind, empfinden wir Glück. Wenn das zurückgezogen wird oder wir davon zurückgezogen werden … Wir haben etwas, das uns bis ans Ende der Welt nicht verlässt. Das ist Gott. Diese Bewusstheit ist das Brot und Wasser des Lebens. Das Brot des Körpers ist also Nahrung und Wasser; das Brot des Intellekts ist der Gedanke; aber das Brot unserer Seele ist die Verbindung mit allem Bewusstsein. Wenn ihr diese bekommt, seid ihr erfüllt.

Gut. Gott segne euch.