Eindrücke eines Schülers

II

Am 15. August gab es einen besonderen Satsang, um diesen Festtag zu feiern. Es wurde in einem anderen Teil des Ashramgeländes als sonst gehalten, unter einigen Bäumen neben dem Haus des Meisters. Niemand hatte den Zeitpunkt des Satsangs angekündigt, außer dass er morgens stattfinden würde, und so ging ich, um es herauszufinden. Ich stellte fest, dass der Meister gleich herauskommen würde und setzte mich dorthin, wo ich stand, und das war in der ersten Reihe der Leute, aber noch ziemlich weit von der niedrigen Plattform entfernt. Als der Meister herauskam, ließ Er die Plattform nach vorne stellen und ich befand mich direkt vor Ihm, nur etwa 60 cm weit weg.

Seine Rede war eine genaue Darlegung Seiner Bemerkung vom Abend davor: wir sollten alle unabhängig sein. Abhängig zu sein, wäre ein schlimmes Verbrechen. Es gibt, sagte Er, drei Stufen der Unabhängigkeit: auf der physischen Ebene, der Astralebene und der Kausalebene. Er bat um Handzeichen: Wie viele sind von der physischen, der astralen, der kausalen Ebene unabhängig? Ich erinnere mich, dass ich damals durch die Kraft und Eindringlichkeit, mit der Er über dieses Thema sprach, sehr beeindruckt war.

Wie ich nun buchstäblich zu den Füßen des Meisters saß, kämpfte ich darum, von einem Teil der physischen Ebenen unabhängig zu sein. Die Bäume über uns waren voller Vögel, und das, was sie fallen ließen, fiel auf meine weißen Kleider herab. Ich versuchte, meine Aufmerksamkeit auf die geladenen Augen und das Antlitz des Meisters gerichtet zu halten, sah aber ab und zu auf meine Kleider hinunter. Ich dachte mir, dass mir das in Amerika nicht geschehen könnte, ich schaute wieder hinauf zum Meister und wurde gewahr, dass Er mich aufmerksam ansah.

Blitzartig kam mir die Geschichte von Kabir und dem König in den Sinn, welcher der Initiation für würdig gehalten wurde, als er „O Gott, ich bin schlechter als das“ sagte, als Kabirs Frau einen Eimer mit Unrat der Nacht über seinen Kopf schüttete. Ich erkannte schnell, wie sehr ich meinem Körper verhaftet und wie weit ich selbst von der ersten Stufe der Unabhängigkeit entfernt war. Der Meister sah mich mehrere Male an – Er kannte natürlich meine Gedanken.

Obwohl der Meister immer wieder die Notwendigkeit hervorhob, fähig zu sein, sich über die physische Umgebung zu erheben, trat Er nie für ein asketisches Zurückziehen ein. Eines Vormittags, als ich mehrere Stunden vor Mittag meditiert hatte, ging ich über den Hof des Ashrams und war von der vibrierenden Schönheit all dessen betroffen. Obwohl ich viele Male dort gewesen war, schien es ganz neu. Ich fühlte mich innerlich so voller Frieden und Harmonie.

An diesem Abend fragte der Meister plötzlich uns alle:

Wird die Welt für euch schön? Meldet euch!

Dann sah Er mich an und ich wurde so von Seinem absoluten Wissen über uns und durch die Liebe, die sich aus Seinen Augen ergoss, überwältigt, dass ich meine Hand nicht hochheben konnte. Es schien lächerlich zu sein, Ihm etwas zu sagen, dass Er schon wusste und auch die Innere Verständigung herabzuwürdigen, die zustande gekommen war.

Ich war sehr traurig und bewegt, als Er Seinen Körper verließ. Aber das war nur vorübergehend. Ich kam in Amerika freudig und heiter an. Ich hatte so deutlich gesehen, dass der Meister nicht der Körper war und dass es vielleicht ein schlimmes Verbrechen war, von diesem Körper abhängig zu sein. Die Botschaft des Meisters jener letzten Tage war für mich klar: wir müssen von allen äußeren Dingen unabhängig sein und uns bemühen, Ihn Innen zu finden.

Ich denke oft daran, dass die letzten Worte, die ich den Meister sagen hörte (beim letzten Darshan), lauteten:

Geht frohen Mutes alle Probleme an.