Anja G.

Der Pfeil der Liebe

An einem Tag im Frühjahr 2014 kam unerwartet eine tiefe Erinnerung in mir auf, dass dies nicht meine wahre Heimat ist. Ein sehnsuchtsvolles Gefühl, verbunden mit einem trennenden Schmerz. Ein Empfinden, was – einem durchtränktem Liebespfeil gleich – mich mitten in mein Herz traf und es förmlich durchbohrte. Im selben Moment kam mir mein ganzes Umfeld, ja sogar die ganze Welt völlig fremd vor. Ich konnte mit niemanden über dieses plötzliche Erlebnis sprechen, denn wie lässt sich etwas in Worte ausdrücken, was jener Mensch selbst so noch nicht gefühlt hat. So bewahrte ich diesen kleinen Schatz stillschweigend in mir auf. Diese tiefe Sehnsucht verblasste jedoch nicht mehr, sondern es blieb in mir verwurzelt. Woher komme ich? Wie kam ich hierher? Warum bin ich fortgegangen? Wie finde ich zurück? Mein Herz fühlte sich Tag für Tag immer schwerer an, weil ich keine Antworten auf diese in mir aufkommenden Fragen finden konnte.

Ich war nicht sonderlich religiös und konnte mit kirchlichen Zeremonien auch nie etwas anfangen. Dennoch bezweifelte ich nicht die Existenz einer höheren, liebevollen Kraft, die uns allen als Gott bekannt ist. Auf meinem weiteren Weg begann ich mich wieder vollständig vegetarisch zu ernähren, denn ich erkannte, dass alles Seine Schöpfung ist und dass in allem das Leben und die Liebe innewohnt. Bereits als Kind mochte ich schon kein Fleisch zu mir nehmen und sortierte jede einzelne Faser aus der Suppe an den Tellerrand, was – wie ich inzwischen erfahren habe – nicht sonderlich viel bringt, da dennoch die tierische Substanz im Gericht enthalten bleibt. In abendlichen, geselligen Treffen fühlte ich mich so nach und nach nicht mehr wohl, da diese gewohnheitsgemäß mit Alkohol und gegrilltem Fleisch zelebriert wurden. So war es schlussendlich nur eine Frage der Zeit, dass ich mich langsam davon zurückzog und nicht mehr hingehen mochte. Ich empfand keinen tieferen Sinn mehr darin.

Knapp zwei Jahre später begegnete ich durch einen glücklichen Umstand einem Schüler Kirpals, was ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wusste. Als wir ins Gespräch kamen, fasste ich mir zum ersten Mal ein Herz und vertraute ihm mein bisheriges Erlebnis an. Ich hatte große Angst, dass er es nicht verstehen würde. Doch das war nicht der Fall, sondern er ermutigte mich eher und gab mir zwei Heftchen mit, wo ich etwas über die Wahre Lebensweise und Wertvolles über die vegetarische Ernährung erfuhr. So begann ich mich nach und nach mit den Heiligen Schriften Kirpals zu befassen und wusste, dass ich nun endlich angekommen war. All meine aufgeworfenen Fragen erhielten durch die Bücher eine aufrichtige und klare Antwort. Kein Buch der Welt vermochte das. Was ich auch in den Schriften über den Weg des Sant Mat las, nicht ein einziges Wort ließ mich zweifeln. Ich nahm während des Studiums bereits erste Geräusche in meinem rechten Ohr wahr, was sich wie ein dumpfes Brummen oder Sausen anhörte.

Ich wollte gern mehr über Kirpal und den Sant Mat erfahren. So kam es, dass ich nach Leipzig eingeladen wurde und das erste Mal den Wahren Satsang besuchen durfte. Vor der Ankunft war ich ein wenig aufgeregt, denn etwas in mir sagte, dass ich einen sehr bedeutenden Weg einschlage. Ich wurde sehr respektvoll und liebevoll von den initiierten Schülern Kirpals empfangen, so dass sich meine unnötige Aufregung sofort wieder legte. Bereits vor der Initiation durfte ich mich viele Male an Seinem Segen erfreuen und konnte während des Satsangs eine praktische Erfahrung vom Lichtprinzip machen. Ich war fest entschlossen. Nichts mehr konnte mich aufhalten, den Wahren Satsang zu besuchen.

In der Nacht vom 21. August 2016, als ich mich zur Ruhe legte, wurde ich kurz darauf im Inneren von einem Schülerehepaar an einen Ort gebracht, den ich nicht kannte. Dort sollte ich warten, was ich auch tat und der Anweisung gehorsam folgte. Ich wagte es nicht, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Plötzlich spürte ich, wie eine starke, anziehende Kraft sich mir näherte und dann vor mir zu erkennen gab. Es war Kirpal. Der Mann des Schülerpaares reichte Kirpal einen Bogen Papier. Kirpal schaute darauf, sah mich dann an und stellte mir eine einzige Frage. Aufrichtig gab ich eine Antwort darauf. Ich stand wie ein kleines, unschuldiges Kind vor Ihm. Kirpal nickte und verschwand wieder mit dem Stück Papier in der Hand. Danach fiel ich dem Schüler bitterlich weinend in die Arme und sagte „Das habe ich mir immer gewünscht!“. Kurz danach kam ich mit meinem Bewusstsein in den Körper zurück, öffnete meine Augen, lag immer noch im Bett und verstand die Bedeutung zunächst nicht.

Am frühen Morgen darauf erhielt ich zu meiner Überraschung die Heilige Initiation. Meine Seele erhielt das kostbarste Geschenk, Naam. Kirpal nahm mich in Seiner unendlich großen Gnade als Seine Schülerin an. Dank Ihm bin ich nun auf dem Weg zurück in meine Wahre Heimat gestellt worden, die ich längst vergessen hatte. Nach einer sehr langen Reise nach Hause gehen zu dürfen, das ist es, was ich mir so sehnlichst wünschte.

Anja G.