Kirpal Singh

Islam

Unter den Moslem Sufis ist das Wort als Sultan-ul-Azkar (König des Gebets) bekannt. Ein anderer Sufi-Orden nennt es Saut-i-Sarmadi (Göttlicher Gesang). Sie nennen es auch Kalam-i-Quadim (der uralte Ton), und Kalma oder “Wort”, Nida-e-Asmani (der Ton, der vom Himmel herunterkommt). Die vierzehn Tabaqs (Regionen) waren durch Kalma – das Wort – hervorgebracht.

Khawaja Hafiz, ein großer Heiliger, sagte:

Vom Türmchen des Himmels bittet dich ein Ruf nach Hause, aber in die Falle geraten, hörst du nicht hin. Niemand weiß, wo die Wohnstatt des Geliebten liegt, doch ganz gewiss geht das Geläut der Glocken von dort aus.

Und wieder:

Nimm den Stopfen aus deinen Ohren und höre die Stimme der Befreiung, die zu dir kommt. Hänge dich nicht an die materielle Welt; das Elixier des Lebens strömt von oben. Der Pulsschlag der Liebe, während er in den Himmeln ertönt, sendet Segnungen zu den Seelen der Verehrer.

Jalaluddin (Maulana) Rumi sagt in Seinem Masnavi:

Werde nicht skeptisch und stimme dich ab auf den Klang, der aus den Himmeln herunter kommt; deine Seele soll von weither Offenbarungen empfangen. Welche? - Schimmer des Unenthüllten. Wollte ich sprechen von diesen süßen Melodien, würden sich selbst die Toten aus ihren Gräbern erheben.

Und wieder,

Erhebe dich über den Horizont, o tapfere Seele, und lausche der melodiösen Weise, die aus den höchsten Himmeln herunter kommt.

Der Prophet Mohammed sagte, dass Er die Stimme Gottes hörte wie alle anderen Töne auch. Shah Niaz, ein anderer Moslem-Verehrer, sagt:

Die Seele ist der Wille und das Geheimnis Gottes. Ihre Meditation wird ohne Hilfe von Zunge und Gaumen ausgeübt. Doch Ach! Du bist festgebunden im physischen Kerker und hörst das Heilige Wort Gottes nicht! Mein Geliebter spricht die ganze Zeit zu dir, doch Leid für dich, du hörest Seine Stimme nicht.

Und wieder,

Das ganze Universum hallt wider von dem Ton; und du hast nur zu öffnen, das Tor deiner Ohren.

Für das Öffnen der Ohren ist es ausreichend, mit dem Hören auf die äußeren Töne aufzuhören. Wenn du dies tust, wirst du den unaufhörlichen, nicht endenden Klang vernehmen. Er ist ewig und hat weder Anfang noch Ende, und deswegen wird Er Anhad (das heißt, ohne irgendwelche Grenzen) genannt. Ohne dieses Wort - den Ewigen Klang - ein Ausdruck des Unendlichen, hätte die Welt nicht entstehen können. Verbinde dich mit dem melodischen Klang und verliere dich selbst in Ihm, o weiser Mensch.

O Gott, zeige mir den Ort, von dem Kalma (das Tonprinzip) ohne Worte ausgeht.

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Quelle: ‚Naam oder das Wort, Buch I – Naam oder das Wort, Zeugnis von verschiedenen Religionen: Islam‘, von Kirpal Singh, 1894–1974.