Eindrücke eines Schülers

I

Durch die Gnade des Meisters war ich im Juli und August 1974 in Indien. Während die Tage meines Aufenthalts vergingen, wusste ich, dass die Zeit dort rückblickend sehr bedeutsam für mich sein würde. Erst am 21. August drängte sich mir die Bedeutung dieser Erinnerungen mit Nachdruck auf. Während der verwirrenden Ereignisse jener Nacht zeigte sich meine Unfähigkeit, aus all dem, was der Meister gewährte, vollen Nutzen zu ziehen. „Aufschub ist der Dieb der Zeit“ – daran dachte ich immer wieder. Wenn ich nicht durch Fahrten nach Delhi, andere Satsangs und andere Dinge abgelenkt worden wäre, würde ich vielleicht die physische Trennung nicht so stark empfinden.

Wenn ich auf die sechs Wochen, die ich in der Gegenwart des Meisters verbrachte, zurückblicke, scheint es völlig klar, dass Er uns sanft auf das, was kommen sollte, vorbereitete. Bei vielen Gesprächen und Darshans betonte der Meister immer wieder die Notwendigkeit, unabhängig zu sein. Erst als der Meister den Körper verlassen hatte, wurde mir die volle Bedeutung dieser Worte bewusst.

Meine erste deutliche Erinnerung daran, dass der Meister die Unabhängigkeit betonte, ist, wie Er auf eine Frage antwortete, die ich bei einem Darshan anschnitt. Ich war drei Tage krank gewesen, und obwohl ich mich physisch wohl fühlte, weigerte sich mein Gemüt gänzlich, in der Meditation ruhig zu sein.

Ich begann meine Frage mit:

Meister, ich war letzte Woche krank …

Der Meister unterbrach mich schnell.

Nicht du warst krank, dein Körper war krank.

Er sagte dies mit einer wundervollen Mischung aus Festigkeit und guter Stimmung und wir lachten alle. Ich brachte meine Frage nochmals zum Ausdruck („Mein Körper ist krank gewesen“) und berichtete dem Meister von meinen Schwierigkeiten bei der Meditation.

Er antwortete:

Gott gibt uns große Gelegenheiten.

Dann erzählte Er die Geschichte, wie Er, selbst als Er noch nicht initiiert war, eine Fieberperiode zur fortwährenden Meditation benutzt hatte. Ich fühlte mich sehr klein, als ich die Dauer meiner Krankheit mit der Seinen verglich – Er hatte sechs Monate ständig Fieber gehabt, während ich nur drei Tage lang krank gewesen war.

In meinem Zimmer erkannte ich nach diesem Darshan bald, dass der Meister beseitigt hatte, was auch immer meine Meditation behinderte. Mein Gemüt war im Vergleich zu vorher gefügig. Ich merkte auch, dass Er mir eine tiefe Einsicht in den Unterschied zwischen Körper und Seele gegeben hatte. Diese Nacht fühlte ich mich durch die Energie, die Er mir übertragen hatte, sehr kraftvoll. Ich sah so deutlich, wie viel Arbeit mit dem Weg zusammenhing, erkannte aber auch, dass es möglich war, erfolgreich zu sein – Seine strahlende Gegenwart war der Beweis dafür. Ich musste mich über die Veränderungen, die mein Körper durchmachte, erheben; ich musste von ihnen unabhängig sein.

Ein anderes Mal sprach der Meister am Vortag des Unabhängigkeitstages in Indien (am 15. August) vom Wert der Unabhängigkeit. Ein Schüler aus dem Westen, der im Ashram lebte, bat um die Erlaubnis, einer Rede Indira Gandhis beizuwohnen. Der Meister wurde sehr lebhaft und richtete Sich in Seinem Stuhl auf.

Indem Er sich vorbeugte und die ganze Gruppe mit kraftvollem Blick überschaute, sagte Er:

Ich wünsche, dass jeder unabhängig wird.

Er fuhr fort zu erklären, dass dies bedeutet, von der äußeren Umgebung und den nach außen gehenden Kräften immer weniger abhängig zu sein.