Lasst uns uns selbst reformieren

I

Die Bedeutung des Satsang wurde bei einer Reihe von Gelegenheiten erklärt. Es ist ein Heiliger Ort, Sawan Ashram, und muss als solcher angesehen werden. Wenn immer ihr einen Gurdawara oder einen Tempel besucht, tut ihr das mit einem Gefühl der Ehrerbietung. Was für einen Gewinn werdet ihr haben, wenn ihr ohne ein solches Gefühl dorthin geht und weiter an weltliche Dinge denkt? Der Zweck eures Besuchs ist die Liebe Gottes; Sein Gedenken und die Verbindung mit Ihm. Kommt mit einem reinen Herzen, und lauterer Gesinnung, und gedenkt des Herrn. Dann allein werdet ihr imstande sein, vollen Nutzen aus dem Satsang zu ziehen. Je aufmerksamer ihr seid, desto mehr werdet ihr davon haben. Was immer ihr versteht, müsst ihr praktizieren. Andernfalls ist das Ergebnis Kummer und Sorge.

Soami Ji Maharaj hat die Bedeutung des Satsang treffend erklärt. Kabir sagt in einem Vers:

Der Körper ist bei dem Heiligen, aber das Herz ist woanders. Wie kann auf diese Weise ein ungebleichtes Kleid gefärbt werden?

Und wenn ihr nur still und aufmerksam dasitzt, werdet ihr, auch wenn ihr dem Satsang nicht ganz folgen könnt, einen Vorteil haben. Denkt ihr aber an weltliche Dinge, schadet ihr nicht nur euch selbst, sondern verderbt auch gleichzeitig die Atmosphäre für andere. Wir versammeln uns hier nicht, um Freundschaften zu schließen, sondern um eine wahre Verbindung zu schaffen – die Verbindung mit Gott, die auch nach dem Tod nicht abbricht. Sie kann nicht während des Lebens entzweigehen. Es ist nur Mangel an rechtem Verstehen, durch das irreführende Ichgefühl und andere solche Vorstellungen, dass wir uns in diesem Widerstreit befinden. Und wohin führt uns das? Ins Leid.

Man kann keine Erlösung erlangen, wenn man diesen Ort lediglich routinemäßig besucht. Je mehr ihr euer Herz in den Satsang legt, desto glücklicher werdet ihr sein. Ist das der Fall, bekommt ihr etwas, das ihr anderswo nicht erhaltet. Ihr wurdet gebeten, ein Tagebuch zu fuhren, aber ihr bleibt ungerührt und tut es nicht. Wenn wir regelmäßig Tagebuch führten, könnten wir Engel werden. Wir sind keine Heiligen, kamen aber hierher, um es zu werden. Dies ist nur möglich, wenn wir mit dem Herzen praktizieren, was wir hier verstanden haben.

Soami Ji mahnt uns eindringlich:

Seit Jahren haben wir Satsang; legt wenigstens jetzt die alten Gewohnheiten ab.

Wenn wir etwas für mehrere Tage oder Monate tun, wird es zur Gewohnheit. Eine so gebildete Verhaltensweise sollte man aufgeben. Von schlechten Gewohnheiten wie Falschheit, Täuschung, Feindseligkeit, Intrige, Verleumdung usw. muss man ablassen. Wir kommen zum Satsang, um diese alten Fehler aufzugeben. Falls das nicht getan wird und wir nur eine Schau daraus machen – weshalb gehen wir dann zum Satsang?

Wir besuchen den Satsang, um solche Gewohnheiten zu bilden und uns Gedanken anzueignen, die eine Verbindung mit der Wahrheit – Sat – bewirken um negatives Denken auszuräumen und positives in unser Leben aufzunehmen. Der Koran sagt, dass selbst Gott Sich nicht um einen Menschen kümmert, der nicht daran denkt, sich zu bessern. Indem wir uns selbst ändern, können wir die ganze Welt verändern.

Die übelste aller schlechten Gewohnheiten ist, andere zu kritisieren. Man muss Nichtschädigen – Gewaltlosigkeit – auch in Gedanken beachten. Alle Religionen sind gut, aber Gewaltlosigkeit zu praktizieren ist die höchste. Vergesst die Vergangenheit und legt alle schlechten Eigenschaften ab, sonst werden wir uns nur selbst schaden und im Wirbel der Geburten und Tode verstrickt bleiben. Aus dem Grunde ermahnen uns die Heiligen liebevoll, nun die Starrköpfigkeit aufzugeben.

Soami Ji sagt:

Wie lange wollen wir den Meister täuschen? Es ist hohe Zeit, Ihn zu erkennen.

'Den Meister täuschen' heißt, zu denken, dass alles, was wir tun – gut oder schlecht –, in Ordnung sei und Er uns nicht zusieht. Aber die Meister-Kraft ist immer in uns und nimmt all unser Tun wahr. Der Meister ist kein gewöhnlicher Mensch. Er ist eine Göttliche Kraft, die sich durch einen Menschlichen Pol offenbart. Diese Kraft beobachtet uns immer, obwohl Er uns physisch nicht sehen mag. So erkennt die Meister-Kraft. Der Meister liebt alle, auch jene, die sich als Seine Feinde betrachten. Er wünscht jedem Gutes. Selbst wenn Ihn jemand zu töten droht, wird er Ihm nichts Böses wünschen. Warum? Wegen der Meister-Kraft in Ihm. Wenn wir diese Kraft in Ihm erkennen, müssen wir Ihm gehorchen, denn Er wird uns nie einen schlechten Rat geben.

Soami Ji erinnert uns, dass Satsang durch den Meister gehalten wird, Der kein gewöhnlicher Mensch ist. Wer ist dann ein Guru oder Meister? Er ist Gott Selbst. Ihr solltet in Seinem Gedenken kommen und im Gedenken an Ihn weggehen. Nehmt alles an, was hilfreich ist, Ihn zu erreichen, und lehnt das ab, was zum Hindernis wird. Gott zu erlangen ist nicht schwierig, aber es ist schwer, ein Mensch zu werden. Obwohl wir dem Anschein nach große Verehrung und Verstehen zeigen, halten wir uns selbst für den Klügsten von allen. Das war der Grund, weshalb Soami Ji Maharaj sagte, dass wir von unseren alten Gewohnheiten ablassen müssen.

Jeder beurteilt die Dinge von seiner eigenen Warte aus. Wenn ihr einem nicht einräumt, über euch zu stehen, und Ihm gehorcht, könnt ihr nichts erreichen. Jeder, der nicht auf einer höheren Stufe angelangt ist, wird euch nach unten ziehen. Er, Der auf einer höheren Stufe steht, wird alle vereinen. Alle Menschen neigen dazu, Fehler zu machen. Wenn einer einen Fehler begeht, vergebt ihm und vergesst.

Kabir sagt, wenn jemand den Meister als einen gewöhnlichen Menschen ansieht, wird er die niedrigste Geburt erhalten. Der offenbarte Gott in Ihm ist der Meister. Wenn ihr Ihn als ein höheres Wesen betrachtet, müsst ihr auf Ihn hören. Wenn ihr Ihm nicht zustimmt, wird Er nichts einzuwenden haben und vielleicht sagen, dass Er sich versehen haben mag. Selbst wenn man Ihm Vorhaltungen macht, kann es kein Glück bringen, sondern verursacht Leid. Darüber gibt es nicht den geringsten Zweifel. Zweck des Satsang ist, uns glücklicher zu machen. Wenn eine Seele eine Verbindung mit Gott erhält, wird sie alle Seine Tugenden erwerben. Der Meister ist voller Barmherzigkeit und wäscht unsere Sünden weg. So reinigt zum Beispiel eine Mutter ihr Kind von allem Schmutz, ehe sie es in die Arme schließt. Sie schadet ihm nicht. Wir kommen zum Satsang, um Heilige zu werden. Dies ist möglich, wenn wir das praktizieren, was wir zu begreifen fähig sind. Soami Ji erklärt daher sehr liebevoll, dass wir einen Fehler begehen, wenn wir den Meister von unserer eigenen Warte aus sehen.

Er sagt deshalb:

Glaubt nicht, der Guru sei nur ein Mensch. Er ist der Geist des Herrn.

Nun erhebt sich die Frage: Wer ist ein Meister? Dies ist keine neue Frage. Sie wurde Guru Nanak gestellt. Er antwortete, dass das Wort der Guru oder Meister sei und die Seele der Schüler. Der Herr Selbst ist der Meister, und unsere Seelen sind Seine Schüler. Kabir gab die gleiche Antwort, als man diese Frage an Ihn richtete. Wenn die Seele eine Verbindung mit Ihm herstellt, ist es der Menschliche Pol, durch Welchen sich das Licht Gottes offenbart. Er kann dieses Licht anderen zeigen. Das ist der einzige Beweis, dass Er der Meister ist.

Christus hat gesagt:

Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis.

Das Wort des Meisters ist der Wahre Meister. Jene, die befolgen, was Er sagt, werden erlöst. Er kann uns eine Erfahrung des Lichts geben. Hat man diese bekommen, gibt es keinen Raum für Zweifel. Soami Ji sagt, dass der Meister der Geist Gottes ist. Die durch den Meister wirkende Gotteskraft stirbt niemals.

Er sagt auch:

Macht es dem Gemüt irgendwie verständlich und meditiert über Ihn in liebevollem Vertrauen.

Damit meint Soami Ji, wir müssen auf die eine oder andere Weise verstehen, dass uns der Meister, in Dem sich die Gotteskraft kundtut, eine Erfahrung dieser Kraft geben kann. Das ist der einzige Prüfstein, um alle Zweifel zu beseitigen. Jeder kann Reden halten und sich eitel hervortun, aber wenige können die Erfahrung des Lichts im Innern geben. Einer, Der diese Erfahrung vermitteln kann, beweist, dass Er das Göttliche Licht in Sich hat. Was immer Er dann sagt, muss angenommen werden. Und Er sagt, dass wir mit Gott, Der in uns allen ist, Verbindung haben und deshalb alle lieben sollten. Das Gemüt mag sich weigern, dies zu verstehen, aber ihr werdet es dazu bringen müssen.