Babu Raj Narian

Die Episode von Dassna

Diese Begebenheit ereignete sich am 31. Dezember 1948. Maharaj Sant Kirpal Singh Ji hatte noch nicht damit begonnen, Initiation zu geben. Es war die Zeit, als –  nach Seiner Heiligkeit Baba Sawan Singh Ji Maharaj –  sich der Glanz Seiner Heiligkeit über die ganze Welt auszubreiten begann und Er zum Vater der Spiritualität wurde.

Als Seine Heiligkeit Baba Sawan Singh Ji Maharaj Seinen physischen Körper verließ, wurde Sant Kirpal Singh Ji Maharaj mit der ganzen Verantwortung für die Spiritualität betraut. Durch den Tod Seines Meisters sehr traurig und unglücklich, zog Er Sich nach Rishikesh zurück. Als aber Hazur Ihn im Innern wieder und wieder an Seine spirituellen Pflichten erinnerte, verließ Er Rishikesh (nach einem Jahr) und kam nach Delhi. Er sammelte die verstreuten Satsangis und begann von Ort zu Ort Satsang zu halten. Als alle sahen, dass ein Platz zum Abhalten des Satsang gebraucht war, ersuchten die Satsangis, dass ein Gebäude für diesen Zweck gebaut werden sollte. So begann die Suche nach einem geeigneten Grundstück. Wann und wo immer es Informationen gab, dass Land zu erwerben war, ging Meister selbst mit einigen Begleitern dorthin, um zu sehen, ob es geeignet sei. Als Er einmal mit einigen zusammen das Gebiet rund um Delhi begutachtete, kamen sie nach Dassna (einen Ort) an der Hapurstraße.

Als die Gruppe das Gebiet um Dassna besichtigt hatte, kam sie zum Ufer des Kanals, der dort vorbeiströmt. Dieser Kanal ist sehr breit und tief. Aus der Wasserkraft des Kanals, der wie ein Wasserfall tost, wird sogar Strom erzeugt. Ein riesiger Wasserfall wurde gebaut. Alle gingen am Fluss spazieren, freuten sich des Anblicks und hielten manchmal inne. An einer Stelle lief Maharaj Kirpal Singh den anderen voraus, als Er mit dem Fuß ausrutschte und in den Kanal stürzte. Die Böschung war dort sehr hoch. Die Strömung war furchterregend, es schien, als ob jemand das Wasser des Flusses heftig aufquirlte wie Milch (aus der Butter geschlagen wird). An solch einer Stelle hinabzustürzen und darauf zu hoffen, sicher wieder heraus zu kommen, war reine Illusion. Darüber hinaus war es Winter; es war Dezember und das Wasser war eiskalt. Hielt man die Hand hinein, wurde sie gefühllos.

Etwas vom Meister entfernt waren einige Brüder gefolgt. Als sie sahen, dass der Meister ins Wasser hinuntergestürzt war, waren sie wie gelähmt. Die Strömung dort war so reißend, dass nur Gott einen retten konnte. Sie riefen alle, die hier und dort vorüber gingen zusammen und boten ihnen Geld an, wenn jemand ins Wasser springen würde, um Maharaj Ji zu retten. Aber niemand konnte genug Mut aufbringen, den Sprung zu wagen. „Man findet nicht einmal mehr die Knochen der Tiere (die hier hineinfallen)“ sagten sie. „Ihr sagt, ein Mensch sei hinuntergestürzt, wie könnte er gerettet werden?“ Einige  wandten sich, nachdem sie das gesagt hatten, ab und gingen ihrer Wege. Andere liefen langsam hinterher, um zu sehen, was geschehen würde.

Als die Begleiter des Meisters das hörten, waren alle ihre Hoffnungen am Boden zerstört. Alle waren traurig, niedergeschlagen und entmutigt. Sie liefen in Richtung der Strömung am Flussufer entlang und hofften, dass jemand auftauchen würde, der Hilfe leisten konnte. Aber alle waren betrübt und erschöpft. Mit Tränen in den Augen schauten sie beständig auf das Wasser in der Hoffnung, dass Sein Körper an der Oberfläche erscheinen würde.

Schließlich tauchte des Meisters Körper einen Augenblick lang an der Oberfläche auf. Er gab ein Zeichen mit der Hand. Niemand konnte erkennen, was Er sagte, aber es war kein Zeichen um Hilfe, sondern Er machte diese Geste nur, um sie zu versichern, dass kein Grund bestand, sich zu ängstigen. Dann verschwand Sein Körper wieder. Alle beschleunigten ihre Schritte und gingen in die Richtung, wo die Hand zu sehen war. Wieder wurde die Hand in einer weiteren Entfernung sichtbar und wieder verschwand sie. Das gab ihnen eine gewisse Hoffnung, dass es möglich sein würde, Ihn dort heraus zu bringen, wo die Strömung abnahm. Alle liefen noch schneller und hielten ihren Blick auf den Fluss gerichtet. Nach 55 Minuten sahen sie des Meisters Körper weit entfernt an der Oberfläche des Wassers schwimmen. Dieser Anblick zerschlug die letzten Hoffnungen, denn sie wussten: Wenn der Körper an der Oberfläche treibt, ist er leblos. Schließlich aber entdeckten sie, nachdem sie eine lange Strecke gelaufen waren, dass der Meister Selbst herausgekommen war und am Ufer saß.

Als sie Ihn lebend sahen, stießen sie einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie liefen schneller und sammelten sich um Ihn. Des Meisters Kleider waren von Wasser durchtränkt. Er war warm angezogen gewesen und die Kleider, die jetzt vom Wasser vollgesogen waren, waren noch schwerer geworden und außerdem an vielen Stellen zerrissen. Des Meisters Körper war kalt und blau. Selbst an dieser Stelle war das Wasser schreckenerregend wie ein Strudel. Es zeigte große Gefahr an. Die hohen Wellenbewegungen zeigten, dass es für ein lebendes Wesen unmöglich war, hier zu überleben. Der Meister aber saß lächelnd am Ufer. In dieser schrecklichen Lage ein Lächeln? Er war Herr all Seiner Sinne. Ein Vorübergehender, der Kirpal aus den stürmischen Wellen hatte kommen sehen, sagte unwillkürlich: „Er ist kein menschliches Wesen. Das ist Gott Selbst.“ Jemand gab Ihm eine Decke und Er hüllte sich darin ein. Dann zog Er die durchtränkten Kleider aus. Mehr Leute kamen dazu. „Wer ist ins Wasser gefallen?“ fragten sie. Lächelnd zeigte der Meister auf Bibi (Bibi Hardevi, des Meisters Haushälterin). Ihre Augen waren immer noch feucht und sie wischte sich die Tränen. „Ist dein Magen nicht voll Wasser?“ fragte jemand sie. Andere sagten: „Gott sei dank, lebt sie, keiner kann hier überleben. “Alle schauten nun auf Bibi. „Ihr Verrückten“ sagte sie ärgerlich, „ich bin doch nicht ins Wasser gefallen, sondern Er“, und zeigte auf den Meister.

Überrascht sagten die Leute: „Er lächelt, du bist es, die weint. Du scheinst in Schwierigkeiten zu sein. Es sieht nicht so aus, als ob Er hinuntergestürzt wäre.“ Da in Meisters Gesicht kein Zeichen von Verwirrung, Angst oder Sorge zu lesen war und Er lächelte, redeten alle über den glücklichen Ausgang dieses Dramas, dankten Gott und gingen ihrer Wege. Der Meister und Seine Begleiter kehrten ebenfalls zurück.

Als alle zu Hause angekommen waren und zufrieden beisammen saßen, wurde Maharaj Ji gefragt: „Warum ist das alles geschehen?“ „Wie geschah es und was hast du dabei durchgemacht?“ Der Meister sagte: „Als mein Fuß ausrutschte und ich in den Kanal hinabfiel, war unter dem Wasser strahlendes Licht. Die Sonne schien und Hazur war vor mir. Hazur sagte: 'Auch der Tod hat keinen Stein unumgedreht gelassen.' “ Meister sagte dann: „Als ich in den Fluss hinunter gefallen war, dachte ich, wenn das Hazurs Wille ist, was können meine Anstrengungen dann ausrichten. Ich hörte auf, meinen Körper zu kontrollieren und ließ ihn treiben, wohin er wollte. Hazur Baba Sawan Singh Ji und Baba Jaimal Singh Ji erschienen im Innern, um mich zu beschützen. Deshalb kam es zu einem glücklichen Ende. Nachdem ich hin- und hergetrieben wurde, kam ich zum Flussufer, erfasste Grasbüschel usw. und setzte mich ans Ufer. Als sie das sahen, kamen alle anderen her.“

Später sagte Maharaji dann, dass im Horoskop Seines Sohnes stand, dass sein Vater in diesem Jahr seinen letzten Atemzug tun würde und genau das sei bei diesem Vorfall eingetreten.“ „Hazur Sat Guru hat mich an diesem Tag gerettet –  Er hat mich mit neuem Leben gesegnet, damit die Aufgabe der Spiritualität, mit der Er mich betraute, ausgeführt werden könne.“ Hazur sagte, dass dieses neue Leben, dass Ihm (Kirpal) gegeben wurde, dafür gedacht war, die Seelen, die leiden und in Ungewissheit sind, mit Gott in Verbindung zu bringen und sich auch um die zurückgebliebenen Schüler von Hazur zu kümmern. Der Teil Seines Lebens, welcher der Familie angehörte, war zu Ende. Jetzt hatte Seine Familie keinen Anteil mehr daran. Sie sollte nun nur noch in der Form des Guru auf Seine Gestalt schauen, nicht als Seine Verwandten. Dieses Leben war von nun an für die Errettung der Menschheit bestimmt.

Im Horoskop von Hazur Baba Sawan Singh Ji stand, dass Er dann diese Welt verlassen würde, wann Er selbst es wünsche. Dasselbe stand im Horoskop von Sant Kirpal Singh Ji Maharaj. Darüber hinaus stand darin auch, dass Er vier Weltreisen unternehmen würde, und das erste Mal, dass Er den in der Welt verstrickten leidenden Seelen Erlösung gewähren werde, sei 1955.

Der Astrologe, der das voraussagte, erwähnte auch: „Bitte diese außergewöhnliche Persönlichkeit, auch an mich zu denken, wenn sie diese hohe Stellung einnimmt.“

Die Heiligen schauen wie gewöhnliche Familienväter aus, Die auch Ihre Kinder großziehen. Aber Sie haben ihr Gemüt von den weltlichen Freuden abgewandt und stehen über dem Gemüt und den Sinnen. Ihr Ziel im Leben ist ein anderes. 

Kabir Sahib sagte:

Tarvar sarvar Sant jan chauthe barse mainh parmanath ke karne chaaron chaarain deh.

Bäume, Teiche, Heilige und der Regen nehmen physische Form an, um anderen Gutes zu tun.

Würden die Heiligen auch ihre ganze Zeit damit verbringen, nach Ihren Familien zu schauen wie andere weltliche Menschen, wer wird Sie Heilige nennen? Tatsächlich ist es sehr schwierig, Sie zu erkennen.

Sant Tulsi Sahib hat gesagt:

Jo Koi kahe ham Sant ko cheena Tulsi haath kaan par deena.

Sagt einer, dass er einen Heiligen kennt oder beurteilen kann, möchte ich mir, wenn ich so etwas Lächerliches höre, die Ohren zuhalten.

Die vier Söhne von Guru Gobind Singh Ji Maharaj opferten ihr Leben im Krieg. Die Menschen kamen zu Ihm, um Ihm ihr Beileid auszudrücken.

Als Antwort darauf sagte Er:

Chaar moe to keyaa hooa, mere jeete kei hazaar.

Er betrachtete die ganze Welt als Seine Familie. Als Guru Nanak entschied, in die Welt zu ziehen, um auch anderen als Seinen Familienmitgliedern Erlösung zu gewähren, ergriff Seine Schwiegermutter Guru Nanaks Söhne, ließ sie vor Ihm stehen und sagte: 

Wenn Du so ein Sadhu werden solltest, warum hast du dann diese Kinder in die Welt gesetzt?

Er gab zur Antwort: 

Mutter, ich bin gekommen, um die Menschen von der Schlinge zu befreien, in der du mich fangen willst.

Das ist eine Seite aus dem Leben jener großen Persönlichkeit, unter deren Schutz wir die Tage der letzten Reise unseres Lebens in der Welt verbringen.