Ein Besuch des Meisters

von Estelle Brooks; dieser Bericht wurde von der Verfasserin vor ungefähr zehn Jahren geschrieben.

Im Jahr 1955 wohnte ich in Chicago, S. Whipple Str. 125. Damals hatte ich erst vier Kinder, die bei mir wohnten. Wir hatten eine Sechszimmerwohnung im zweiten Stock. Einer der sechs Räume war sehr klein, gerade groß genug für ein Bett und ein anderes Möbelstück. So gab ich das Zimmer meiner kleinen Tochter, die damals etwa neun Jahre alt war.

Sie konnte nicht einschlafen – sie beklagte sich immer, dass sie über sich einen Mann stehen sah. Manchmal rief sie nach mir, dass ich kommen und ihn sehen solle. Wenn ich dann aber zu ihr kam, war niemand da. Ich nahm sie dann in die Arme und versicherte ihr, dass niemand da sei und nur Gott über ihr wache. Allmählich wurde sie aber nervös und fürchtete sich, in dem Raum zu bleiben. Also holte ich sie heraus und beschloss, dieses Zimmer, weil es so klein war, zu einem Gebetsraum zu machen.

Ich errichtete meinen Altar in diesem Raum. In die Mitte des Altars legte ich die Bibel, eine Statue von Jesus direkt dahinter. Zur Rechten von Jesus stellte ich eine Figur der gesegneten Maria, zur Linken eine Statue des Heiligen Joseph. Einen Absatz tiefer kam eine Statue des Heiligen Antonius zur Rechten und eine des Heiligen Martin zur Linken. Ich stellte auch Kerzen auf, eine weiße, drei von meinen sternfarbenen und eine braune. Diese Kerzen ließ ich beständig brennen. Es machte mir auch Freude, Weihrauch abzubrennen. Wenn immer ich zu dem Altar ging, erhielt ich eine Inspiration.

Eines Tages im Jahre 1955 (ich vergaß den Monat), ging ich an den Altar dieses kleinen Gebetsraumes. Ich wusste nicht, was geschah; ich konnte nichts auf dem Altar sehen außer meiner Bibel in der Mitte. Es lag ein Zeitungsstreifen mit tiefschwarzer Aufschrift quer über meiner Bibel. Ich las:

Bleib stehen – wo du bist.

Nachdem ich das gelesen hatte, blickte ich zur linken Seite – dort war eine große Schale mit Weihrauch; es sah nach Sandelholz aus. Es erschreckte mich, und ich wandte mich vom Altar ab.

Ich schicke mich an, den Raum zu verlassen, ergriff den Türknopf, um ihn zu drehen, und bemerkte, dass die ganze Seite des Zimmers geradeso geöffnet war, als wenn da eine Schiebetür wäre. Herein schritt Meister Kirpal Singh, so wie Er heute aussieht. Ich ängstigte mich so sehr, dass ich versuchte, zur Tür hinauszukommen. Ich ergriff den Türknopf und fiel auf meine Knie.

Er hielt mir Seine Hände entgegen und sagte:

Steh auf, fürchte dich nicht; wem dienst du?

Ich antwortete:

Ich diene Gott.

Er sagte:

Wer ist Gott?

Ich sagte:

Gott ist Geist.

Er sagte:

Ich bin Geist.

Nachdem ich Seine Hände ergriffen hatte, begann die Angst mich zu verlassen. Als ich verlegen wurde, ging Er, erinnere ich mich.

Als Er meine Hand hielt, sagte Er:

So möchte ich deinen Altar haben.

Er war aufgeräumt. Keine Statue, keine Kerzen, nur meine Bibel und die große Schale mit Weihrauch.

Gott sei Dank – nach ein paar Jahren erfuhr ich, Wer der Mann war, Der meine Wohnung besuchte. Heute bin ich, als Initiierte Seiner Heiligkeit Sant Kirpal Singh Ji Maharaj und als Mitglied des Ruhani Satsang, wahrhaft inspiriert, nachdem ich Stunden unter Seiner Führung meditiert habe.

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Du bist der liebreichste Herr, mit vielen Schülern gleich mir; Du bist ein Meer des Reichtums, und unermesslich sind Deine Tiefen. O Höchste Weisheit, sei gnädig und gib mir Verstehen, so dass ich immer über Dich meditieren kann. O mein Selbst, sei nicht eitel und stolz, doch demütig wie Staub, denn dies ist der Weg zur Befreiung. Nanaks Gott ist der Höchste von allen, und viele gleich Nanak dienen Seinem Willen.

Granth Sahib