Thomas G.

Wie ich zu Kirpal kam

Zu der Zeit, als meine bewusste Suche nach der Wahrheit begann, lebte und arbeitete ich noch in dem deutschen Yoga-Vidya Zentrum Westerwald. Eine neue Mitarbeiterin des Zentrums bezeichnete sich als Schülerin des Sant Mat und sah einen Mann namens Thakar Singh als ihren Meister an. Eines Tages hatte sie ein Video von Thakar Singh mitgebracht und lud mich und andere Mitarbeiter des Yoga-Zentrums ein, es mit ihr anzusehen. Thakar Singh war mir zu diesem Zeitpunkt schon bekannt, jedoch war ich von seiner kaum tiefgründigen sondern mehr oberflächlichen Art nicht angesprochen und lehnte die Einladung der Mitarbeiterin zunächst ab. Später schloss ich mich der Gruppe dennoch an, um das Video mit anzuschauen.

Das Video zeigte Thakar Singh und seine Anhänger bei allerlei Handlungen und Sitzungen. Wie ich es schon erwartet hatte, empfand ich keine Sympathie für das im Video Dargestellte, da es nichts essentielles beinhaltete, sondern reiner Personenkult betrieben wurde.

Plötzlich jedoch nahm das Video eine unerwartete Wendung. Die Atmosphäre im Raum änderte sich schlagartig, nachdem eine Filmsequenz eingeblendet wurde, in der die Landung eines Flugzeugs sichtbar war. Aus diesem Flugzeug stieg ein erhabener älterer Herr. Ich nahm auf Seinem Gesicht einen Ausdruck wahr, der eine solche Aufrichtigkeit, Mitleid und Ernsthaftigkeit ausstrahlte, dass ich in meinem Innersten zutiefst davon berührt war. Die Videoszene dauerte nur wenige Sekunden an, doch wusste ich nun, dass ich über diese erhabene Persönlichkeit alles erfahren wollte und musste. Da mich ein Freund und Yoga-Lehrer, der sich damals selbst ‚Vishnu‘ nannte, zu einem früheren Zeitpunkt bereits auf das Buch ‚Die Krone des Lebens‘ von Kirpal Singh aufmerksam gemacht hatte, und in diesem Buch ein Bild des Verfassers abgebildet war, wusste ich, dass dieser Mann aus dem Video Kirpal Singh war. – Dieser Yoga-Lehrer hatte ‚Die Krone des Lebens‘ und das Buch ‚Die Reise der Seele‘ intensiv studiert und erzählte mir Nächte lang mit vielem Erstaunen und manchem Entsetzen von dem, was er gelesen und verstanden hatte. Wir unterhielten uns ausgiebig darüber und sein Entsetzen sprang auf mich über. Wir erkannten beide, dass hier von etwas Höherem berichtet wurde, was vollkommen abweichend von den üblichen Yoga-Systemen war, von denen ich selbst glaubte, nach einer langjährigen Ausbildung Lehrer zu sein. Später jedoch erfuhr ich, dass es die Wege Kals sind – der Negativen Kraft –, wie von Kabir Sahib im ‚Anurag Sagar‘ beschrieben.

Ich sprang über die Begrenzung der mir vorgegebenen unvollkommenen Lehren hinaus – ich hatte meine Seele aus Genügsamkeit an Strukturen verpfändet – und tauchte ein in das unbegrenzte Meer der Wahrheit. Die Yoga-Systeme konnten keiner Überprüfung mehr standhalten, doch das Schwierigste war, der Einsicht zu erlauben, Fuß zu fassen, dass alle Yoga-Lehrer und Yoga-Meister, alle Welten-Lehrer vom Grunde nach falsch darin lagen, das Höchste Ziel zu proklamieren, jedoch gefangen sind in den drei unteren Welten bis Trikuti. Sie vermarkten ihre eingeschränkte Einsicht als das letztes Ziel – nicht aus Boshaftigkeit gegenüber der Menschheit, sondern aus abgrundtiefer Unwissenheit –,  durften dabei jedoch die Wahrheit nicht in ihrem Kern erfassen.

Später stießen wir auf die folgende Aussage Kirpal Singhs:

Als mein Meister den Körper verließ, musste ich in die Wildnis gehen. Ich hatte einige Erfahrungen des Dschungels und abgeschiedener Orte für fünf oder sechs Monate. Ich ging sozusagen in die Heimat der hinduistischen Theologie [Rishikesh]. Sivananda, der mittlerweile schon dahingeschieden ist, lebte dort, und auch viele andere Yogis. In Rishikesh traf ich einen jeden. Alle waren sie intellektuelle Ringer, Debattier-Clubs, alle führten diesen elementaren Schritt aus: wie man Gebete aufsagt, wie man bestimmte Riten und bestimmte Rituale ausführt. Und die meisten von ihnen führten Hatha-Yoga Praktiken aus. Aus Achtung sei natürlich gesagt, dass es den Körper fit hält, das ist in Ordnung so.

Da war auch einer, der noch immer lebt, genannt Raghuvacharya. Jetzt ist er ein alter Mann, ich denke 106 oder 107 Jahre alt, aber läuft noch herum wie nix.

Als ich ihn besuchen ging, sagten Leute:

O, der interessiert sich nie für irgendjemanden.

Als ich ungefähr 100 bis 150 Yard entfernt war, erblickte ich ihn. Er saß auf seinen Füßen. Er sah mich an und er stand auf.

Leute sagten:

Das ist eigenartig. Er hat sich noch nie um irgendeinen Menschen gekümmert, und doch stand er auf.

Er kam auf mich zu, wir trafen uns und hatten eine Unterhaltung. Und während der Unterhaltung stellte sich heraus, dass er zur ersten Ebene ging: nach Sahasrar.

Ich fand nur einen Menschen, der den Körper überschritten hatte und die erste Ebene erreichte.

Übersetzung aus:
Satsang – How I met my Master,
by Kirpal Singh, 1894–1974

Als ehemaliger Yoga-Lehrer und heutiger Schüler Kirpals Singhs, kann ich jedem Mitmenschen auf dieser Welt nur raten, sich eindringlich mit dem Buch ‚Die Krone des Lebens‘ zu befassen.

Der ehemalige Yoga-Lehrer ‚Vishnu‘ berichtete mir außerdem von einem Hauptportal des Sant Mat im Internet – www.santmat-diewahrheit.de. Ich begann nun auch selbst die verschiedenen von Kirpal Singh und anderen Heiligen des Sant Mat verfassten Texte und Bücher zu lesen und nahm schließlich Kontakt zum Betreiber der Homepage auf.

Ich riss alle Gedankengebäude ein – resultierend aus eigenen Vorstellungen und Schlussfolgerungen – und durfte, wie Kabir Sahib es erklärte, eine tapfere Seele werden und erhielt Naam.

Meine Suche war nun beendet und erfüllt von Kirpals Liebe und Glückseligkeit verfasste ich folgende Poesie:

So lang war der Weg, so lang war die Zeit – doch jetzt bin ich hier, fühle Deine Nähe und sehe Deinen Glanz1.

Kann Deine Stimme wieder hören2, endlich. Und wenn auch Vergangenes mich wieder und wieder bedeckt, bist Du mir doch viel näher, siehst Du das Eine Wahre nur in mir.

So möchte ich mit Deinem Auge sehen, um immer mehr und schließlich ganz, zu werden, was Du in mir nur siehst und das ich wirklich immer war und das ich wirklich werde sein und das ich wirklich bin – Kirpal.

Thomas G.

_______________

Erklärung: 1) Das Licht im Inneren. 2) Den Tonstrom.