XXXIX

Wahres Gebet

8. November 1968

Ich habe gerade erklärt, was ein Gebet ist und wie man beten soll. Erstens beten wir immer zu Einem, Dem wir vertrauen, dass Er uns geben kann, wonach wir verlangen. Zweitens vertrauen wir auch darauf, dass Er dazu kompetent ist. Als Erstes sollten wir ganz davon überzeugt sein, dass es Gott oder einen Guru gibt oder dass Einer da ist, Der auf unsere Gebete hört.

Welche Art Gebet wird erfüllt? Als Erstes solltet ihr euer Herz fragen, was es will. Euer Herz umfasst nicht nur das, was ihr sagt oder denkt. Manchmal wollt ihr etwas und denkt, es sei gut für euch, aber euer Herz will etwas anderes, stimmt nicht überein. Herz, Zunge und Gedanken sollten in Einklang sein. Nur das Gebet wird erhört, das aus dem Herzen kommt, das unser Mund spricht und das unsere Gedanken nicht anzweifeln. Christus sagte, wenn ihr zu Gott betet, könnt ihr eine Antwort bekommen – aber ganz sicher ist es nicht. Wenn ihr Gott in meinem Namen bittet, sind die Chancen schon größer, dass Er euch erhört – bittet ihr mich aber selbst, bekommt ihr, was ihr wollt.

Was bedeutet das? Wenn ihr zu Gott betet und nicht darauf vertraut, dass Er existiert oder wirklich kompetent ist, eure Bitte zu erfüllen, wie kann euer Gebet dann erhört werden? Zudem sollte euer Gebet aus dem Herzen kommen und Zunge und Verstand sollten dasselbe sagen. Sie sollten nicht voneinander abweichen – ein solches Gebet wird erhört. Wenn Christus also sagte, dass Gott euch vielleicht gibt, was ihr wollt, wenn ihr zu Ihm betet, dass eure Chancen aber größer sind, wenn ihr Gott in Seinem Namen bittet, so wollte er damit betonen, dass ein an Ihn gerichtetes Gebet sicher erfüllt wird. Einer, der zu Christus betete, als Er auf Erden war, war davon überzeugt, dass Christus existierte, weil er Ihn sah. Aus dem gleichen Grund hatte er auch volles Vertrauen in Seine Kompetenz.

Wenn wir also ganz an den Meister glauben und von Seiner Kompetenz überzeugt sind und von Herzen zu Ihm beten, muss unser Gebet erhört werden. Die früheren Meister sagten, wenn ihr so betet, wird euch Gott bei der Hand nehmen und sagen:

Nun, mein Kind, sag‘ mir, was du willst!

Versteht ihr, was ich meine? Gott wird einem solchen Gebet Gehör schenken, denn Er sieht, dass Herz, Mund und Verstand in Einklang sind und ihr ganz darauf vertraut, dass Er euch erhören wird.

Manchmal will ein Kind unbedingt etwas haben, das zwar verzuckert, aber dennoch giftig ist. Was wird da seine Mutter tun?

Trotz all seines Flehens wird sie sagen:

Gut, mein Kind, ich werde es dir bestimmt geben,

und dennoch gibt sie es ihm nicht.

Manchmal ist das, worum ihr bittet, nicht in eurem wirklichen Interesse, und der Vater wird es euch nicht geben. Worum sollen wir also beten? Manchmal bitten wir um etwas Bestimmtes und wenn wir es bekommen, dann empfinden wir Reue und bitten Gott, es wieder von uns zu nehmen.

Aber wenn ihr betet (und das beste Gebet ist immer das an den Meister):

O Gott, gib uns das, was wirklich zu unserem Besten ist,

so ist dies das ideale Gebet, und Er wird es erfüllen. Er weiß, was wirklich in eurem Interesse ist – aber denkt daran, Er wird euch kein Gift geben!

Manche Menschen sind reich, andere arm. Manche leben nur kurz, andere leben lang. Manche sind glücklich, andere in Not. All dies ist die Folge früherer Karmas und daher unvermeidbar.

Wir bitten Gott immer um Dinge dieser Welt – warum aber beten wir nicht zu Ihm:

O Gott, wir möchten Dich finden, komm zu uns oder zieh uns zu Dir.

Der Meister ist der Mittler. Gott spricht durch Ihn. Wenn ihr zum Meister betet, bekommt ihr das, was wirklich zu eurem Besten ist. Ein Gebet, das von Herzen kommt und sich durch Gedanken und Worte ausdrückt, wird erhört. Wenn ihr beten wollt, dann geht in euer Zimmer und betet ganz allein. Wenn ihr voller Zuversicht betet und dessen gewiss seid, dass der Eine, zu Dem ihr betet, existiert und kompetent ist, und dieses Gebet von Herzen kommt, wird es natürlich erhört.

Da gibt es zum Beispiel eine Erzählung über die vier verschiedenen Arten von Hingabe, die Ehefrauen ihren Ehemännern entgegenbringen.

Die erste Art ist an andere Männer gebunden, obwohl sie äußerlich voll ergeben ihrem Ehemann gegenüber erscheint. Ehrlich gesagt, Ehefrauen und Ehemänner sollten wie eine Seele wirken in zwei Körpern. Wir sind wie die Frau, die äußerlich ihrem Mann ergeben war, jedoch immer an andere dachte. Wir haben keine Überzeugung, wir sind nicht voll und ganz Gott oder dem Meister ergeben.

Manche Ehefrauen sind ergeben, aber sie möchten etwas dafür zurückhaben. Diese Art von Hingabe ist zweitklassig. Wenn ihr nicht das gegeben wird, was sie will, nimmt sie das übel.

Die dritte Art von Ehefrau wird zu Ihrem Ehemann beten, wenn sie etwas haben möchte, aber ob er ihr es nun gibt oder nicht, sie bleibt ihm ergeben.

Aber die vierte und höchste Art der ergebenen Ehefrau wird denken:

Nun gut, mein Ehemann kennt meinen Zustand, er sieht mich täglich und wird nach meinen Bedürftnissen schauen. Wenn ich akzeptabel bin für ihn in diesen zerlumpten Kleidern, was kann ich mehr wollen?

Dies ist die höchste Form der ergebenen Seele.

Ob wir reich sind oder arm, glücklich oder in Bedrängnis, Er kennt unser Schicksal. Wir sind doch alle Seine Kinder, immerhin, ist es nicht so? Also, diese Art ist die höchste Form der Hingabe.

Obwohl Ihr alles vor Ihm darlegt was Ihr wollt, seid nicht übelnehmerisch, wenn Er euch euer Gebet nicht erfüllt. Alles hängt von der Ergebenheit ab, und davon gibt es viele Arten, Beispiele welche ich euch schon gegeben habe. Dies sind die Dinge, welche zu praktizieren sind und wonach zu leben ist. Die Bücher geben einen Hinweis darauf, aber nicht in einer so klaren Weise, wie ich es euch jetzt gebe. Es gibt auch verschiedene Grade von Heiligen. Die höchste Art ist wie die einer Eherau, die ihren Mann um nichts bittet und völlig darauf vertraut, dass er sich um ihre Bedürfnisse kümmert. Jetzt solltet ihr beurteilen, wo ihr steht.

Eines Abends saß ich bei meinem Meister, und Dr. Julian Johnson war auch da. Es war ungefähr zehn Uhr an einem Winterabend. Johnson stellte dem Meister eine Frage.

Er fragte:

Ist es notwendig, zu beten?

Der Meister antwortete auf unserer Ebene. Er sagte:

Die Arbeit des Schülers ist es, zu beten – aber um etwas Höheres, nicht um weltliche Dinge.

Wenn ein Schüler nicht vollkommen ist, so fordert er, will er etwas vom Meister. Wenn wir beten, sitzen wir einfach da wie ein Ringer oder Turner und denken, wir müssen uns durch eigene Kraft erheben. So geht es nicht.

Ihr solltet euch demütig hinsetzen und beten:

O Gott, hilf mir, o Meister, hilf mir – ich stehe vor Deiner Tür, bitte erhebe mich!

Vor Seiner Tür zu sitzen, zu warten und alle Hoffnung in Ihn zu setzen – diese Art von Gebet wird euch helfen. Ihr werdet einen Auftrieb erfahren.

Stellt euch vor, ihr steht in der Tür und sagt:

Komm bitte herein,

aber ihr tretet nicht zur Seite. Wie kann Er da eintreten?

Diese Dinge müssen wir richtig verstehen und danach leben.Vielleicht verstehen es die meisten von euch – aber lebt ihr auch danach? Das ist der springende Punkt. Diese Art von Gebet wird euch also helfen. Er ist euer Vater, und ihr seid Seine Kinder. Gott im Meister ist auch euer Vater. Ihr solltet geradewegs zu Ihm gehen, ohne Vorbehalte, wie ein Kind.

Christus sagte:

Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich.

Wenn ihr euch zum Gebet niedersetzt, dann zieht euch von außen zurück und vertraut Seiner Befugnis ganz und voller Zuversicht. Betet einfach und wartet.

Wenn ihr zu Ihm betet und sagt:

Komm bitte herein,

aber ihr geht nicht aus der Tür, welchen Sinn hat solch ein Gebet? Es spielt keine Rolle, welcher Religion ihr angehört. Das hat nichts mit Religionen zu tun. Es ist etwas, das ihr verwirklichen müsst. Wenn ihr an Seiner Tür empfangen werden wollt, dann betet mit derart ungeteilter Aufmerksamkeit, dass ihr die Welt vergesst und so, wie ich es euch eben erklärt habe. Wenn ihr danach lebt, wird euer Gebet erhört.