Kapitel VI

Das Leben jenseits des Todes

Die Meister sagen: Die Natur hat den Menschen dazu bestimmt, seinen physischen Körper nach Belieben zu verlassen, um zu höheren geistigen Ebenen aufzusteigen und dann wieder in seinen physischen Körper zurückzukehren. Sie helfen jedem Aspiranten persönlich und jeder erhält eine praktische Erfahrung, wie gering sie auch sein mag, während der allerersten Meditation zur Zeit der Initiation. Ein Mensch, Der kompetent ist, diese persönliche Erfahrung des Zurückziehens oder der zeitweiligen Trennung vom Körper zu geben und einen somit auf den Weg zu höheren geistigen Bereichen führen kann, ist ein Echter Meister, Heiliger oder Satguru. Die Leiter der verschiedenen religiösen Organisationen waren dazu bestimmt, dies genau so zu machen; aber wir mögen für uns selbst ihre Leistungsfähigkeit heute beurteilen.

Die Ersthand-Erfahrung, die wir durch die Güte und Gnade eines Wirklichen Meisters erhalten, ist in sich selbst die Lösung des Todesproblems. In der Bibel heißt es:

Es sei denn ihr werdet von neuem geboren, so könnt ihr das Himmelreich nicht betreten.

Um wiedergeboren zu werden, muss man somit seinen Körper verlassen und ins Jenseits eintreten – es ist ein Übergang vom Physischen ins Astrale.

Eines Tages müssen wir diesen zeitlichen Körperbau verlassen, der wie ein Gebäude aus Ziegel und Mörtel mit der Zeit verfällt. Gegen dieses Todesurteil des Naturgesetzes kann man keine Berufung einlegen. Wir fürchten den Tod wegen der Agonie, dem Leiden und der Ungewissheit über das unbekannte Jenseits; wir fürchten Krankheiten, weil sie uns dem Tor des Todes näher bringen und so kämpfen wir, um zu leben, obwohl wir wissen, dass unser Ende gewiss ist.

Keine beruhigenden Worte von Ärzten, Priestern, Verwandten und Freunden können unserem Gemüt Frieden und Trost bringen, wenn die Natur ihren Zerstörungsprozess beginnt. Dies ist der natürliche Verlauf der Dinge, wir können die Natur nicht täuschen.

Gibt es da kein Hilfsmittel? Es gibt nur einen Weg aus diesem Abgrund der Verzweiflung heraus, und der ist, uns während unserer Lebenszeit an diesen Natur-Prozess zu gewöhnen, uns mit ihm vertraut zu machen; während des Vorgangs des Zurückziehens des Geistes-Stromes vom Körper, mit der Natur und dem Meister nebeneinander zu gehen und dies bei vollem Bewusstsein, durch die Hilfe eines Heiligen und ohne irgendwelches Leiden, ohne irgendeine Störung. Das ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine bemerkenswerte Tatsache. Unsere Freude wird keine Grenzen kennen, wenn wir in den Besitz eines Geheimnisses kommen, das den Menschen so viele Jahrhunderte in Verwirrung brachte. Wir werden zum Übermenschen, im Besitz eines Schlüssels zum Inneren Frieden und zum Himmel, wovon wir bis dahin nur in den Heiligen Schriften lasen.

Erhebt Euch deshalb und erwacht, ehe es zu spät ist, diese Heilige Wissenschaft in die Praxis umzusetzen! Wenn wir den Sterbevorgang bei einem Menschen genau beobachten, sehen wir, dass er seine Augen etwas nach oben wendet – wenn sie auch hinterher in die normale Lage zurückgehen können – und dann bewusstlos wird. Wenn sich die Augen zu weit nach oben drehen, stirbt er.

Das Leben entflieht über die Wurzel der Augen und er ist getrennt von den Bindungen an den physischen Körper und die Sinnesorgane. Die Kenntnis von diesem Prozess und die Methode, durch welche man diesen Weg während der Lebenszeit gehen kann, ist die Lösung des Todesproblems. Hierzu sind keine körperlichen Übungen notwendig, keine Drogen zu schlucken und kein blinder Glaube zu züchten.

Das Mysterium des Lebens und des Todes wird leicht gelöst durch die Hilfe eines Meister-Heiligen, Der die Erfahrung dieses Vorgangs vermittelt und den Menschen auf den Weg zu höheren Reichen stellt. Auch wenn Er indirekt durch einen Autorisierten Vermittler handelt, bleibt doch Er die verantwortliche Kraft. Entfernung ist für einen Meister etwas Unwirkliches.

Was wird durch diesen Prozess gewonnen? Dies kann nicht schriftlich niedergelegt werden. Bei der Initiation sieht der Aspirant das Wirkliche Licht in sich, Welches zur Strahlung von vielen Sonnen zusammen anwächst, wenn er auf dem Weg fortschreitet, während das Innere Auge normalerweise von einem dichten Schleier der Dunkelheit bedeckt ist. Er wird nun erkennen, dass die Tradition brennender Kerzen in Kirchen und Tempeln den Menschen an das Göttliche Himmelslicht in ihm selbst erinnern soll.

Er versteht dann, dass der Ununterbrochene, Innere Ton, mit Dem er Verbindung hat, das Göttliche Bindeglied ist, von Christus das Wort genannt, im Koran Kalma und Nidai-Asmani, in den Veden Nad, in den Upanishaden Udgit, von Zoroaster Sraosha, von den Meistern und Heiligen Naam und Shabd.

Der Mensch begegnet dann in sich dem Meister, spricht mit Ihm von Angesicht zu Angesicht, während er auf dem Pfad fortschreitet und ist schon vom Beginn der Initiation an Seiner Gnade, Seiner Führung und Seines Schutzes gewiss, wohin er auch immer gehen mag und sei es bis zum anderen Ende der Welt. Mit offenbaren Beweisen vor sich, hat er nun Vertrauen zu sich selbst und zu dieser Wissenschaft. Erst jetzt kann man ihn im wahren Sinne des Wortes einen Theisten nennen und er kann lächeln über diejenigen, die von der Religion als einem Narrenparadies, einem Trugbild von listigen Priestern heraufbeschworen, von der Meinung der Masse oder von einem idiotischen Traum sprechen. Er fand den sicheren Eingang durch die Himmelstür in diesem Leben, um sowohl die äußeren wie auch die inneren Geheimnisse der Natur zu schauen. Er klopfte wahrlich an die Himmelstür und trat ein.

Gegenteilige Meinungen können seinen Glauben in diese Wissenschaft nicht mehr erschüttern, da der Meister ihn aufwärts führt.

Der Tod wird zu einem willentlichen Vorgang. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden eins und er hält die Unumstößliche Wahrheit, den Kern aller Intelligenz in seiner Hand. Befreit vom Körper, der nun einer in Tücher gewickelten Schale gleicht, fühlt er, dass er Seele ist, ein untrennbarer Teil des Ewigen Geistes und er drängt vorwärts zu seinem Ursprünglichen Quell.

Die Welt erscheint ihm wie ein Traum; aber unter der Anweisung seines Meisters kehrt er zu seinem irdischen Leben zurück, weise und furchtlos in der Erfüllung seiner Pflichten.