Karma

III

Wenn wir nun dies alles betrachten, gibt es noch eine weitere Art von Karma? Eine Art ist Kriyaman, eine weitere Pralabdh und die dritte ist das Karma, das auf Vorrat liegt – Sanchit. Aber es gibt noch eine weitere Form des Karma. Sie heißt Neh-Karma – Karma, das mit keinerlei Verhaftetsein oder Verlangen nach seiner Frucht verbunden ist. Diese Art steht über den anderen Karma-Formen, die mehr oder weniger eine Quelle der Gebundenheit sind. Diese Form des Karma hilft einem ein wenig, sich von den karmischen Rückwirkungen, von der Bindung zu befreien. Wenn man eine Arbeit tut, ohne sich irgendeinen Vorteil dabei zu wünschen, wird einen das nicht binden. Das ist das eine. Aber wie kann man das vermeiden, solange das Ego da ist? Ihr werdet nicht das Gefühl haben, nicht der Handelnde zu sein. Versteht ihr, was ich meine? Solange ihr der Handelnde seid, ob ihr nun Gutes oder Schlechtes tut, wisst ihr doch im Grunde eures Herzens: „Ich habe etwas Gutes getan”, nicht wahr? Das zieht seine Auswirkung nach sich.

(Den Zustand) von Neh-Karma oder selbstlosem Karma erreicht man also erst, wenn man ein Bewusster Mitarbeiter wird. Ihr seht auch, dass in den Yoga-Systemen wie beim Karma-Yoga gelehrt wird, dass man Neh-Karma werden kann, wenn man keinen Lohn für seine Taten erwartet. Aber wie kann man Neh-Karma werden, wenn man nicht Bewusster Mitarbeiter am Göttlichen Plan wird? Wenn man nicht erkennt: „Er, (Gott) ist der Handelnde – nicht ich bin es?” Solange man der Handelnde ist, wird man auch die guten Früchte ernten – den Himmel und auch andere Dinge, die noch in diesem Leben eintreten. So werdet ihr begreifen, dass nur das aus Verlangen oder Kam entstehende Karma zum Gebundensein führt.

Deshalb sagte uns Moses:

Begehrt nicht.

Buddha lehrte:

Seid wunschlos,

und der zehnte Guru der Sikhs lehrte:

Habt keinen Wunsch nach Erfolg.

Das Höchste von allem ist, Neh-Karma zu sein. Das bedeutet, in Übereinstimmung mit dem Göttlichen Plan, als Bewusster Mitarbeiter der Kraft Gottes zu handeln.

Es gibt also vier Arten von Karma. Für das gegenwärtige Karma wurde das Tagebuch eingeführt. Was davon bleibt, wird abgemildert, wenn ihr dem Meister ergeben seid. Das Pralabdh-Karma bleibt unangetastet – seine bitteren Früchte müsst ihr ertragen. Aber wenn ihr zu Füßen des Meisters sitzt, Seinen Anweisungen nachkommt und euch täglich über das Körperbewusstsein erhebt – täglich sterbt –, dann werdet ihr im Äußeren die schmerzlichen, bitteren Folgen der Rückwirkungen aus der Vergangenheit nicht spüren – wie in dem Beispiel, das ich euch genannt habe. Nun werdet ihr verstehen, wie wichtig es ist, täglich euren Übungen nachzukommen. Kurz gesagt, das Gesetz des Karma ist das unerbittliche und unausweichliche Gesetz der Natur, das keine Ausnahme kennt. Sogar die Avatare müssen seine Auswirkungen ertragen – von den Menschen ganz zu schweigen.

Von Lord Rama wird erzählt, dass er hinter einem Baum stehend den Bruder des Königs von Ceylon tötete – das steht in unseren Schriften. Im Sterben sagte der Mann: „Rama, ich hatte nichts gegen dich – warum tötest du mich? Du wirst leiden müssen.”

Also geschah es, dass Rama in seiner nächsten Verkörperung als Lord Krishna auf die Erde kam, während der Mann, den er getötet hatte, die Gestalt eines „Bhil” (Angehöriger einer sehr niederen Kaste, fast ein Wilder) im Dschungel annahm. Lord Krishna lag im Dschungel und hatte seinen linken Fuß über das rechte Knie gelegt. Auf seinem Fuß war ein Stern zu sehen, wie er immer auf dem Fuß von Avataren oder Inkarnationen zu finden ist. Der Bhil-Jäger sah das und dachte, es sei vielleicht das Auge eines Hirsches, schoss einen Pfeil ab und traf damit den Fuß Lord Krishnas, der (an der Wunde) starb. Selbst Avatare bilden keine Ausnahme von der Regel, von gewöhnlichen Menschen ganz zu schweigen.

Seid achtsam! Jeder Gedanke, der in euch aufkommt, hat eine Auswirkung.

Wie du säst, so wirst du ernten.

Das ist die allgemeine Regel für die, die auf der Erde leben. Versteht ihr?

Wie ihr denkt, so werdet ihr.

Wir sprechen aus der Überfülle unseres Herzens. Jede Handlung hat eine Auswirkung, denn das ist das Gesetz der Natur – Ursache und Wirkung. Man muss daher die Früchte seiner Taten ernten – es gibt keine Ausnahme. Gibt es dagegen ein Mittel? Die Meister haben eines, wie ich euch gerade dargelegt habe. Ich erwähnte den Fall Abdullahs, des Ergebenen von Mian Mir. Wenn ihr im täglichen Leben eine Spritze bekommen müsst, könnt ihr eure Aufmerksamkeit hierher (hinter die Augen) zurückziehen: „Gut, spritzen Sie jetzt!” Ihr werdet weit weniger Schmerz spüren. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit völlig zurückziehen könnt, werdet ihr nichts mehr empfinden.

Es ist dies also ein ganz regulärer Weg, auf den uns der Meister stellt. Nur wenn man das Körperbewusstsein überschreitet und Neh-Karma oder tatenlos im Tun wird wie der bewegungslose Punkt in der Mitte des sich ewig drehenden Rades des Lebens, wird die Bewegung des großen karmischen Rades zum Stillstand gebracht. Wenn man bei einer laufenden Maschine das Rad anhalten will, schiebt man etwas dazwischen, und die Maschine hört auf zu laufen. Entsprechend wirkt auch das Gesetz des Karma im Falle derer nicht mehr, die sich wirklich über das Körperbewusstsein erheben.

Deshalb sagt Buddha: „Seid wunschlos.” Denn der Wunsch ist die Grundursache des menschlichen Leids – allen Leids. Die einen sterben, andere kommen zur Welt, die einen sind krank, andere wieder sind arm. Die Länge des Lebens, hoch oder niedrig, arm oder reich – all das sind die Auswirkungen der Vergangenheit.

Der Geist, der im Körper wie in einem Wagen sitzt, wird von fünf mächtigen Rossen (den nach außen gerichteten Sinneskräften), die vom berauschten Gemüt angetrieben werden, blindlings fortgerissen und in das Feld der Sinnesfreuden hineingezogen. Daher muss auch das Gemüt kontrolliert werden. Wenn es etwas erhält, das anziehender und friedvoller ist als das, was es von den Sinnen her gewöhnt ist, kann es kontrolliert werden – nicht anders. Weil aber die Zügel des Verstandes lose herabhängen und die Rosse ungestüm dahinrasen, tun wir Dinge, die ihre Auswirkungen nach sich ziehen. Wir machen so immer weiter, seit wir einst von unserem Vater zur Erde kamen. Seit wir auf der Erde sind, sind wir so ständig am Kommen und Gehen, wieder und wieder. Durch sehr großes Glück haben wir immer wieder den menschlichen Körper erhalten. Aber wir wussten ihn nicht zu nutzen, weil wir das Gesetz des Karma nicht verstanden.