Karma

II

Diese karmischen Gesetze sind schwer zu verstehen, aber wenn ihr euch an das haltet, was ich euch sage, könnt ihr euer Leben retten und euch davor bewahren, wieder auf die Erde zu kommen. Wir können also glücklicherweise lernen, wie man die Schulden begleichen und von diesem Rad des Lebens loskommen kann. Wir säen täglich Saaten. Sie werden aufgehen. Einige tragen gerade Frucht, andere werden dem Sanchit-Karma, dem großen Lager an Karma, hinzugefügt. Unser Vorrat an Karma ist groß. Wenn wir in dieser Lage einem Meister begegnen, Der dieses Naturgesetz kennt, Der weiß, wie man es abwickelt und uns davon befreit, wird Er den Abwicklungsprozess aller Karmas des Initiierten selbst übernehmen. Er nimmt das in Seine Hand. Es ist eine sehr schwere, sehr harte Arbeit, Meister zu sein. Was tut Er als erstes? Er gibt euch eine Verbindung mit dem Tonstrom im Innern, durch dessen Praxis die Sanchit- oder Vorratskarmas verbrannt werden. Das ist ein großer Segen: Alle Sanchit-Karmas werden verbrannt. Sie werden nicht Frucht in künftigen Leben tragen.

Dann schreibt Er für das Kriyaman-Karma, das Karma, das wir täglich schaffen, das Führen des Tagebuchs vor. Nun merkt euch, wofür das Tagebuch gedacht ist. Es hat eine sehr wichtige Aufgabe. Man muss ein reines Leben führen und mit Hilfe der Selbstprüfung Tag für Tag die Schwächen in sich ausrotten. Dazu wird der Schüler angehalten.

Das Pralabdh-Karma wird nicht angetastet, denn als Folge dieses Karmas erhielten wir das gegenwärtige Leben. Wenn es die Heiligen anrühren, endet es – im gleichen Augenblick, in dem ein Heiliger das Pralabdh-Karma anrührt, endet unser Leben! So tastet Er es nicht an, weil es die Ursache des physischen Körpers ist, der durch diesen Eingriff in das Naturgesetz sich auflösen würde. Es bleibt also ein sehr kleiner Rest von Karma, den der Initiierte während des gegenwärtigen Lebens ertragen muss.

Die Sanchit-Karmas, die auf Vorrat liegen, werden verbrannt, wenn man mit dem Ton in Verbindung kommt. Je mehr ihr mit dem Tonprinzip in euch in Verbindung kommt, mit Naam oder dem Wort, dessen zwei Aspekte Licht und Ton sind, desto mehr von eurem Sanchit-Karma wird verbrannt. Das Pralabdh-Karma bleibt unangetastet. Mit dem Kriyaman-Karma verhält es sich, wie ich euch sagte: Er (Meister) hält euch an, in dieser Beziehung sehr streng zu sein. Schont euch nicht. Ihr solltet euch selbst gegenüber so kritisch sein, wie ihr das gern bei anderen seid. Merzt Tag für Tag eure Fehler aus. Einige der verbleibenden Karmas sind Kriyaman, auch sie werden verringert, abgemildert durch den Meister und durch die Hingabe des Schülers.

Wenn ihr bei einem Meister sitzt, bleibt das Gemüt ein paar Minuten ruhig. Es macht keine Schwierigkeiten. Als Ergebnis der Ausstrahlung des Meisters seid ihr frei von Gedanken. Das Kennzeichen eines Meisters wird folgendermaßen beschrieben: Wenn man in Seiner Gegenwart sitzt, kommen eine Zeitlang keine Probleme im Gemüt auf. Wie ich euch gestern sagte: Wenn ihr zu jemandem geht, der Parfüm verkauft, erhaltet ihr allein schon etwas durch den Duft, der in der Luft liegt; er braucht euch gar nichts zu geben. Ähnlich ist es, wenn ihr eine Zeitlang voll Empfänglichkeit in Seiner (des Meisters) Gegenwart sitzt – euer Gemüt wird keinerlei Schwierigkeiten machen. Das ist Seine Ausstrahlung. Und wenn ihr die Verbindung im Inneren erhaltet? Dann habt ihr das Fläschchen Parfüm.

Die Pralabdh-Karmas werden nicht angerührt, weil wir keine Kontrolle über sie haben. Sie müssen sich auswirken. Was geschehen muss, muss geschehen. Es gibt keine Ausnahme von der Regel. Ein Ausweg ist jedoch möglich: Geführt von der Meister-Seele kann man sein Inneres Selbst so entwickeln, dass man den bitteren Stachel des Karmas nicht zu fühlen braucht. Nehmt das Beispiel einer Mandel oder Walnuss, die noch unreif ist. Man kann sie mit einer Nadel durchstechen. Wenn sie aber reif ist, ist die Schale vom Kern getrennt und wenn man mit einer Nadel hineinsticht, kann sie die Schale nicht durchdringen.

Wenn ihr bei einem Meister sitzt, will Er euch einen Weg nach oben geben, Er will euch über das Körperbewusstsein erheben. Auch wenn alle äußeren Dinge als Folge des Pralabdh-Karmas eintreten, haben sie doch keine schmerzhafte Wirkung. Das ist der Segen des Meisters. Wenn ein Kind operiert werden muss und die Mutter es während der Operation auf den Schoß nimmt, ist es ganz ruhig. Jene, die initiiert und dem Meister Innerlich ergeben sind, werden auch Auswirkungen der Vergangenheit erleben, die bitter sind. Aber sie bekommen sie nicht so zu spüren. Wenn man sich täglich über das Körperbewusstsein erhebt, fühlt man sie nicht.

Es gibt das Beispiel eines gewissen Abdullah, der ein Ergebener von Mian Mir in Indien war. Als Ergebnis des Pralabdh-Karmas hatte er sehr zu leiden, aber er erhob sich an die Stelle hinter den Augen. Als sein Meister kam, sagte Dieser jedoch zu ihm: „Was tust du da? Du hast die Saat gesät, du musst die Folgen auf dich nehmen. Warum erhebst du dich nach oben? Komm herunter!” Aber das ist die Gnade des Meisters, dass wir uns erheben können, wenn wir uns an Seine Anweisungen halten.

Was das Kriyaman-Karma betrifft, müssen wir mit Hilfe des Tagebuchs alle Unvollkommenheiten ausrotten. Die Karmas, die auf Vorrat liegen, werden verbrannt, je mehr ihr mit dem Licht- und Tonprinzip in Verbindung kommt. Neue Karmas, wie sie täglich entstehen, werden also durch Selbstprüfung vermieden. Was noch bleibt, wird durch die Liebe des Meisters abgemildert; die quälende Wirkung ist nicht mehr dieselbe. Es ist wie bei einer Walnuss oder Mandel: Wenn sie noch unreif ist, kann man eine Nadel hindurchstechen, aber wenn sie reif ist, hat sich die Schale abgetrennt; ihr könnt versuchen, eine Nadel hineinzustechen, sie wird sie nicht durchdringen. Ähnliches geschieht, wenn ihr an der Stelle hinter den Augen gesammelt seid. Ihr werdet sehen, dass ihr entweder dort bleiben oder willentlich auf der Ebene der äußeren Sinne aktiv sein könnt. Dann lasst kommen, was will. Ob der Mensch stirbt, ob er leidet; ob man operiert wird, oder dieses und jenes geschieht, aber welch großer Segen ist euch zuteil geworden!