Kirpal Singh

Über psychische Kraft

Dehra Dun, 20. Februar 1971

Der Meister wurde gefragt: Können wir uns während der Gruppenmeditationen gegenseitig beeinflussen? Werden die anderen zum Beispiel beeinflusst, wenn wir ihnen Gedanken der Liebe senden?

Er antwortete: Habt ihr genug übrig, um es unter anderen zu verteilen? Wenn ja, dann ist es in Ordnung. Andernfalls werdet ihr bankrott gehen; ihr habt weder Geld auf eurer Bank noch in der Hand, und ihr stellt Schecks aus. Wenn ihr Gott liebt – die Seele ist vom selben Wesen wie Gott, und Er wohnt in jedem Herzen – werdet ihr natürlich für jedermann Liebe empfinden. Wenn ihr sehr viel habt, braucht ihr nicht einmal eure Aufmerksamkeit auf andere lenken, sie werden es durch die Ausstrahlung erhalten. Wenn ihr euch anstrengt, werdet ihr euch bankrott und völlig ausgehöhlt fühlen. Daher sage ich immer, dass ich das sogenannte geistige Heilen nicht befürworte. Die Leute, die geistig heilen, strengen sich an. Sie senden Liebe, gute Gedanken, heilende Gedanken aus; auf diese Weise strengen sie sich an und richten sich zugrunde. Sie sind erschöpft und müssen sich dann erholen.

Die höhere Art des Heilens ist immer gütig. Selbst jene, die an eine Meisterseele denken, können geheilt werden. Ihr erinnert euch, dass zur Lebenszeit Christi eine Frau den Saum Seines Gewandes berührte und geheilt wurde. Er fühlte etwas und sagte: ‚Wer hat mich berührt?‘ Wenn ihr Geld auf eurer Bank habt, gut und schön. Wenn ihr 1000 Dollar besitzt und Schecks auf 2000 Dollar ausstellt, was wird geschehen? Versteht ihr mich? Es ist ein guter Gedanke, für alle Sympathie zu empfinden. Wenn ihr Gott liebt, weil Gott in ihnen wohnt, wird eure Liebe natürlich zu ihnen gehen. Oder sie werden durch die Ausstrahlung davon profitieren. Ihr könnt eines tun, ihr könnt beten: ‚O Gott, hilf anderen‘; das ist etwas anderes.

Wollt ihr das wenige Geld, das ihr besitzt, oder das wenige Wasser in eurem Kanister auf solche Weise verteilen? Versteht ihr, was ich sage? Es ist eine gute Idee, für andere Sympathie, liebevolle Gedanken und Achtung zu hegen; das ist in Ordnung. Aber verausgabt euch nicht. Ihr könnt für alle gute Gedanken haben. Ich erzählte euch neulich, dass ich zur Zeit meines Meisters kranke Leute zu besuchen pflegte. Die nicht initiiert waren, machten mit diesen Menschen eine Schau. ‚Wenn er kommt, fühlen die Kranken Erleichterung‘, pflegten sie zu sagen. Dies kam vor, und die Leute beklagten sich bei meinem Meister, dass ich Wunder vollbringe. So sagte der Meister: ‚Nein, er zeigt keine Wunder. Es ist die Ausstrahlung, die die Menschen von ihm erhalten.‘ Versteht ihr? Eine solche Ausstrahlung ist in Ordnung.

Für jedermann gute Gedanken zu hegen ist eine gute Idee. Betet zu Gott, dass Er allen Frieden schenke, das ist etwas anderes. Und weiterhin betete Guru Nanak, der als das fleischgewordene Wort angesehen wird: ‚Friede sei auf der ganzen Welt, nach Deinem Willen, o Gott.‘ Er erschöpfte Sich nicht. ‚Friede sei auf der ganzen Welt, nach Deinem Willen, o Gott.‘ Wenn ihr zum Handelnden werdet, werdet ihr euch natürlich verausgaben, indem ihr das verbraucht, was ihr habt. ‚Nach Deinem Willen, o Gott‘, ist die beste Art und Weise. Wünscht also allen Gutes; wir sind Brüder und Schwestern in Gott. Aber durch die Ausstrahlung hilft diese Kraft und lässt euch nicht bankrott gehen. Indem ihr euch anstrengt, könnt ihr natürlich anderen Gutes tun, aber danach werdet ihr erschöpft sein. Eine höhere Art von Heiligen ist erforderlich. Möge jedem durch Ausstrahlung geholfen werden. Wenn ihr genug Parfum in euch habt, wird es jedermann erhalten, ohne dass ihr auch nur den Wunsch habt, etwas zu tun. Ich bin also nicht gegen gute Wünsche für jedermann, aber seid nicht der Handelnde, indem ihr eure Schultern belastet, wo ihr so wenig Wasser habt. Betet für sie, das ist in Ordnung.

Der Schüler sagte darauf: Manchmal sagt ein Heiler, dass er mit neuer Kraft erfüllt wird, wenn er erschöpft ist.

Der Meister antwortete: ‚Nur wenn er bankrott geht. Zuerst stellt er einen Mangel fest, dann füllt er sich wieder auf, nicht eher. Und wenn er nicht wieder neu aufgefüllt wird, was dann? Die Meister heilen immer durch Ausstrahlung. Jene, die an Sie dachten, wurden geheilt. Das ist der ungefährlichere Weg. Einmal schrieb mir jemand aus Frankreich: ‚Ich höre, dass es Euch gesundheitlich nicht gut geht. Ich werde Euch von hier aus heilen.‘ Ich sagte ihm: `Sie können es nicht.´ Und ich erklärte, warum: ‚Ein schwächerer Mensch wird von Ihnen beeinflusst werden, nicht ein stärkerer.‘ Man kann niemanden beeinflussen, der stärker ist als man selbst. Versteht ihr? Ihr mögt den Schwächeren beeinflussen; ihr mögt andere heilen, deren Willen schwächer ist als der eure. So schrieb ich ihm und sagte, dass er nicht in der Lage wäre, es zu tun. Er versuchte es mit all seinen Kräften, konnte aber nichts ausrichten. Ihr könnt sagen: ‚O Meister, bitte helft ihr' oder ‚O Gott, bitte hilf ihr‘, das ist etwas anderes.

Es geschah einmal, dass einige Leute – ich brauche nicht zu sagen, wer die waren – bestimmte Menschen damit beauftragten, sich um Mitternacht im Freien hinzusetzen, um mir Böses anzutun, nachdem sie ihnen soviel Geld gegeben hatten, wie diese wollten. So etwas kann geschehen, aber ihre Anstrengungen hatten keinen Einfluss auf mich.

Einmal reiste ich in einem Zug, als ein Mann kam, der die Gedanken der anderen Reisenden zu lesen begann. Er las in den Gedanken mehrerer Leute. Ich saß im selben Abteil. Als ich an der Reihe war, forderte er mich auf, an etwas zu denken, und er würde es lesen. ‚Sie können es nicht‘, sagte ich ihm. Dies war lange, lange bevor ich meinem Meister begegnete. Aber er und auch die anderen bestanden darauf, dass ich an etwas dächte, damit er es lesen könne. ‚Gut‘, stimmte ich zu, ‚lesen Sie.‘ Er versuchte es, aber musste schließlich aufgeben. Er gab zu: ‚Heute habe ich versagt.‘

Der Stärkere kann also andere beeinflussen, nicht der Schwächere. Auf den Schwächeren kann man einen Einfluss ausüben. Wie dem auch sei. Dies ist keine Spiritualität. Diese übernatürlichen Kräfte kommen durch Konzentration, aber wenn ihr euch mit ihnen beschäftigt, wird eure höhere Kraft zum Stillstand gebracht. Diese übernatürlichen Kräfte sind Sklaven von Konzentration und Meditation. Das ist nicht Spiritualität. Spiritualität ist nicht Spiritismus, nicht Spiritualismus, nicht Hypnose und nicht Mesmerismus. Sie ist einzig und allein eine Sache der Selbstanalyse, des Übersteigens des Körperbewusstseins, um sich selbst und Gott zu erkennen. Auf dem Weg werden viele Kräfte zum Vorschein kommen, aber sich in sie zu vertiefen, ist ein schändliches Verbrechen. Ihr werdet euren Fortschritt verzögern. Überdies ist das karmische Gesetz unerbittlich. Ihr werdet eines Tages dafür zu leiden haben.

Die Leute machen alles mögliche. Da war ein Mann in London, der die Geister zu rufen pflegte und dann mit ihnen sprach. Fünf Pfund kostete die Eintrittskarte. Jemand sagte: ‚Gut, lasst uns hingehen und ihn uns ansehen‘; und so gingen wir dorthin. Alle Lichter wurden ausgeschaltet. Es war stockfinster und ungefähr neun oder zehn Uhr abends. Es begann, sich anzustrengen, aber nichts geschah, nichts wurde erreicht. Zuerst seufzte er, dann seufzte er wieder, und als nach einer halben Stunde oder so nichts geschah, sagte er: ‚Die Atmosphäre ist nicht gut; es tut mir leid, dass es jetzt nicht getan werden kann.‘ Er verlangte keinen Eintritt von uns. Das kann sicherlich passieren. Worin bestand der Trick? Nun, ich will es euch sagen. Er konnte wie ein Kind sprechen; also pflegte er selbst zu sprechen, und die Leute hielten es für einen Geist. Ich habe festgestellt, dass es einen äußeren Schwarzhandel gibt; der schwarze Markt in sogenannten religiösen Zirkeln ist jedoch noch größer. Sie täuschen und schauspielern.

Während meiner ersten Reise kam ein Magier zu einer Morgenmeditation in Chicago. Er war ein erstklassiger Magier aus Europa, der extra nach Amerika eingeladen worden war, um gegen mich zu arbeiten. Er sagte: ‚Sie wollen eine Meditationssitzung abhalten, darf ich daran teilnehmen?‘ ‚Ja, kommen Sie.‘ Ich gab eine Meditationssitzung. Er saß an der Seite und richtete seine ganze Kraft gegen mich. Nichts geschah, aber als Folge davon fiel er kopfüber bewusstlos zu Boden. Sie mussten ihn in meinen Armen wiederbeleben, ihn zu Bett bringen und ihn beruhigen. ‚Macht nichts, alles wird gut gehen. Sorgen Sie sich nicht‘, sagte ich ihm. Es kam eine Reaktion. Wenn eine Welle gegen eine Steinmauer schlägt, wird sie zurückkehren. Wenn Sand da ist, wird sie hindurchdringen. Als Reaktion darauf fiel er also bewusstlos nieder. Er war ein Anhänger der anderen Gruppe und extra zu diesem Zweck engagiert worden. Ich behandelte ich ihn und gab ihm Medizin, damit es ihm besser ginge. Dann sagte er vor der ganzen Versammlung dort: ‚Ich habe zum ersten Mal die Liebe Christi gesehen. Was mir gesagt wurde, ist alles falsch.‘ Er ist gestorben. Seine Frau schreibt mir sogar jetzt noch Briefe.

Spirituelle Menschen wollen mit diesen Dingen nichts zu tun haben. Worin besteht die Freude, eure Gedanken zu lesen, dies und jenes zu wissen und andere zu beeinflussen? Was gibt es dort – einen Kontakt mit den niederen herumziehenden Seelen, die den Körper verlassen haben? Es gibt schwerlich Kontakt mit den höheren Seelen. Dies ist nur eine Seite der Münze. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit auf solche Dinge richtet, wird euer weiterer Fortschritt verzögert. Ich bin in Indien und im Ausland all diesen Dingen begegnet. Mir geschah nichts. Mein Meister war natürlich bei mir. Die Kraft, die Gotteskraft ist bei mir. Das ist Seine Gnade – wenn Er mich verlässt, bin ich nichts. Ich bin Herr ‚Null‘. Ich tue nichts. Das ist der sicherste Weg.

Einmal geschah es, dass Dr. Schmidt, ein Schweizer homöopathischer Arzt, mit seiner Frau nach Indien kam. Er wurde von unserem Meister initiiert. Bei ihrem zweiten Besuch in Indien versuchten die Leute, seine Frau zu beeinflussen, sich initiieren zu lassen. Aber sie wollte nicht. Sie war Anhängerin eines Gurus in Europa. Dr. Schmidt bat mich, freundlicherweise etwas zu unternehmen, damit seine Frau auch initiiert würde. Mein Meister sagte mir, dass ich vier oder fünf Tage frei nehmen und mich um sie kümmern solle. Ich bat Dr. Schmidt, dabei zu sein, wenn ich mit ihr spräche. Die allererste Frage, die sie stellte, lautete: ‚Was brachte sie hierher zum Meister?‘ So erklärte ich ihr ungefähr zehn Minuten lang, warum ich gekommen war. ‚O, das ist genau das, was ich will‘, sagte sie. Dann fragte sie: ‚Warum wendet sich Ihr Meister nicht an mich?‘ Dies war eine sehr direkte Frage. ‚Mein früherer Guru pflegte auf mich einzuwirken, und ich wurde von ihm beeinflusst‘, fuhr sie fort. Ich sagte ihr, dass sie mich zwei oder drei Minuten lang ansehen solle, und fragte sie dann, ob sie etwas anderes sagen könnte, als das, was ich wollte. ‚Mein Meister beeinflusst niemanden. Er überlässt es Ihrem guten Willen, Ihrem freien Willen und Belieben, die Wahrheit herauszufinden.‘

Sie konnte kein Englisch; sie sprach französisch, und so sagte ich ihr: ‚In Ordnung, wenn Sie der Rede meines Meisters heute Abend nicht folgen können, dann sehen Sie ihn nur an, freundlich und aufmerksam; nichts weiter. Und dann lassen Sie mich wissen, was Sie finden.‘ Sie wohnte der Rede bei, und danach frage ich sie: ‚Nun, wie fanden Sie meinen Meister?‘ ‚Oh, Er war sehr anziehend, sehr schön.‘ Durch Ausstrahlung wird so etwas hervorgebracht, nicht indem der Wille gelenkt wird. Ich sagte ihr, dass mein Meister sie deshalb nicht beeinflusse. Er lässt jedem seinen freien Willen und Entschluss. Wenn ich euch Menschen hypnotisiere, werdet ihr gehen und euch zugrunde gerichtet fühlen. Ihr mögt für wenige Minuten etwas haben, aber dann werdet ihr gehen und euch zugrunde gerichtet fühlen. Ihr mögt für wenige Minuten etwas haben, aber dann werdet ihr ruiniert sein. Und dann? Ich habe viele ähnliche Beispiele wie dieses erlebt. Daher sage ich, dass der Innere Schwarzmarkt größer ist. Frau Schmidt wurde initiiert, und ich bekomme sogar heute noch Briefe von ihr.

Es ist also Gott, Der hilft, wie ihr seht. Wenn ihr Sein Eigen geworden seid, muss Er Sich um euch kümmern. Ihr braucht euch nur Ihm zu überlassen, das ist alles. Hingabe kostet nichts. Oder? Aber sie ist sehr schwierig. Geld zu spenden ist in Ordnung. All euren Besitz wegzugeben – Herd, Heim, alles – ist in Ordnung. Wenn ihr euer Gemüt hergebt, verliert ihr nichts. Ihr seid nach meinem besten Wissen oder dem, was die Schriften sagen, auf den Weg gestellt worden. Ihr seid vom Glück begünstigt. Fahrt fort damit.

Die Meisterkraft kümmert sich also um euch. Ihr habt alles, wendet euch nur nach Innen. Mein älterer Sohn wurde krank. Der Arzt sagte mir, dass ich drei Tage frei nehmen solle, da Er sicherlich sterben würde. Gut – ich nahm frei. Von meinem Meister war mir angewiesen worden, in diesen drei Tagen in Amritsar einen Vortrag zu halten. Und ich dachte: ‚Der Arzt sagte, dass Er sterben würde, aber Leben und Tod liegen nicht in meinen Händen.‘ So ging ich nach Amritsar und hielt einen Vortrag. Es war ungefähr zur Mittagszeit an einem Sommertag. Dann dachte ich, ich sollte meinen Meister besuchen, da Beas, wo Er lebte, ganz in der Nähe lag. Also ging ich. Ich kam ungefähr um zwei Uhr dort an. Der Meister war oben. Er schickte nach mir. ‚Komm herauf. Wie geht es deinem Kind?‘ Ich hatte niemals etwas erwähnt. ‚O, es war krank, der Arzt sagte, dass es ernsthaft krank sei.‘ Der Meister lag. Er setzte Sich auf. Ich sagte: ‚Meister, wer immer an Euch denkt, hat keine Sorgen. Warum seid Ihr so traurig?‘ ‚Du hast soeben deine Last auf mich geworfen. So nahm ich sie an.‘ Mein Sohn starb nicht.

Er wird Sich um euch kümmern. Ihr braucht nicht bitten. Er weiß. Die Meisterkraft ist also immer am Werk; das ist wundervoll. Der Meister ist nicht der physische Körper, sondern der Gott in Ihm. Wie kann Er etwas für Sich in Anspruch nehmen, wenn Er sieht, dass es Gott ist, Der handelt? Fahrt also mit eurer Meditation regelmäßig fort und überlasst alles Ihm. Lebt nur nach dem, was Er sagt, das ist alles. Es mag ein Vater vier oder fünf Kinder haben; was tut der Vater, wenn eines einfach alles ihm überlässt, nichts von ihm erbittet, nichts von ihm verlangt, sondern alles Seinem Willen anheim stellt? Er gibt ihm alle Schlüssel.

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Gerade ehe es zu dämmern begann, erhoben sich tiefklingende Glocken aus der Nacht zu lieblicher Reinheit hell klingend – o gesegnetes Nahen.

Nancy M. Forte